Arcitumomab

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Arcitumomab handelt es sich um ein Präparat, das zur Diagnose in der Krebsheilkunde verwendet wird. Etwa 95 Prozent aller Darmkrebserkrankungen lassen sich durch die intravenöse Verabreichung von Arcitumomab in einem bildgebenden Verfahren diagnostizieren. Diese Vorgehensweise ist unter anderem deshalb erforderlich, weil eine anderweitige Diagnose von Darmkrebs meist sehr schwierig ist. Denn diese Krebsart breitet sich weitgehend frei von eindeutigen Symptomen im Körper aus.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Arcitumomab?

Etwa 95 Prozent aller Darmkrebserkrankungen lassen sich durch die intravenöse Verabreichung von Arcitumomab in einem bildgebenden Verfahren diagnostizieren.

Bei Arcitumomab handelt es sich um einen sogenannten monoklonalen Antikörper, welcher in der Krebsheilkunde zu diagnostischen Zwecken verwendet wird. Bei diesem Antikörper handelt es sich um ein Farbfragment, welches aus den Bäuchen von Mäusen gewonnen werden kann. Um Arcitumomab zu gewinnen, wird den Mäusen vorab das Verdauungsenzym Pepsin injiziert, welches im menschlichen Verdauungssystem die Aufgabe hat, die durch die Nahrung aufgenommenen Proteine zu verarbeiten.

Sobald das Peptin verabreicht ist, wird Arcitumomab in zwei weiteren Zwischenschritten gewonnen. Der Wirkstoff fällt unter die Gruppe der Immunkonjugate, weil der Antikörper mit einem zweiten, funktionalen Molekül verbunden ist. Dabei handelt es sich um das radioaktive Isotop Technetium, welches der Gruppe der Übergangsmetalle zugeordnet wird. Das Präparat wurde vom Unternehmen Immunomedics bis 2005 unter dem Warenzeichen CEA-Scan vertrieben.

Pharmakologische Wirkung

Mit dem Präparat Arcitumomab lassen sich verschiedene Arten von Darmkrebs unter Zuhilfenahme eines bildgebenden Verfahrens diagnostizieren. Das Präparat wird in Kombination mit einer Single-Photon-Emissionscomputertomographie als In-vivo-Diagnostikum verwendet, um hochauflösende Bilder zu erzeugen. Dadurch lässt sich der Tumor lokalisieren und feststellen, ob es bereits zu einer Metastasenbildung gekommen ist.

Allerdings ist es notwendig, den Wirkstoff vor der intravenösen Verabreichung mit dem Element Technetium anzureichern, weil dieses beim Wirkstoff in Reinform nicht enthalten ist. Anschließend wird das radioaktive Präparat mit einer Kochsalzlösung verdünnt und injiziert. Weil das Element Technetium eine Halbwertszeit von rund sechs Stunden hat, bleibt ausreichend Zeit, um die Gammaquanten, die während des Zerfalls entstehen, auszuwerten und in Bilder umzuwandeln.

Dadurch erhalten die behandelnden Ärzte einen relativ sicheren Befund über Ausmaß und Fortschritt der Krebserkrankung und können anschließend eine geeignete Therapie zur Behandlung anordnen. Die Einzelphotonen-Emissionscomputertomographie zählt zu den bildgebenden Verfahren, mit welchen sich die verschiedensten Stoffwechselabläufe innerhalb des menschlichen Körpers untersuchen lassen. Das Verfahren wird also nicht nur in der Diagnostik von Krebsleiden angewendet.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Das Präparat wurde ausschließlich zur Diagnose durch bildgebende Verfahren in der Krebsheilkunde verwendet. Dies ist möglich, weil insbesondere die Karzinome bei Darmkrebs das Carcionoembryonale Antigen durch Druck an die Oberfläche der Zellstrukturen ausscheiden. Deshalb lassen sich etwa 95 Prozent der kolorektalen Karzinome mit Arcitumomab diagnostizieren.

Bei diesen handelt es sich zum weitaus größten Teil um bösartige Tumore. Insgesamt handelt es sich bei Darmkrebs um die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland. Etwa sechs Prozent aller erwachsenen Männer und Frauen erkranken durchschnittlich im Laufe ihres Lebens an Darmkrebs. Die Diagnose ist häufig schwierig, weil sich der Darmkrebs meist aus gutartigen Darmpolypen entwickelt. Dabei handelt es sich um pilzförmige Geschwülste, die sich im Dickdarm an der Schleimhaut bilden.

Die Polypen können eine Größe von wenigen Millimetern bis hin zu einigen Zentimetern haben. Vor allem bei größeren Polypen besteht die Gefahr, dass sich daraus ein Dickdarmkrebs entwickelt, der sich in den seltensten Fällen durch weitere Symptome äußert.

