Rifampicin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Rifampicin wird ein Antibiotikum bezeichnet. Es entstammt der Pilzart Streptomyces mediterranei.
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Was ist Rifampicin?
Rifampicin zählt zu den Antibiotika und gehört der Gruppe der Rifamycine an. Es lässt sich gegen unterschiedliche Bakterienarten einsetzen. Als besonders effektiv gilt Rifampicin bei der Behandlung der Tuberkulose, gegen die es gemeinsam mit anderen Medikamenten zur Anwendung kommt.
Im Jahr 1957 fand die erste Isolation vom Substanzen aus der Pilzart Streptomyces mediterranei statt. Sie entfalten eine antibakterielle Wirkung. Zum effizientesten Vertreter dieser Stoffe stieg Rifampicin auf. Die Herstellung des Antibiotikums erfolgt halbsynthetisch aus Rifamycin B. Dieser Stoff wird wiederum der Bakteriengattung Amycolatopsis rifamycina entnommen.
In erster Linie dient Rifampicin dazu, Infektionen mit Mykobakterien zu behandeln. Dazu zählt neben der Tuberkulose auch Lepra. Darüber hinaus eignet sich das Antibiotikum dazu, gegen Staphylokokken vorzugehen, die resistent gegen Methicillin sind. Weiterhin entfaltet es seine Wirkung gegen Legionella pneumophila und gegen Enterokokken.
Pharmakologische Wirkung
Rifampicin erfasst mit seiner Wirkung sowohl Bakterien innerhalb der Zellen als auch Keime, die sich außerhalb befinden. Am besten kann das Antibiotikum seine Wirkung in einer alkalischen oder neutralen Umgebung entfalten. Diese besteht vor allem außerhalb der Zellen. Dagegen fällt der positive Effekt im sauren Bereich innerhalb der Zellen oder in käsigem Gewebe niedriger aus.
Rifampicin verfügt über die Eigenschaft, Bakterien abzutöten. Das Antibiotikum wirkt nicht nur gegen Mykobakterien effizient, sondern auch gegen grampositive, gramnegative sowie atypische Bakterien. Dazu gehören zum Beispiel Staphylococcus epidermidis, Staphylococcus aureus, Streptococcus viridans, Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenzae, Neisseria meningitidis sowie Coxiella burnetii.
Die Verabreichung von Rifampicin erfolgt oral. Nach der Einnahme gelangt das Antibiotikum über den Darm ins Blut. Zu rund 80 Prozent bindet es sich dort an Plasmaproteine und verteilt sich gleichmäßig innerhalb des Organismus. Die höchsten Rifampicin-Konzentrationen werden in Galle und Lunge erreicht. Zwei bis fünf Stunden nach der Verabreichung gelangt Rifampicin wieder aus dem Körper, was über die Galle und den Stuhl geschieht. Dauert die Therapie längere Zeit an, führt dies zur Verkürzung der Eliminationshalbwertszeit.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Zum Einsatz kommt Rifampicin hauptsächlich gegen Tuberkulose. Diese Erkrankung wird von dem Mycobacterium tuberculosis hervorgerufen. Ebenfalls zu den Rifampicin-empfindlichen Mykobakterien gehören die Lepra-Erreger, gegen die Rifampicin ebenfalls wirksam ist. Ferner eignet sich das Mittel zur Vorbeugung einer Meningitis (Hirnhautentzündung), die von Meningokokken verursacht wird. Dabei dient es dem Schutz von Kontaktpersonen der Erkrankten.
Mit Ausnahme der Behandlung von Tuberkulose stellt Rifampicin kein Standardantibiotikum dar. So findet es oftmals erst als Reserveantibiotikum Verwendung. Das bedeutet, dass es eingesetzt wird, wenn andere Antibiotika aufgrund von Resistenzen keine positive Wirkung mehr entfalten. In den meisten Fällen findet die Gabe von Rifampicin gemeinsam mit einen zusätzlichen Antibiotikum statt. Meist handelt es sich dabei um Isoniazid.
Die Einnahme von Rifampicin wird in der Regel über den Mund vorgenommen. Leidet der Patient unter Tuberkulose, liegt die übliche Tagesdosis bei 10 Milligramm Rifampicin je Körpergewicht. Die Anwendung des Mittels erfolgt normalerweise ein Mal am Tag. Im Falle von anderen Infektionen beträgt die Dosierung 6 bis 8 Milligramm und wird zwei Mal täglich verabreicht.
Risiken & Nebenwirkungen
Darüber hinaus leiden die Patienten bei der Einnahme von Rifampicin häufig unter Magenbeschwerden, Appetitlosigkeit, Durchfall, Blähungen, Übelkeit, Erbrechen, nässenden Hautrötungen, Juckreiz, Nesselsucht und Fieber. Gelegentlich sind auch Veränderungen des Blutbildes wie ein Mangel an weißen Blutkörperchen, an Blutplättchen oder an Granulozyten möglich. Auch Blutarmut, Blutgerinnungsstörungen, Unterhautblutungen, Menstruationsstörungen, Sehstörungen, asthma-ähnliche Anfälle sowie Wasseransammlungen im Gewebe oder in der Lunge möglich. Bei unregelmäßiger Einnahme von Rifampicin zeigen sich mitunter Beschwerden, die einer Grippe ähneln.
Da Rifampicin über eine intensive rötlich-bräunliche Eigenfärbung verfügt, kann es durch die Einnahme des Antibiotikums zum Verfärben von Körperflüssigkeiten führen. Dazu gehören Schweiß, Speichel, Tränenflüssigkeit sowie Stuhl und Urin.
Liegt beim Patienten eine Überempfindlichkeit gegen Rifampicin vor, darf keine Behandlung mit dem Antibiotikum durchgeführt werden. Das Gleiche gilt bei ausgeprägten Leberfunktionsstörungen wie Gelbsucht, einer entzündeten Leber oder Leberzirrhose sowie bei einer gleichzeitigen Behandlung mit Stoffen, die sich schädigend auf die Leber auswirken können wie das Narkosemittel Halothan oder das Pilzpräparat Voriconazol. Eine weitere Kontraindikation stellt eine Behandlung mit HIV-1-Proteasehemmern wie Indinavir, Saquinavir, Lopinavir, Atazanavir, Amprenavir, Fosamprenavir, Tipranavir, Nelfinavir oder Darunavir dar.
Während der Schwangerschaft ist eine Therapie von akuter Tuberkulose mit Rifampicin grundsätzlich möglich. Die Behandlung weiterer Erkrankungen sollte jedoch mit besser geeigneten Antibiotika erfolgen. So besteht das Risiko, dass eine längere Anwendung des Mittels zur Hemmung von Gerinnungsfaktoren führt, die von Vitamin K abhängig sind. Die Behandlung während der Stillzeit gilt für den Säugling dagegen nicht als riskant.