Roemheld-Syndrom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Krankheiten Roemheld-Syndrom
Das Roemheld-Syndrom ist eine Bezeichnung für Herzbeschwerden, die durch Gasansammlungen im Magen-Darm-Trakt entsteht. Es kommt zu Symptomen wie Herzklopfen oder Kurzatmigkeit.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist das Roemheld-Syndrom?
Das Roemheld-Syndrom wurde erstmals Anfang des 20. Jahrhunderts vom Internisten Ludwig von Roemheld aus Gundelsheim beschrieben.
Beim Roemheld-Syndrom treten Magen-Darm-Beschwerden auf. Diese werden durch Gasansammlungen im Darm und im Magen hervorgerufen. In schweren Fällen kann das Roemheld-Syndrom mit der Angina pectoris oder mit einem Herzinfarkt verwechselt werden.
Ursachen
Auch funktionelle Störungen des Magen-Darm-Trakts können Ursache eines Roemheld-Syndroms sein. Funktionelle Magen-Darm-Beschwerden sind Krankheitszeichen oder Symptome, die ohne erkennbare organische Ursache auftreten. Ebenso kann es aber auch durch eine Entzündung im Magen-Darm-Bereich zu einer vermehrten Gasbildung kommen. Häufiger Grund für Gase im Magen-Darm-Trakt sind zudem Nahrungsmittelintoleranzen. Am häufigsten finden sich Intoleranzen gegen Laktose oder Fruktose. Ursache dieser Unverträglichkeiten ist meist ein Enzymmangel.
Auch bei einer Störung der Gallenblasenfunktion kann es zum Roemheld-Syndrom kommen. Wenn die Gallensäfte nicht richtig fließen, kann aufgenommenes Nahrungsfett im Darm nicht verdaut werden. Die Folge sind Fäulnis- und Gärungsprozesse. Ein eher seltener Grund für das Roemheld-Syndrom ist die sogenannte Hiatushernie. Diese wird auch als Zwerchfellhernie bezeichnet, da ein Teil des Magens durch das Zwerchfell in den Brustraum eintritt. Das Roemheld-Syndrom kann zudem nach Einnahme von Säureblockern mit Natriumbicarbonat auftreten.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Durch die Luftansammlung in Magen und Darm wird das Zwerchfell nach oben gedrückt. Dort übt es direkten oder indirekten Druck auf das Herz aus. Die Folge sind verschiedene Herzbeschwerden. Es kommt zu Herzklopfen, eventuell sogar zu Extrasystolen. In einigen Fällen tritt auch eine Sinusbradykardie auf. Eine Sinusbradykardie ist eine Herzfrequenz von weniger als 60 Schlägen pro Minute.
Sie geht vom Sinusknoten, einem Schrittmacher im Herzen, aus. Die Symptome des Roemheld-Syndroms ähneln der Angina pectoris und sogar auch dem Herzinfarkt. Die Betroffenen leiden unter anfallsartigen Schmerzen in der Brust. Diese können Sekunden, Minuten und selten auch Stunden dauern. Die Patienten beschreiben diese Schmerzen oft als ein Brennen. Nicht selten werden die Symptome mit dem Sodbrennen verwechselt.
Die Schmerzen können in die Brustkorbseiten, in die Schultern, die Oberarme, den Oberbauch, den Hals und den Unterkiefer ausstrahlen. Zusätzlich treten beim Roemheld-Syndrom Hitzewallungen und Schwindel auf. In schweren Fällen werden die betroffenen Patienten sogar ohnmächtig.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Bei der Diagnose des Roemheld-Syndroms gilt es in erster Linie, organische Herzerkrankungen als Ursache für die Beschwerden auszuschließen. Dafür wird zunächst ein EKG angefertigt. Das EKG zeichnet die elektrischen Aktivitäten der Herzmuskelfasern auf. Auch ein Langzeit-EKG wird in der Regel durchgeführt. Dabei wird die Herzstromkurve über einen Zeitraum von 24 Stunden aufgezeichnet.
Bringt das EKG noch keinen Aufschluss, erfolgen weitere Untersuchungen des Herzens. Mittels kardialer Computertomographie können die Herzkranzgefäße hochauflösend dargestellt werden. Eventuelle Verengungen oder Thrombosierungen können so festgestellt werden. Eine bessere Beurteilung des Gefäßzustandes erlauben allerdings die Echokardiografie und die Linksherzkatheteruntersuchung. Eventuell wird bei den betroffenen Patienten zudem eine Kardio-MRT durchgeführt.
