Stoßwellentherapie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer. nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 6. März 2025
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Im Rahmen einer breiten Vielfalt moderner Behandlungsarten für ganz spezielle und recht häufig auftretende Erkrankungen und Beschwerden ist die Stoßwellentherapie (ESWT) zu einem unverzichtbaren, alternativen medizintechnischen Verfahren geworden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Stoßwellentherapie?

Bei der Stoßwellentherapie werden Schalldruckwellen durch einen elektrisch betriebenen Schallkopf erzeugt und zielgerichtet auf verkalkte Organe und Organteile gerichtet.

Die Stoßwellentherapie, kurz ESWT, ist eine Behandlungsform, die fachlich exakt als extrakorporale Stoßwellentherapie bezeichnet wird. Die Stoßwellentherapie basiert auf dem Einsatz von Stoßwellen eines ausgewählten Frequenzbereiches.

Es handelt sich hauptsächlich um solche Stoßwellen, die reich an Energie sind. Aus diesem Grund gehört die Stoßwellentherapie zu den hochenergetischen Technologien. Die Stoßwellentherapie bewährt sich schon seit den 1980er Jahren. Bei der Stoßwellentherapie kommen radiale Stoßwellen zum Einsatz. Durch eine ausgerichtete und begrenzte Fokussierung dieser Schallwellen innerhalb der kompletten Stoßwellentherapie auf die erkrankten Körperbereiche können gewünschte Behandlungserfolge effektiv und fast schmerzfrei erzielt werden.

Diese Voraussetzungen tragen dazu bei, dass die Stoßwellentherapie einen umfassenden medizinischen Einsatz gefunden hat und vielen Patienten Linderung garantiert.

Geschichte & Entwicklung

Die Stoßwellentherapie wurde ursprünglich in den 1960er Jahren in der Luft- und Raumfahrttechnik untersucht, als Wissenschaftler die Auswirkungen von Hochdruckwellen auf Materialien analysierten. Diese Forschung wurde später auf die Medizin übertragen, insbesondere im Bereich der Urologie.

In den 1970er Jahren begannen deutsche Forscher, darunter Wissenschaftler der Firma Dornier, mit der Entwicklung einer nicht-invasiven Methode zur Zertrümmerung von Nierensteinen durch Stoßwellen. 1980 wurde der erste Patient erfolgreich mit der extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie (ESWL) behandelt. Dieses Verfahren revolutionierte die Behandlung von Harnsteinen und machte viele chirurgische Eingriffe überflüssig.

In den 1990er Jahren wurde die Stoßwellentherapie auf andere medizinische Bereiche ausgeweitet. Insbesondere die orthopädische Anwendung zur Behandlung von Sehnen- und Knochenverletzungen gewann an Bedeutung. Studien zeigten, dass fokussierte Stoßwellen die Zellregeneration anregen und die Heilung von Kalkschulter, Fersensporn und Tennisellenbogen unterstützen können.

Seit den 2000er Jahren wird die Stoßwellentherapie zunehmend auch in der Kardiologie zur Behandlung von Herzkrankheiten sowie in der Dermatologie zur Förderung der Wundheilung eingesetzt. Neue Technologien haben die Präzision der Behandlung verbessert und die Stoßwellentherapie zu einer wichtigen Methode in der modernen Medizin gemacht.

Einsatz & Indikation

Die Stoßwellentherapie wird eingesetzt, wenn konservative Behandlungsmethoden wie Medikamente, Physiotherapie oder Injektionen keine ausreichende Wirkung zeigen. Sie ist besonders bei orthopädischen Beschwerden, urologischen Erkrankungen und in der Kardiologie von Bedeutung.

In der Orthopädie wird die Stoßwellentherapie häufig zur Behandlung von chronischen Sehnen- und Muskelbeschwerden eingesetzt. Dazu gehören Erkrankungen wie Fersensporn, Kalkschulter, Tennisellenbogen oder Achillessehnenentzündungen. Sie wird auch zur Behandlung von schlecht heilenden Knochenbrüchen (Pseudarthrosen) verwendet, da Stoßwellen die Durchblutung und Zellregeneration anregen können.

In der Urologie wird die extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) zur Zertrümmerung von Nieren- und Harnleitersteinen genutzt. Sie ist notwendig, wenn die Steine zu groß sind, um auf natürlichem Weg ausgeschieden zu werden, oder starke Beschwerden verursachen.

In der Kardiologie kommt die Stoßwellentherapie bei chronischen Durchblutungsstörungen des Herzens zum Einsatz. Sie wird als nicht-invasive Methode zur Förderung der Neubildung von Blutgefäßen eingesetzt, insbesondere bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK).

Weitere Anwendungsbereiche sind die Wundheilung, die Behandlung von Erektionsstörungen durch verbesserte Durchblutung sowie der Einsatz in der Dermatologie zur Narben- und Zellulitisbehandlung.

