Angina tonsillaris

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Angina tonsillaris sollte nicht mit dem Symptom der Mandelentzündung verwechselt werden, auch wenn dieses bei der Angina vorliegt. Ebenso abzugrenzen ist die Angina tonsillaris von der Angina pectoris, die nur dem Namen nach verwandt zu sein scheint. Weitere Begriffe sind Tonsillitis acuta, akute Mandelentzündung oder einfach nur Angina.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Angina tonsillaris?

Halsschmerzen und Halskratzen treten meist im Rahmen einer Erkältung oder Angina tonsillaris auf. Aber auch eine Mandelentzündung kann möglich sein.

Die Angina tonsillaris ist eine Entzündung der Gaumenmandeln. Sie betrifft hauptsächlich Schulkinder, sehr selten Kleinkinder. Das Problem ist, dass die Angina tonsillaris (kurz Angina genannt) sehr schmerzhaft sein kann. Jede Schluckbewegung verursacht Beschwerden und die Aufnahme von Nahrung ist erschwert. Das kann zu Gewichtsverlust und körperlicher Abgeschlagenheit führen.

Ohne fachgerechte Behandlung breitet sich die Krankheit rasch aus. Hinzu kommt dann Fieber und oft fühlt sich der Patient so krank, dass ein Leistungsknick z.B. in der Schule die Folge ist. Denn auch das Reden ist erschwert und wenn sich die Angina tonsillaris auf die Stimmbänder ausbreitet, bleibt die Stimme zeitweise ganz weg. Eine Teilnahme am Schulunterricht ist dann nicht mehr möglich und Bettruhe ist bei der Angina tonsillaris mit hohem Fieber sinnvoll.

Ursachen

Der Ursache der Angina tonsillaris sind hauptsachlich Bakterien, nämlich die Streptokokken. Diese Bakterien befinden sich auf der Haut und im Darm. Sie sind an vielen Infektionen beteiligt. Unterscheiden muss man bei diesen Bakterien die Fähigkeit, Blut zu zersetzen (Alpha-,Beta- und Gamma-Hämolyse). Infizieren kann man sich besonders leicht dort, wo viele Menschen aufeinander treffen.

Sobald ein Mensch hustet, schwirren eine Vielzahl von Bakterien durch die Luft und werden von Mensch zu Mensch weiter gegeben. Auch über Griffe, zum Beispiel in Bussen und Bahnen kann man sich leicht anstecken, da die Bakterien dort vermehrt auftreten und resistent sind. Ein gesunder Mensch mit genügend Abwehrkräfte wird in der Regel nicht belastet bzw. infiziert.

Wenn die Immunabwehr aber durch Faktoren wie zu wenig Schlaf und zuviel negativen Stress geschwächt ist, haben die Bakterien leichtes Spiel und die Angina tonsillaris breitet sich rasch aus. Bei der chronischen Angina tonsillaris liegt meistens eine Mischinfektion vor, dass heißt sowohl anaerobe als auch aerobe Erreger.

Die Schwellungen der Mandeln wird auch durch diese Erreger verursacht. Zugluft in Bahn oder Bus kann ebenfalls die Immunabwehr so sehr schwächen, dass eine Ansteckung leicht möglich wird.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome der akuten und chronischen Form der Angina tonsillaris unterscheiden sich voneinander. So ist die akute Mandelentzündung durch zunehmende Schmerzen im Rachen gekennzeichnet. Beim Schlucken, Gähnen und sonstigem Öffnen des Mundes können die Schmerzen bis in die Ohren ausstrahlen. Zusätzlich kommt es häufig auch zu hohem Fieber, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit.

Die Stimme ist belegt und es findet ein verstärkter Speichelfluss statt. Bei der Untersuchung der Mandeln wird festgestellt, dass diese gerötet, geschwollen und oft vereitert sind. Wenn die akute Angina tonsillaris nicht behandelt wird, kann es durch die immer weiter zunehmende Schwellung der Mandeln zu Atemnot kommen. Darunter leiden besonders Kinder, weil deren Mandeln bereits im gesunden Zustand vergrößert sind.

