Proktologe

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. September 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Proktologe ist zuständig für Erkrankungen im Bereich des Enddarms. Dazu zählen schwere Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Darmkrebs, aber auch Krankheitsbilder wie Hämorrhoiden oder Analfissuren, die chirurgisch oder nichtinvasiv vom Proktologen behandelt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Proktologe?

Ein Proktologe ist zuständig für Erkrankungen im Bereich des Enddarms. Dazu zählen schwere Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Darmkrebs, aber auch Krankheitsbilder wie Hämorrhoiden oder Analfissuren.

Ein Proktologe ist ein Facharzt mit einer Zusatzausbildung im Bereich Proktologie und spezialisiert auf Erkrankungen des Dickdarms sowie des Mastdarms.

Die Spezialisierung umfasst deshalb neben allgemeinen Grundkenntnissen der Chirurgie zusätzliche Kenntnisse über Krankheitsbilder des unteren Verdauungstraktes. Neben Darmkrebs und schwerwiegenden entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Cohn oder Colitis ulcerosa gehören zum Behandlungsgebiet eines Proktologen ebenfalls Darmerkrankungen, die chirurgische Eingriffe in einem geringeren Ausmaß erfordern wie Hämorrhoiden, Risse in der Schleimhaut des Afters, Rektumprolaps oder Stuhlinkontinenz.

Einige Proktologen behandeln auch Beckenbodenstörungen wie Perinealhernie oder Rektozele. Zum Erwerb der notwendigen Qualifikation ist grundsätzlich ein abgeschlossenes medizinisches Grundstudium sowie ein Facharztstudium, in den meisten Fällen der Spezialisierung zum Internisten oder Gastroenterologen, erforderlich. Für die Bezeichnung Proktologe ist ein weiteres einjähriges Studium notwendig, zahlreiche Weiterbildungen ergänzen die Qualifizierung des Berufsbildes Proktologe.

Ausbildung & Qualifikation

Ein Proktologe ist ein Facharzt, der sich auf die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Enddarms, Anus und Dickdarms spezialisiert hat. Um Proktologe zu werden, muss man zunächst ein Medizinstudium absolvieren, das in der Regel sechs Jahre dauert und mit dem Staatsexamen abschließt. Nach dem Medizinstudium folgt eine Facharztausbildung in der Chirurgie oder Gastroenterologie, die weitere fünf bis sechs Jahre dauert. Innerhalb dieser Facharztausbildung spezialisiert sich der angehende Proktologe auf die Proktologie, oft durch zusätzliche Weiterbildungen und praktische Erfahrungen in diesem Bereich.

Das Berufsbild des Proktologen umfasst die Behandlung von Erkrankungen wie Hämorrhoiden, Analfissuren, Fisteln, Abszessen, sowie die Diagnose und Therapie von Darmkrebs. Der Proktologe führt sowohl diagnostische Untersuchungen, wie Endoskopien, als auch chirurgische Eingriffe durch.

Die ethische Verantwortung eines Proktologen liegt insbesondere in der sensiblen und respektvollen Behandlung der Patienten, da die Erkrankungen in diesem Bereich oft mit Scham oder Unbehagen verbunden sind. Einfühlungsvermögen und Diskretion sind daher essenziell.

Der Unterschied zwischen einem Proktologen und ähnlichen Berufsgruppen wie Gastroenterologen oder Allgemeinchirurgen liegt in der Spezialisierung. Während Gastroenterologen sich auf den gesamten Verdauungstrakt konzentrieren, sind Proktologen Experten für den Enddarmbereich. Allgemeinchirurgen behandeln ebenfalls proktologische Erkrankungen, haben jedoch eine breitere chirurgische Ausrichtung.

Aufgabenbereich

Der Aufgabenbereich eines Proktologen ist vielfältig und konzentriert sich auf die Diagnose, Behandlung und Nachsorge von Erkrankungen im Bereich des Enddarms, Anus und unteren Dickdarms. Als spezialisierter Facharzt befasst sich der Proktologe mit einer Vielzahl von Krankheitsbildern, die das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können.

Zu den häufigsten Erkrankungen, die im Fokus eines Proktologen stehen, gehören Hämorrhoiden, Analfissuren, Analfisteln, Abszesse, Analthrombosen und Analkarzinome. Hämorrhoiden, eine Erweiterung der Blutgefäße im Analbereich, führen oft zu Beschwerden wie Blutungen, Juckreiz und Schmerzen. Der Proktologe entscheidet je nach Schweregrad über konservative Behandlungsansätze, wie Salben oder minimalinvasive Verfahren, bis hin zu operativen Maßnahmen, wenn die Beschwerden stark ausgeprägt sind.

Analfissuren, also kleine Einrisse in der Analschleimhaut, verursachen starke Schmerzen und Blutungen während und nach dem Stuhlgang. Der Proktologe setzt hierbei zunächst auf konservative Therapien, wie spezielle Salben und Ernährungsanpassungen, und greift bei chronischen oder therapieresistenten Fissuren zu chirurgischen Eingriffen.

