Tyrosin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Tyrosin gehört zu den nicht essentiellen Aminosäuren. Der Körper kann den Stoff somit selbstständig herstellen und verwerten. Weil Tyrosin an zahlreichen Prozessen beteiligt ist, kann ein Mangel schwerwiegende Folgen haben.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Tyrosin?

Generell wird Tyrosin in der Leber produziert, in dem die Umwandlung einer weiteren Aminosäure erfolgt: Phenylalanin. Bei der Reaktion ist vor allem das Enzym Phenylalaninhydroxylase beteiligt.
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Aminosäuren stellen die Grundbausteine von Proteinen dar. Abhängig von ihrer Länge und Reihenfolge, entsteht jeweils ein unterschiedliches Eiweiß. Proteine wiederum werden im gesamten Körper für unterschiedliche Aufgaben benötigt: sie bauen zahlreiche Strukturen auf und sind an der Bildung von Hormonen wie Insulin beteiligt. Tyrosin spielt im Rahmen von L-Tyrosin, also den Schilddrüsenhormonen, eine wichtige Rolle.

Ein Mangel kann beispielsweise Auswirkungen auf den Stoffwechsel haben. In zahlreichen Lebensmitteln ist Tyrosin enthalten, es handelt sich um Bestandteile des aufgelisteten Proteins. So sind zum Beispiels Erbsen und Sojabohnen mit Tyrosin angereichert. Externes Tyrosin wird jedoch erst dann interessant, wenn Mangelerscheinungen auftreten oder ein Sportler nach einer Leistungssteigerung strebt. Ansonsten ist eine zusätzliche Einnahme weder notwendig noch meistens besonders hilfreich. Weil es sich bei Tyrosin um einen körpereigenen Stoff handelt, sind Nebenwirkungen nur selten anzutreffen.

Anatomie & Aufbau

Der Körper kann Tyrosin selbstständig herstellen, so dass eine externe Aufnahme nur bei Personen notwendig wird, bei denen dem Organismus die Produktion aus verschiedenen Gründen nicht mehr in einem ausreichendem Maße gelingt. Generell wird Tyrosin in der Leber produziert, in dem die Umwandlung einer weiterer Aminosäure erfolgt: Phenylalanin. Bei der Reaktion ist vor allem das Enzym Phenylalaninhydroxylase beteiligt.

Zur Abwicklung des Prozesses braucht der Organismus ein Sauerstoffmolekül. Durch die verschiedenen Abwicklungen entsteht schließlich ein Wasserstoffmolekül. Während Phenylalanin stark hydrophobe Eigenschaften besitzt, reduzieren sich diese durch die weitere Verarbeitung zur Aminosäure Tyrosin. Bei dem chemischen Aufbau kommen Seitenketten zum Einsatz, welche Struktur und Funktion bestimmen. Tyrosin ist nur schwer wasserlöslich.

Funktion & Aufgaben

Die Aufgaben der Aminosäure sind vielfältig. So ist sie an der Bildung wichtiger Hormone und Stoffe grundlegend beteiligt. Ohne Tyrosin können Adrenalin und Noradrenalin nicht hergestellt werden. Adrenalin kommt wiederum in Gefahrensituationen zum Einsatz. Bei dem Stoff handelt es sich um ein Stresshormon. Es sorgt für die Bereitstellung von Energie, sobald eine gefährliche Situation droht.

Ein Mangel an Adrenalin kann somit gesundheitliche Folgen haben. Noradrenalin hingegen ist für Wachheit und Aufmerksamkeit verantwortlich. Es wird manchmal zur Behandlung von Depressionen verschrieben. Noradrenalin gewinnt der Körper über Dopamin. Dopamin wird wiederum aus Tyrosin synthetisiert. Auch bei diesem Stoff handelt es sich um einen Neurotransmitter, der zum Beispiel die Motivation und Erregung regulieren kann. Ist der Spiegel an Dopamin zu niedrig oder zu hoch, machen sich Symptome bemerkbar, die an Parkinson erinnern. Ein Neurotransmitter dient im allgemeinen der Kommunikation zwischen den verschiedenen Nervenzellen.

