Baboon-Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Beim Baboon-Syndrom handelt es sich um ein spezielles Exanthem, dass durch bestimmte Medikamente hervorgerufen wird. Der Krankheitsbegriff leitet sich von dem englischen Wort ‚baboon‘ für Pavian ab und illustriert das Hauptsymptom der Krankheit. Patienten mit Baboon-Syndrom entwickeln in der Gegend des Gesäßes charakteristische Rötungen, die auch die Beugen der Gelenke sowie den Genitalbereich betreffen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Baboon-Syndrom?

Die charakteristischen Symptome des Baboon-Syndroms bestehen in geröteten Hautstellen an Genitalien, Gesäß und einer oder mehreren Beugen des Gelenks. Die Rötungen sind symmetrisch, zudem zeigen sie sich auf beiden Körperseiten.
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Das Baboon-Syndrom wird in manchen Fällen mit der gebräuchlichen Abkürzung SDRIFE bezeichnet. Der Auslöser der Krankheit liegt in der Regel in speziellen medizinischen Wirkstoffen. Durch die Verabreichung dieser Medikamente entwickeln die Personen die typischen Rotfärbungen. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Substanzen, die zu den typischen Kontaktallergenen zählen.

Im Anschluss an die Einnahme des Arzneimittels bilden sich gerötete Stellen an Gesäß, den Genitalien sowie den Leistenbeugen (medizinischer Fachbegriff „Inguinae“). Grundsätzlich handelt es sich beim Baboon-Syndrom um ein sogenanntes Erythem. Es weist eine symmetrische Form auf und kommt an beiden Seiten vor. Kennzeichnend für das Baboon-Syndrom ist zudem, dass es neben dem Gesäß- und Genitalbereich an mindestens einer Gelenkbeuge auftritt.

Weitere systemische Beschwerden zeigen sich beim Baboon-Syndrom in der Regel nicht. Das Baboon-Syndrom wurde im Jahr 1984 zum ersten Mal wissenschaftlich durch Mediziner beschrieben. Bisher wurden etwa 100 Patienten mit dem Baboon-Syndrom registriert. Im Hinblick auf die geringe Anzahl an Krankheitsfällen handelt es sich beim Baboon-Syndrom um eine sehr seltene Krankheit.

Ursachen

Das Baboon-Syndrom entwickelt sich bei einigen Menschen als Reaktion auf die Einnahme bestimmter medizinischer Wirkstoffe. Als potenzielle Auslöser des Baboon-Syndroms kommen zum Beispiel die Substanzen Amoxicillin, Ampicillin, metallisches Nickel und Mesalazin in Frage. Auch bei Heparin, Kontrastmitteln mit Iodgehalt, Omeprazol, Allopurinol, Quecksilber, Terbinafin und Cetuximab handelt es sich um mögliche Ursachen des Baboon-Syndroms.

Die typischen Reaktionen auf den entsprechenden Bereichen der Haut entwickeln sich in den meisten Fällen innerhalb von einigen Stunden bis hin zu mehreren Tagen nach der systemischen Einnahme des verantwortlichen Medikaments. Bei einem Teil der Patienten treten die ersten Beschwerden sogar erst drei Tage nach der Verabreichung der auslösenden Substanz auf.

Grundsätzlich handelt es sich bei dem Baboon-Syndrom um eine spezielle Form der Kontaktallergie. Derartige Allergien zählen zum Typ IV, der über die Zellen vermittelt wird. Die Allergene breiten sich über das Blut im menschlichen Organismus aus.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die charakteristischen Symptome des Baboon-Syndroms bestehen in geröteten Hautstellen an Genitalien, Gesäß und einer oder mehreren Beugen des Gelenks. Die Rötungen sind symmetrisch, zudem zeigen sie sich auf beiden Körperseiten. Die Farbe der Rötung ähnelt denen der natürlichen Gesäßfärbung bestimmter Paviane. Davon leitet sich auch der Name des Baboon-Syndroms ab.

