SCS (Sinus-cavernosus-Syndrom)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Sinus-cavernosus-Syndrom, auch als SCS bekannt, ist durch einen Ausfall der Hirnnerven III, IV und V1 sowie V2 gekennzeichnet. Der Ausfall macht sich meist in Blicklähmungen bemerkbar. Als Ursache kommen neben Raumforderungen, Thrombosen und Aneurysmen auch Traumata in Frage.
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Was ist SCS?
Die Organe des Menschen werden von arteriellen Blutleitern mit Blut versorgt. Venöse Blutleiter führen das zirkulierende Blut zum Herzen zurück. Der Sinus cavernosus ist ein venöser Blutleiter mit Versorgungsgebiet im Gehirn. Der Seine Zuflüsse stammen aus dem Sinus sphenoparietalis und der Vena ophthalmica superior sowie der Vena ophthalmica inferior. Er fließt über den Sinus petrosus inferior ab und mündet damit in den Bulbus superior venae jugularis.In der seitlichen Wand der Vene verlaufen die Hirnnerven III, IV und V1 sowie V2. Der sechste Hirnnerv verläuft nicht in der seitlichen Wand der Vene, sondern zieht sich durch den venösen Blutleiter hindurch. Das Sinus-cevernosus-Syndrom ist ein neurologischer Symptomkomplex, der durch den Ausfall dieser fünf Hirnnerven gekennzeichnet ist. Die Folge sind multiple Lähmungserscheinungen. Eine Lähmung der Augenbewegung gilt als Hauptmerkmal der Erkrankung. Auch Sensibilitätsverluste der Hornhaut und der oberen Gesichtsbereiche oder Bewusstseinsstörungen sind charakteristisch für SCS.
Ursachen
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Patienten des Sinus-cavernosus-Syndroms klagen häufig über starke Kopfschmerzen im Bereich des Sinus cavernosus. Das klinische Bild ist ferner von einer Oculomotoriusparese, einer Trochlearisparese und einer Abduzensparese geprägt. Das heißt, dass die Betroffenen in aller Regel an einer Blicklähmung leiden. Die Augen verrollen, können sich nicht mehr nach außen drehen oder weisen hohe Druckwerte auf.
Häufig liegen zusätzlich Sensibilitätsstörungen über der oberen Gesichtshälfte vor, die dem Ausfall der Trigeminiusäste V1 und V2 zu schulden sind. Die Ausprägung der Symptomatik variiert mit der zugrunde liegenden Ursache. Sowohl unilaterale, als auch bilaterale Fälle sind bekannt. Abhängig vom primären Auslöser des können sich außerdem Symptome wie ein pulsierender Exophthalmus einstellen.
Auch Fieber oder Bewusstseinsstörungen können ursachenabhängig auftreten. Teilweise leiden die Betroffenen zusätzlich an einer heteronymen Hemianopsie. Das gilt vor allem nach einer Druckschädigung des Chiasma opticum, die mit einem Hypophysentumor in ursächlichem Zusammenhang steht.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Die Diagnose des Sinus-cavernosus-Syndroms wird über eine neurologische Befundung gestellt. Diese Befundung ankert in einer Funktionsprüfung der Hirnnerven und Trigeminusdruckpunkte. Schon die Sichtbefundung der Ausfälle kann wichtige Informationen liefern und eine Oculomotoriusparese, eine Trochlearisparese oder eine Abduzensparese vermuten lassen. In der Regel erhärtet eine Ophthalmoplegie oder ein Ausfall des Kornealreflexes den Verdacht auf das neurologische Syndrom.
Um die Ursache für den Symptomkomplex abzuklären, ist eine Blutabnahme zur Labordiagnostik erforderlich, die gegebenenfalls erhöhte Entzündungsparameter zum Vorschein bringt und so auf das Tolosa-Hunt-Syndrom verweist. Auch eine Lumbalpunktion zur Liquordiagnostik kann wertvolle Hinweise zur Sicherung der Diagnose und Ursachenabklärung liefern. Bildgebende Verfahren wie das CT, das MRT oder eine zerebrale Angiographie können ursächliche Raumforderungen ausschließen oder gegebenenfalls bestätigen.
