Fehlgeburt (Abort)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Fehlgeburt (Abort)

Bei einer Fehlgeburt bzw. einem Abort handelt es sich um einen ungewollten Abbruch der Schwangerschaft innerhalb der ersten 23 Wochen der Schwangerschaft. Das Kind zeigt keine Lebenszeichen wie Nabelschnurpuls, Herzschlag oder Atmung und sein Gewicht ist unter 500 Gramm.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Fehlgeburt?

Während der Schwangerschaft wird in regelmäßigen Abständen der Fötus auf mögliche Erkrankungen und Fehlbildungen hin untersucht. Meist kann damit eine potentielle Fehlgeburt frühzeitig erkannt werden.

Eine Fehlgeburt liegt vor, wenn es zu einem ungewollten Schwangerschaftsabbruch kommt, bevor der Fötus lebensfähig ist. Sie wird nach der Ursache oder nach dem Zeitpunkt des Auftretens klassifiziert.

So wird von einem Spontanabort gesprochen, wenn der Abort eine natürliche Ursache hat. Ferner gibt es den künstlichen Abort, der durch Chemikalien, Medikamente oder eine Abtreibung hervorgerufen wird. Ein Frühestabort hat meist genetische Schäden als Ursache und tritt häufig gemeinsam mit der erwarteten Menstruation auf.

Manchmal weiß die Frau in diesem Moment gar nicht, dass sie schwanger gewesen ist. Sie wundert sich lediglich über eine verzögerte Menstruation und eventuell einen stärken Blutabfluss. Wenn der Abort vor der 12. Schwangerschaftswoche erfolgt, wir er Frühabort genannt. Eine Fehlgeburt nach der 13. Schwangerschaftswoche wird Spätabort genannt.

Ursachen

Die Gründe für eine Fehlgeburt können vielfältig sein und können nur selten aufgedeckt werden. Grundsätzlich werden sie unterschieden in fetale, mütterliche und väterliche Ursachen.

Typische fetale Ursachen für einen Abort sind eine Mutation der Chromosomen, Infektionen des ungeborenen Kindes und Einwirkungen von Arzneimitteln oder Röntgenstrahlungen. Zu den mütterlichen Ursachen gehören eine Fehlbildung der Gebärmutter, eine Fehlentwicklung der Plazenta, mechanische Traumen wie ein Sturz, Infektionen der Mutter, Tumore, hormonelle Störungen, eine Rhesusunverträglichkeit, ein starker Koffeingenuss sowie ein Drogenkonsum.

Eine Fehlgeburt kann jedoch auch an dem Vater liegen. Dazu zählen unterschiedliche Arten von Spermaanomalien und genetische Störungen. Des Weiteren existieren neben den genannten Ursachen schwangerschaftsspezifische hormonelle Störungen der Mutter oder des Kindes, die zu einer endokrinen Fehlgeburt führen können.

Allgemein lassen sich die Ursachen also in sechs Gruppen aufteilen:

  • fetoplazentale Ursachen (Usrachen durch den Fötus): z.B. Störungen des Erbgutes, Anomalien der Nabelschnur, Störungen der Plazenta
  • hormonelle Störungen
  • Infektionskrankheiten: z.B. Röteln


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Fehlgeburt deutet sich meist durch sehr starke und wehenartige Schmerzen an. Die Schwangere spürt stärker werdende Kontraktionen im Unterleib, die meist krampfartig auftreten. Im Unterschied zu normaler Wehentätigkeit, die erst schwach auftritt und sich dann langsam steigert, beginnen die Wehen, die eine Fehlgeburt einleiten, meist sehr plötzlich und heftig.

Treten solche starken Wehen auf, obwohl der Geburtstermin noch nicht erreicht ist, so sollte möglichst schnell ein Krankenhaus aufgesucht oder ein Notarzt alarmiert werden. Ein weiteres Anzeichen für eine drohende Fehlgeburt können auftretende Blutungen sein. Diese können unterschiedlich stark ausfallen. Nicht jede Blutung ist unmittelbar mit einer Fehlgeburt verbunden, die Symptomatik sollte jedoch ebenfalls ärztlich abgeklärt werden.