In manchen Fällen sind auch einige Gelenkbeugen, beispielsweise die Leistenbeugen oder die Armbeugen, von den Rötungen betroffen. Die Rötungen sind relativ gut von den umgebenden Bereichen abgegrenzt. In der Regel entwickeln sich außer den geröteten Hautstellen keine weiteren systemischen Beschwerden bei den am Baboon-Syndrom erkrankten Personen.

Diagnose & Verlauf

Patienten mit den typischen Krankheitsanzeichen des Baboon-Syndroms konsultieren entweder den Allgemeinarzt oder nach Möglichkeit sofort einen Dermatologen beziehungsweise Allergologen. Während der ersten Anamnese werden die vorhandenen Beschwerden aufgenommen und deren Entstehungszeitpunkt sowie die weiteren Umstände der Erstmanifestation im Patientengespräch erörtert.

Von größter Wichtigkeit bei der Diagnose des Baboon-Syndroms ist es, sämtliche vom Patienten in einem bestimmten Zeitraum eingenommenen Medikamente zu ermitteln und auf ihre Nebenwirkungen zu untersuchen. Hat die betroffene Person eine potenziell das Baboon-Syndrom auslösende Substanz eingenommen, so erhärtet sich der Verdacht auf die Allergie erheblich.

Die klinischen Untersuchungen umfassen zunächst Sichtuntersuchungen des Patienten und der erkrankten Hautbereiche. Im überwiegenden Teil der Fälle werden labortechnische Blutanalysen genutzt, um ausschlaggebende Kennwerte und Anomalien zu identifizieren. Obligatorisch überprüft der Arzt zudem die Lebensfunktionen des Patienten wie Blutdruck und Herzfrequenz.

Im nächsten Schritt der Untersuchung führt der Arzt eine Differenzialdiagnose durch. Denn zahlreiche andere Krankheiten ähneln in ihren Beschwerden zum Teil denen des Baboon-Syndroms, sodass bei Unachtsamkeit dringend zu vermeidende Verwechslungen möglich sind. So hat der Arzt zum Beispiel Mykosen, die Intertrigo, systemische Kontaktdermititis und ein Analekzem auszuschließen. Außerdem grenzt der Facharzt das Baboon-Syndrom von einem toxischen Schocksyndrom und dem sogenannten initialen Staphylococcal scalded skin syndrome ab.

Komplikationen

Charakteristisch für das Baboon-Syndrom ist ein akut auftretender rötlicher Hautausschlag im Bereich des Gesäßes, in den Leistenbeugen sowie im Genitalbereich. Neben dem Gesäß- und Genitalbereich tritt der Hautausschlag in mindestens einer Gelenkbeuge auf. Hauptsächlich sind die Armbeugen betroffen.

Die Patienten fühlen ein leichtes Brennen im Bereich der betroffenen Hautstellen. Weitere systemische Komplikationen treten in der Regel nicht auf. Da das Baboon-Syndrom als unmittelbare Folge der Einnahme bestimmter Medikamente oder dem Kontakt mit bestimmten Substanzen auftritt, führen individuelle Therapieansätze nach der Diagnose schnell zum Erfolg. Die ersten Symptome treten innerhalb weniger Stunden bis zu drei Tagen nach der systemischen Einnahme des auslösenden Medikaments beziehungsweise dem Kontakt mit Substanzen wie Nickel auf.

Daher gilt diese Kontaktallergie als unkompliziert und die Symptome verschwinden innerhalb von ein bis zwei Wochen nach Absetzen der Medikamente oder dem letzten Kontakt. Langfristige Hautrötungen wurden bei dieser Kontaktallergie bisher nicht beobachtet. Daher haben die Patienten nach der Behandlung keine Komplikationen oder Spätfolgen zu befürchten. Da das Baboon-Syndrom sehr selten auftritt und in der Regel umgehend individuelle Therapieansätze erfolgen, sind Komplikationen bei Patienten ohne Behandlung nicht dokumentiert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Patienten mit den typischen Symptomen des Baboon-Syndroms sollten den Hausarzt oder einen Dermatologen bzw. Allergologen konsultieren. Wenn es nach der Einnahme eines Medikaments zu symmetrische Hautrötungen an den Genitalien, in den Gelenkbeugen oder am Gesäß kommt, deutet dies zumindest auf eine allergische Reaktion hin, die abgeklärt werden muss. Ein Mediziner kann die Ursache anschließend eingrenzen und das Baboon-Syndrom diagnostizieren oder ausschließen.