Komplikationen
Viele Patienten leiden auch an Sehstörungen und an einer Blicklähmung. Aufgrund dessen wird eventuell die Entwicklung des Betroffenen eingeschränkt und verlangsamt. Auch Störungen der Sensibilität treten krankheitsbedingt auf. Die Lähmungen werden häufig im Gesicht verspürt und können damit auch zu Schluckbeschwerden führen. Dadurch ist eine gewöhnliche Einnahme von Nahrung und Flüssigkeit für den Patienten in der Regel nicht mehr möglich.
Weiterhin leiden die Betroffenen häufig an Fieber und an starken Störungen des Bewusstseins. Auch die Entstehung von Tumoren wird von dem Sinus-cavernosus-Syndrom begünstigt. In der Regel werden beim Sinus-cavernosus-Syndrom nur die Symptome behandelt. Besondere Komplikationen treten dabei nicht auf. Eine vollständige Einschränkung der Beschwerden ist allerdings nicht möglich. Eventuell wird durch das Syndrom auch die Lebenserwartung des Betroffenen verringert.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Da es beim Sinus-cavernosus-Syndrom nicht zu einer Selbstheilung kommt, muss diese Erkrankung immer durch einen Arzt behandelt werden. Nur durch eine richtige Behandlung können weitere Komplikationen verhindert und eingeschränkt werden. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Patient unter dauerhaften und starken Kopfschmerzen leidet.
Häufig breiten sich diese Schmerzen auch in die benachbarten Regionen aus und führen zu einer deutlich verringerten Lebensqualität des Betroffenen. Auch Störungen der Sensibilität können auf das Sinus-cavernosus-Syndrom hindeuten und sollten immer durch einen Arzt untersucht werden, wenn sie über einen längeren Zeitraum auftreten. In einigen Fällen führt das Sinus-cavernosus-Syndrom zu Fieber. Da auch ein Tumor für die Beschwerden des Syndroms verantwortlich sein kann, sollten regelmäßige Untersuchungen des gesamten Körpers durchgeführt werden, um eine Ausbreitung des Tumors zu verhindern.
In erster Linie kann bei den ersten Anzeichen des Syndroms ein Allgemeinarzt aufgesucht werden. Die weitere Untersuchung und Behandlung erfolgt dann durch einen Facharzt oder in einem Krankenhaus.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung des Sinus-cavernosus-Syndroms richtet sich nach der Ursache. Wenn eine Thrombose des venösen Blutleiters als Ursache identifiziert wurde, dann steht diese in den meisten Fällen mit einer hämatogenen Verschleppung von bakteriellen Erregern in den Sinus cavernosus in Zusammenhang. Das kann zum Beispiel durch Hautverletzungen an der Oberlippe passiert sein. Die so entstandene Thrombose des Sinus cavernosus wird durch die intravenöse Gabe von Antibiotika behandelt.
Wenn als Ursache dagegen das Tolosa-Hunt-Syndrom vorliegt, findet statt einer Antibiotikagabe eine intravenöse Behandlung mit hochdosierten Koritkosteroiden statt. Bei Fisteln, Tumoren oder Zysten und Aneurysmen reicht eine Medikamentengabe zur ursächlichen Behandlung des Symptomkomplexes nicht aus. Bei diesen Primärerkrankungen muss in aller Regel eine neurochirurgische Intervention zur Entfernung der Raumforderung stattfinden. Zerebrale Aneurysmen nehmen hierbei eine Sonderposition ein, da ihre Behandlung wegen der großen Risiken als umstritten gilt.