Im Rahmen von Schaltkreise vermittelt Dopamin zum Beispiel eine Förderung des Antriebs. Generell ist Tyrosin für die Bildung von vielen Neurotransmittern verantwortlich. Dementsprechend können Störungen in der Herstellung, die in einem Mangel resultieren, weitreichende Konsequenzen haben, die nicht auf einzelne körperliche Regionen beschränkt sind. Weiterhin ist die Aminosäure für die Herstellung von beinahe allen Proteinen relevant. Als Glied in einer langen oder kürzeren Aminosäurekette bestimmt sie Funktion und Struktur des Eiweißes. Die wohl bekannteste Aufgabe ist die Synthese von Thyroxin.

Dieses ist als Schilddrüsenhormon am gesamten Stoffwechsel beteiligt. Die positive Auswirkung auf die individuelle Leistungsfähigkeit wurde bereits in verschiedenen Studien getestet. Bei diesen schnitt die Experimentalgruppe in den meisten Fällen besser ab als die Kontrollgruppe, welche nur ein Placebo erhielt. Die Aufgaben des Tyrosins sind somit vielfältig. Zahlreiche Auswirkungen lassen sich nicht nur auf ein physischen, sondern auch einer psychischen Ebene finden.


Krankheiten

Ein Mangel an Tyrosin kann zu gesundheitlichen Problemen führen. Diese werden als besonders vielfältig wahrgenommen, weil die Aminosäure an zahlreichen Prozessen beteiligt ist. So macht sich ein Mangel zum Beispiel daran bemerkbar, dass die Herstellung von Schilddrüsenhormonen nicht mehr gewährleistet wird. Diese wiederum steuern den gesamten Stoffwechsel, so dass es zu unterschiedlichen Erscheinungen kommen kann. Zu diesen gehören vor allem Müdigkeit und eine Gewichtszunahme, weil der gesamte Stoffwechsel nur noch verlangsamt ablaufen kann.

Ist die Produktion des Neurotransmitters Noradrenalin gestört, kommt es unter Umständen zu einem Erschöpfungszustand. Die Stoffwechselrate wird herabgesetzt und Substanzen, welche die Synthese von Adrenalin und Noradrenalin anregen sollen, zeigen eine stark verminderte Wirkung. Stattdessen nehmen Betroffene eine allgemeine Erschöpfung wahr. Tyrosin ist an der Bildung von Dopamin beteiligt. Dieses ist wiederum für eine positive Stimmungslage verantwortlich. Ein Mangel der Aminosäure kann in negativen Verstimmungen resultieren. Untersuchungen haben ergeben, dass der Tyrosinspiegel bei einigen depressiven Personen unterhalb der Richtlinie verweilt.

Darüber hinaus lassen sich Konsequenzen bei der Haut feststellen, weil Tyrosin als Vorläuferstoff von Melanin gilt. Melanin wiederum gewährleistet bis zu einem bestimmten Grad einen Schutz der Haut gegen schädliche UV-Strahlen. Um einen Mangel vorzubeugen ist eine ausreichende Aufnahme von Phenylalanin notwendig. Sojaprodukte, Nüsse und Samen weisen größere Mengen der Aminosäure auf. Darüber hinaus können künstliche Nahrungsergänzungsmittel Mangelerscheinungen entgegenwirken. In der Regel kommt es im Rahmen einer solchen Behandlung bei Beachtung der Packungsbeilage zu keinen Nebenwirkungen. Selten leiden Patienten aufgrund der Supplementierung von Tyrosin unter Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Unruhe, Nervosität oder Herzrasen. Bei Zweifeln und Fragen sollte zunächst ein Arzt oder Apotheker konsultiert werden.

Quellen

  • Classen, M., Diehl, V., Kochsiek, K. (Hrsg.): Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
  • Neumeister, B. et al.: Klinikleitfaden Labordiagnostik. Elsevier/Urban & Fischer, München 2009
  • Reuter, P., Hägele, J.: Aminosäuren Kompendium. Ein Leitfaden für die klinische Praxis. Hyginus Publisher GmbH, Bad Homburg 2001

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