Nach ein bis zwei Wochen heilt die akute Mandelentzündung meist folgenlos aus. Nach häufigen Mandelentzündungen kann sich eine chronische Angina tonsillaris entwickeln. Hier treten meist leichte Schluckbeschwerden auf. Typisch ist ein anhaltender unangenehmer Mundgeruch. Häufig sind die Halslymphknoten dauerhaft geschwollen. Diese Schwellung verursacht aber keine Schmerzen.

Viele Betroffene leiden unter einer verminderten Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit. Zusätzlich wird an den Mandeln abgestorbenes Gewebe (Detritus) entdeckt, welches durch Zersetzung den unangenehmen Mundgeruch verursacht. Eine Angina tonsillaris kann auch zu Komplikationen wie rheumatischem Fieber, Herzmuskelentzündung, Gelenkentzündungen, Exanthemen der Haut, Nierenentzündung oder gar Sepsis führen.

Verlauf

Der Verlauf der Angina tonsillaris beginnt oft mit harmlosen Schluckbeschwerden. Der Infizierte bemerkt dann, dass sowohl das Trinken als auch das Essen Beschwerden verursacht. Oft wird dann die Aufnahme der Nahrung reduziert, was eine zusätzliche Schwächung der Immunabwehr bedeutet. Schnell schwellen die Gaumenmandel an und hohes Fieber kommt hinzu, so dass der Patient sich müde und abgeschlagen fühlt.

Wenn die Mandel vereitert sind, kommt starker Mundgeruch dazu. Die Lymphknoten schwellen an. Das verursacht zusätzliche Schmerzen. Da die Erkrankung ansteckend ist, sollte der Infizierte anderen nicht zu nahe kommen. Sonst ist zu befürchten, dass sich weitere Mitglieder der Familie oder Schulklasse anstecken und sich immer wieder neu infizieren und gegenseitig anstecken.

Komplikationen

Als Komplikation der Mandelentzündung kann sich ein Abszess im Bereich der Mandeln oder der Rachenhinterwand bilden. Dabei kommt es zu einer Schwellung, in der sich Eiter ansammelt. Schmerzen und Fieber deuten auf die Entstehung eines Abszesses hin. Die Erreger der Angina tonsillaris können in seltenen Fällen über die Blutbahn in den ganzen Körper getragen werden und so eine Sepsis auslösen.

Diese Komplikation äußert sich durch hohes Fieber und eine deutliche Verschlechterung des Allgemeinzustandes. Die Sepsis ist ein potentiell lebensbedrohlicher Zustand. Weitere mögliche Folgeerscheinungen der Tonsillitis werden durch den Befall des Herzens durch die Krankheitserreger verursacht. Es kommt zu Entzündungen des Herzmuskels (Myokarditis), der Herzinnenhaut (Endokarditis) oder des Herzbeutels (Perikarditis).

Mögliche Folgen können eine Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen sein. Bis zu drei Wochen nach der Mandelentzündung kann vor allem bei Kindern und Jugendlichen akutes rheumatisches Fieber auftreten. Es handelt sich um eine Systemerkrankung mit Beteiligung von Gelenken, Haut, Herz und Gehirn. An Herz und Gelenken treten dabei Entzündungen auf.

An der Haut erscheinen Rheumaknötchen. Durch die Beteiligung des Gehirns werden unkontrollierbare Bewegungen ausgelöst. Die Erreger der Tonsillitis können eine Glomerulonephritis hervorrufen. Diese Entzündung der Nierenkörperchen äußert sich unter anderem durch eine verminderte Urinausscheidung, Ödeme und erhöhten Blutdruck.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Angina tonsillaris oder Mandelentzündung ist eine Erkrankung, die oft in Zusammenhang mit diversen Infektionen der oberen Atemwege auftritt und in der Regel auch ohne ärztliche Behandlung eine gute Prognose hat. Oft helfen wie beim klassischen Schnupfen und anderen Erkältungssymptonen einfach nur Ruhe und eine ausreichende Trinkmenge sowie die bekannten Hausmittel, um wieder gesund zu werden. Ein Arztbesuch ist daher bei einer komplikationslos verlaufenden Angina tonsillaris meist weder für den Erwachsenen noch bei Kindern erforderlich.

