Anastrozol

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 3. September 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Anastrozol hemmt das östrogenabhängige Wachstum von Brustkrebs. Der Wirkstoff kommt vorrangig bei Frauen nach den Wechseljahren sowie bei Männern im Rahmen der endokrinen Therapie (Antihormontherapie) eines östrogensensitiven Mammakarzinoms zum Einsatz.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Anastrozol?

Anastrozol hemmt das östrogenabhängige Wachstum von Brustkrebs.

Anastrozol gehört als Benzyltriazolderivat zur Wirkstoffgruppe der nicht-steroidalen Aromatasehemmer. Es wird in erster Linie zur adjuvanten (unterstützenden) Therapie von Brustkrebs bei Frauen in und nach den Wechseljahren eingesetzt.

Der Wirkstoff hemmt die Synthese von Östrogen, das einen bedeutenden Wachstumsfaktor für die zumeist hormonsensitiven Zellen eines Mammakarzinoms darstellt. Neben dem Tumorwachstum reduziert Anastrozol das Risiko für eine Metastasierung (Streuung von Tumorzellen im übrigen Körper) sowie das Rezidivrisiko (Wiederauftreten der Erkrankung).

Wenngleich der männliche Organismus lediglich in geringen Mengen über Östrogen verfügt bzw. dieses synthetisiert, können Männer ebenso an einem Mammakarzinom erkranken. Diese werden in aller Regel ebenfalls mit Aromatasehemmer wie Anastrozol behandelt.

Pharmakologische Wirkung

Die Wirkung von Anastrozol beruht auf der Hemmung von Aromatase. Aromatase ist ein Enzym, das die Umwandlung von Androgenen (männlichen Sexualhormone) in Östrogene (weibliche Sexualhormone) katalysiert. Östrogen fördert bei östrogensensitiven Karzinomen wie Brustkrebs das Tumorwachstum und die Metastasierung. Aromatasehemmer wie Anastrozol greifen in diesen Mechanismus ein, indem diese an die Aromatase anbinden. Das Enzym wird inaktiviert und die enzymatische Katalyse unterbunden.

In der Folge sinkt der Östrogenspiegel, den Tumorzellen steht weniger Östrogen zur Verfügung und das Wachstum wird verlangsamt. Bei prämenopausalen Frauen (vor den Wechseljahren) findet die Hormonumwandlung durch Aromatase hauptsächlich in den Ovarien (Eierstöcken) statt. Aromatasen sind daneben in der Leber, in den Nebennieren sowie in Fettgewebszellen anzutreffen. Da Aromatasehemmer allerdings in den Ovarien wirkungslos sind, kann die Östrogensynthese hier nicht durch Anastrozol blockiert werden. Während des Klimakteriums wird die Aromatase-Aktivität in den Eierstöcken sukzessiv eingestellt.

Die Aromatase- und konsekutiv die Östrogenkonzentration sinkt hier erheblich ab, während diese in den übrigen Gewebezellen erhalten bleibt. Entwickeln sich Brustkrebszellen, die ebenfalls Aromatase herstellen, wird zusätzlich tumorförderndes Östrogen im Körper gebildet. In den Tumorzellen, Nebennieren, Fettgewebszellen und in der Leber können die Aromatasen durch Anastrozol blockiert und das Wachstum östrogensensitiver Tumoren entsprechend verlangsamt bzw. gestoppt werden.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Anastrozol kommt im Rahmen der adjuvanten, endokrinen Therapie von östrogensensitiven Mammakarzinomen und zur Therapie eines progredienten (fortgeschrittenen) Mammakarzinoms bei postmenopausalen Frauen zum Einsatz.

Hierbei haben Studien (u. a. ATAC-Studie 2008) gezeigt, das bei postmenopausalen Frauen durch den Einsatz von Anastrozol im Anschluss an die Primärtherapie (i. d. R. Operation mit anschließender Strahlen- und/oder Chemotherapie) das Rezidivrisiko um durchschnittlich 24 Prozent gesenkt und die krankheitsfreie Überlebenszeit um etwa 15 Prozent verlängert werden kann.

Darüber hinaus kann durch eine adjuvante Anti-Hormontherapie die Zeitspanne bis zum Auftreten von Fernmetastasen und kontralateralen Tumoren (auf der komplementären Körperseite) verlängert werden. Generell stehen zwei grundlegende Behandlungsstrategien zur Verfügung. Zum einen kann Anastrozol direkt im Anschluss an den operativen Eingriff appliziert werden (Upfront-Therapie). Zum anderen kann Anastrozol erst nach einer postoperativen zwei- bis dreijährigen Therapie mit Tamoxifen (Östrogenrezeptormodulator) zum Einsatz kommen (Switch-Therapie).