Die Gefahr für Blutungen während des Eingriffs ist relativ groß. Aneurysmen mit einer Größe von unter sieben Millimetern werden daher meist nicht behandelt. Nur wenn die Lokalisation und die Größe des Aneurysmas sowie der Allgemeinzustand und das Alter des Patienten es vergleichsweise risikoarm zulassen, findet in diesem Fall eine Intervention durch einen Neurochirurgen statt. Falls dem Sinus-cavernosus-Syndrom statt einem Aneurysma eine Blutung in Folge von Traumata zugrunde liegt, lässt sich diese Blutung unter Umständen medikamentös stillen oder zumindest verringern.
Vorbeugung
Dem Sinus-cavernosus-Syndrom lässt sich kaum vorbeugen, da der Symptomkomplex im Rahmen zahlreicher und grundverschiedener Phänomene auftreten kann. Gerade auslösende Traumata im Rahmen von Unfällen sind durch Vorbeugemaßnahmen kaum zu vermeiden, ohne an Lebensqualität zu verlieren.
Nachsorge
Betroffenen stehen bei SCS in der Regel nur wenige und auch nur eingeschränkte Maßnahmen und Möglichkeiten einer Nachsorge zur Verfügung. Aus diesem Grund sollten Patienten schon bei den ersten Symptomen und Anzeichen der Erkrankung einen Arzt aufsuchen, damit weitere Komplikationen verhindert werden können. Es kann in der Regel keine selbstständige Heilung eintreten, sodass Betroffene auf eine medizinische Untersuchung und Behandlung angewiesen sind.
Die meisten Patienten sind bei dieser Krankheit auf verschiedene kosmetische Eingriffe angewiesen, die die Beschwerden lindern können. Diese müssen dabei eventuell öfter wiederholt werden, sodass eine vollständige Einschränkung der Erkrankung nicht möglich ist. Dabei sind auch regelmäßige Kontrollen durch einen Arzt sehr wichtig.
Falls die Krankheit durch einen operativen Eingriff behandelt wird, sollten Betroffene sich nach dem Eingriff schonen und dabei besonders die betroffene Region schützen. Dadurch können Infektionen und Entzündungen verhindert werden. Ob es durch SCS zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen kommt, kann dabei nicht universell vorhergesagt werden.
Das können Sie selbst tun
Patienten sollten zur Verbesserung ihrer Gesundheit auf die Gestaltung ihrer Lebensgewohnheiten achten. Wenngleich die Möglichkeiten der Selbsthilfe zu keiner Heilung oder Genesung der Erkrankung führen können, so besteht die Option, das Wohlbefinden zu optimieren und dadurch den Umgang mit der Erkrankung im Alltag zu erleichtern.
Bei aufkommenden Beschwerden sollte unverzüglich gehandelt werden. Körperliche wie auch geistige Überanstrengungen sind zu vermeiden. Zudem ist der Konsum von Schadstoffen wie Alkohol und Nikotin zu unterlassen. Diese können den Organismus zusätzlich belasten und eine Zunahme von Beschwerden auslösen. Die Einnahme einer starren Körperhaltung ist grundsätzlich zu vermeiden. Der Blutkreislauf wird dabei unterbrochen und kann Stauungen des Bluts auslösen. Taubheitsgefühle treten auf und Störungen des Bewegungsapparates setzen ein.
Zu den Beschwerden der Erkrankung können Einbußen des Sehvermögens gehören, dabei ist der Betroffene im Alltag häufig auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen. Zur Vermeidung von Unfällen oder Verletzungen sollte die Strukturierung der täglichen Verpflichtungen auf die Möglichkeiten des Patienten ausgerichtet werden. Ein offener Umgang mit der Erkrankung und die Klärung von Fragen sind anzuraten, damit Widrigkeiten im Umgang mit anderen Menschen auf ein Mindestmaß reduziert werden. Zur Stabilisierung der psychischen Kraft sowie der Verarbeitung der Erkrankung wird die Zusammenarbeit mit einem Psychotherapeuten empfohlen.
Quellen
- Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
- Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
- Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014