Perzeption

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Perzeption sind die Schritte der Wahrnehmung inklusive des Wahrnehmungsinhalts bekannt. Zur Perzeption zählen damit unbewusste Prozesse wie die Filterung und Bewertung von Reizen und bewusste Prozesse wie die Einordnung und Interpretation der Wahrnehmung. Perzeptionsstörungen können psychische oder physische Ursache haben.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Perzeption?

Als Perzeption sind die Schritte der Wahrnehmung inklusive des Wahrnehmungsinhalts bekannt. Zur Perzeption zählen damit unbewusste Prozesse wie die Filterung und Bewertung von Reizen und bewusste Prozesse wie die Einordnung und Interpretation der Wahrnehmung.

Die menschliche Wahrnehmung ist von zahlreichen Teilprozessen geprägt. Die Sinneszellen sind die erste Instanz der Wahrnehmung. Reize aus der äußeren Welt oder dem eigenen Körper erreichen diese Rezeptoren, werden zu Aktionspotenzialen umgewandelt und wandern über afferente Nervenbahnen ins zentrale Nervensystem.

Nicht alle Reize werden überhaupt verarbeitet. Die Wahrnehmung arbeitet mit Filtersystemen, die als Schutz vor Reizüberlastung dienen. Nur relevante Reize können das Bewusstsein des Menschen überhaupt erreichen. Im zentralen Nervensystem werden Reize integriert, aufsummiert, geordnet und im letzten Schritt interpretiert.

Der Vorgang der Perzeption umfasst sämtliche Teilschritte des menschlichen Wahrnehmungsprozesses. In der weiter gefassten Definition bezieht sich die Perzeption auch auf den Inhalt der Wahrnehmung, der aufgrund der Bewertungs- und Filterprozesse immer ein subjektiver ist. Ein Perzept von einer bestimmten Situation entspricht niemals einem objektiven Eindruck, sondern lediglich einem subjektivierten Teilaspekt der Wirklichkeit. Die Perzeption umreißt dabei die einzelnen Schritte, die diesen Teilaspekt der Wirklichkeit im menschlichen Bewusstsein entstehen lassen.

Funktion & Aufgabe

Perzeptionen bestehen aus unbewussten Prozessen der individuellen Wahrnehmungs- oder Informationsverarbeitung. Im Bewusstsein des einzelnen entstehen durch diese Prozesse Vorstellungsbilder der wahrgenommenen Teilaspekte. Perzeption führt damit zu einer unwillentlichen und unbewussten Art und Weise der Auswahl, Strukturierung und Einordnung von Wahrnehmungen. Damit entspricht die Perzeption einer selektiv-subjektiven Bestandsaufnahme von Situationen der äußeren Umwelt.

Zusammen mit den subjektiven Inhalten der Wahrnehmung bezeichnet der Begriff die neurophysiologischen Grundlagen der Sinneswahrnehmung. Die gedankliche Verarbeitung der Wahrnehmung entspricht einem Aufmerksamkeitslenken, Erkennen, Beurteilen und Subsumieren im Sinne der Kognition. Zur Perzeption zählen aber auch die unbewussten und emotionalen Prozesse während der Wahrnehmungsverarbeitung, die unter dem Begriff des Empfindens zusammengefasst werden können.

Als Begriff wurde Perzeption erstmals in der Stoa zur Kennzeichnung klarer und unfehlbarer Wahrnehmung angewandt. René Descartes übernahm den Begriff als perceptio ab imaginatione et a sensibus und meint damit ein Erfassen mithilfe der Vorstellungskraft und der Sinne. Der Begriff prägte den Empirismus und Sensualismus und entsprach im weitesten Sinne der sinnlichen Wahrnehmung. George Berkeley prägte die Vorstellung "Sein ist Wahrnehmen" und band damit das Leben selbst an den Wahrnehmungsbegriff. Gottfried Wilhelm Leibniz verwendete erstmals den Begriff einer kleinen Perzeption, die sich unter der Schwelle zum Bewusstsein ereignet. Für Immanuel Kant war die Perzeption eine Unterform der Vorstellung, die den subjektiven Zustand des Einzelnen verändert. Mit Johann Friedrich Herbart erfuhr der Begriff der Perzeption eine Wende, da er damit die Aufnahme des sinnlich Wahrgenommenen bezeichnete.