Komplikationen
Dadurch kann die Herzfrequenz deutlich absinken, sodass es zu Schwindelgefühlen oder auch zu einem Ohnmachtsanfall kommen kann. Die Betroffenen sind dabei in vielen Fällen auf einen Herzschrittmacher angewiesen, um weiterhin überleben zu können. Es treten starke Schmerzen in der Brust auf und die Patienten leiden an einem brennenden Gefühl im Hals oder im Bereich des Herzens.
Auch die Arme oder die Schultern können dabei von den Schmerzen betroffen sein, da sich diese ausbreiten. Die Lebensqualität des Betroffenen wird dabei deutlich eingeschränkt. Die Behandlung des Roemheld-Syndroms richtet sich in der Regel immer nach der Grundursache. Dabei kann diese mit Hilfe von Antibiotika stattfinden und Entzündungen bekämpfen. Komplikationen treten dabei nicht auf. Auch das Trinken von Tees kann die Blähungen im Bauch deutlich reduzieren. Bei einer erfolgreichen Behandlung wird die Lebenserwartung des Patienten nicht beeinflusst.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Das Roemheld-Syndrom erfordert nach der gesicherten Diagnose im Grunde keinen weiteren Arztbesuch mehr. Dennoch gibt es Gründe, die den Gang zum Mediziner unter Umständen notwendig machen. Das gilt für die Fälle, in denen die Gasansammlungen, die zu den Herzsensationen führen, für den Patienten nicht beherrschbar werden. Hier helfen der Hausarzt oder Internist, aber auch Diätassistenten als kompetente Ansprechpartner weiter. Oft ist auch Bewegungstherapie sinnvoll, die die Gasansammlungen im Darm deutlich reduzieren können.
Ein weiterer Grund für den Arztbesuch beim Roemheld-Syndrom ist eine Veränderung der Herzaktionen, die durch das Gas im Bereich von Darm und Magen hervorgerufen werden können. Entsteht Herzrasen oder Herzstolpern in einem Maß, das bisher unbekannt war, ist der Mediziner, unter Umständen auch ein Kardiologe, aufzusuchen. Er wird klären, ob durch das Roemheld-Syndrom nicht eine bislang unentdeckte Herzerkrankung verschleiert wird.
In vielen Fällen stört das Roemheld-Syndrom mit seinen Symptomen auch den Schlaf der Betroffenen. Oft kommen Ängste hinzu, da die Betroffenen die Herzaktionen, die im Grunde harmlos sind, für bedrohlich erachten. Hier kann der Hausarzt im Gespräch helfen und in Fällen, in denen die Angst nicht beherrschbar scheint, auch zum Psychologen überweisen. Auch Entspannungsmethoden wie die Progressive Muskelrelaxation oder Yoga können helfen, Ängste abzubauen und Schlaflosigkeit spürbar zu reduzieren.
Behandlung & Therapie
Die Therapie ist abhängig von der Ursache. Bei Laktoseintoleranz sollten Milch und Milchprodukte wie Joghurt, Käse oder Quark gemieden werden. Je nach Schweregrad der Intoleranz müssen die Patienten eine laktosearme oder eine laktosefreie Diät einhalten. Das fehlende Enzym Lactase kann zudem als Tablette zugeführt werden. Damit vertragen die Patienten einige laktosehaltige Lebensmittel wieder.
Die Behandlung der Fruktoseintoleranz besteht aus einer sorbitfreien und einer fruktosearmen Ernährung. Liegt dem Roemheld-Syndrom eine Gastroenteritis zugrunde, so muss diese je nach Erreger eventuell mit Antibiotika behandelt werden. Ausgeprägte Zwerchfellhernien müssen operativ beseitigt werden. Zusätzlich zur Behandlung der Grundursache können beim Roemheld-Syndrom Antikarminativa zum Einsatz kommen.
Antikarminativa sind Mittel gegen Blähungen. Karminativ wirken insbesondere pflanzliche Arzneidrogen mit ätherischen Ölen. Zu den karminativen Pflanzen gehören Anis, Fenchel, Kümmel, Pfefferminze, Kamille und Koriander. Diese Öle wirken entkrampfend auf die glatte Darmmuskulatur und haben einen antimikrobiellen Effekt. Die Durchblutung der Darmschleimhaut wird zudem gesteigert. Diese Wirkungen führen zu einer verringerten Bildung von Gärungsgasen.
Vorbeugung
Zur Vorbeugung des Roemheld-Syndroms sollten blähende Lebensmittel und Getränke vermieden werden. Hülsenfrüchte, Kohl, Zwiebeln, Nüsse und einige Fruchtsorten wirken genauso blähungstreibend wie Stärke, Tiefkühlkost und künstliche Süßstoffe. Auch Kohlensäure in Getränken kann zu Gasansammlungen im Magen-Darm-Trakt führen. Gemüse sollte nur in Ausnahmen roh verzehrt werden.
