Burkholderia pseudomallei

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Burkholderia pseudomallei ist ein Bakterium aus der Abteilung der Proteobacteria und aus der Familie der Burkoholderiaceae. Er kann beim Menschen die Erkrankung Melioidose hervorrufen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Burkholderia pseudomallei?

Das Bakterium Burkholderia pseudomallei verursacht die Infektionskrankheit Melioidose. Diese wird auch als Whitmore´s Disease oder als Pseudorotz bezeichnet.
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Der Erreger Burkholderia pseudomallei gehört zu den gramnegativen Bakterien. Gramnegative Bakterien können in der sogenannten Gramfärbung rot angefärbt werden. Neben einer dünnen Peptidoglykanschicht aus dem Stoff Murein verfügen die gramnegativen Bakterien zusätzlich über eine Zellmembran an ihrer Außenhülle.

Burkholderia pseudomallei ist strikt aerob. Aerobe Bakterien benötigen für ihren Stoffwechsel Sauerstoff. Das Bakterium ist stäbchenförmig und gehört somit zu den Stäbchenbakterien. Es lebt saprophytisch. Saprophyten sind Organismen, die sich von toten, organischen Stoffen ernähren. Sie bauen diese energiehaltigen Stoffe ab und wandeln sie anschließend in anorganische Stoffe um. Insbesondere bei Bakterien ist der Übergang von einem Saprophyt zum Parasit fließend.

Burkholderia pseudomallei wächst intrazellulär und ist oxidasepositiv. In dem mikrobiologischen Verfahren der Oxidasereaktion wird getestet, ob der entsprechende Bakterienstamm über das Enzym Cytochrom-C-Oxidase verfügt. Diese Information spielt unter anderem bei der Therapiewahl eine entscheidende Rolle.

Burkholderia pseudomallei stammt aus der Gattung der Burkholderia. Diese Einordnung fand jedoch erst in den 1990er Jahren statt. Vorher wurde das Bakterium schon den Gruppen Bacillus, Mycobacterium, Peifferella, Actinobacillus und Pseudomonas zugeordnet.

Burkholderia pseudomallei hat einen Durchmesser von durchschnittlich 0,6 μm und wird ungefähr 5 μm lang. Es bewegt sich mithilfe von Flagellen fort. Flagellen sind auch unter dem Begriff Geißeln bekannt. Es handelt sich dabei um fadenförmige Gebilde, die auf der Oberfläche der Bakterien sitzen und zur Fortbewegung genutzt werden.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Burkholderia pseudomallei findet sich im Erdboden und im Wasser. Als Reservoir dienen zudem Haus- und Wildtiere. Das Bakterium kommt sowohl in Nordaustralien als auch in Südostasien endemisch vor. Anhand der geografischen Gebiete werden auch Serotypen unterschieden. Der Serotyp /ara+ findet sich eher in Südostasien. Der Serotyp II/ara tritt bevorzugt in Nordaustralien auf.

Die Ansteckung mit Burkholderia pseudomallei erfolgt hauptsächlich durch direkten Kontakt zu kontaminierter Erde oder zu kontaminiertem Wasser. Häufig stecken sich in den tropischen Ländern Arbeiter auf Reisfeldern mit der Melioidose an. Über kleinste Hautverletzung gelangt der Erreger in den Organismus. Die Ansteckung kann allerdings auch über Inhalation oder orale Aufnahme erfolgen. Auch eine Infektion von Mensch zu Mensch ist über Körperflüssigkeiten möglich. Ferner besteht im Labor durch die Inhalation von infektiösen Aerosolen Ansteckungsgefahr.

Immer wieder tauchen Fälle in den Nachrichten auf, wo das Bakterium aus Laboren entwichen ist. Zuletzt geschah dies 2014 im US-Bundesstaat Louisiana. Dort erkrankten vier Rhesus-Affen in einem Außengelände und auch eine Wissenschaftlerin wurde infiziert. Burkholderia pseudomallei gilt als potenzielle Biowaffe und steht auf der Liste für Biowaffen-Agenzien.


