Fettfilm
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Fettfilm der Haut ist eine chemische, leicht saure Fett-Wasser-Schicht auf der Hautoberfläche, die sich aus den Sekreten der Talg- und Schweißdrüsen zusammensetzt. Diese Schicht wirkt auf Krankheitserreger wie eine chemische Barriere. Zu trockene Haut kann diese Barrierefunktion aufheben.
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Was ist der Fettfilm?
Die menschliche Haut trägt einen natürlichen Film aus Wasser und Fett. Dieser Film stammt aus den Hautdrüsen, die sich in Talg- und Schweißdrüsen unterteilen lassen. Sie enden in Ausgangskanälen und kontraktilen Drüsenendstücken an der Hautoberfläche. Sowohl Schweiß, als auch Talg und Abbauprodukte der Verhornungsprozesse werden aus diesen Kanälen abgegeben. Die Sekrete der Hautdrüsen bilden auf der Haut den Fettfilm.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wird der natürliche Wasser-Fett-Film zuweilen auch als Säureschutzmantel der Haut bezeichnet. Schon in vorausgegangenen Jahrhunderten stellten Mediziner fest, dass die gesamte Haut von einer solchen Säureschicht bedeckt ist. Der Mediziner Alfred Marchionini zog im 20. Jahrhundert neue Schlüsse über die Funktion dieses sauren Films.
Der schwach saure ph-Wert der Haut liegt beim Menschen zwischen vier und sieben und soll die Epidermis laut Marchionini vor allem vor Krankheitserregern schützen, indem Bakterien abgewehrt werden. Da einige Bakterien aber auch in leicht saurem Milieu gedeihen können, steht diese Theorie heute in der Kritik. Die antibakterielle Funktion des Wasser-Fett-Films soll nach dem Stand der heutigen Wissenschaft also nicht an dem Säuregehalt liegen, sondern an den im Fettfilm enthaltenen Peptiden und Lipiden.
Funktion & Aufgabe
Zu den wichtigsten Elektrolyten des menschlichen Körpers zählen vor allem Salze wie Natrium, Kalium, Calcium oder Magnesium, die im elektrischen Feld dissoziieren. Harnsäure befindet sich vor allem im menschlichen Schweiß und wirkt als Antioxidans. Harnstoff ist wiederum eine Entgiftungssubstanz, die ein gewisses Maß an toxischem Ammoniak enthält. Peptide sind bakterienresistente Moleküle aus Aminosäuren. Die Fettsäuren stammen wiederum aus den Talgdrüsen. Wichtige Säuren sind in diesem Zusammenhang vor allem die Omega-3-Fettsäuren, die für den Feuchtigkeitshaushalt der Haut entscheidende Komponenten sind.
Diese Bestandteile werden nicht nur nach außen ausgeschieden, sondern lagern sich außerdem in die Hornschicht der Haut ein. Vor allem zwischen den einzelnen Hornzellen sind zahlreiche Fette eingelagert, die die Zellen wie Mörtel miteinander verbinden. Das macht die Haut erst wasserabweisend und gibt ihr eine geschmeidige Oberfläche. Die Hautflora ist an das chemische Biotop aus den genannten Stoffen ideal angepasst. Das heißt, dass die protektiven Keime der eigenen Haut dem chemischen Milieu des Fettfilms ohne weiteres standhalten können.
Auf andere Mikroorganismen wirkt das Biotop aus den spezifischen Verbindungen der genannten Komponenten allerdings oft als chemische Barriere. Die Sekrete aus den Hautdrüsen schützen die menschliche Haut und die Schleimhäute des Menschen so vor dem Wachstum fremder Mikroorganismen. Zusätzlich verhindert der Fettfilm, dass die Haut austrocknet oder rissig wird. Die allgemeine Widerstandsfähigkeit und Strapazierfähigkeit der Hautschichten hängt demzufolge nicht zuletzt vom Wasser-Fett-Film der Haut ab.
Krankheiten & Beschwerden
Unter Umständen trinkt der Patient aber auch zu wenig oder er verfolgt schädliche Hygiene-Rituale. So kann die Hautpflege mit alkalischen Produkten zum Beispiel die Haut austrocknen lassen, da alkalische Stoffe die Lipide aus den Hornschichten ausspülen. Sogar Essstörungen, Alkoholismus und andere Suchterkrankungen können die Zusammensetzung des natürlichen Fettfilms auf der Haut verändern und die Haut so austrocknen lassen.
Gerade die Hornschicht trocknet aber noch immer am häufigsten durch zu extremen Kontakt mit Wasser, Reinigungslösungen oder Lösungsmitteln aus. Obwohl sich der Fettfilm in gewissem Maß regenerieren kann, überfordern bestimmte Hygieneangewohnheiten oder der alltägliche Umgang mit Lösungsmitteln die Regenerationsfähigkeit allzu oft. Die Barrierefunktion der Haut kann so im schlimmsten Fall aufweichen. Keime und Bakterien haben jetzt leichtes Spiel, die Haut zu besiedeln und auch chemische Schadstoffe werden nur noch bedingt abgehalten. Oft entstehen im Rahmen dessen Ekzeme oder andere Hauterkrankungen.
Wenn solcherlei Beschwerden früh genug erkannt werden und die Lebenssituation zuliebe des natürlichen Fettfilms verändert wird, so kann sich die Haut in den meisten Fällen wieder vollständig regenerieren. Wenn die schädlichen Angewohnheiten dagegen weiterverfolgt werden, so kann sich aus der trockenen Haut ein noch größeres Gesundheitsproblem entwickeln. In Extremfällen wird zum Beispiel die Hornschicht der Haut angegriffen. Ohne den natürlichen Fettfilm befinden sich auch zwischen den Hornzellen kaum mehr Fettsäuren und die Zellen halten nicht mehr ideal zusammen. Die Haut wird dadurch rissig und marode.
Quellen
- Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin. Springer, Berlin Heidelberg 2011
- Dirschka, T., Hartwig, R.: Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2011
- Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010