Stavudin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei Stavudin handelt es sich um einen nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitor. Er kommt zur Behandlung von HIV-Infektionen zur Anwendung.
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Was ist Stavudin?
Der Wirkstoff Stavudin wird zur Therapie von HIV-Erkrankungen wie AIDS eingesetzt. Seine Verabreichung findet im Rahmen einer antiretroviralen Kombinationstherapie statt. Stavudin ist Bestandteil der nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTI).
Die Synthetisierung von Stavudin fand bereits 1966 durch den amerikanischen Chemiker Jerome Phillip Horwitz (1919-2012) statt. Bis das Mittel in Europa zum Einsatz gelangte, dauerte es jedoch noch bis Mitte der 1990er Jahre. Die Herstellung erfolgt durch den US-Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb (BMS).
In der heutigen Zeit kommt Stavudin allerdings in den westlichen Industriestaaten kaum noch zur Anwendung. Grund dafür ist die schlechte Verträglichkeit des Medikaments. Mitunter kann seine Verabreichung jedoch bei speziellen Mutationskombinationen im Rahmen einer Salvage-Therapie sinnvoll sein. Angeboten wird Stavudin unter dem Handelsnamen Zerit®.
Pharmakologische Wirkung
Stavudin zählt außerdem zu den sogenannten Prodrugs. Dabei stellt das Medikament eine Wirkstoff-Vorstufe dar, die selbst noch keinen Effekt gegen Viren entfaltet. Erst innerhalb des Körpers erfolgt der Umbau des Stoffes in den eigentlich wirksamen Arzneistoff.
Dieser hat die Eigenschaft, die reverse Transkriptase zu hemmen, wodurch sich die im Körper ansässigen HI-Viren nicht weiter vermehren können. Dieser Effekt hat wiederum das Herabsetzen der Virenmenge im Organismus zur Folge. Zur gleichen Zeit kann die Anzahl an speziellen weißen Blutkörperchen, zu denen die CD-4-positiven T-Lymphozyten gehören, ansteigen. Durch diese Wirkung lässt sich das Abwehrsystem des Körpers stärken.
Zu den Nachteilen von Stavudin gehört, dass die HI-Viren oft rasch eine Unempfindlichkeit gegen den Wirkstoff erreichen. Grund dafür ist das ausgeprägte Anpassungs- und Wandlungsvermögen des HI-Virus. Aus diesem Grund kommt Stavudin immer im Rahmen einer Kombinationstherapie zum Einsatz und wird mit mehreren anderen Arzneistoffen verabreicht.
Hat Stavudin die infizierte Körperzelle erreicht und wurde von ihr aufgenommen, kommt es dort zur Umwandlung des Stoffes in einen aktiven Metaboliten, der anschließend das Enzym reverse Transkriptase blockiert.
Die orale Bioverfügbarkeit von Stavudin ist mit ca. 90 Prozent recht hoch. Eine gleichzeitige Aufnahme von Nahrung wirkt sich kaum negativ auf den Wirkstoff aus. Die Plasmahalbwertszeit von Stavudin liegt bei ca. 1,5 Stunden.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Eingesetzt wird Stavudin, um HIV-Infektionen wie AIDS zu behandeln. Dabei stärkt der Wirkstoff das menschliche Immunsystem und bekämpft die Immunschwächekrankheit oder verzögert zumindest ihren Ausbruch. Eine Heilung von AIDS ist mit Stavudin nicht möglich. Der Arzneistoff wirkt sich jedoch positiv auf die Lebenserwartung und Lebensqualität des Patienten aus.
Zur Anwendung gelangt Stavudin jedoch nur dann, wenn alle anderen Behandlungsmöglichkeiten nicht erfolgreich sind. Grund dafür sind die starken Nebenwirkungen des Medikaments. Aus diesem Grund sollte das Anti-AIDS-Mittel auch nur für kurze Zeit verabreicht werden.
Die Einnahme von Stavudin findet in Form von Hartkapseln statt, die über eine Dosis von 30 bis 40 Milligramm verfügen. Die empfohlene Darreichung liegt bei zwei Mal 30 Milligramm für Patienten mit weniger als 60 Kilogramm Körpergewicht sowie bei zwei Mal 40 Milligramm für Patienten mit mehr als 60 Kilogramm Körpergewicht. Die Kapseln sollten auf nüchternen Magen 60 Minuten vor den Mahlzeiten eingenommen werden.
Risiken & Nebenwirkungen
Weitere häufig auftretende Nebenwirkungen sind Schlafprobleme, eine Bauchspeicheldrüsenentzündung, Verstopfung, gutartige Hautgeschwülste, Einschränkungen der Leistungskraft, eine Umverteilung des Körperfetts, leichte Leberfunktionsstörungen, Schmerzen an Muskeln und Gelenken, Nesselsucht, Ausschläge auf der Haut, Juckreiz, eine Übersäuerung des Körpers, Angstzustände und Depressionen. Mitunter können die Betroffenen auch an Blutarmut, vergrößerten Brustdrüsen, Blutbildungsstörungen im Knochenmark, Gelbsucht oder einer entzündeten Leber leiden.
Ein Problem bei AIDS-Patienten besteht darin, dass sich die Nebeneffekte des Arzneistoffes oft nur schwer von ihren krankheitsbedingten Symptomen unterscheiden lassen. Außerdem können die Nebenwirkungen auch durch die Kombinationstherapie entstehen, sodass ein genauer Auslöser nicht zuzuordnen ist.
Das Ausmaß der unliebsamen Nebeneffekte wird außerdem von der Dosis und der Therapiedauer beeinflusst. Durch das Herabsetzen der Dosis ist es manchmal möglich, schwere Nebenwirkungen zu vermindern. Gelegentlich ist auch der Wechsel zu einem anderen reversen Transkriptasehemmer hilfreich.
Im Anfangsstadium der Stavudin-Behandlung leiden die AIDS-Patienten nicht selten unter einer Verschlechterung ihres Gesundheitszustands. Grund dafür ist die Reaktion des stärkeren Abwehrsystems auf die Krankheitserreger, die sich im Körper befinden. Mediziner sprechen in solchen Fällen von einem Immun-Reaktivierungs-Syndrom. Reagiert der Patient jedoch positiv auf das Medikament, bessern sich die Symptome der Krankheit nach einigen Wochen erheblich.
Liegt eine Überempfindlichkeit gegen Stavudin vor, darf der Arzneistoff nicht verabreicht werden. Gleiches gilt bei einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse sowie schweren Nierenfunktionsstörungen.
In der Schwangerschaft darf Stavudin nur zur Anwendung gelangen, wenn der Arzt zuvor Nutzen und Risiko der Behandlung genau abwägt. Tierversuche ergaben schädliche Auswirkungen auf das Kind.