Im heutigen Verständnis beinhaltet die Perzeption einerseits die Wahrnehmungskette und besteht damit aus einem eintreffenden Reiz, der Transduktion, der Verarbeitung, der Wahrnehmung, der Wiedererkennung und einer Handlung. Andererseits beinhaltet der heutige Begriff auch die Kognition von Wahrgenommenem und umgreift damit auch Filtereffekte, Kontextabhängigkeit und Erfahrungseinfluss.

Im biologischen Sinn entspricht die Perzeption sowohl der Aufnahme und der Verarbeitung von sensorischer Information und Reizen, als auch der Prozessierung und der Interpretation dieser Reize. Sinnesreize sind erst dann Perzepte, wenn sie eine kognitiv subjektive Verarbeitung erfahren.


Krankheiten & Beschwerden

Die Perzeption hat nur dann klinische Relevanz, wenn sie pathologisch verändert ist. Eine solche Veränderung kann auf physiologische Ursache zurückzuführen sein, aber auch rein psychische Ursachen haben. Bei psychischen Ursachen ist von einer verzerrten Wahrnehmung die Rede. Krankheitsbilder wie Paranoia und Depressionen zeichnet eine solche aus.

Da die Perzeption von subjektiven Filtern geprägt ist, kann eine psychische Ursache für pathologische Wahrnehmungen zum Beispiel einer traumatischen Erfahrung entsprechen. Auf Basis der vorausgegangenen Erfahrungen werden Reize gefiltert und interpretiert. Eine Wahrnehmungsverzerrung kann damit zum Beispiel einem extrem pessimistischen Weltbild entsprechen, das vornehmlich schlechte Eindrücke aus der Realität ins Bewusstsein des Betroffenen übertreten lässt und damit eine Depression begünstigt.

Von einer Wahrnehmungsverzerrung ist die Rede, sobald sich das subjektive Perzept des Individuums extrem von der objektiv vorliegenden Realtität unterscheidet. Eine Wahrnehmungsverzerrung prägt zum Beispiel Krankheitsbilder wie die Anorexie.

Physiologische Ursachen für gestörte Perzeption sind dagegen vor allem neurologische Störungen oder Erkrankungen. Die Sinneszellen sind als erste Instanz der Wahrnehmung über afferente Nerven mit dem zentralen Nervensystem verbunden. Wenn diese afferenten Nervenbahnen im Rahmen eines Traumas, einer Tumorerkrankung, einer Entzündung oder Degeneration beschädigt werden, können Missempfindungen auftreten. Auf der Haut kann eine solche Missempfindung zum Beispiel einem gestörten Kalt-Heiß-Empfinden oder einem Taubheitsgefühl entsprechen.

Neben Läsionen der afferenten Bahnen können auch Läsionen im Gehirn die Verarbeitung von Reizen stören. Solche Läsionen können beispielsweise auf Erkrankungen wie Multiple Sklerose zurückgehen. Auch Schlaganfälle oder Tumore im zentralen Nervensystem können die Perzeption verändern oder sogar unmöglich machen.

Physiologische Perzeptionsstörungen stellen sich mitunter auch nach dem Konsum von Drogen ein. Einige Drogen enthalten beispielsweise Substanzen, die als Neurotransmitter aktiv werden können. Halluzinationen verschiedener Sinnessysteme können daher mit Drogenkonsum einhergehen.

Die Ursachen für eine gestörte Perzeption können dementsprechend vielfältig sein und bedürfen immer einer ärztlichen Abklärung. Bei dieser Abklärung wird zunächst eruiert, ob der gestörten Perzeption eine körperliche oder psychische Ursache zugrunde liegt.

Quellen

  • Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013

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