Es empfiehlt sich, das Gemüse vor dem Verzehr kurz zu dünsten. So können die Enzyme im Verdauungstrakt das Gemüse besser aufspalten. Es kommt zu weniger Gärungs- und Fäulnisprozessen. Neuere Studien zeigen, dass die regelmäßige Einnahme von Probiotika Gasbildung im Darm Magen-Darm-Trakt vorbeugen kann. Insbesondere die Bakterienart Lactobacillus scheint hier eine Rolle zu spielen.
Empfehlenswert ist auch eine Kur mit Apfelessig. Dafür einfach dreimal täglich einen Teelöffel Apfelessig mit einem halben Glas Wasser auf nüchternen Magen trinken. Die Kur sollte über drei Wochen durchgeführt werden. Um dem Roemheld-Syndrom vorzubeugen, sollten zudem üppige Mahlzeiten vermieden werden. Besser als wenige große Mahlzeiten sind fünf bis sechs kleine Portionen, die über den Tag verteilt gegessen werden.
Nachsorge
Das Roemheld-Syndrom ist ein Beschwerdebild, das für die Nachsorge besonders zugänglich ist und die Mitarbeit des Patienten unbedingt benötigt. Dies ist darin begründet, dass das Roemheld-Syndrom mit dem Verhalten des Patienten meist in engem Zusammenhang steht. Um die typischen Beschwerden langfristig zu vermeiden, sind oft Verhaltensänderungen nötig, die auch im Rahmen der Nachsorge beibehalten werden sollten.
Dazu gehört, vor dem Schlafengehen keine üppigen Mahlzeiten mehr einzunehmen. Das Gleiche gilt für fette oder blähende Speisen, da auch diese das Roemheld-Syndrom auslösen können. Das Schlafen mit einem etwas erhöhten Oberkörper kann die Symtome verhindern oder zumindest lindern. Eine ausreichende Trinkmenge ist auch in der Nachsorge des Roemheld-Syndrom wichtig. Kohlensäure kann die Beschwerden anfachen. Deshalb sind vor allem stilles Wasser und Kräutertees in der Nachsorge beim Roemheld-Syndrom ideal. Auf Alkohol sollte ebenso verzichtet werden wie auf den Genuss von Nikotin.
Oft steht das Roemheld-Syndrom mit Übergewicht in Verbindung. Daher empfiehlt es sich für diese Patienten, in die Nachsorge die Gewichtsreduktion konsequent einzubinden. Hierzu eignet sich vor allem Bewegung, die in Abstimmung mit Sportlehrern oder Fitnesstrainern in ein individuelles Nachsorgekonzept integriert werden kann. Diätassistenten oder Ernährungsberater helfen bei der richtigen Kost, die aus viel Obst und Gemüse besteht und wenig Fettes beinhaltet.
Das können Sie selbst tun
Das Roemheld-Snydrom ist für die Selbsthilfe im Alltag besonders zugänglich, es macht die aktive Mitarbeit von Patienten bei Bewältigung dieses Erscheinungsbildes sogar unverzichtbar. Denn Herzsensationen, die durch einen vollen Magen zustandekommen, erfordern, dass die Fülle des Mageninhalts bewusst in einem angenehmen Maß gehalten wird. Das bedeutet, nicht so viel zu essen, bis ein deutliches Völlegfeühl auftritt, sondern bereits vorher aufzuhören.
Das Zerkleinern der Nahrung durch konsequentes Kauen und eine ausreichende Trinkmenge spielen in diesem Zusammenhang ebenfalls eine wichtige Rolle. Blähende Speisen wie etwa Hülsenfrüchte sind zudem besser zu reduzieren. Das Gleiche gilt für Fettes und Unverdauliches, das schwer im Magen liegt. Die Speisen sollten vor allem beim Abendessen bewusst eingenommen werden. Schwere Kost vor dem Zubettgehen kann das Roemheld-Syndrom unter Umständen nämlich noch verstärken, da der Mageninhalt in Rückenlage nach oben gedrückt wird.
Auch Bewegung ist ein wichtiger Faktor, wenn es um die Bewältigung des Roemheld-Syndroms im Alltag geht. Denn der Verdauungstrakt reagiert positiv auf Bewegung und kann dadurch aktiviert werden. Ein Spaziergang nach dem Essen ist hier oft sehr hilfreich. Beim akuten Roemheld-Syndrom ist leichte Bewegung ebenfalls besser als das Schonen in Rückenlage. Auch sanfte Massage im Bauchbereich kann die Verdauung unter Umständen etwas beschleunigen und die Symptome bald mildern.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013