Amrinon

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Amrinon ist ein Medikament, welches zur Behandlung einer schweren, auf andere Medikamente nicht ansprechenden Herzinsuffizienz eingesetzt wurde. Es wird sowohl in Deutschland als auch den meisten anderen deutschsprachigen Ländern mittlerweile auch aufgrund der häufigen Nebenwirkungen nicht mehr angeboten und wurde durch wirksamere Mittel ersetzt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Amrinon?

Amrinon wird sowohl in Deutschland als auch den meisten anderen deutschsprachigen Ländern mittlerweile auch aufgrund der häufigen Nebenwirkungen nicht mehr angeboten und wurde durch wirksamere Mittel ersetzt.

Chemisch betrachtet handelt es sich bei Amrinon um einen Hemmstoff, welcher die Phosphodiesterase beeinträchtigt. Im Körper verhindert es den Abbau des zyklischen Adenosinmonophosphats, welches ein Signalstoff in den Bereichen des Stoffwechsels und der Hormonwirkung ist.

Es wurde während der Verfügbarkeit des Medikaments vor allem als akutes Mittel gegen Herzinsuffizienz genutzt, da es häufig zu einer raschen Absenkung des Blutdrucks kommt.

Pharmakologische Wirkung

Nach der Verabreichung von Amrinon wirkt das Medikament insbesondere auf zwei Organe. Dem Herzmuskel wird eine erhöhte Zufuhr von Calcium-Ionen ermöglicht, so dass die Stärke der Kontraktionen des Herzmuskels erhöht wird.

Erreicht wird dies im medizinischen Sinn durch eine Abgabe größerer Mengen von zyklischem Adenosinmonophosphat. Weiterhin wirkt Amrinon auf die Blutgefäße. Die erwähnte Konzentration an Calcium-Ionen nimmt in den sogenannten glatten Muskelzellen der Blutgefäße ab. Dadurch verringert sich der Spannungszustand (Tonus) innerhalb der Gefäßwände, wodurch der Blutdruck als Folge des Medikaments abnimmt.

Die Wirkungen auf den Herzmuskel und die Blutgefäße zusammen erzeugen eine deutlich mess- und spürbare Abnahme des Blutdrucks im Körper des Patienten. Die Wirkung von Amrinon kann sich jedoch auch negativ bemerkbar machen, so dass zu den Kontraindikationen des Präparats unter anderem schwere Herzrhythmusstörungen gehören, welche getrennt durch Antiarrhythmika behandelt werden müssen.

Eine schwere Niereninsuffizienz zählt ebenfalls zu den Kontraindikationen, ebenso ist eine Schwangerschaft während der Verabreichung von Amrinon nicht ratsam. Es sollte daher, falls das Medikament längerfristig eingenommen werden muss, durch ein anderes Mittel ersetzt werden.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Verabreicht wird Amrinon entweder als Injektion oder in Tablettenform, beide Varianten waren während der Verfügbarkeit des Medikaments verbreitet. Die normale Verabreichungsform wird in Ampullen zu jeweils 20 Milliliter Inhalt angeboten.

Amrinon wird ausschließlich zur Behandlung der erwähnten Herzinsuffizienz eingesetzt, andere Off-Label-Anwendungen liegen nicht vor. Es handelt sich in der Regel um ein kurzfristig einsetzbares Medikament, welches eine rasche Wirkung entfalten kann und auch aufgrund der häufigen Nebenwirkungen nur sehr selten langfristig verabreicht wird. Die gleichzeitige Verabreichung von Dobutamin kann die Wirkung der PDE-5-Hemmer verstärken. Diverse Studien bescheinigen dem Medikament eine durchschnittliche Wirkung, unter Ärzten ist das Präparat nicht unumstritten.

In einer kleineren Studie mit 15 Patienten wurde bei zwei Dritteln der Testkandidaten keinerlei Einfluss auf die Kontraktionsfähigkeit des Herzmuskels nachgewiesen, obwohl dies eines der Haupteinsatzgebiete von Amrinon sein sollte. Keine der durchgeführten Studien berichtet von Langzeitvorteilen, welche durch Amrinon hervorgerufen werden. Es eignet sich jedoch als Medikament, welches Patienten verabreicht wird, die auf bekannte Präparate (wie Digitalis oder bestimmte ACE-Hemmer) nicht ansprechen.

Ein weiterer Anwendungsfall besteht während einer Herz-Lungentransplantation, doch auch hier hat die Medizin inzwischen wirksamere Medikamente gefunden.