Ist die Schwangerschaft schon über die 15. bis 20. Woche fortgeschritten, so spürt die werdende Mutter meist schon die Bewegungen des Kindes. Auch sich stark verändernde Kindsbewegungen können ein Anzeichen für eine drohende Fehlgeburt sein. Meist werden die Kindsbewegungen deutlich schwächer oder bleiben ganz aus.

Meist hat die werdende Mutter selbst ein sehr gutes Gespür dafür, ob das Kind in ihrem Bauch nur ruht oder schläft, oder ob tatsächlich etwas nicht in Ordnung ist. Auch der Gesundheitszustand der Mutter verändert sich meist vor einer Fehlgeburt. Sie fühlt sich schlecht und krank, abgeschlagen und besonders müde. In manchen Fällen kommt Fieber hinzu.

Diagnose

Tritt die Fehlgeburt in den ersten Wochen der Schwangerschaft auf, merken manche Frauen gar nichts davon, da diese einer Menstruationsblutung ähnelt. Je nach der Schwangerschaftswoche kommt zu den vaginalen Blutungen als Anzeichen für einen Abort zudem das Einsetzen von Wehen.

Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung kann der Arzt sehen, ob der Fötus noch lebt oder nicht. Wenn die Herztöne noch hörbar sind, kann mithilfe von wehenhemmenden Mitteln, Magnesium sowie einer strengen Betruhe eine Fehlgeburt noch verhindert werden. Ist dies nicht mehr möglich, wird die Geburt so schnell, wie es geht durch wehenfördernde Arzneimittel sowie durch eine Ausschabung der Gebärmutter beendet.

Unter Zuhilfenahme einer weiteren Ultraschalluntersuchung kann der Arzt feststellen, inwiefern noch Teile der Schwangerschaft nach der Fehlgeburt in der Gebärmutter vorhanden sind.

Komplikationen

Eine Fehlgeburt kann eine Reihe von Komplikationen nach sich ziehen. Akut können nach einem Abort Menstruationsstörungen und ein starkes körperliches Unwohlsein auftreten. Vorübergehend kann es auch zu Verdauungsbeschwerden und Magen-Darm-Erkrankungen kommen. Häufig treten in Folge des Absterbens des Kindes auch psychische und emotionale Beschwerden auf.

Betroffene Frauen leiden oft noch Jahre unter dem Verlust des Kindes und haben aufgrund des meist schnell durchgeführten Eingriffs Schwierigkeiten, Abschied zu nehmen. Darunter leiden oftmals auch bereits geborene Kinder. Unruhe und Traurigkeit sowie Schlafstörungen gehören zu den typischen Folgen für den engeren Familienkreis.

Daneben können auch körperliche Beschwerden auftreten. Beim Asherman-Syndrom kommt es zu Verwachsungen der Gebärmuttervorder- und rückwand, die zu Menstruationsbeschwerden, Frühgeburten und einer sekundären Sterilität führen können. Eine Fehlgeburt erhöht im Allgemeinen das Risiko für eine Frühgeburt während der nächsten Schwangerschaft.

Kommt es zu einer unbemerkten Fehlgeburt, können Durchblutungsstörungen und lebensbedrohliche Thrombosen auftreten. Je länger der Abort nicht bemerkt wird, desto größer ist das Risiko für schwere Komplikationen. Eine Schwangerschaft und insbesondere eine Fehlgeburt sollte deshalb immer auch mit dem Frauenarzt und einer psychologischen Beratung besprochen werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Häufig merken Frauen nicht, dass sie eine Fehlgeburt hatten. Wenn aber doch, ist ein Besuch beim Frauenarzt ratsam. Außerdem sollte bei einer Fehlgeburt immer dann ein Arzt aufgesucht werden, wenn die Patientin an psychischen Beschwerden oder an Depressionen leidet. Auch der Lebenspartner oder die Angehörigen können betroffen sein und benötigen dann ebenfalls eine Behandlung. Dabei eignet sich vor allem der Besuch eines Therapeuten oder eines Psychologen, wobei auch Gespräche mit anderen Frauen hilfreich sein können.

Eine direkte Behandlung der Fehlgeburt kann allerdings nicht stattfinden. Ein Arzt sollte auch dann aufgesucht werden, wenn die Betroffene während einer Schwangerschaft an einer plötzlichen vaginalen Blutung leidet. Diese tritt in der Regel unerwartet und relativ stark auf.