Vorteile & Nutzen

Die Stoßwellentherapie bietet eine nicht-invasive Alternative zu operativen Eingriffen und invasiven Behandlungsmethoden. Da sie ohne Schnitte oder Nadeln auskommt, entfallen typische Risiken wie Infektionen, Narbenbildung oder längere Ausfallzeiten.

Ein wesentlicher Vorteil ist die Schmerzlinderung und Geweberegeneration, die durch die gezielte Stimulation der Selbstheilungskräfte des Körpers erreicht wird. Stoßwellen fördern die Durchblutung, regen die Zellneubildung an und unterstützen die Regeneration von Sehnen, Muskeln und Knochen. Dadurch eignet sich die Therapie besonders für Patienten mit chronischen Schmerzen, die auf herkömmliche Behandlungen nicht ausreichend ansprechen.

Ein weiterer Vorteil ist die geringe Belastung für den Patienten. Die Behandlung erfolgt ambulant, dauert nur wenige Minuten und erfordert in der Regel keine Anästhesie oder Schmerzmittel. Zudem sind oft nur wenige Sitzungen notwendig, um eine spürbare Verbesserung zu erzielen.

Im Vergleich zur medikamentösen Therapie hat die Stoßwellentherapie den Vorteil, dass sie ohne systemische Nebenwirkungen auskommt. Während Schmerzmittel oder Kortisoninjektionen langfristig unerwünschte Wirkungen haben können, bietet die Stoßwellentherapie eine nachhaltige Lösung, die die Heilung an der Ursache fördert, anstatt nur Symptome zu unterdrücken.

Funktion, Wirkung & Ziele

Bei der Stoßwellentherapie werden Schalldruckwellen durch einen elektrisch betriebenen Schallkopf erzeugt und zielgerichtet auf verkalkte Organe und Organteile gerichtet. Diese Schalldruckwellen können in Bezug auf deren Parameter variiert werden. Dies betrifft Änderungen in deren Energiegehalt, der sogenannten Anstiegs- und Ausbreitungsgeschwindigkeit und anderen Feineinstellungen.

Die Schalldruckwellen bei der Stoßwellentherapie zeichnen sich durch gleichmäßige Stoßwellen aus, die sich durch einen speziellen Rhythmus und ein kontinuierliches Pulsen auszeichnen. Werden die Schalldruckwellen gezielt auf feste Medien gerichtet, können diese durch die Energiehaltigkeit zerstört werden. Dies erfolgt ähnlich einer Absprengung und Zerreibung. Sogar extrem feine Teilchen können auf der Grundlage der Stoßwellentherapie abgetragen werden.

Nicht nur auf der Basis der Schalldruckwellen, sondern ebenso auf der Nutzung des inversen Piezoeffektes ist die Stoßwellentherapie einsetzbar. Die Wirkung der Stoßwellentherapie beruht auf unterschiedlichen Mechanismen. Diese können sogar in einer Kombination miteinander zum gewünschten Behandlungserfolg beitragen. Neben der Reduzierung von Kalkablagerungen in Einheit mit dem natürlichen Kalkabbau durch den Organismus selbst können auch kleinste kalkige Bestandteile restlos beseitigt werden.

Eine weitere Wirkung der Stoßwellentherapie umfasst die Linderung von Schmerzen. Die Stoßwellentherapie basiert auf der Beeinflussung der Zellwände der involvierten Nervenzellen. Dies führt dazu, dass die Weiterleitung der Schmerzimpulse zum Gehirn maßgeblich eingeschränkt ist.

Die Stoßwellentherapie ist ein modernes und effektives, belastungsfreies Verfahren, welches den Neuaufbau von Knochensubstanz anregen kann. Die außerordentlich hohe Menge an Energie, die bei der Stoßwellentherapie in die behandelten Areale einfließt, begünstigt die Neubildung gesunder Knochenzellen. Dies betrifft hauptsächlich die Osteoblasten.

Die Stoßwellentherapie wird in der Orthopädie und der Schmerzbehandlung an Weichteilen sowie der Urologie eingesetzt. Zur Zerstörung von Nierensteinen sowie der Beseitigung schmerzhafter Beschwerden an den Ellenbogen, den Fersen und Schultern eignet sich die extrakorporale Stoßwellentherapie hervorragend.

Darüber hinaus können hartnäckige kalkhaltige Ablagerungen durch arthrotische Erkrankungen durch die Stoßwellentherapie angetragen werden. Die Stoßwellentherapie bewahrt somit viele Patienten vor chirurgischen Eingriffen. Chronische Wunden, Ulcus cruris und schlecht verheilende Brüche können ebenfalls mit der Stoßwellentherapie behandelt werden.


Durchführung & Ablauf

Die Stoßwellentherapie wird ambulant durchgeführt und dauert pro Sitzung etwa 15 bis 30 Minuten. Der Ablauf variiert je nach Anwendungsgebiet, folgt jedoch einem standardisierten Verfahren.