Analfisteln sind unnatürliche Verbindungen zwischen dem Enddarm und der Hautoberfläche, die oft durch Entzündungen oder Abszesse entstehen. Sie bedürfen in der Regel einer chirurgischen Therapie, da sie zu wiederkehrenden Infektionen führen können. Der Proktologe entfernt die Fistelgänge operativ und sorgt dafür, dass der betroffene Bereich richtig abheilt.

Abszesse im Analbereich, die zu schmerzhaften Eiteransammlungen führen, müssen häufig chirurgisch geöffnet und entleert werden. Der Proktologe überwacht die Heilung, um sicherzustellen, dass keine weiteren Komplikationen auftreten und keine Fistelbildung erfolgt.

Analthrombosen entstehen durch Blutgerinnsel in den äußeren Hämorrhoidalgefäßen und verursachen akute Schmerzen. Der Proktologe kann durch kleine chirurgische Eingriffe das Gerinnsel entfernen oder konservative Maßnahmen anwenden, um die Symptome zu lindern.

Ein weiterer zentraler Aspekt der proktologischen Tätigkeit ist die Vorsorge und Früherkennung von Darm- und Analkrebs. Hierzu führt der Proktologe Untersuchungen wie die Anoskopie oder Rektoskopie durch, um verdächtige Gewebeveränderungen frühzeitig zu erkennen. Insbesondere die Entfernung von Polypen während einer Koloskopie kann zur Krebsprävention beitragen.

Neben der klinischen Tätigkeit spielt der Proktologe eine wichtige Rolle in der Patientenaufklärung. Er berät über Präventionsmaßnahmen, wie eine ballaststoffreiche Ernährung und die Vermeidung von Risikofaktoren. Außerdem kümmert sich der Proktologe um die Nachsorge nach operativen Eingriffen, überwacht den Heilungsverlauf und passt die Therapie an, um Komplikationen zu verhindern.

Der Proktologe arbeitet häufig interdisziplinär, insbesondere mit Gastroenterologen, Onkologen und Chirurgen, um eine umfassende Versorgung der Patienten zu gewährleisten.

Spezialisierungen

Ein Proktologe hat nach der Facharztausbildung die Möglichkeit, sich in verschiedenen Bereichen weiterzubilden und zu spezialisieren, um sein Wissen und seine Fähigkeiten zu vertiefen. Eine gängige Weiterbildung ist die Spezialisierung in der kolorektalen Chirurgie, die sich mit operativen Eingriffen im Bereich des Dickdarms, Enddarms und Anus beschäftigt. Hier erwirbt der Proktologe fortgeschrittene Techniken zur Behandlung von Erkrankungen wie Darmkrebs, Divertikulitis und komplexen Analfisteln.

Eine weitere Spezialisierung ist die Endoskopie, insbesondere die Ausbildung in fortgeschrittenen endoskopischen Techniken wie der endoskopischen Mukosaresektion (EMR) oder der endoskopischen Submukosadissektion (ESD), die zur Entfernung von Polypen oder Frühstadien von Krebs genutzt werden. Diese Spezialisierung ist besonders wichtig für die Vorsorge und Früherkennung von Darmkrebs.

Proktologen können sich auch in der Pelvic Floor Dysfunktion (Beckenbodenstörungen) spezialisieren, wo sie sich auf die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Beckenbodens wie Inkontinenz und chronische Verstopfung fokussieren.

Zusätzlich gibt es Weiterbildungen in der Rektal- und Analphysiologie, die sich mit der Funktionsdiagnostik dieser Bereiche befassen. Dazu gehören Techniken wie die Anorektale Manometrie oder die Endoanale Sonografie, die der Proktologe zur Diagnose von Funktionsstörungen einsetzen kann. Solche Spezialisierungen erweitern das Behandlungsspektrum und verbessern die Patientenversorgung.

Behandlungen

Das Behandlungsspektrum eines Proktologen umfasst Eingriffe an Dickdarm, Mastdarm und After mittels einer Vielzahl von Verfahren, die geringe oder erhebliche langfristige Auswirkungen für den Patienten haben.

Neben der Vorordnung von Medikamenten (z.B. Salben) können unkompliziert kleinere Behandlungen, beispielsweise von Hämorrhoiden durch Unterbrechung der Blutzirkulation (Verödung), erfolgen. Wucherungen und die Bildung von Narbengewebe im Rektum können zu Verstopfungen führen, die einen Abfluss der Ausscheidungen behindern. Andere Erkrankungen wie Colitis ulcerosa und Divertikulitis können Perforationen im Rektum verursachen. Ein chirurgischer Eingriff eines Proktologen dient der Schaffung einer Öffnung vom Inneren des Körpers nach außen, um Körperausscheidungen zu entfernen.