Aufgrund noch fehlender Studien zur Vergleichbarkeit beider Strategieansätze wird individuell entschieden, welche Strategie im Rahmen der endokrinen Therapie verfolgt wird. Zudem fehlen Daten noch zur optimalen Behandlungsdauer. In vielen Fällen wird eine verlängerte Therapie über 5 Jahre empfohlen.


Verabreichung & Dosierung

Anastrozol ist ein nicht-steroidaler Aromatasehemmer, der häufig in der Behandlung von hormonrezeptorpositivem Brustkrebs bei postmenopausalen Frauen eingesetzt wird. Bei der Verabreichung und Dosierung von Anastrozol sind mehrere wichtige Punkte zu beachten, um die Wirksamkeit zu maximieren und Nebenwirkungen zu minimieren.

Die empfohlene Standarddosis von Anastrozol beträgt 1 mg täglich, eingenommen als Tablette, unabhängig von den Mahlzeiten. Es ist wichtig, das Medikament täglich zur gleichen Zeit einzunehmen, um einen konstanten Wirkstoffspiegel im Blut zu gewährleisten. Patienten sollten die Einnahme nicht abrupt abbrechen, da dies die Wirksamkeit der Therapie beeinträchtigen könnte. Wenn eine Dosis vergessen wird, sollte sie so bald wie möglich nachgeholt werden, es sei denn, es ist fast Zeit für die nächste Dosis.

Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion geboten, da die Elimination des Medikaments beeinträchtigt sein kann. Regelmäßige Überwachung der Knochendichte wird empfohlen, da Anastrozol das Risiko für Osteoporose erhöhen kann. Auch die Blutfettwerte sollten überwacht werden, da es zu einer Erhöhung des Cholesterinspiegels kommen kann.

Anastrozol sollte nicht bei prämenopausalen Frauen, Schwangeren oder stillenden Müttern angewendet werden. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, insbesondere Östrogenen und Tamoxifen, können die Wirksamkeit von Anastrozol vermindern und sollten vermieden werden.

Risiken & Nebenwirkungen

Da Aromatasehemmer wie Anastrozol nicht die Wirkung von anderen Hormonen oder Enzymen beeinflussen, sind diese relativ gut verträglich. Als Nebenwirkung einer Anastrozol-Therapie tritt insbesondere eine Abnahme der Knochendichte mit entsprechend erhöhtem Frakturrisiko und begleitenden Gelenkschmerzen auf.

Zur Reduzierung dieser Symptome wird die vermehrte Einnahme von Vitamin D und Calzium empfohlen. Bei Betroffenen mit erhöhtem Osteoporoserisiko sollte regelmäßig die Knochendichte bestimmt werden. Ermüdbarkeit, Atemnot, Erbrechen, Übelkeit, Haarausfall, Hautausschlag sowie trockene Scheidenschleimhäute sind weitere mögliche Nebenwirkungen einer Anastrozol-Therapie. Gelegentlich können Appetitlosigkeit, Scheidenblutungen und erhöhte Cholesterinwerte im Blut beobachtet werden.

Vor den Wechseljahren, bei ausgeprägten Nierenfunktionsstörungen sowie mittelschwerer bis schwerer Lebererkrankung ist eine Therapie mit Anastrozol kontraindiziert. Östrogene heben die Wirkung von Anastrozol auf. Auf die Applikation von östrogenhaltigen Arzneimitteln (u. a. Scheidenzäpfchen) sollte entsprechend verzichtet werden.

Kontraindikationen

Anastrozol ist ein Medikament, das spezifisch zur Behandlung von hormonrezeptorpositivem Brustkrebs bei postmenopausalen Frauen eingesetzt wird. Es gibt jedoch mehrere wichtige Kontraindikationen, die die Verwendung dieses Arzneimittels einschränken.

Eine der wichtigsten Kontraindikationen ist die Anwendung bei prämenopausalen Frauen. Anastrozol wirkt, indem es die Östrogenproduktion hemmt, was bei Frauen vor der Menopause nicht effektiv ist, da ihre Eierstöcke weiterhin Östrogen produzieren. Daher ist das Medikament nur bei postmenopausalen Frauen wirksam und angezeigt.

Schwangerschaft und Stillzeit sind ebenfalls absolute Kontraindikationen. Anastrozol kann das ungeborene Kind schädigen und sollte daher bei schwangeren Frauen nicht angewendet werden. Frauen, die schwanger sind oder stillen, sollten dieses Medikament unter keinen Umständen einnehmen.

