Thyroidektomie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter einer Thyroidektomie wird das operative Entfernen der Schilddrüse verstanden. Dies geschieht zumeist zur Behandlung eines Kropfes oder von Schilddrüsenkrebs.
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Was ist die Thyroidektomie?
Bei der Thyroidektomie oder Thyreoidektomie handelt es sich um die chirurgische Entfernung der Schilddrüse (Thyreoidea). Erfolgt lediglich eine einseitige Operation, ist von einer Hemithyreoidektomie die Rede.
Findet nur eine teilweise Entfernung der Schilddrüse statt, sprechen die Ärzte von einer Strumaresektion. Auf diese Weise verbleibt der funktionstüchtige Rest des Organs im Körper. Erstmals vorgenommen wurde eine Schilddrüsenresektion 1791 von dem französischen Mediziner Pierre-Joseph Desault (1744-1795). Die erste Thyreoidektomie in Deutschland führte der Chirurg Ludwig Rehn (1849-1930) im Jahr 1880 durch.
Durch eine Thyroidektomie lassen sich sowohl gutartige als auch bösartige Erkrankungen der Schilddrüse behandeln. Bestehen im Rahmen einer Krebserkrankung bereits Metastasen (Tochtergeschwülste), kann zusätzlich zur Entfernung der Schilddrüse eine sogenannte Neck-Dissection, bei der sämtliche Halslymphknoten entfernt werden, erfolgen.
Funktion, Wirkung & Ziele
Ein weiteres Anwendungsgebiet stellt die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow dar, die mit einer Überfunktion der Schilddrüse verbunden ist. Dabei kann sowohl eine teilweise als auch eine komplette Thyroidektomie durchgeführt werden.
Häufige Anwendungsgebiete der Thyreoidektomie sind außerdem Krebserkrankungen der Schilddrüse. Dazu zählen das papilläre Schilddrüsenkarzinom, das follikuläre Schilddrüsenkarzinom, das medulläre Schilddrüsenkarzinom sowie das anaplastische Schilddrüsenkarzinom.
Bevor eine operative Schilddrüsenentfernung vorgenommen werden kann, müssen im Vorfeld verschiedene Kontrolluntersuchungen erfolgen. Dabei kontrolliert der Arzt die körperliche Verfassung des Patienten. Den Schwerpunkt der Kontrolle bilden Herz und Kreislauf. Ferner werden Röntgenaufnahmen von der Lunge angefertigt. Ebenfalls zu den Voruntersuchungen gehören das Ermitteln des Blutbilds, der Blutgerinnung, der Elektrolyte und der Nierenfunktion. Um eine Entzündung auszuschließen, wird außerdem der CRP-Wert festgestellt. Zu den Routineuntersuchungen zählt weiterhin das Bestimmen der Schilddrüsenhormone. Ferner überprüft ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt, wie beweglich die Stimmbänder des Patienten sind.
Zu Beginn der Thyroidektomie erhält der Patient eine Intubationsnarkose, die als Standardverfahren bei diesem Eingriff gilt. Er wird außerdem mit leicht aufgerichtetem Oberkörper gelagert, während sein Kopf sich nach hinten in eine Schale neigt, wodurch sich die Schilddrüse gut erreichen lässt.
Erster Schritt der Thyreoidektomie ist das Freilegen der Schilddrüsenvorderfläche. Dabei wird die Gewebebrücke auf der Luftröhre, die sich zwischen den Schilddrüsenlappen befindet, durchtrennt und blutstillend versorgt. Anschließend löst der Chirurg die Schilddrüsenanteile, die es zu entfernen gilt, heraus und durchtrennt die für Blutzufuhr und Ableitung zuständigen Blutgefäße. Während des Eingriffs achtet der Operateur darauf, dass die Stimmbandnerven sowie die Nebenschilddrüsen geschont werden. Nach dem Durchtrennen der Bindegewebsschicht zwischen Luftröhre und Schilddrüse wird der Lappen entfernt.
Findet der Arzt während des Eingriffs Metastasen an den Lymphknoten vor, muss eine radikale Thyroidektomie samt Neck-Dissection vorgenommen werden. Zu diesem Zweck erweitert er den sogenannten Kocher´schen Kragenschnitt zu einem Türflügelschnitt. An dessen Mittellinie führt er einen geraden Längsschnitt durch. Dieser endet unterhalb des Kinns und wird quer nach beiden Seiten erweitert.
Nächster Schritt der Thyreoidektomie ist das Anbringen von Redon-Drainagen, um Blut und Wundsekret abzuleiten. Der Verschluss der Wunde wird dreischichtig vorgenommen. Muskeln und subkutanes Gewebe verschließt der Operateur mit Nahtmaterial, das sich resorbiert. Für den Verschluss der Haut greift der Chirurg auf eine intrakutane Nahttechnik zurück, die als günstig gilt. Als Alternative kommen außerdem Gewebekleber oder Adaptionspflaster infrage.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
In der Regel stehen daher meist Blutkonserven zum Einsatz bereit. Die gute Durchblutung hat den Vorteil, dass es nur selten zu eitrigen Wundinfektionen kommt. Falls doch, lassen sie sich gut erkennen und entsprechend behandeln. Allerdings fällt das kosmetische Resultat oft negativ aus. Gelegentlich sind auch postoperative Blutgerinnsel oder Embolien im Bereich des Möglichen.
Ein weiteres denkbares Risiko der Thyreoidektomie ist das Durchtrennen der Stimmbänder. Dieses hat eine dauerhafte Lähmung der Stimmmuskeln sowie Heiserkeit zur Folge. Funktionsausfälle können ferner durch Überdehnungen oder Quetschungen der Nerven auftreten. In der Regel erholen sich die Nerven jedoch wieder, sodass keine spezielle Behandlung erforderlich ist. Als besonders bedenklich gilt eine beidseitige Rekurrensparese, durch die es zu einer kompletten Verlegung der Luftröhre kommen kann. Dadurch besteht die Gefahr, dass der Patient erstickt. In solchen Fällen ist ein dauerhafter Luftröhrenschnitt nötig.
Ein andere Gefahr der Thyroidektomie stellt eine unabsichtliche Verletzung der Nebenschilddrüsen dar. Sie lässt sich meist nur schwer erkennen und kann den Kalziumstoffwechsel zum Entgleisen bringen. Allerdings lässt sich diese Komplikation normalerweise durch die Zufuhr von Vitamin D und Kalzium gut beheben.
Weitere mögliche Risken und Nebenwirkungen sind Schluckbeschwerden, Nackenschmerzen durch die Lagerung, Verletzungen an benachbarten Körperstrukturen wie der Luftröhre oder der Speiseröhre, Weichteilschäden, die Bildung von Narben oder allergische Reaktionen, die sogar einen lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock zur Folge haben können.
Quellen
- Classen, M., Diehl, V., Kochsiek, K. (Hrsg.): Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
- Siewert, J.-R., et al.: Basiswissen Chirurgie. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2010
- Stumpf, M., Kasperk, R., Schumpelick, V.: Operationsatlas Chirurgie. Thieme, Stuttgart 2013