Die Heilungschancen liegen beim kolorektalen Karzinom zwischen 40 und 60 Prozent, wobei die Behandlung sowohl durch Operationen als auch durch Chemotherapie erfolgen kann. Der Heilungserfolg hängt allerdings sehr stark davon ab, in welchem Stadium der Darmkrebs entdeckt wird. Um die Krankheit rechtzeitig zu entdecken, übernehmen die Krankenkassen in Deutschland seit 2002 für Versicherte ab dem 55. Lebensjahr die Kosten für eine Darmspiegelung in einem Turnus von zehn Jahren, sofern nach der ersten Darmspiegelung kein Verdacht auf Darmkrebs besteht.


Verabreichung & Dosierung

Arcitumomab ist ein radioaktiv markierter monoklonaler Antikörper, der in der Diagnostik zur Lokalisierung von kolorektalen Tumoren verwendet wird. Da es sich um ein diagnostisches Radioimmunpharmakon handelt, sind bei seiner Verwendung spezielle Überlegungen zur Verabreichung und Dosierung erforderlich.

Die Verabreichung von Arcitumomab erfolgt üblicherweise als einmalige intravenöse Injektion. Wichtig ist dabei die präzise Dosierung des radioaktiven Materials, um eine effektive Bildgebung zu gewährleisten, während gleichzeitig die Strahlenexposition für den Patienten minimiert wird. Die spezifische Aktivität und Menge des radioaktiven Isotops, üblicherweise Technetium-99m, muss sorgfältig berechnet und auf den einzelnen Patienten abgestimmt werden, basierend auf Faktoren wie Körpergewicht und Körperoberfläche.

Vor der Injektion von Arcitumomab müssen Patienten über die potenziellen Risiken der Strahlenexposition aufgeklärt werden. Es ist auch wichtig, sicherzustellen, dass der Patient für die Art der Strahlenbelastung, die mit der Verwendung dieses radioaktiven Diagnostikums verbunden ist, geeignet ist. Patienten sollten vor der Anwendung über mögliche Nebenwirkungen informiert werden, zu denen Reaktionen an der Injektionsstelle, allergische Reaktionen und seltene systemische Effekte gehören können.

Nach der Verabreichung von Arcitumomab erfolgt in der Regel eine Szintigraphie, um die Verteilung des Antikörpers im Körper zu beurteilen. Dies hilft bei der Identifizierung von Tumorlokalisationen oder Metastasen. Für die Bildgebung ist es entscheidend, dass die Patienten die Anweisungen für die Vorbereitung und Nachsorge sorgfältig befolgen, um klare und aussagekräftige diagnostische Ergebnisse zu erhalten.

Risiken & Nebenwirkungen

Nebenwirkungen, die durch die Gabe von Arcitumomab entstehen, sind nicht bekannt.

Kontraindikationen

Arcitumomab ist ein diagnostischer Radioimmunkonjugat, der speziell für die Erkennung von kolorektalen Tumoren mittels Bildgebungstechniken verwendet wird. Bei der Anwendung von Arcitumomab gibt es mehrere typische Kontraindikationen, die berücksichtigt werden müssen, um die Sicherheit des Patienten zu gewährleisten.

Eine wesentliche Kontraindikation ist die Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff selbst oder gegenüber einem der Bestandteile des Präparats. Patienten mit bekannten Allergien gegen murine Proteine (da Arcitumomab von Mäusen abgeleitet ist) sollten dieses Mittel meiden, da schwere allergische Reaktionen auftreten können.

Schwangere und stillende Frauen sollten ebenfalls keine Anwendung mit Arcitumomab erhalten. Die Strahlenexposition, die durch das mit Technetium-99m markierte Arcitumomab entsteht, kann für den Fötus schädlich sein und das Risiko von Geburtsdefekten oder anderen Schädigungen erhöhen. Ebenso ist das Risiko verbunden, dass radioaktive Stoffe in die Muttermilch übergehen und somit den Säugling gefährden könnten.

Eine weitere Kontraindikation ist das Vorliegen von schweren Nieren- oder Leberfunktionsstörungen. Da der Körper diese Substanzen über Leber und Nieren metabolisiert und ausscheidet, könnte eine beeinträchtigte Funktion dieser Organe zu einer erhöhten Exposition gegenüber radioaktivem Material führen, was das Risiko von Strahlenschäden erhöht.

Darüber hinaus sollten Patienten mit schweren kardiovaskulären Erkrankungen oder instabilen gesundheitlichen Zuständen die Anwendung von Arcitumomab vermeiden, da die Prozedur und die damit verbundene Stresssituation eine zusätzliche Belastung darstellen können.