Krankheiten & Beschwerden

Das Bakterium Burkholderia pseudomallei verursacht die Infektionskrankheit Melioidose. Diese wird auch als Whitmore´s Disease oder als Pseudorotz bezeichnet. Die Inkubationszeit ist sehr unterschiedlich. Sie kann nur zwei Tage oder auch mehrere Jahre dauern. Auch der Verlauf und die Symptomatik der Erkrankung sind sehr unterschiedlich.

Viele Infektionen verlaufen komplett asymptomatisch. Bei anderen Patienten entwickelt sich eine milde chronische Erkrankung. Wieder andere Betroffene reagieren mit einer akut fulminant verlaufenden Erkrankung. Nachdem der Erreger über eine Hautläsion in den Körper eingedrungen ist, entwickelt sich häufig ein kleines Knötchen in der Haut. Die umgebenden Lymphgefäße entzünden sich (Lymphangitis) und auch die Lymphknoten reagieren mit (Lymphknotenschwellung). Die Patienten haben Fieber und fühlen sich müde, schlapp und krank.

Diese lokale Infektion kann sich schnell auf den ganzen Körper ausweiten. In diesem Fall handelt es sich dann um eine generalisierte, septikämische Verlaufsform. Bei diesem lebensbedrohlichen Verlauf bilden sich am gesamten Körper Abszesse. Auch die Lunge ist von der Abszessbildung betroffen. Die Patienten leiden unter Bewusstseinseintrübungen und starker Atemnot. Die Atemfrequenz ist erhöht. Wenn der Erreger nicht über die Haut in den Körper gelangt ist, sondern eingeatmet wurde, entwickelt sich in der Regel direkt eine Lungenentzündung.

Charakteristisch für die Melioidose ist eine ausgeprägte Kavernenbildung. Kavernen sind krankhafte Hohlräume innerhalb der Lunge. In diesen Hohlräumen kann kein Gasaustausch mehr stattfinden, sodass die Funktionalität der Lunge stark eingeschränkt wird. Häufig entwickelt sich zusätzlich zur Pneumonie auch ein Pleuraerguss. Dabei gelangt Flüssigkeit, in den meisten Fällen entzündliches Exsudat, in den Pleuraspalt. Durch die Kompression der Lunge wird die Atmung zusätzlich erschwert.

In vielen Fällen verläuft die Melioidose chronisch und ohne Fieber. Dabei bilden sich in verschiedenen Organen Abszesse. Je nach befallenem Organsystem können unterschiedliche Symptome auftreten. Besonders gefährdet sind Diabetiker und Menschen mit einem supprimierten (unterdrückten) Immunsystem. Auch wenn sich bei einer Infektion über mehrere Jahre keine Symptome zeigen, kann es bei einer Immunschwäche zu einer Manifestation der Erkrankung kommen.

Zur Behandlung der Melioidose kommen Antibiotika und Chemotherapeutika in einer hohen Dosierung zum Einsatz. Diese werden in der Regel intravenös verabreicht. Nach Abklingen der akuten Symptomatik muss die Therapie häufig oral über mehrere Monate fortgesetzt werden. Abszesse, die durch die Erkrankung entstanden sind, werden chirurgisch entfernt.

Eine wirksame Prophylaxe gegen das Bakterium Burkholderia pseudomallei gibt es nicht. Wer in Endemiegebieten unterwegs ist, sollte Hautverletzungen sorgfältig reinigen und desinfizieren. Burkholderia pseudomallei ist empfindlich gegen verschiedene Desinfektionsmittel.

Quellen

  • Buselmaier, W.: Biologie für Mediziner. Springer, Berlin Heidelberg 2006
  • Graw, J. et al.: Genetik. Springer, Berlin Heidelberg 2005
  • Groß, U.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2009

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