Die Beschwerde wird von starken Schmerzen im Bauch oder in der Vagina begleitet. Diese Schmerzen deuten ebenso auf eine Fehlgeburt hin. Auch ein geöffneter Muttermund kann auf Beschwerde hinweisen. Bei diesen Beschwerden muss in der Regel sofort ein Arzt aufgesucht werden. Bei sehr starken Schmerzen ist der Notarzt zu rufen.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung einer Fehlgeburt richtet sich primär nach dem Stadium des Aborts sowie einer Möglichkeit zur Schwangerschaftserhaltung. Ratsam ist stets eine ärztliche Beratung.

Eine wichtige medizinische Therapie stellt die Ausschabung der zu früh verstorbenen Leibesfrucht sowie der verbliebenen Plazentareste. Nach der 12. Schwangerschaftswoche sollte die Leibesfrucht meist auf dem natürlichen Weg geboren werden, wobei die Anwesenheit einer Hebamme oder einer Krankenschwester erforderlich ist. Diese natürliche Geburt ist zwar schmerzhafter, aber wird aus seelischen Gründen meist einer Ausschabung vorgezogen.

Beide Behandlungsoptionen bringen niedrige Risiken mit sich. Welche Möglichkeit gewählt wird, obliegt der Frau. Neben der medizinischen Behandlung kann eine psychotherapeutische Beratung sinnvoll sein. Dies kann auch in Form von einer Selbsthilfegruppe geschehen. Dies erleichtert die Trauerarbeit und die Verarbeitung des traumatischen Erlebnisses.

Wenn die Frau diverse ungewollte Fehlgeburten erleidet, kann eine humangenetische Beratung die Lösung sein. Im Rahmen dieser werden die Ursachen ergründet. Wenn es möglich ist, sollten dabei nicht nur beide Elternteile untersucht werden, sondern auch das tote Kind der Fehlgeburt.

Aussicht & Prognose

Wird auf eine Ausschabung verzichtet kann ggf. ein Chorionkarzinom oder eine Blasenmole entstehen. Weiterhin ist eine Gebärmutter mit Resten des Fötus und Blut ein idealer Nährboden für Bakterien und Keime.

In diesem Zusammhang steht auch eine mögliche Gebärmutterentzündung. Im schlimmsten Fall kann sogar das Bauchfell mit betroffen sein. Selbst eine Sepsis ist in diesem Fall denkbar. Weitere Verwachsungen und ggf. eine Unfruchtbarkeit sind dann die Folge.

Bei einer Fehlgeburt kommt es zum Tod des ungeborenen Kindes. Das führt bei den meisten Müttern, aber auch bei den werdenden Vätern zu emotionalen und psychischen Problemen. Je nach der Persönlichkeit der Eltern wird die Fehlgeburt ganz individuell verarbeitet. Entsprechend ist die Prognose auch nach den persönlichen Gegebenheiten der Betroffenen zu beurteilen.

Ebenfalls berücksichtigt werden müssen die Vorgeschichte, das Alter der Eltern, die Intensität des Kinderwunsches sowie die Umstände, die zu der Fehlgeburt geführt haben. Bei einem wenig ausgeprägten Kinderwunsch ist die Verarbeitung des Geschehenen häufig leichter. Eltern, die über mehrere Jahre alles versucht haben, um Nachwuchs zu zeugen, haben oftmals größere Schwierigkeiten, optimistisch und zuversichtlich in zukünftige Entwicklungen zu schauen.

Entstand die Fehlgeburt aufgrund eines Unfalls, Sturzes oder durch die Anwendung äußerer Gewalteinflüsse, ist gleichzeitig eine Verarbeitung des Auslösers zu leisten. Dieser Vorgang führt meist zu einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes und verlängert den Heilungsprozess.

Die Prognose verbessert sich, wenn die Unterstützung eines Therapeuten in Anspruch genommen wird und gleichzeitig andere Lebensbereiche der Eltern einen wichtigen Stellenwert haben. Spricht aus gesundheitlichen Gründen nichts gegen eine erneute Schwangerschaft, wird eine Fehlgeburt im Normalfall besser verarbeitet. Ungünstig ist die Situation, wenn die Frau nach dem Abort unfruchtbar ist und ein Kinderwunsch besteht.