Wird das Exanthem diagnostiziert, sollte zeitnah die Behandlung der Symptome eingeleitet werden. Hierfür kommen neben dem Allgemeinarzt verschiedene Internisten sowie Allergologen und Dermatologen in Frage. Begleitend dazu muss die genaue Ursache des Syndroms festgestellt werden. Meist genügt es, das verantwortliche Präparat abzusetzen und die Hautveränderungen mit Hilfe allgemeinmedizinischer Maßnahmen zu lindern.

Auch wenn beim Baboon-Syndrom keine Behandlung erfolgt, sind Komplikationen unwahrscheinlich. Eine ärztliche Abklärung ist deshalb nur aus Gründen der Ursachenfindung notwendig. Lediglich Patienten mit bestehenden Haut- oder Immunerkrankungen sollten auffällige Symptome umgehend behandeln lassen, um Probleme und Wechselwirkungen zu vermeiden.

Behandlung & Therapie

Prinzipiell handelt es sich bei dem Baboon-Syndrom um eine benigne Krankheit. Im überwiegenden Teil der Fälle bilden sich die Erytheme innerhalb weniger Wochen zurück, sobald das verantwortliche Medikament nicht mehr eingenommen wird. In der Regel dauert dies etwa ein oder zwei Wochen. Dem bisherigen Wissensstand zufolge wurden keine Patienten mit Baboon-Syndrom beobachtet, die langfristig unter den Rötungen bestimmter Hautpartien leiden.

Üblicherweise verblassen die geröteten Stellen vollständig. Bei starken Beschwerden ist eine medikamentöse Therapie des Baboon-Syndroms möglich. Dabei kommen meist Kortikosteroide zur Anwendung, die topisch aufgetragen werden. Dadurch reduzieren sich die akuten Beschwerden normalerweise rasch.

Aussicht & Prognose

Die Heilungsaussicht des Baboon-Syndroms ist sehr gut. Die Erkrankung bildet sich bei den Patienten im Normalfall innerhalb weniger Wochen bei der Inanspruchnahme einer medizinischen Versorgung zurück und eine Beschwerdefreiheit tritt ein. Die zur Verfügung stehende Arznei schafft bei einer optimalen und abgestimmten Anwendung bereits innerhalb der ersten Tage nach Einnahme eine deutliche Linderung der Symptome. Eine regelmäßigen Einnahme der Medikamente führt schließlich zu einer vollständigen Genesung des Patienten.

In seltenen Fällen können Unverträglichkeiten auf enthaltende Inhaltsstoffe der Arznei auftreten, die bei einer sofortigen Veränderung des Behandlungsplans und dem Absetzen des Medikaments wieder verschwinden. Alternativpräparate stehen dank des wissenschaftlichen Fortschritts zur Verfügung, die genutzt werden können. Deren Wirkweise zur Heilung des Baboon-Syndroms ist ebenfalls sehr gut.

Ohne eine medizinische Versorgung kommt es ebenfalls zu einer Beschwerdefreiheit. Der Heilungsweg ist jedoch in den meisten Fällen deutlich verzögert. Die betroffenen Hautpartien müssen geschont werden und Naturprodukte zur Linderung der Beschwerden stünden ebenfalls zur Verfügung. Wird jedoch einem möglichen Juckreiz nachgegeben, kann es zu Komplikationen kommen. Über offene Wunden am Körper können Keime und Krankheitserreger in den Organismus gelangen, die zu weiteren Erkrankungen führen. In schweren Fällen droht dem Patienten eine Blutvergiftung, die einen tödlichen Verlauf haben kann.


