Vulvitis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Im empfindlichen weiblichen Genitalbereich können sich trotz intensiver Körperpflege entzündliche Vorgänge manifestieren, innerhalb derer die Vulvitis eine vorrangige Bedeutung besitzt. Die Vulvitis muss aufgrund ihres quälenden und unangenehmen Verlaufs umgehend behandelt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Vulvitis?

Da die äußeren Geschlechtsorgane der Frau bei einer Vulvitis zu Entzündungen neigen, spüren die Betroffenen ein Brennen oder Jucken im Intimbereich.
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Bei einer Vulvitis handelt es sich um ein Krankheitsbild, welche durch eine Entzündung gekennzeichnet ist. Hinter dem Wortteil Vulva verbergen sich die äußeren weiblichen Genitale, die Schamlippen. Die Endung -itis weist auf einen entzündlichen Prozess hin, welcher sich durch die typischen Entzündungszeichen darstellt.

Die Vulvitis bezieht sich ausschließlich auf die äußeren Bereiche des Geschlechts, kann sich bei einem ungünstigen Verlauf und bei fehlender Therapie auch auf die inneren Geschlechtsorgane ausbreiten. Dies geschieht bei einer Vulvitis häufig dadurch, dass die entzündungsauslösenden und damit infektiösen Keime verschleppt werden. Bei der Vulvitis gibt es die primäre und die sekundäre Verlaufsform.

Ursachen

Aufgrund der unterschiedlichen Ursachen einer Vulvitis werden diese in die Auslöser einer primären und sekundären Vulvitis unterteilt. In der Regel kommt als Hauptursache für eine Vulvitis eine Infektion des Vulvabereichs in Frage, welche durch Bakterien wie Gono-, Staphylokokken oder Streptokokken (Kokken sind immer rund), Viren oder durch einen Pilz wie Candida albicans entstehen kann.

Eine weitere Kausalität zwischen der Vulvitis besteht zu den sogenannten Parasiten in der Form von Trichomonaden. Darüber hinaus können auch Vorerkrankungen wie die Zuckerkrankheit oder Leukämie, krankhafte Störungen der Leber oder der Haut zu einer Vulvitis beitragen.

Durch eine fehlende Hygiene der weiblichen Geschlechtsorgane kann eine Vulvitis ebenfalls ensttehen. Durch eine unsachgemäße Hygiene beim Waschen werden darüber hinaus auch Keime in Richtung Vulva getragen. Diese können aus der Harnröhre oder aus dem Afterbereich stammen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Da die äußeren Geschlechtsorgane der Frau bei einer Vulvitis zu Entzündungen neigen, spüren die Betroffenen ein Brennen oder Jucken im Intimbereich. Der Bereich der Vulva reagiert auf Reize besonders sensibel. Daher kommt es auch beim Gehen oder Sitzen zu schmerzhaften Beschwerden.

In einigen Fällen fällt auch ein Anschwellen der Lymphknoten im Leistenbereich auf. Zu Fieber kommt es bei dieser Infektion eher selten. Nicht ungewöhnlich ist Fieber jedoch, wenn eine Erstinfektion durch Herpes-Viren auftrat. Die Entzündung kann sich unbehandelt auch weiter ausbreiten.

Sind die Harnröhre und die Blase betroffen, kommt es zu Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen. Bei einer infektiösen Vulvitis kann es zu einer Scheidenentzündung kommen. Diese äußert sich durch vermehrten Ausfluss, welcher in Farbe, Geruch und Konsistenz verändert erscheint. Ist die Blase geschwächt, wird beim Laufen, Husten oder Niesen ungewollt Urin abgesetzt.

Die dadurch entstehende feuchtwarme Umgebung im Intimbereich, macht es Bakterien leicht einzudringen. Wer an Diabetes erkrankt ist, besitzt im Urin eine hohe Zucker-Konzentration. Diese fördert ebenfalls das Pilzwachstum. Eine Vulvitis verursacht auch Beschwerden beim Geschlechtsverkehr. Nicht selten kommt es dabei zu einem vermehrten Nässeempfinden und leichten Blutungen.

Diagnose & Verlauf

Eine Vulvitis wird von betroffenen Frauen meist schnell wahrgenommen, weil sich eindeutige Zeichen einer Entzündung einstellen. Durch Schwitzen oder mechanische Verletzungen der Vulva können die Symptome einer Vulvitis im weiteren Verlauf extrem zunehmen.

Typisch für eine Vulvitis sind Rötungen des weiblichen Genitalbereichs, schmerzhafte Beschwerden wie ein Brennen und ein Juckreiz sowie ein mehr oder weniger starkes Anschwellen. Darüber hinaus werden die Schmerzen bei einer Vulvitis durch das Harnlassen verstärkt. Auch beim Tragen der Unterwäsche und beim Geschlechtsverkehr intensivieren die schmerzhaften Erscheinungen bei einer Vulvitis. Bei vielen Frauen kommt es bei einer Vulvitis sogar zu einer Größenzunahme der Lymphknoten.