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Verabreichung & Dosierung

Amrinon, auch bekannt unter dem Namen Inamrinon, ist ein Medikament aus der Klasse der Phosphodiesterase-Inhibitoren. Es wird hauptsächlich zur Behandlung von Herzinsuffizienz verwendet, insbesondere in Fällen, in denen die üblichen Behandlungsmethoden nicht wirksam sind. Bei der Verabreichung und Dosierung von Amrinon sind mehrere wichtige Punkte zu beachten:

Verabreichungsart: Amrinon wird in der Regel intravenös verabreicht, was eine sorgfältige Überwachung des Patienten während der Infusion erfordert. Die genaue Dosierung und Infusionsrate muss von einem qualifizierten Mediziner festgelegt und überwacht werden.

Dosierung: Die Dosierung von Amrinon muss individuell angepasst werden, basierend auf der spezifischen Situation und Reaktion des Patienten. Eine typische Initialdosis kann als Bolus verabreicht werden, gefolgt von einer kontinuierlichen Infusion.

Überwachung: Während der Behandlung mit Amrinon ist eine kontinuierliche Überwachung der Herzfunktion und des Blutdrucks erforderlich. Das Medikament kann Hypotension, Arrhythmien und andere kardiovaskuläre Nebenwirkungen verursachen, die eine Anpassung der Dosierung oder einen Abbruch der Behandlung erforderlich machen können.

Nebenwirkungen und Wechselwirkungen: Neben kardiovaskulären Effekten kann Amrinon auch andere Nebenwirkungen wie Thrombozytopenie verursachen. Zudem sollte das Medikament mit Vorsicht bei Patienten verwendet werden, die andere Medikamente erhalten, die das Herz-Kreislauf-System beeinflussen.

Einsatz bei spezifischen Populationen: Bei Patienten mit eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion kann eine Dosisanpassung notwendig sein, um die Gefahr von Toxizität zu minimieren.

Da Amrinon potenziell schwerwiegende Nebenwirkungen haben kann, sollte seine Anwendung auf spezialisierte medizinische Einrichtungen beschränkt sein und unter strenger medizinischer Aufsicht erfolgen.

Risiken & Nebenwirkungen

Amrinon kann zu unterschiedlichen Beschwerden im Gastrointestinaltrakt führen, wozu (meist gemeinsam) Übelkeit und als Folge auch Erbrechen zählen.

Weiterhin kann Amrinon leichte Bauchschmerzen und auch eine Irritation des Geschmackssinns bewirken. Zu den seltenen Nebenwirkungen zählen unter anderem Fieber sowie eine mögliche Anschwellung der Milz. Die Leber kann in ihrer Funktionsweise gestört werden. Amrinon hat außerdem die Abnahme des Blutdrucks zwar als Ziel, gleichzeitig ist ein zu hoher Abfall des Blutdrucks jedoch eine unterwünschte Nebenwirkung des Medikaments.

Das Herz kann außerdem durch Tachykardien und ein anhaltendes Kammerflimmern beeinträchtigt werden, in diesen Fällen ist eine sofortige Benachrichtigung des Arztes notwendig. Myalgien, also von bestimmten Muskeln ausgehende Schmerzen, zählen ebenfalls zu den sehr seltenen Nebenwirkungen von Amrinon. Die Abnahme von Blutplättchen im Blut wurde ebenfalls beobachtet, sie kann jedoch rückgängig gemacht werden.

Kontraindikationen

Amrinon, ein Phosphodiesterase-Inhibitor, wird vor allem zur Behandlung schwerer Herzinsuffizienz eingesetzt. Allerdings ist dieses Medikament nicht für jeden Patienten geeignet, und es gibt mehrere Kontraindikationen, die bei seiner Verwendung beachtet werden sollten:

Schwere Hypotension: Patienten, die bereits unter signifikant niedrigem Blutdruck leiden, sollten Amrinon vermeiden, da das Medikament den Blutdruck weiter senken kann.

Schwere obstruktive Ventilopathie: Bei Patienten mit schweren Herzklappenerkrankungen, wie einer Aortenstenose, kann Amrinon zu einer gefährlichen Verschlechterung führen, da es den Auswurf aus dem Herzen erhöht und damit die Belastung auf das Herz weiter steigert.

Hypersensitivität gegenüber dem Wirkstoff: Patienten, die eine bekannte Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Amrinon oder einen der sonstigen Bestandteile des Medikaments aufweisen, sollten dieses Medikament meiden.

Schwere Leber- oder Nierenfunktionsstörungen: Bei Patienten mit schweren Beeinträchtigungen der Leber- oder Nierenfunktion kann die Verwendung von Amrinon problematisch sein, da eine angepasste Dosierung erforderlich ist und das Risiko von toxischen Effekten besteht.