Patientinnen mit einer bekannten Überempfindlichkeit oder Allergie gegenüber Anastrozol oder einem seiner Inhaltsstoffe sollten das Medikament ebenfalls nicht verwenden, da es zu schweren allergischen Reaktionen kommen kann.

Zudem ist Vorsicht bei Patientinnen mit schwerer Leber- oder Nierenerkrankung geboten, da Anastrozol die Leber- und Nierenfunktion weiter belasten könnte. In solchen Fällen sollte die Anwendung sorgfältig abgewogen werden und eine enge Überwachung erfolgen.

Zusammengefasst ist Anastrozol bei prämenopausalen Frauen, Schwangeren, Stillenden, Patienten mit Allergien gegen den Wirkstoff und bei schweren Leber- oder Nierenerkrankungen kontraindiziert.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Anastrozol kann mit verschiedenen Medikamenten interagieren, was seine Wirksamkeit beeinflussen oder das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen kann. Eine wichtige Interaktion besteht mit Östrogen-haltigen Medikamenten. Da Anastrozol als Aromatasehemmer die Östrogenproduktion reduziert, können Medikamente, die Östrogen enthalten (z. B. Hormonersatztherapien), seine Wirksamkeit verringern. Daher sollten diese Kombinationen vermieden werden.

Tamoxifen, ein weiteres Medikament zur Behandlung von Brustkrebs, kann die Wirkung von Anastrozol ebenfalls reduzieren. Tamoxifen und Anastrozol sollten nicht gleichzeitig angewendet werden, da Tamoxifen durch seine östrogenmodulierenden Eigenschaften die Wirkung von Anastrozol aufheben kann.

Patienten, die Warfarin oder andere Antikoagulanzien einnehmen, sollten ebenfalls vorsichtig sein, da es Hinweise gibt, dass Anastrozol die Wirkung dieser Blutverdünner verstärken könnte, was das Risiko von Blutungen erhöht.

Es gibt auch potenzielle Interaktionen mit CYP3A4-Inhibitoren oder -Induktoren, da Anastrozol teilweise über dieses Leberenzym metabolisiert wird. Medikamente, die CYP3A4 hemmen (z. B. einige Antimykotika wie Ketoconazol), könnten die Blutspiegel von Anastrozol erhöhen, während CYP3A4-Induktoren (z. B. Rifampicin) die Wirksamkeit von Anastrozol verringern könnten.

Schließlich sollte bei Patienten, die Medikamente einnehmen, die die Knochenmineraldichte beeinflussen (z. B. Kortikosteroide), Vorsicht geboten sein, da Anastrozol das Risiko für Osteoporose erhöhen kann.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Anastrozol nicht vertragen wird oder kontraindiziert ist, stehen mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, insbesondere zur Behandlung von hormonrezeptorpositivem Brustkrebs bei postmenopausalen Frauen.

Ein alternatives Medikament ist Letrozol, ein weiterer nicht-steroidaler Aromatasehemmer, der ähnlich wie Anastrozol wirkt. Letrozol wird oft verwendet, wenn Patienten Anastrozol nicht vertragen oder wenn es unwirksam ist. Ein weiteres Alternativpräparat ist Exemestan, ein steroidaler Aromatasehemmer, der irreversibel die Umwandlung von Androgenen in Östrogene blockiert.

Tamoxifen ist eine weitere gängige Alternative, die als selektiver Östrogenrezeptormodulator (SERM) wirkt. Tamoxifen blockiert die Wirkung von Östrogen direkt an den Rezeptoren in Brustgewebe, was es zu einer guten Option für Frauen macht, die Aromatasehemmer nicht vertragen. Tamoxifen wird sowohl bei prämenopausalen als auch postmenopausalen Frauen eingesetzt.

Für Frauen, die keine Hormontherapie vertragen oder für die sie nicht geeignet ist, können chemotherapeutische Optionen in Betracht gezogen werden, abhängig vom Stadium und Typ des Brustkrebses. Auch radiologische Behandlungen oder eine Operation könnten als alternative oder ergänzende Therapieansätze erwogen werden.

In bestimmten Fällen, besonders bei metastasiertem Brustkrebs, können zielgerichtete Therapien wie CDK4/6-Inhibitoren (z. B. Palbociclib) oder mTOR-Inhibitoren (z. B. Everolimus) in Kombination mit einer Hormontherapie wie Fulvestrant eingesetzt werden, um die Tumorprogression zu verzögern.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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