Bei einer Kolostomie wird ein Teil des Dickdarms durch die Bauchdecke gezogen, während bei einer Ileostomie der gesamte Dickdarm, das Rektum und der Anus entfernt werden müssen. Die meisten vom Proktologen angelegten Kolostomien und Ileostomien sind dauerhaft. Temporäre Kolostomien dienen der Erholung und Heilung erkrankter Darmabschnitte. Bei der moderneren laparoskopischen Chirurgie werden vom Proktologen durch einen kleinen Schnitt in den Bauch winzige Instrumente eingeführt und mittels einer kleinen Kamera gesteuert.

Diagnose- & Untersuchungsmethoden

Einige Krankheiten können vom Proktologen mittels minimal-invasiver Chirurgie behandelt werden. Die Feststellung, ob eine Operation notwendig ist, trifft der Proktologe auf Grundlage einer umfangreichen Anamnese, der Stärke auftretender Schmerzen und der Ergebnisse verschiedener diagnostischer Tests.

Sofern nicht bereits eine Inaugenscheinnahme oder ein Betasten eine Diagnose ermöglichen, können Verfahren wie die Koloskopie, Sigmoidoskopie und radiologische Untersuchungen helfen, den Zustand des Verdauungstraktes darzustellen. Die gastroenterologische Radiologie erlaubt mittels verschiedener Röntgenuntersuchungen von Kolon und Rektum unter Anwendung eines Bariumeinlaufs Geschwüre, Zysten, Polypen, Divertikel (Beutel im Darm) oder Krebs zu identifizieren.

Bei der Sigmoidoskopie wird ein flexibler Schlauch mit einer Miniatur-Kamera in den Enddarm eingeführt, so dass der Proktologe die Schleimhaut des Enddarms und des letzten Drittels des Darmtrakts untersuchen oder Gewebe für eine Biopsie entnehmen kann. Diese Untersuchung ist einer der wichtigsten Screening-Tests für Darmkrebs. Eine Koloskopie unter Einfluss eines Betäubungsmittels ermöglicht dem Proktologen die Begutachtung des gesamten Darmtraktes.

Ebenfalls mittels einer Miniaturkamera wird bei einer Endoskopie durch den Proktologen die Auskleidung von Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Zwölffingerdarm untersucht. Die Magnetresonanztomographie (MRT) sowohl vor wie auch während einer Operation wendet ein Proktologe an, um die genaue Lage erkrankten Gewebes zu bestimmen. Zur optimalen Vorbereitung einer Operation kann ein Proktologe darüber hinaus ebenfalls Blut- und Urinproben oder ein EKG veranlassen.


Moderne Technologien und Hilfsmittel

Ein Proktologe verwendet eine Vielzahl diagnostischer Geräte, Instrumente und Ausrüstungen, um eine präzise Diagnose und effektive Behandlung sicherzustellen. Eines der grundlegendsten Instrumente ist das Proktoskop, ein röhrenförmiges Gerät, das in den Anus eingeführt wird, um den unteren Teil des Enddarms und den Analkanal zu untersuchen. Dieses Instrument ermöglicht dem Proktologen, Veränderungen der Schleimhaut, wie Hämorrhoiden, Risse oder Tumoren, zu erkennen.

Ein weiteres wichtiges Gerät ist das Rektoskop, das ähnlich funktioniert wie das Proktoskop, jedoch tiefer in den Enddarm eingeführt wird, um eine detailliertere Untersuchung des Rektums zu ermöglichen. Zusätzlich verwendet der Proktologe häufig die Anoskopie, bei der ein spezielles Anoskop zum Einsatz kommt, um den Analkanal zu betrachten.

Für die bildgebende Diagnostik nutzt der Proktologe die Endoanale Sonografie, ein Ultraschallverfahren, das detaillierte Bilder der Analschleimhaut und der umliegenden Strukturen liefert. Dies ist besonders nützlich bei der Diagnose von Fisteln, Abszessen oder Tumoren.

Bei der Funktionsdiagnostik wird häufig die Anorektale Manometrie eingesetzt, um den Druck im Analkanal zu messen und Funktionsstörungen des Schließmuskels zu diagnostizieren.

Zur Behandlung von Hämorrhoiden und anderen proktologischen Erkrankungen verwendet der Proktologe oft Instrumente wie Ligaturgeräte (für Gummibandligaturen) und Skalpelle oder Lasergeräte für chirurgische Eingriffe. Diese Ausrüstungen ermöglichen eine präzise und effektive Behandlung der proktologischen Beschwerden.

Worauf sollte der Patient achten?

Aufgrund der besonderen Intimität des betroffenen Körperabschnittes verschweigen Betroffene oft ihre Beschwerden und suchen erst spät einen Proktologen auf. In der Regel wird der behandelnde Hausarzt eine entsprechende Überweisung an einen geeigneten Proktologen ausstellen. Diese sind entweder in Krankenhäusern, proktologischen Ambulanzen oder als selbständige Ärzte niedergelassen.

Letztlich wird ein Patient sein Schamgefühl überwinden müssen, um eine erfolgreiche Behandlung zu ermöglichen. Insofern sollte die Atmosphäre in der Praxis und im Erstgespräch mit dem Proktologen stimmig sein.

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