Liquordiagnostik

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Im zentralen Nervensystem (ZNS), das aus dem Gehirn und dem Rückenmark besteht, befindet sich eine Flüssigkeit, der sogenannte Liquor. Einige Krankheiten lassen sich nur in dieser Flüssigkeit erkennen. Die Methode zur Erkennung dieser Krankheiten nennt sich Liquordiagnostik.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Liquordiagnostik?

Im zentralen Nervensystem (ZNS), das aus dem Gehirn und dem Rückenmark besteht, befindet sich eine Flüssigkeit, der sogenannte Liquor. Einige Krankheiten lassen sich nur in dieser Flüssigkeit erkennen.

Bei der Liquordiagnostik wird die Gehirn-Rückemarksflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) im Labor untersucht. Die Liquorflüssigkeit wird im Gehirn gebildet und hat die Funktion, das Gehirn und das Rückenmark vor Stößen zu schützen. Sie dienen als eine Art Polster für diese besonders empfindlichen Regionen des Körpers.

Für die Liquordiagnostik wird der Spinalkanal punktiert. Dabei wird eine Nadel in das Rückenmark bei der Wirbelsäule eingeführt, um an die Liquorflüssigkeit zu gelangen. Diesen Vorgang nennt man Lumbalpunktion. Einige Krankheiten, wie etwa Entzündungen oder chemische Veränderungen im Bereich des Gehirns oder des Rückenmarks lassen sich im Blut nicht nachweisen. Das liegt an der sogenannten Blut-Hirn-Schranke. Dabei handelt es sich um ein komplexes Filtersystem: Nur wenige Stoffe können vom Blut in die Liquorflüssigkeit gelangen und umgekehrt.

Die Blut-Hirn-Schranke grenzt also das zentrale Nervensystem vom Blutkreislauf ab. Dies hat den Zweck, dass beispielsweise keine Toxine oder andere schädliche Stoffe durch das Blut in das zentrale Nervensystem gelangen. Zudem wird durch diese Schranke das chemische Gleichgewicht im Gehirn gewährleistet. Für Erkrankungen, die sich auf das zentrale Nervensystem beschränken, ist deshalb die Liquordiagnostik notwendig.

Funktion, Wirkung & Ziele

Die Liquordiagnostik weist also Erkrankungen nach, die sich im zentralen Nervensystem befinden und die nicht im Blut nachweisbar sind. Anwendung findet die Untersuchung bei einem Verdacht oder bei Symptomen verschiedener Krankheiten. Die Bekannteste unter ihnen ist die Meningitis. Bei dieser Erkrankung sind die Hirn- oder Rückenmarkshäute entzündet. Wird eine Meningitis nicht rechtzeitig erkannt, kann sie sehr ernste Folgen bis hin zum Tod haben.

Eine Enzephalitis ist eine Entzündung des Gehirns. Auch sie kann durch die Liquordiagnostik nachgewiesen werden. Für Hirntumore, Tumore am Rückenmark, Multiple Sklerose oder Blutungen im Bereich des zentralen Nervensystems ist die Liquordiagnostik ein unverzichtbares diagnostisches Mittel.

Nach der Lumbalpunktion wird die Liquorflüssigkeit zunächst einmal auf ihre Beschaffenheit angesehen. Einige Erkrankungen und Probleme lassen sich nämlich bereits aufgrund des Aussehens des Liquors feststellen. Für gewöhnlich ist die Flüssigkeit farblos und klar. Bestimmte Trübungen oder Verfärbungen lassen auf bestimmte Krankheiten oder Unregelmäßigkeiten schließen.

Die abschließende Liquordiagnostik findet jedoch im Labor statt. Dort können die Zellzahlen oder Erreger wie Viren oder Bakterien ganz genau bestimmt werden, sodass sich das Krankheitsbild eindeutig erkennen lässt. Erkrankungen des zentralen Nervensystems gehen häufig mit einer Veränderung der Liquorflüssigkeit einher. Der Verdacht auf eine bestimmte Krankheit des ZNS lässt sich durch die Liquordiagnostik bestätigen oder verwerfen.

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Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Als diagnostisches Mittel ist die Liquordiagnostik sehr wichtig, um Krankheiten im zentralen Nervensystem auszumachen. Allerdings birgt dieses Mittel auch einige Risiken.

Bei Patienten mit einem erhöhten Hirndruck darf auf keinen Fall eine Liquordiagnostik durchgeführt werden. Der erhöhte Hirndruck sollte vorher durch eine geeignete Untersuchung (ein CT) ausgeschlossen werden, denn es besteht die Gefahr, dass durch die Liquorentnahme im Rückenmark das Gehirn aufgrund des erhöhten Druckes leicht absackt und Teile eingeklemmt werden. Infolgedessen besteht akute Lebensgefahr, es kann zum Beispiel zu einem Atemstillstand kommen, da sich das Atemzentrum in potenziell einklemmungsgefährdeten Bereich befindet. Eine Hirndruckmessung ist somit vor einer Liquordiagnostik unabdingbar.

Einige Patienten klagen nach der Untersuchung über Übelkeit und Kopfschmerzen, vor allem im Bereich der Stirn. Diese Symptome sind meistens nicht besorgniserregend, denn sie verschwinden nach einigen Stunden wieder von alleine wieder. Patienten wird empfohlen, ausreichend Flüssigkeit vor und nach der Liquordiagnostik zu sich zu nehmen, da dies die Symptome mildern kann. Zudem wird nach der Untersuchung eine 24-stündige Bettruhe empfohlen, damit sich der Körper stressfrei regenerieren kann.

Wie bei jedem Stich ins menschliche Gewebe besteht auch bei der Liquordiagnostik die Gefahr von Infektionen und Blutungen. Dieses Risiko ist jedoch sehr gering.

Quellen

  • Hacke, W.: Neurologie. Springer, Berlin 2010
  • Klingelhöfer, J., Berthele, A.: Klinikleitfaden Neurologie. Urban & Fischer, München 2009
  • Wildemann, B. Reiber, H., Oschmann, P.: Neurologische Labordiagnostik. Thieme, Stuttgart 2006

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