Der Gang zum Arzt ist erst dann anzuraten, wenn die Angina tonsillaris sich nicht nach wenigen Tagen zurückbildet. Das Gleiche gilt, wenn die Mandelentzündung mit starken Schmerzen verbunden ist, die beispielsweise bei einem Kind dazu führen, dass konsequent die Nahrungsaufnahme verweigert wird. Auch hohes Fieber, begleitende heftige Kopfschmerzen oder ein starker Husten sind Gründe für einen Arztbesuch, um eine eventuelle Grippe, eine Bronchitis oder Lungenentzündung wegen der etwas ungünstigeren Prognose frühzeitig diagnostizieren und behandeln zu lassen.

Eigentlich haben Mandeln eine Barrierefunktion, da sie die unteren Atemwege vor Erregern schützen. Manchmal sind die Mandeln durch immer wiederkehrende Entzündungen jedoch stark zerklüftet und sind dann nicht mehr in der Lage, ihre natürliche Abwehrfunktion auszuüben. Im Gegenteil: Sie sind oft Ansatzstelle für Bakterien und Viren, was chronische Entzündungen nach sich ziehen kann. Auch hier ist der Besuch beim Arzt ratsam, um über eine eventuelle Entfernung der Mandeln zu sprechen.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung ist eine genaue Abklärung durch den Arzt, ob es eine akute Angina tonsillaris oder eine fortgeschrittene Angina tonsillaris mit eitrigen Gaumenmandeln und sehr hohem Fieber ist. Hierzu macht der Doktor einen Rachenabstrich, um die Anzahl der Steptokokken festzustellen. Danach richtet sich die weitere Behandlung.

Ist die Streptokokkenzahl gering, reicht ein einfaches Rachenspray oder Halspastillen um die Beschwerden zu lindern. Auch Rachenspülungen zum Gurgeln sind sinnvoll. Auch Halswickel kalt und feucht helfen sowohl gegen die Halsschmerzen als auch gegen das Fieber. Ist die Angina tonsillaris fortgeschritten, dann wird es unter Umständen notwendig, Antibiotika zu nehmen und strikte Bettruhe einzuhalten, damit sich der Körper regenerieren kann.

Bei der Gabe von Antibiotika ist darauf zu achten, dass sie Nebenwirkungen haben können. Hierzu zählen unter anderen Durchfall, den man durch eine Schonkost wieder beheben kann. Nach Möglichkeit sollte der, mit Angina tonsillaris, Infizierte keine fetten Speisen zu sich nehmen. Leichte Gerichte mit Reis und Gemüse und genügend Flüssigkeitsaufnahme lassen den Patienten schnell wieder gesund werden.

Nachsorge

In den meisten Fällen sind bei der Angina tonsillaris die Möglichkeiten zur Nachsorge nur sehr eingeschränkt möglich. Der Patient ist in erster Linie auf eine medizinische Behandlung angewiesen, da es bei dieser Krankheit nicht zu einer Selbstheilung kommt und auch die Möglichkeiten zur Selbsthilfe nur sehr stark eingeschränkt sind. Die Lebenserwartung wird durch die Angina tonsillaris allerdings nicht verringert.

Die Behandlung der Angina tonsillaris erfolgt zumeist mit Hilfe von Antibiotika. Betroffene sollten auf eine regelmäßige Einnahme der Medikamente achten und auch mögliche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln. Dabei sollte bei der Einnahme von Antibiotika auch kein Alkohol eingenommen werden, da dieser die Wirkung der Antibiotika schwächt.

