Schweinebandwurm
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Schweinebandwurm (Taenia solium) ist ein Parasit, der auf den Menschen durch den Verzehr von rohem Schweinefleisch übertragen wird. Für Taenia solium ist der Mensch ein Endwirt, das Schwein ist hingegen nur ein Zwischenwirt.
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Was ist der Schweinebandwurm?
Taenia solium ist einer der wichtigsten Vertreter der Bandwürmer (Cestoden). Cestoden gehören zu den Würmern (Helminthen). Sie besiedeln den Darm parasitär und haben eine weiße bis gelbliche Farbe. Die Würmer besitzen einen Kopf, den sogenannten Scolex. Dieser ist mit Saugnäpfen und einem Hakenkranz ausgestattet.
Ein einzelner Schweinebandwurm besteht aus mehreren Bandwurmgliedern. Mehrere tausend dieser Proglottiden bilden eine lange Kette. Diese Kette wird auch als Strobila bezeichnet. Die Schweinebandwürmer können so eine Länge zwischen zwei Millimetern und 20 Metern erreichen.
Die Cestoden und damit auch der Schweinebandwurm gehören zu den Endoparasiten. Endoparasiten sind Parasiten, die im Inneren des Wirts leben. Sie haben keinen eigenen Darm, sondern nehmen die Nährstoffe aus dem Verdauungstrakt des Wirtes auf. Die Aufnahme erfolgt über die Körperoberfläche. Die äußere Hautschicht des Schweinebandwurms wird auch Tegument genannt. Sie schützt den Wurm vor aggressiven Stoffen und dient zeitgleich der Nährstoffaufnahme.
Die Bandwürmer wachsen durch Häutung. Dafür stoßen sie das alte Tegument ab und bilden eine neue Haut aus.
Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften
Im Dünndarm des Schweins schlüpfen aus den Bandwurmeiern Larven. Diese bohren sich durch die Darmwand und gelangen über den Blutweg in die Muskulatur des Schweins. Dort bilden sich die sogenannten Finnen. Finnen sind dünnwandige Blasen, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. In der Blase befinden sich der Kopf und der Hals des zukünftigen Schweinebandwurms. Die Finnen des Schweinebandwurms werden auch als Zystizerken bezeichnet. Eine einzelne Finne enthält immer nur eine Bandwurmanlage. Die jeweiligen Finnen können walnussgroß werden.
Eine Sonderform der Schweinefinne ist Cysticercus racemosus. Es handelt sich dabei um eine Schweinefinne in einem Hirnventrikel. Diese kann sogar 20 Zentimeter groß werden.
Das Schwein dient dem Schweinebandwurm als Zwischenwirt. Als Zwischenwirte kommen sowohl das Haus- als auch das Wildschwein infrage. Der Mensch nimmt den Bandwurm nun mit infiziertem Fleisch auf. Im Darm wird die Haut der Finne aus der Schweinemuskulatur verdaut, sodass der Kopf und der Hals des Wurms freigesetzt werden. Der Bandwurm hakt sich dann mit seinen Saugnäpfen und seinem Hakenkopf in der Schleimhaut des Dünndarms fest und wächst dort. Dabei bilden sich laufend neue Bandwurmglieder.
Die einzelnen Glieder werden nach und nach geschlechtsreif und sind in der Lage sich selber zu befruchten. Die beiden letzten Glieder bilden dabei Eier aus. Sie lösen sich mitsamt den Eiern ab und werden mit dem Stuhl ausgeschieden. Pro Tag scheidet ein infizierter Mensch damit bis zu neun Bandwurmglieder samt Eiern aus. Gelangen nun Eier in einen Zwischenwirt, so entwickeln sich dort wieder Finnen. Beim Menschen entwickeln hingegen sich normalerweise keine Finnen.
Krankheiten & Beschwerden
Bei einer mangelnden Hygiene kann es zu einer schwerwiegenden Selbstinfektion kommen. Kratzt sich der Betroffene aufgrund des Juckreizes am After, so bleiben die Wurmeier unter seinen Fingernägeln haften. Berührt er sich nun im Gesichtsbereich, können die Wurmeier aus dem eigenen Verdauungstrakt in den Mund gelangen. Dadurch kann eine sogenannte Zystizerkose entstehen. Die Zystizerkose bezeichnet den Befall des Menschen mit Zystizerken, also mit den Larven des Schweinebandwurms.
Bei der Cysticercus cellulosus bilden sich zahlreiche erbsengroße Finnenbläschen und siedeln sich an verschiedenen Stellen im Körper an. Sie können die Skelettmuskulatur, das Auge, die Haut und das Zentralnervensystem befallen. Wenn Haut und Muskeln von den Finnen befallen sind, äußert sich das durch rheumatoide Beschwerden. Auch unspezifische Allgemeinsymptome wie Kopfschmerzen oder Schwindel können auftreten.
Bei einer Zystizerkose mit Cysticercus racemosus sammeln sich die Finnenbläschen in Traubenform. Die einzelnen Ansammlungen können erhebliche Ausmaße annehmen. Wenn das Zentralnervensystem befallen ist, können verschiedene neurologische Beschwerden auftreten. Im Laufe der Jahre können die einzelnen Bläschen zudem verkalken, wenn die Finnen absterben. Diese Verkalkungen sind auch im Röntgenbild sichtbar. Die Zystizerkose mit Cysticercus racemosus endet häufig tödlich. Im Blut zeigt sich bei einer Zystizerkose eine sogenannte Eosinophilie. Die eosinophilen Granulozyten sind verstärkt im Blutserum vertreten.
Die Diagnose der Erkrankung erfolgt durch einen serologischen Nachweis mittels Immunfluoreszenztests, Immunoblots oder ELISA. Auch mikroskopische Untersuchungen auf Bandwürmer werden eingesetzt. Bei einer bestätigten Zystizerkose wird versucht, die Larve chirurgisch zu isolieren. Unterstützend kommen Medikamente wie Anthelminthika und Kortikosteroide zum Einsatz.
Um eine Infektion mit dem Schweinebandwurm zu verhindern, empfiehlt es sich, das Schweinefleisch entweder zu kochen oder für mindestens einen Tag bei -20 ° Celsius einzufrieren. Dadurch werden die Finnen im Fleisch abgetötet.
Quellen
- Bornhöft, G.: Pathologie Kompakt. Springer, Berlin 1997
- Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Ringelmann, R., Heym, B.: Parasiten des Menschen. Protozoen, Helminthen und Arthropoden Krankheit, Diagnose und Therapie. Steinkopff, Berlin 2015