Es ist entscheidend, dass vor der Anwendung von Arcitumomab eine gründliche medizinische Bewertung durchgeführt wird, um alle möglichen Risiken und Kontraindikationen zu identifizieren und die sicherste und effektivste diagnostische Strategie zu wählen.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Bei der Verwendung von Arcitumomab sind spezifische Medikamenteninteraktionen relativ begrenzt, da es primär zu diagnostischen Zwecken und nicht als therapeutisches Mittel verwendet wird. Dennoch gibt es einige Überlegungen zu Wechselwirkungen, die berücksichtigt werden sollten.

Zunächst ist es wichtig zu beachten, dass keine spezifischen pharmakologischen Wechselwirkungen zwischen Arcitumomab und anderen Medikamenten bekannt sind. Allerdings können andere radiopharmazeutische Präparate, die möglicherweise für andere diagnostische Tests verwendet werden, potenziell die Aufnahme und Verteilung von Arcitumomab beeinflussen. Die gleichzeitige Anwendung mehrerer radioaktiver Diagnosemittel sollte daher vermieden oder sorgfältig überwacht werden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Möglichkeit von immunologischen Reaktionen. Patienten, die Immuntherapien erhalten, insbesondere solche, die auf murine (von Mäusen abgeleitete) Antikörper oder deren Fragmente reagieren, könnten eine erhöhte Sensitivität oder allergische Reaktionen gegen Arcitumomab entwickeln. In solchen Fällen ist besondere Vorsicht geboten.

Da Arcitumomab eine radioaktive Substanz ist, sollte auch der zeitliche Abstand zu anderen diagnostischen Tests, die auf radioaktiven Tracern basieren, berücksichtigt werden, um Überlagerungen der Signale oder Interferenzen in den Bildern zu vermeiden.

Schließlich sollten medizinische Fachkräfte darauf achten, dass keine Medikamente verwendet werden, die die renale oder hepatische Funktion beeinträchtigen könnten, da diese Organe an der Ausscheidung des Tracers beteiligt sind. Eine Beeinträchtigung dieser Organsysteme könnte die Elimination von Arcitumomab verzögern und zu einer längeren Strahlenexposition führen.

Insgesamt sind direkte Medikamenteninteraktionen mit Arcitumomab selten, jedoch sollten alle Begleitmedikationen und vorherige diagnostische Verfahren sorgfältig evaluiert werden, um unerwünschte Effekte oder diagnostische Ungenauigkeiten zu vermeiden.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Arcitumomab aufgrund von Unverträglichkeiten oder spezifischen Kontraindikationen nicht geeignet ist, gibt es alternative Methoden und Substanzen, die für die Bildgebung von kolorektalen Tumoren verwendet werden können. Diese Alternativen sind vielfältig und können je nach spezifischer medizinischer Situation und den Anforderungen des Patienten ausgewählt werden.

1. Andere radiopharmazeutische Marker: Zum Beispiel kann Fluorodeoxyglucose (FDG) in Verbindung mit der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) verwendet werden. FDG-PET ist eine weit verbreitete Methode zur Erkennung und Beurteilung von Krebs, einschließlich kolorektaler Karzinome, und bietet detaillierte Informationen über den Metabolismus der Tumorzellen.

2. Kontrastmittel-basierte bildgebende Verfahren: Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) mit Kontrastmittel sind weitere effektive Methoden zur Visualisierung kolorektaler Tumoren. Diese Techniken können detaillierte Bilder des Darms und der umgebenden Strukturen liefern und werden häufig zur Beurteilung der Tumorausdehnung und -invasion sowie zur Planung chirurgischer Eingriffe eingesetzt.

3. Endoskopische Verfahren: Eine Koloskopie oder Sigmoidoskopie ermöglicht die direkte Visualisierung des Darminneren und kann neben der Diagnostik auch zur Entnahme von Biopsien verwendet werden. Diese Methoden sind besonders wertvoll für die Früherkennung und Überwachung von Polypen und Tumoren im Dickdarm.

4. Ultraschalluntersuchungen: Insbesondere der endorektale Ultraschall kann nützlich sein, um die Eindringtiefe von Tumoren in der Wand des Rektums zu beurteilen und hilft bei der Planung operativer oder strahlentherapeutischer Behandlungen.

Diese alternativen Ansätze können je nach den spezifischen Bedürfnissen und der medizinischen Situation des Patienten angepasst werden. Es ist wichtig, dass Ärzte alle verfügbaren diagnostischen Optionen sorgfältig abwägen, um die am besten geeignete Methode für eine genaue Diagnose und effektive Behandlungsplanung zu wählen.

Quellen

  • https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term=Arcitumomab | 2024
  • https://scholar.google.com/scholar?hl=de&as_sdt=0%2C5&q=Arcitumomab&btnG= | 2024
  • https://www.sciencedirect.com/search?qs=Arcitumomab | 2024

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