Vorbeugung

Einer Fehlgeburt kann in erster Linie durch einen gesunden Lebensstil vorgebeugt werden. Des Weiteren kann die Gabe von Hormonen sinnvoll sein. Des Weiteren ist die Reduzierung von Stress während der Schwangerschaft wichtig, weshalb zu Entspannungsübungen geraten wird. Gelegentlich kann einer Fehlgeburt jedoch nicht vorgebeugt werden, da auf manche Ursachen kein Einfluss genommen werden kann.

Nachsorge

Wie sich die Nachsorge bei einer Fehlgeburt gestaltet, hängt von der Form des Aborts ab. Eine Ausschabung der Gebärmutter (Kürettage) ist oft nicht notwendig. Es empfiehlt sich, einige Tage vor einem derartigen Eingriff abzuwarten. Die Betroffenen können die Situation so oft besser akzeptieren. Häufig wird das Gewebe auf natürliche Weise abgestoßen.

Der Fortschritt des Abgangs sollte medizinisch überwacht werden. Auch nach einer Kürettage sollte im Zuge einer Kontrolluntersuchung überprüft werden, ob alle Gewebereste entfernt und ausgeschieden wurden. Grundsätzlich wird dazu etwa zwei Wochen später zumindest eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Oftmals wird auch der hCG-Wert überprüft, den Betroffene mittels Schwangerschaftstest selbst ermitteln können.

In jedem Fall steht der betroffenen Frau die Betreuung durch eine Hebamme zu. Diese kann nicht nur den körperlichen Prozess begleiten, sondern auch dabei helfen, mit der Trauer umzugehen. Es ist durchaus noch möglich und üblich, eine Hebamme Monate nach dem Abort zu konsultieren. Viele Betroffene empfinden die Fehlgeburt als starke psychische Belastung.

Es ist daher manchmal anzuraten, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Der nächste Eisprung nach der Fehlgeburt findet zwei bis acht Wochen nach der Fehlgeburt statt. Sollten sich die Betroffenen nicht zu einer erneuten Schwangerschaft bereit fühlen, empfiehlt es sich für entsprechende Verhütungsmaßnahmen sorgen.

Das können Sie selbst tun

Eine Fehlgeburt (der Abort) ist ein einschneidendes Erlebnis im Leben einer Frau. Dieses Ereignis ist in vielen Fällen nicht beeinflussbar. Trotzdem gibt es einige Dinge, die eine Frau im Alltag im Rahmen der Selbsthilfe tun kann, um entweder eine Fehlgeburt zu vermeiden oder nach einem Abort möglichst rasch wieder physisch und psychisch zu Kräften zu kommen.

Das Abwenden einer drohenden Fehlgeburt ist häufig mit Ruhe und Schonung verbunden. Neben dem Arztbesuch bei ersten Anzeichen und einer eventuellen medikamentösen Behandlung entspannt sich die Schwangere am besten einen Großteil des Tages in liegender oder sitzender Position.

Körperliche Anstrengungen wie das Tragen von schweren Gegenständen, Radfahren und auch der Sexualkontakt sind zu vermeiden. Auch von heißen Bäder und Alkohol ist abzuraten. Eine ausreichende Trinkmenge und ballaststoffreiche Nahrung unterstützen die Verdauung und helfen, auf der Toilette starkes Pressen zu vermeiden.

Nach einer Fehlgeburt sind Frauen körperlich oft schnell wieder belastbar. Wegen ärztlichen Rats ist vielleicht für einige Tage auf das Baden oder Geschlechtsverkehr zu verzichten. Ein Abort, der mit starker Blutung verbunden war, kann zu einer deutlichen Verschlechterung der Eisenwerte führen, sodass hier eine Eisenkur hilfreich ist.

Eine ausreichende Trinkmenge hilft, den Kreislauf zu stabilisieren. Für die psychische Verarbeitung der Fehlgeburt eignen sich pflanzliche Beruhigungsmittel, Gespräche mit einem Therapeuten oder Vertrauten, dosierte Bewegung in freier Natur oder Yoga.

Quellen

  • Croon, M.: Schwanger werden. TRIAS Verlag, Stuttgart 2004
  • Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005
  • Stiefel, A., Geist, C., Harder, U.: Hebammenkunde: Lehrbuch für Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Beruf. Hippokrates, Stuttgart 2012

Das könnte Sie auch interessieren