Bei der Diagnose einer Vulvitis sind sowohl die Beschwerden als auch eine visuelle Untersuchung sowie die labortechnische Untersuchung eines Abstriches auf Mikroorganismen sinnvoll.

Komplikationen

Eine Vulvitis kann in ihrem Verlauf eine Reihe von Komplikationen mit sich bringen. Betroffene Frauen verspüren in erster Linie einen quälenden Juckreiz. Dieser wirkt sich negativ auf Wohlbefinden und Lebensqualität aus und ruft oft auch Folgebeschwerden wie Blutungen oder Rötungen infolge des Kratzens hervor.

Das typische Brennen beim Wasserlassen kann ein Vermeidungsverhalten herbeiführen, welches oftmals in Nierenbeschwerden mündet. Bei vielen Frauen führt eine Vulvitis zu einer Größenzunahme der Lymphknoten, wodurch es wiederum zu Fieber und anderen Beschwerden kommen kann. Die häufigste Komplikation einer Vulvitis ist allerdings die Ansteckung des Partners.

Dadurch kann es zu einer erneuten Scheideninfektion und einer Verschleppung der Erkrankung kommen. Im schlimmsten Fall steigt die Entzündung über den Gebärmutterhals in die Gebärmutter oder die Eileiter und Eierstöcke auf. Eine Infektion dieser Organe kann zu Unfruchtbarkeit führen. Die Vulvitis-Therapie verläuft meistens frei von Komplikationen.

Dennoch können Probleme auftreten, wenn die Patientin empfindlich auf die verordneten Antibiotika und Antiseptika reagiert. Hausmittel können ernste gesundheitliche Probleme hervorrufen, wenn sie ohne Rücksprache mit dem Arzt angewendet werden. Dann kann es zu einer Zunahme der Beschwerden kommen, oft verbunden mit schmerzhaften Rötungen und der Entstehung von Pusteln.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Vulvitis kann naturbedingt lediglich bei Menschen das weiblichen Geschlechts auftreten. Daher gehören Mädchen oder Frauen zur Risikogruppe der Erkrankung. Kommt es zu Auffälligkeiten und Besonderheiten des äußeren weiblichen Geschlechts, sollte ein Arztbesuch zur Abklärung der Ursache und Diagnosestellung aufgesucht werden. Bei Schmerzen, einem brennenden Gefühl im Vaginalbereich oder einem Juckreiz ist die Konsultation eines Arztes anzuraten. Kommt es zu Veränderungen der Libido, Störungen des Sexualaktes oder zur partnerschaftlichen Problemen aufgrund der aufgetretenen Beschwerden, ist ein Arztbesuch notwendig.

Schwellungen, Veränderungen des Hautbildes sowie ein Unwohlsein beim Tragen von Unterwäsche deuten auf eine Krankheit hin. Zur Vermeidung von weiteren Komplikationen, ist ein Arzt zu konsultieren. Nehmen vorhandene Beschwerden oder deren Intensität zu, benötigt die Betroffene eine medizinische Versorgung. Die Bildung von Knoten und Pusteln, eine leicht erhöhte Körpertemperatur, Störungen beim Wasserlassen und ein Ausfluss aus dem Vaginalbereich deuten auf gesundheitliche Probleme hin.

Um die Auslöser der Symptome finden zu können, sind medizinische Tests notwendig. Unregelmäßigkeiten der Menstruationsblutung und Schmerzen im Bereich der Nieren sollten schnellstmöglich mit einem Arzt besprochen werden. Zur Vermeidung einer Ansteckung, ist die Ausführung des Geschlechtsakts bis zur eindeutigen Stellung einer Diagnose zu unterlassen. Plötzliche Blutungen und eine innere Unruhe sind weitere Warnsignale des Organismus, die beachtet werden sollten.

Behandlung & Therapie

Für die Behandlung der Vulvitis stehen verschiedene Konzepte zur Verfügung, die jedoch regelmäßig in der Praxis durchgeführt werden müssen, bis die Beschwerden abklingen.

Zeigen sich im Rahmen der Erhebung der Anamnese, dass die Vulvitis durch eine andere Grunderkrankung entstanden ist, wird zunächst eine Behandlung dieser gesundheitlichen Beeinträchtigung angestrebt. Je nachdem, ob es sich um eine Vulvitis handelt, welche bereits die gesamte Scheide und den Gebärmutterhals betrifft und möglicherweise durch einen gelblichen Ausfluss charakterisiert ist, kommen verschiedene Arzneistoffe zum Einsatz.

