Tausendgüldenkraut
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Tausendgüldenkraut ist seit dem Altertum eine hochgeschätzte Heilpflanze. Schon Hippokrates lobte dieses Magenkraut, das bis heute als pflanzliche Arznei seine Verwendung findet. Sein Vorkommen ist jedoch sehr selten geworden, sodass diese Pflanze nun unter strengem Naturschutz steht und in Deutschland nicht gesammelt werden darf.
Vorkommen & Anbau des Tausendgüldenkraut
Das Tausendgüldenkraut gehört zur Familie der Enziangewächse. Seinen botanischen Namen Centaurium bekam es einer Legende nach vom arzneikundigen Zentauren Chiron, der mit dieser Pflanze die eitrigen Wunden seiner Pferdebeine geheilt haben soll. Der deutsche Name stammt wahrscheinlich aus einer Fehlübersetzung der Wortsilbe centum (hundert) und wurde so zum Tausendgüldenkraut.Die ein- bis zweijährige Pflanze kann eine Höhe von 40 cm erreichen. Aus der Pfahlwurzel entwickelt sich ein vierkantiger Stängel mit bodenständiger Blattrosette und lanzettförmigen, spitzen Blättern. Von Juni bis September öffnen sich die hellrosa Blüten der Trugdolden erst bei sonnigen Temperaturen über 20 Grad Celsius. Bei Regen verschließen sie sich jedoch.
Das Tausendgüldenkraut bevorzugt lehmige, kalkreiche verdichtete Böden an Wegesrändern, Wiesen oder Waldlichtungen. Aber auch auf Trockenhängen, auf moorigen oder sandigen Untergründen ist es anzufinden. Die Pflanzengattung ist heute mit etwa 20 Arten besonders im Mittelmeerraum Europas, zudem in Asien und Afrika heimisch. In Nordamerika wird sie als Arzneipflanze angebaut.
Wirkung & Anwendung
Die Bitterstoffe sind jedoch die Elemente, die pharmakologisch den höchsten Wirkungsgrad ausmachen. Sie lösen eine erhöhte Sekretion von Speichel und Verdauungssäften aus. Die Geschmacksknospen des Zungengrundes werden aktiviert und damit der Nervus vagus gereizt. Dieser 10. Hirnnerv läuft vom Gehirn bis in den Bauchraum. Dort regt er die Drüsenzellen des Magens an, Salzsäure und Pepsinogene verstärkt freizusetzen. Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse werden in ihrer Aktivität gefördert.
Wenn die Bitterstoffe den Magen erreicht haben, wird zusätzlich das Hormon Gastrin ausgeschüttet. Es regt ebenfalls die Produktion der Verdauungssäfte und die Motorik des Magens an. Der hierdurch entstandene Säuregrad liefert optimale Bedingungen für die Enzymarbeit. Die Nährstoffe werden aufgespalten und ihren Wirkbereichen zugeführt.So findet insgesamt durch die Bitterstoffe eine Appetitanregung statt, die Verdauung wird allgemein beschleunigt und die Aufnahme der Nährstoffe wird gefördert.
Die Einnahme des Tausendgüldenkrauts als pflanzliche Arznei sollte in diesem Bereich immer in Form von Tees oder Tinkturen erfolgen. Tabletten, Dragees oder Kapseln sind hingegen abzulehnen, da sie die Geschmacksnerven nicht ansprechen können. Des Weiteren wird das Kraut in Magenbittern oder Arzneiweinen verarbeitet. Neben der pharmakologischen Wirkung hat das Tausendgüldenkraut auf vielfältigste Art eine phytotherapeutische Bedeutung. Es wirkt antioxidativ und entzündungshemmend, kreislaufregulierend, blutdrucksenkend und belebend; es regt den gesamten Stoffwechsel an.
Bei wissenschaftlichen Untersuchungen wurde eine weitere Gruppe von Stoffen im Tausendgüldenkraut entdeckt, die einen positiven Einfluss bei Krebsleiden vermuten lässt. Bei den Stoffen handelt es sich um sogenannte Eustomine. Es sind Substanzen, die vor einem Tumor schützen können, indem sie krebsfördernde Aktivitäten hemmen. Die Erkenntnisse hinsichtlich der Wirksamkeit gegen das Krebsleiden sind noch nicht abschließend gesichert.
Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung
Die Standartzulassung besteht als pflanzliches Magen- und Darmmittel. Das Haupteinsatzgebiet ist der Verdauungsapparat. Das Magenkraut hilft bei Völlegefühl, Sodbrennen und Blähungen, ebenso bei akuten oder chronischen Verdauungsbeschwerden und leichter Diabetes. Aber auch der Appetitlosigkeit tritt es entgegen und findet bei Magersucht und Essstörungen seinen unterstützenden Einsatz.
Virusinfektionen werden erfolgreich behandelt, Fieber kann gesenkt werden. (Die Pflanze ist auch unter dem Namen Fieberkraut bekannt.) Zudem wird die Pflanze gegen leichte Blasenleiden eingesetzt. Nach langen Genesungszeiten und schweren Erschöpfungszuständen entfaltet Tausendgüldenkraut seine stärkende Wirkung. Ebenso dient es zur Desinfektion schlecht heilender Wunden. Hier entfalten die antibakteriellen ätherischen Öle ihre Wirksamkeit.
Insbesondere für den Bereich der Verdauung bietet sich die Darreichung als Tonikum, Magenbitter, Arzneiwein oder Tee an. Man bekommt es fertig gemischt im Handel, kann aber etwa einen Tee auch zuhause selbst aus einem Kaltauszug herstellen. Hierfür werden 1g = 1 TL des Krauts auf 1 Tasse kaltes Wasser genommen. Die Ziehzeit beträgt 6-10 Stunden. Eine halbe Stunde vor den Hauptmahlzeiten wird ein Esslöffel eingenommen, damit sich die Wirkung entfalten kann.
Da die Bitterstoffe hitzeempfindlich sind, ist ein solcher Kaltauszug die erste Wahl. Bei einem warmen Tee sollten die Blätter nur überbrüht werden. Beide Zubereitungsarten sollten nur ungesüßt getrunken werden. Umschläge kommen bei Entzündungen und Hautausschlägen zur Anwendung. Ein sauberes Tuch wird in dem beschriebenen Kaltauszug getränkt und auf die Wunde gelegt. Alternativ können die grob zerstoßenen Blätter genommen werden.
Tabletten, Dragees und Kapseln werden besonders bei Blasenleiden verabreicht, da der Verdauungstrakt nicht unmittelbar betroffen ist. Meist erhält man ein Kombipräparat, das verschiedene Heilpflanzen zusammenführt. Bei Leiden, die eher durch eine psychische Instabilität hervorgerufen werden, kommt außerdem die Bachblüte Centaury zum Einsatz. Sie ist fertig gemischt in der Apotheke zu beziehen und sollte mehrmals täglich mit vier Tropfen direkt auf die Zunge gegeben werden.
Tausendgüldenkraut hat seine Einsatzgebiete als wirksame Heilpflanze bis heute kontinuierlich ausgebaut. Auf vielfältigste Weise findet die Pflanze in unterschiedlichen Darreichungsformen ihren gesundenden Einsatz, wobei einige Gebiete noch nicht abschließend erforscht sind.