Schließmuskel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Schließmuskel ist ein Muskel, der ein davor bzw. dahinter befindliches Hohlorgan vollständig abschließen kann. Seine Funktion wird automatisch gesteuert, sodass bewusst kaum Einfluss darauf genommen werden kann. Schließmuskeln kommen im menschlichen Körper etwa im Auge, am Magenausgang oder am Anus vor.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Schließmuskel?

Der innere und äußere Afterschließmuskel sorgen dafür, dass eine Darmentleerung nur dann erfolgt, wenn diese auch gewünscht ist. Letzterer kann willkürlich, wenn auch nur für einen gewissen Zeitraum, beeinflusst werden.
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Unter einem Schließmuskel verstehen Mediziner, wie der Name bereits andeutet, einen Muskel, der ein Hohlorgan vollständig abschließt. Auf diese Weise wird ein Vorwärts- oder Rückfluss von Flüssigkeiten, Luft oder anderen Substanzen verhindert.

Im menschlichen Körper befinden sich insgesamt neun Schließmuskeln. Diese können nicht oder nur sehr bedingt willkürlich gesteuert werden. Ist ein Schließmuskel in seiner Funktion eingeschränkt, kann es beispielsweise zu ungesteuertem Austreten oder Umherfließen von Flüssigkeiten kommen. Dies kann zu teils unangenehmen, teils auch gesundheitsgefährdenden Zuständen führen, die nicht selten irreparabel sind.

Schließmuskeln können durch die unterschiedlichsten Gründe in ihre Funktion beeinträchtigt werden, unter anderem durch eine Verletzung oder eine Krankheit oder auch durch eine Schwangerschaft bzw. Geburt.

Anatomie & Aufbau

Schließmuskel bestehen aus glatter Muskulatur. Aus diesem Grund erfolgt ihre Funktion automatisch und kann nicht bzw. kaum bewusst gesteuert werden. Allerdings können einige Muskeln wie zum Beispiel der äußere Schließmuskel am Enddarm willkürlich angespannt werden.

Schließmuskeln zeichnen sich dadurch aus, dass sie im Ruhezustand geschlossen sind und somit dafür sorgen, dass die davor bzw. dahinter befindlichen Organe „dicht“ bleiben. Es kann sich bei ihnen beispielsweise um quer gestreifte Muskeln (z. B. um die Harnröhre herum) oder auch um Muskelmanschetten (am Darmausgang) handeln.

Sie können alternativ auch ringförmig angeordnet sein. Teilweise handelt es sich auch um Skelettmuskulatur, die sich eigentlich dadurch auszeichnet, dass sie nur willkürlich gesteuert werden kann. In Einzelfällen wie zum Beispiel beim Herzmuskel ist aber auch hier eine bewusste Steuerung nicht möglich, was sie für den Einsatz als Schließmuskel qualifiziert.

Funktionen & Aufgaben

Die Funktion jedes einzelnen Schließmuskels entscheidet sich anhand seines Einsatzgebietes. Im menschlichen Auge verursacht der Musculus sphincter pupillae beispielsweise eine Verengung der Pupille.

Der sogenannte Ösophagusmund befindet sich am Eingang der Speiseröhre und sorgt dafür, dass beim Sprechen und Atmen keine Luft verschluckt wird und andererseits auch kein Mageninhalt eingeatmet werden kann. Der am Magenausgang befindliche Pylorus regelt den Transport der Nahrung vom Magen in den dahinterliegenden Darm. Er stellt sicher, dass diese erst weitergegeben wird, wenn sie entsprechend vorverdaut wurde und im Darm ausreichend Platz vorhanden ist.

Der innere und äußere Afterschließmuskel sorgen dafür, dass eine Darmentleerung nur dann erfolgt, wenn diese auch gewünscht ist. Letzterer kann willkürlich, wenn auch nur für einen gewissen Zeitraum, beeinflusst werden. Um die Harnröhre herum befindet sich der Musculus urethralis, der ähnlich wie die Afterschließmuskeln sicherstellt, dass kein Urin austritt. Erst ein Erschlaffen dieses Muskelrings gepaart mit einer erhöhten Aktivität der Muskulatur um die Harnblase herum führt zu einer anschließenden Blasenentleerung.

Krankheiten & Beschwerden

Ist ein Schließmuskel nicht mehr funktionstüchtig oder funktioniert er nur noch einschränkt, hat dies Folgen für den Betroffenen, die sich meist binnen kürzester Zeit bemerkbar machen.

Schließt der Muskel zwischen Speiseröhre und Magen nicht mehr richtig, kann Magensäure in die Speiseröhre aufsteigen und sie auf Dauer schädigen. Als Folge kann es zu Entzündungen oder später auch zu Speiseröhrenkrebs kommen. Eine Schädigung der Schließmuskeln im Afterbereich wird meist als besonders unangenehm empfunden, da sie zu einer Stuhlinkontinenz führt. Diese Problematik kann beispielsweise auch durch eine Geburt verursacht werden, bei der es zu einem Dammriss kommen kann.

Auch eine Harninkontinenz ist ein häufig auftretendes Problem, bei dem es zum unkontrollierten Absetzen von Urin kommt. Hier kann speziell dafür abgestimmtes Beckenbodentraining in einigen Fällen Abhilfe schaffen, da es die Muskulatur stärken kann. Für viele Patienten sind derartige Probleme mit dem Stuhlgang oder dem Absetzen von Harn ein peinliches und sensibles Thema. Dennoch sollten sie sich im Zweifelsfall nicht scheuen, einen Arzt aufzusuchen.


Quellen

  • Aumüller, G., et al.: Duale reihe Anatomie. Thieme, Stuttgart 2017
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012
  • Winkler, R., Otto, P., Schiedeck, T.: Proktologie. Thieme, Stuttgart 2011

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