Ob es sich um infektiöse Erreger handelt, welche auf Antibiotika ansprechen, wird erst nach der mikrobiologischen Begutachtung des Abstriches entschieden. Neben den Antibiotika können in Abhängigkeit von Krankheitserreger der Vulvitis auch antiparasitisch oder fungizid wirkende Arzneistoffe verabreicht werden.

In bestimmten Fällen der Vulvitis ist ebenfalls die Anwendung von Antiseptika oder Cremes mit weiblichen Hormonen (Östrogene) relevant. Gegen den Juckreiz bei der Vulvitis helfen kortisonhaltige Salben und Sitzbäder mit pflanzlichen Zusätzen wie Kamille.


Vorbeugung

Wenngleich auch einzelne Grundkrankheiten eine Vulvitis begünstigen, so ist die Einhaltung der richtigen Hygiene ein wesentlicher Faktor, um eine Vulvitis zu vermeiden. Nicht nur junge Frauen, sondern gerade ältere Menschen mit demenziellen Erkrankungen oder körperlichen Einschränkungen sollten in dieser Hinsicht Unterstützung erhalten, um eine Vulvitis zu vermeiden.

Im Rahmen aufklärender Gespräche ist es als Prophylaxe gegen eine Vulvitis auch wichtig, junge Mädchen auf die entsprechenden Zusammenhänge hinzuweisen. Als Vorbeugung gegen eine Vulvitis helfen zudem das Tragen sauberer Unterwäsche und die Vermeidung einer Keimverschleppung durch einen Verzicht auf gemeinsame Handtücher und Waschutensilien.

Nachsorge

Wenn eine Vulvitis stattgefunden hat und diese von einem Frauenarzt diagnostiziert wurde, kann nach der erfolgreichen Behandlung einiges in der Nachsorge getan werden. Allen voran stehen bestimmte Maßnahmen zur Hygiene, vor allem bei den Frauen, die häufiger an einer Vulvitis oder Vulvovaginitis leiden. In der Nachsorge, wie auch in der Prävention ist es sehr wichtig, dass man eine sanfte, konsequente und regelmäßige Intimpflege und Reinigung einhält.

Im Allgemeinen reicht es für die Intimpflege klares Wasser zu verwenden oder spezielle Intim-Waschlotionen, die es in der Apotheke oder in den verschiedenen Drogeriefachmärkten gibt. Die Intim-Hygiene sollte aber auch nicht übertrieben werden, da sonst das Scheidenmilieu gestört werden kann. Die Unterwäsche sollte auch regelmäßig, also täglich, gewechselt werden und am besten bei 90 Grad in der Waschmaschine gewaschen werden.

Unterwäsche aus Baumwolle ist zu empfehlen, da dieses Material sehr hautfreundlich und gut verträglich ist, vor allem bei empfindlicher Haut. Da Bakterien und Keime es am liebsten warm und feucht haben, sollte man darauf achten, dass der Intimbereich nicht nur gepflegt, sondern auch möglichst trocken gehalten werden soll. Slipeinlagen und Tampons sollten richtig angewendet und regelmäßig gewechselt werden.

Auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle, da eine gesunde Ernährungsweise mit genügend Vitaminen und Ballaststoffen, sowie ein aktiver Lebensstil das Immunsystem stärkt und dabei hilft gesund zu bleiben.

Das können Sie selbst tun

Bei einer Vulvitis sollte zunächst auf eine gute Intimhygiene geachtet werden. Wichtig ist eine regelmäßige und sorgfältige Pflege der entzündeten Region. Der Frauenarzt kann geeignete Präparate verordnen, mit denen sich die Entzündung eindämmen lässt. In Rücksprache mit dem Arzt können verschiedene Mittel aus der Naturheilkunde getestet werden.

Wichtig ist auch eine Behandlung mittels einer angepassten Diät. Während der akuten Entzündung sollte viel Wasser getrunken werden. Reizende Speisen, die das Schleimhautmilieu belasten könnten, gilt es zu vermeiden. Stattdessen empfehlen sich vitamin- und mineralstoffreiche Speisen und Getränke. Bewährte Mittel sind beispielsweise Ringelblumensalbe oder eine spezielle Salbe für den Intimbereich aus der Apotheke. Daneben muss die Ursache der Vulvitis ermittelt werden. Der Intimbereich kann sanft gekühlt oder gewärmt werden. Weil das Sitzen während einer Vulvitis schmerzhaft sein kann, wird am besten ein spezielles Sitzkissen verwendet. Der Arzt kann geeignete Hilfsmittel aus dem Fachhandel empfehlen.

Sollten die Beschwerden durch diese Maßnahmen nicht abklingen, muss noch einmal der Frauenarzt konsultiert werden. Bei Fieber oder anderen Anzeichen einer schweren Entzündung wird am besten sofort der Arzt konsultiert.

Quellen

  • Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
  • Haag, P., Harnhart, N., Müller, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Urologie. Für Studium und Praxis 2014/15. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2014
  • Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013

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