Bei Kindern müssen vor allem die Eltern auf die richtige und regelmäßige Einnahme der Medikamente achten. Um dem Durchfall entgegenzuwirken, sollten Betroffene sehr viel Flüssigkeit zu sich nehmen und den Magen schonen. Dabei ist während der Angina tonsillaris nur leichte Kost zu empfehlen. Nach dem Abheilen der Erkrankung kann der Magen wieder an die übliche Nahrung gewöhnt werden. In den meisten Fällen kommt es dabei zu einem positiven Krankheitsverlauf.

Aussicht & Prognose

Die Angina tonsillaris ist eine häufig auftretende Erkrankung, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. In der Regel verläuft sie komplikationslos und heilt mit der richtigen Behandlung innerhalb kurzer Zeit wieder komplett aus: Nach der Gabe von Antibiotika nimmt der Heilungsprozess noch etwa zwei Wochen in Anspruch. Nur in seltenen Fällen schwellen die entzündeten Gaumenmandeln so stark an, dass sie die Atmung behindern. In diesem Fall ist das erneute Aufsuchen eines Arztes unbedingt erforderlich.

Um die Heilung nicht zu behindern, sollte auf eine hinreichende Flüssigkeitszufuhr (am besten in Form von Wasser und ungesüßtem Tee) und auf weiche Nahrung geachtet werden. Auch Halswickel und Lutschbonbons können bestehende Symptome wie Halsschmerzen und Schluckbeschwerden lindern.

Eine akute Mandelentzündung kann auch in eine chronische Form übergehen. Der Großteil der Symptome geht dabei zurück. Lediglich die Lymphknoten bleiben geschwollen. Zudem leiden viele Betroffene unter leichtem, andauernden Unwohlsein. Die chronische Mandelentzündung kann sich zudem negativ auf andere Organe auswirken: Es kann zu Eiteransammlungen im Halsbereich, zu Nieren- und Herzschäden sowie zu Entzündungen an den Gelenken kommen. In einigen Fällen ist daher die Entfernung der Mandeln sinnvoll. Dieser operative Eingriff ist im Erwachsenenalter unproblematisch.


Das können Sie selbst tun

Die Angina tonsillaris mit ihren entzündeten Gaumenmandeln sollte stets von Ärzten behandelt werden. Im Zuge der ärztlichen Behandlung kann mittels Rachenabstrich auf Bakterien untersucht werden, ob es sich um eine bakterielle oder virale Entzündung handelt. Um die Genesung einer Angina tonsillaris zu fördern, ist komplette Bettruhe empfehlenswert. Obgleich das Schlucken oftmals Schmerzen bereitet, sollten die Betroffenen ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. Mit Lutschtabletten und Mundspülungen kann der Schmerz abgemildert und die Heilung gefördert werden.

Bei einer Angina tonsillaris haben sich zahlreiche Hausmittel bewährt. Besonders häufig werden Umschläge mit Quark oder angerührter Heilerde angewendet, da diese entzündungshemmend wirken. Das eigene Wohlbefinden sollte dabei entscheiden, ob die Wickel kalt oder warm angewendet werden sollten. Ein kalter Umschlag regt die Schleimhaut an und sorgt so für eine Linderung der Beschwerden. Ein warmer Umschlag hingegen entfaltet eine wärmende Wirkung und fördert die Durchblutung. Ein weiteres bewährtes Mittel stellt ein frischer Ingwertee mit Honig und Zitrone dar.

Wenn die Angina tonsillaris mit hohem Fieber einhergeht, sind Wadenwickel empfehlenswert. Der Konsum von kalten Getränken oder Eis kann die Beschwerden beim Schlucken lindern. Da das Rauchen das Beschwerdebild verschlechtern kann, sollte während der Entzündung auf das aktive Rauchen verzichtet werden.

Quellen

  • Arnold, W., Ganzer, U.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Boenninghaus, H.-G., Lenarz, T.: HNO. Springer Medizin, Heidelberg 2007
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

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