Vorbeugung

Dem Baboon-Syndrom lässt sich mittels der Vermeidung der auslösenden medizinischen Wirkstoffe bei bekannter Unverträglichkeit vorbeugen. Da eine Kontaktallergie auf diese Substanzen nicht in allen Fällen bekannt ist, ist eine Prävention des Baboon-Syndroms nicht bei allen Menschen möglich.

Nachsorge

Eine Nachsorge ist beim Baboon-Syndro meistens nicht erforderlich. Die Erkrankung heilt nach Absetzung des betreffenden Medikaments innerhalb einiger Wochen vollständig aus. Anschließend besteht allerdings keine Immunität. Eine erneute Ansteckung ist möglich. Um diese zu verhindern, stehen Patienten in Eigenverantwortung.

Auslösende Stoffe sind unbedingt zu meiden. Da sich nicht immer alle Allergene eindeutig bestimmen lassen, verbleibt ein gewisses Restrisiko. Der richtige Ansprechpartner bei Verdacht auf das Baboon-Syndrom ist der Dermatologe. Er erfragt sämtliche in letzter Zeit eingenommenen Medikamente und bringt diese mit den Beschwerden in Beziehung. Manchmal veranlasst er auch eine Blutentnahme.

Die Eigenart der Erkrankung bringt es mit sich, dass nach einer Absetzung des auslösenden Medikaments die typischen Symptome schwächer werden und verschwinden. Es gilt, ein anderes Mittel mit derselben Wirkungsweise zu finden. Das gestaltet sich nicht immer als einfach. Manchmal bleiben über Wochen Hautrötungen zurück, die durch das Baboon-Syndrom entstanden sind.

Diese sind nicht nur kosmetischer Natur. Über sie können Bakterien und Infekte übertragen werden. Im Rahmen der Nachsorge ist deshalb eine Schonung wichtig. Der behandelnde Arzt verschreibt Salben und informiert über Hygienestandards. Wegen der antibiotischen Wirkung gilt die Weidenrinde als geeignetes Mittel.

Das können Sie selbst tun

Das Baboon-Syndrom verschwindet zumeist von selbst wieder, sobald das verantwortliche Medikamente abgesetzt wird. Dennoch können einige Komplikationen auftreten, die sich mit Hilfe einiger Maßnahmen behandeln lassen.

Sollten die Erytheme nach einigen Tagen nicht zurückgegangen sein, muss das betroffene Areal auf auffällige Veränderungen geprüft werden. Typisch für einen schweren Verlauf sind Blutungen oder Infekte im Bereich des Erythems. Wer diese Symptome feststellt, sollte umgehend einen Arzt aufsuchen. Bei einem positiven Verlauf genügt es, die Haut an der betroffenen Stelle zu schonen. Auf parfümierte oder anderweitig reizende Pflegeprodukte sollte verzichtet werden, bis das Erythem abgeklungen ist.

Die schmerzenden Erytheme werden am besten mit der verordneten Kortisonsalbe behandelt. Zeigt das Präparat keine Wirkung, können natürliche Mittel versucht werden. Wirksam bei Entzündungen ist beispielsweise die antibiotische Weidenrinde oder der schmerzlindernde Spitzwegerich. Auch Ginseng, Sonnenhut, Beinwell und Malve können bei Erythemen eingesetzt werden.

Begleitend dazu müssen die betroffenen Hautstellen geschont und pfleglich behandelt werden. Bei Blutungen und Entzündungen sollte mit dem zuständigen Arzt gesprochen werden. Womöglich liegt dem Baboon-Syndrom eine ernste Erkrankung zugrunde, die umgehend behandelt werden muss.

Quellen

  • Altmeyer, P.: Therapielexikon Dermatologie und Allergologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2005
  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Sterry, W., Worm, M., Burgdorf, W.: Checkliste Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2014

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