Schwangerschaft und Stillzeit: Aufgrund des potenziellen Risikos für den Fötus oder das Neugeborene sollte Amrinon während der Schwangerschaft und Stillzeit vermieden werden, es sei denn, der potenzielle Nutzen rechtfertigt das Risiko.

Die Entscheidung zur Verwendung von Amrinon muss sorgfältig abgewogen werden, wobei die spezifischen gesundheitlichen Bedingungen des Patienten zu berücksichtigen sind. Eine sorgfältige Überwachung durch medizinisches Fachpersonal ist entscheidend, um sicherzustellen, dass das Medikament sicher und wirksam eingesetzt wird.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Amrinon, als Phosphodiesterase-Inhibitor verwendet zur Behandlung von Herzinsuffizienz, kann mit verschiedenen Medikamenten interagieren, was die Wirksamkeit beider Medikamente beeinflussen oder das Risiko für Nebenwirkungen erhöhen kann. Hier sind einige wichtige Medikamenteninteraktionen, die bei der Verwendung von Amrinon zu beachten sind:

Diuretika: Die Kombination von Amrinon mit Schleifendiuretika wie Furosemid kann das Risiko einer Hypotension (niedriger Blutdruck) erhöhen. Diese Kombination erfordert sorgfältige Überwachung und möglicherweise eine Anpassung der Dosierung.

Vasodilatatoren: Medikamente, die zur Erweiterung der Blutgefäße führen, wie Nitroglyzerin oder andere Nitrate, können in Kombination mit Amrinon zu einer verstärkten Blutdrucksenkung führen. Diese Interaktion kann das Risiko für kritische Hypotension erhöhen.

Beta-Blocker: Die gleichzeitige Anwendung von Amrinon und Beta-Blockern kann die kardiovaskulären Effekte beider Substanzen verstärken. Besonders das Risiko für Arrhythmien und andere Herzprobleme kann steigen.

Digitalis: Obwohl Digitalis oft zur Behandlung von Herzinsuffizienz verwendet wird, kann die Kombination mit Amrinon das Arrhythmierisiko erhöhen, was eine sorgfältige Überwachung erfordert.

Antikoagulantien: Da Amrinon das Risiko einer Thrombozytopenie erhöhen kann, kann die gleichzeitige Anwendung von Blutverdünnern wie Warfarin das Blutungsrisiko verstärken.

Aufgrund dieser Interaktionen ist es wichtig, dass Ärzte alle Medikamente, die ein Patient einnimmt, sorgfältig überprüfen, bevor sie mit der Behandlung mit Amrinon beginnen. Eine regelmäßige Überwachung während der Behandlung ist notwendig, um mögliche Interaktionen frühzeitig zu erkennen und entsprechend darauf reagieren zu können.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Amrinon aufgrund von Unverträglichkeiten oder Kontraindikationen nicht geeignet ist, stehen verschiedene alternative Behandlungsmöglichkeiten und Wirkstoffe zur Verfügung, um Herzinsuffizienz zu behandeln:

Beta-Blocker: Diese Medikamente, wie Carvedilol oder Metoprolol, verlangsamen den Herzschlag und reduzieren den Blutdruck, was das Herz entlastet und die Effizienz seiner Pumpfunktion verbessert.

ACE-Hemmer: Wirkstoffe wie Enalapril, Lisinopril und Ramipril erweitern die Blutgefäße und verringern den Widerstand, gegen den das Herz pumpen muss. Sie sind bei der Behandlung von Herzinsuffizienz standardmäßig eingesetzt und verbessern die Symptome sowie die Lebensqualität der Patienten.

Angiotensin-Rezeptor-Blocker (ARBs): Für Patienten, die ACE-Hemmer nicht vertragen, können ARBs wie Losartan oder Valsartan eine gute Alternative sein. Sie haben ähnliche Wirkungen wie ACE-Hemmer, aber ein geringeres Risiko für bestimmte Nebenwirkungen wie Husten.

Diuretika: Schleifendiuretika wie Furosemid helfen, Flüssigkeitsansammlungen im Körper zu reduzieren, die Atemnot und Schwellungen verursachen können. Sie entlasten das Herz, indem sie das Blutvolumen verringern.

Digitalispräparate: Medikamente wie Digoxin können die Kontraktionskraft des Herzens verstärken und werden oft bei Patienten eingesetzt, die andere Medikamente nicht vertragen oder bei denen diese nicht ausreichend wirksam sind.

Diese alternativen Behandlungen können je nach individuellen Bedürfnissen des Patienten, dem Schweregrad der Herzinsuffizienz und anderen vorhandenen Gesundheitszuständen angepasst werden. Es ist wichtig, dass die Behandlung unter sorgfältiger medizinischer Überwachung erfolgt, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen und Nebenwirkungen zu minimieren.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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