Ursodeoxycholsäure

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Ursodeoxycholsäure (auch als Ursodesoxycholsäure bezeichnet) handelt es sich um eine natürliche, tertiäre Gallensäure. Sie kommt bei der Auflösung von kleinen Gallensteinen (bis maximal 15 mm) sowie bei der Therapie bestimmter Erkrankungen der Leber zum Einsatz.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Ursodeoxycholsäure?

Vorrangig wird Ursodeoxycholsäure zur Auflösung von Cholesterin-Gallensteinen eingesetzt. Die Therapie ist aber nur bei kleinen Steinen bis maximal 15 mm und einer funktionsfähigen Gallenblase möglich.
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Ursodeoxycholsäure (Ursodesoxycholsäure) gehört aus chemischer Sicht zur Gruppe der Sterole und stellt ein Steroid dar. Es handelt sich um eine natürliche, tertiäre Gallensäure, die durch Extrahierung von Cholsäure aus der Galle von Schlachtvieh partial-synthetisch hergestellt wird. Die Säure ist etwa zu 3 Prozent auch in der Galle des Menschen zu finden.

Ursodeoxycholsäure (Ursodesoxycholsäure) wird vorrangig für die Auflösung von so genannten Cholesterin-Gallensteinen von geringer Größe verwendet. Erhältlich ist Ursodeoxycholsäure (Ursodesoxycholsäure) in Form von Filmtabletten oder Kapseln.

Pharmakologische Wirkung auf Körper & Organe

Ursodeoxycholsäure (Ursodesoxycholsäure) kommt in geringen Mengen in der natürlichen Gallensäure vor und ist – anders als andere Gallensäuren – in Wasser löslich. Die Säure sorgt für eine Hemmung der Aufnahme von Cholesterin aus dem Darm sowie der Abgabe von Cholesterin in die Gallenflüssigkeit aus den Zellen der Leber. Durch die Einnahme von Ursodeoxycholsäure (Ursodesoxycholsäure) wird der Mechanismus verstärkt, das Cholesterin in der Gallenflüssigkeit nimmt ab.

So ist es wesentlich feiner in der Flüssigkeit verteilt. Es kommt dadurch zu einer allmählichen Auflösung und Ausspülung der Cholesterin-Gallensteine. Der Wirkstoff wirkt zudem schützend auf die Zellen, chronische Entzündungsreaktionen werden so gehemmt. Ursodeoxycholsäure ist dabei ungiftig.

Medizinische Anwendung & Verwendung zur Behandlung & Vorbeugung

Vorrangig wird Ursodeoxycholsäure zur Auflösung von Cholesterin-Gallensteinen eingesetzt. Die Therapie ist aber nur bei kleinen Steinen bis maximal 15 mm und einer funktionsfähigen Gallenblase möglich.

Zudem kommt das Medikament zur Anwendung, wenn eine Leberzirrhose nicht weiter fortschreiten soll. Diese muss jedoch auf eine chronische Entzündung der Gallenwege sowie einen Rückstau der Gallenflüssigkeit, die sich in den Leberzellen bildet, zurückzuführen sein.

Weiterhin kommt Ursodeoxycholsäure bei der Behandlung von bestimmten Formen der Entzündung der Magenschleimhaut zur Anwendung. Hier wird der Rückfluss von Verdauungssäften aus dem Zwölffingerdarm in den Magen gehemmt.

Bei einer Überempfindlichkeit gegen Ursodeoxycholsäure, bei akuten Gallenblasen- und Gallenwegsentzündungen, bei einem Verschluss der Gallenwege, bei Hepatitis (chronisch oder akut), bei kalziumhaltigen Gallensteinen (Schatten im Röntgenbild), bei einer verminderten Gallenblasenfunktionsfähigkeit, bei häufig auftretenden Gallenkoliken sowie bei einer nicht im Röntgenbild darstellbaren Gallenblase darf Ursodeoxycholsäure nicht zur Behandlung eingesetzt werden.

Eine Verabreichung während einer Schwangerschaft ist ebenfalls nicht indiziert, da das ungeborene Kind Fehlbildungen entwickeln kann. Deshalb muss vor Therapiebeginn eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden, während der Therapie sind Maßnahmen zur Empfängnisverhütung ratsam.

Auch wenn eine Behandlung mit Ursodeoxycholsäure bei Kindern und Jugendlichen eher selten vorkommt, ist eine Anwendung bereits ab einem Alter von 6 Jahren bei Gallenstau möglich. Üblicherweise liegt die Behandlungsdauer mit Ursodeoxycholsäure zwischen 6 und 24 Monaten.


Risiken & Nebenwirkungen

Auch bei der Gabe von Ursodeoxycholsäure kann es zu Nebenwirkungen kommen. Diese sind von Patient zu Patient unterschiedlich. Sie können, müssen aber nicht auftreten. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören vor allem breiige Stühle und Durchfälle. Sehr selten kann es außerdem zu einer Verkalkung der Gallensteine, zu Nesselsucht oder zu schweren Schmerzen im Oberbauch kommen. Letztere Nebenwirkung ist vor allem bei der Behandlung einer primären biliären Leberzirrhose möglich.

Wird mit Ursodeoxycholsäure eine gallenbedingte Leberzirrhose im fortgeschrittenen Stadium behandelt, kann sich diese in sehr seltenen Fällen verschlechtern. Sobald die Behandlung beendet ist, tritt in der Regel eine Rückbildung ein.

Auch Wechselwirkungen bei der Einnahme von Ursodeoxycholsäure und der gleichzeitigen Einnahme anderer Medikamente sind möglich. So können Mittel zur Bindung der Gallensäure (z. B. Colestipol), Mittel zur Bindung von Säure, Tonerde oder auch Aluminiumsalze zu einer Minderung der Aufnahme von Ursodeoxycholsäure aus dem Darm führen. Die Einnahme sollte in diesen Fällen mindestens 2 Stunden zeitversetzt erfolgen.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Ciclosporin (Mittel zur Vorbeugung von Transplantatabstoßung) wird die Wirkung von Ciclosporin verstärkt. Abschwächend wirkt Ursodeoxycholsäure hingegen auf das Antibiotikum Ciprofloxacin und den Kalziumblocker Nitrendipin.

Vor allem zu Beginn der Therapie mit Ursodeoxycholsäure ist eine regelmäßige Kontrolle der Leberenzym-Werte im Blut durch den behandelnden Arzt notwendig, auch die Gallenblase sollte mittels Ultraschall regelmäßig untersucht werden. Verkleinern sich die Gallen innerhalb eines Jahres nicht oder verkalken sie sich, dann sollte die Behandlung beendet werden.

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