Spinalanästhesie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer Anästhesie ist es immer sinnvoll, so wenig wie möglich zu betäuben, um mögliche Schäden beim Patienten zu minimieren. Die Spinalanästhesie macht genau das und ist bei einigen Eingriffen, die eine Betäubung des unteren Rückens bzw. Beckenbereiches erfordern die Methode der Wahl. Aufgrund der Nähe zum Rückenmark ist sie akribisch genau auszuführen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Spinalanästhesie?

Die Spinalanästhesie ist eine lokale Betäubung bei der bestimmte Abschnitte des unteren Rückmarkes anästhesiert werden.

Die Spinalanästhesie ist eine lokale Betäubung bei der bestimmte Abschnitte des unteren Rückmarkes anästhesiert werden. Dabei werden gezielt bestimmte Nerven oder Nervenäste anvisiert, um Schmerzen während eines Eingriffes in den unteren Extremitäten, dem Unterbauch, dem Damm und dem Becken zu unterbinden.

Es handelt sich um eine vorübergehende Unterbrechung der Nervenleitbahnen. Dadurch wird die Leitfähigkeit zum Gehirn unterbunden, die Impulse werden nicht an dieses weitertransportiert. Ein entscheidender Faktor ist, das durch die lokale Betäubung das Bewusstsein des Patienten erhalten bleibt. Der Patient kann während der Injektion, anhand eines Wärmegefühls, spüren, ob die Nadel genau richtig platziert ist.

Zur zusätzlichen Sicherheit wird vor dem Einspritzen des Anästhetikums eine kleine Probe Liquors angesaugt. Eine weitere lokalinvasive Betäubung in diesem Körpersegment stellt die Periduralanästhesie dar. Der große Unterschied ist, dass bei der Spinalanästhesie die Dura Mater, die harte Hirnhaut am Rückenmarkskanal, durchstochen wird. Das Betäubungsmittel kann sich im begrenzten Gebiet in der Flüssigkeit frei ausbreiten.

Funktion, Wirkung & Ziele

Die Spinalanästhesie findet im großen Umfang bei zwei Eingriffen Anwendung: beim Kaiserschnitt und bei einer Hüftgelenksoperation. Bei beiden geht es darum, gezielt das betroffene Gebiet schmerzfrei zu machen, ohne eine Vollnarkose anwenden zu müssen. Außerdem wird diese Art der Lokalbetäubung bei zahlreichen Operationen im Bereich der Beine, des Unterleibes und unteren Rückens eingesetzt.

Neben der Empfindungsfähigkeit wird auch die Motorik des betroffenen Gebietes ausgeschaltet. Das Lokalanästhetikum wirkt sehr rasch. Oft bemerkt der Patient bereits während der Injektion eine spürbare Wirkung. Davon abgesehen dauert es, abhängig vom gewählten Mittel, unterschiedlich lange, bis die vollständige Wirkung eintritt. Die Spinalanästhesie blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts führte der Arzt August Bier mit seinem Assistenten Selbstversuche durch. Damals war das Anästhetikum der Wahl noch Kokain und es kostete einige Mühen und Fehlschläge, bis die Betäubung den Vorstellungen entsprechend gelang.

Heute sie genauestens zu dosieren und vorauszuberechnen. Die Medikamente haben sich gewandelt. Lange war Lidocain das Mittel der Wahl, da seine Wirkdauer von ein bis eineinhalbstunden für die meisten Operationen gut geeignet war. Inzwischen kennt man Anästhetika mit längerer Wirkdauer und weniger Nebenwirkungen. Die Dosis des Medikamentes, das direkt in das Nervenwasser injiziert wird, wird genau berechnet, um die Gefahr möglicher Nebenwirkungen möglichst gering zu halten. Die Nerven werden dadurch blockiert, dass der Ionenstrom in den Zellen verändert wird. Natriumionen können nicht mehr die Zellmembran passieren, da die benötigten Kanäle blockiert sind. Natrium ist nötig zur Bildung von Aktionspotentialen, die Signale über die Nerven an das Gehirn liefern.

Ist zu wenig vorhanden, stoppt die Signalweiterleitung. Die einsetzende Blockade breitet sich, entsprechend der Nervenleitung von unten nach oben aus. Lässt sie später nach, so geschieht dies in umgekehrter Reihenfolge. Da das Betäubungsmittel wie alle Dinge der Schwerkraft folgt, kann es in manchen Fällen erforderlich sein, den Patienten auf eine bestimmte, manchmal auch ungewöhnliche Art und Weise zu lagern, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Auch über die Menge des Medikamentes ist eine Ausbreitung steuerbar. Zusätzlich ist darauf zu achten, dass bei stark übergewichtigen Patienten durch die Körpermasse ein erhöhter Druck auf das Nervenwasser ausgeübt wird. Hier gilt es, die Menge entsprechend niedriger zu dosieren. Für den Einstich wählt man meist den Zwischenbereich zwischen dem dritten und vierten Lendenwirbel. Es ist die sicherste Methode. Theoretisch könnte man die Nadel auch anders platzieren, da das Rückenmark erst auf Höhe des ersten oder zweiten Lendenwirbels endet.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Die Blockade bestimmter Nervenfasern zieht einige Reaktionen im Bereich des Sympathikus nach sich. Der Druck in den Venen fällt ab und damit auch der Blutdruck. Dies geschieht durch eine Weitung der entsprechenden Gefäße. Der gesamte Rückstrom des Blutes zum Herzen wird geringer, wodurch ein Volumenmangel des Blutes entsteht.

Der Körper steuert oftmals dagegen, indem er die Gefäße in den betäubten Gebieten verengt. Risiken ergeben sich neben dem reinen Blutdruckabfall auch für das Herz an sich. Der Herzschlag wird langsamer und es pumpt schwächer. Während der Spinalanästhesie müssen deshalb die Vitalzeichen des Patienten genauestens beobachtet werden. Es ist möglich, einem Blutdruckabfall durch Gabe von Flüssigkeit während des Eingriffes oder das Spritzen eines gefäßverengenden Medikamentes entgegenzuwirken. Wie immer bei Eingriffen direkt am Rückenmark kann es zu dessen Verletzung mit gravierenden Folgen für den Patienten kommen.

Auch eine Hirnnervenstörung kann nicht ausgeschlossen werden. Durch die Verletzung ist es möglich, dass eine Einblutung in das umgebende Gewebe im Bereich der Dura mater stattfindet. Es entsteht ein peridurales Hämatom, das sich in aller Regel rückbildet. Häufig kommt es zu Kopfschmerzen. Die Spinalanästhesie darf nicht durchgeführt werden, wenn das Immunsystem durch eine Infektion belastet ist, bei ohnehin zu geringem Blutvolumen, bei Erkrankungen des Zentralnervensystems, bei Gerinnungsstörungen oder bei erhöhtem Hirndruck.

Quellen

  • Roewer, N., Thiel, H.: Taschenatlas der Anästhesie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Roewer, N., Thiel, H., Wunder, C.: Anästhesie compact. Thieme, Stuttgart 2012
  • Schüttler, J., Neglein, J., Bremer, F.: Checkliste Anästhesie. Thieme, Stuttgart 2000

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