Zunächst erfolgt eine Untersuchung und Diagnose, meist durch Ultraschall oder Röntgen, um die genaue Position der zu behandelnden Stelle zu bestimmen. Danach wird ein Gel auf die Haut aufgetragen, um eine optimale Übertragung der Stoßwellen zu gewährleisten.

Die eigentliche Behandlung erfolgt mit einem Stoßwellengerät, das akustische Druckwellen erzeugt und gezielt auf das betroffene Gewebe überträgt. Dabei wird zwischen fokussierten und radialen Stoßwellen unterschieden.

  • Fokussierte Stoßwellen sind präziser und dringen tief ins Gewebe ein, z. B. zur Behandlung von Kalkablagerungen oder schlecht heilenden Knochenbrüchen.
  • Radiale Stoßwellen breiten sich oberflächlicher aus und werden häufig zur Therapie von Muskel- und Sehnenproblemen eingesetzt.

Während der Sitzung kann ein leichtes Druck- oder Schmerzempfinden auftreten, das jedoch meist gut toleriert wird. Nach der Behandlung kann der Patient direkt nach Hause gehen und seinen Alltag normal fortsetzen. In der Regel sind 3 bis 5 Sitzungen im Abstand von einer Woche notwendig, um eine spürbare Verbesserung zu erzielen.

Risiken & Gefahren

Da bei der Stoßwellentherapie konzentriert hohe Mengen an Energie auf die betroffenen Zonen abgegeben wird, treten lokal verschiedene unerwünschte Nebenwirkungen auf. Typische Nebenwirkungen der Stoßwellentherapie zu leichten bis mittelschweren Blutergüssen kommen. Diese sind örtlich begrenzt. Darüber hinaus erzeugt eine Stoßwellentherapie ein Anschwellen der Hautregionen und eine Zunahme schmerzhafter Beschwerden, die jedoch bald nach der Therapie abklingen.

Um die Schmerzen unter der Stoßwellentherapie zu reduzieren, kann eine örtliche Betäubung oder eine Narkose vorgenommen werden. In mehr oder weniger großem Umfang können nach einer Stoßwellentherapie Reizungen der Haut auftreten. Diese werden insbesondere durch eine Hautrötung sichtbar.

Eine Stoßwellentherapie ist nicht für alle Patienten geeignet. Dieses alternative Behandlungsverfahren wird bei Menschen mit Störungen der Blutgerinnung, Entzündungen an den ausgewählten Organen und Organteilen sowie beim Vorliegen von Herzschrittmachern ausgeschlossen. Menschen in einem bestimmten Alter, in dem der Körper sich noch in der Entwicklung und im Wachstum befindet, werden ebenfalls nicht mit der Stoßwellentherapie behandelt.

Ausgeschlossen von der Stoßwellentherapie sind ebenso Patienten, die unter einer infizierten Pseudoarthrose leiden oder Frauen, die zum gegebenen Zeitpunkt schwanger sind.

Alternativen

Wenn eine Stoßwellentherapie nicht möglich oder nicht ausreichend wirksam ist, stehen verschiedene alternative Behandlungsmethoden zur Verfügung. Die Wahl des geeigneten Verfahrens hängt von der zugrunde liegenden Erkrankung, dem Schweregrad der Beschwerden und der individuellen Verträglichkeit ab.

Eine häufige Alternative ist die Physiotherapie, die gezielte Übungen zur Muskelkräftigung, Mobilisation und Schmerzlinderung umfasst. Sie kann durch manuelle Therapie, Faszienbehandlung oder Dehntechniken ergänzt werden, um die Beweglichkeit zu verbessern.

Für Patienten mit starken Schmerzen sind Injektionstherapien eine Option. Dabei werden entzündungshemmende Substanzen wie Kortison oder Hyaluronsäure direkt in das betroffene Gewebe gespritzt, um Schmerzen und Entzündungen zu lindern.

Ein weiteres Verfahren ist die Lasertherapie, die durch hochenergetisches Licht die Zellregeneration anregen und Schmerzen reduzieren kann. Sie wird oft bei Sehnenentzündungen oder schlecht heilenden Wunden eingesetzt.

Auch die Magnetfeldtherapie wird als Alternative genutzt. Sie soll die Durchblutung fördern und die Zellaktivität steigern, insbesondere bei Knochen- oder Weichteilverletzungen.

In schweren Fällen kann ein chirurgischer Eingriff notwendig sein, wenn konservative und nicht-invasive Methoden nicht ausreichen. Operative Verfahren werden meist bei schweren Sehnenverletzungen oder therapieresistenten Knochenbrüchen angewendet.

Quellen

  • Augustin, M., Schmiedel, V.: Leitfaden Naturheilkunde, Urban & Fischer, München 2012
  • Federspiel, F., Herbst, V.: Die andere Medizin. Stiftung Warentest, Berlin 2005
  • Kraft, K., Stange, R. (Hrsg): Lehrbuch Naturheilverfahren. Hippokrates, Stuttgart 2010

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