Chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei der Chronisch rekurrierenden multifokalen Osteomyelitis handelt es sich um eine spezielle Form der Osteomyelitis, die nicht von Bakterien ausgelöst wird. Die Krankheit zeichnet sich dadurch aus, dass sie einen chronischen Verlauf nimmt. Die Chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis wird in vielen Fällen auch mit der Abkürzung CRMO bezeichnet. Grundsätzlich handelt es sich bei einer Osteomyelitis um eine Entzündung der Knochen, wobei die verantwortlichen Keime in der Regel nicht feststellbar sind.
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Was ist eine chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis?
Die chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis zeigt sich im überwiegenden Teil der Fälle in den sogenannten Metaphysen an den langen Röhrenknochen, dem Becken, der Wirbelsäule und dem Schultergürtel. Die Erkrankung wurde 1972 zum ersten Mal durch den Arzt Andres Giedion beschrieben.
Grundsätzlich handelt es sich bei der Chronisch rekurrierenden multifokalen Osteomyelitis entweder um eine monofokale oder eine multifokale Osteitis. Die Krankheit tritt in der Regel bei Kindern oder Jugendlichen auf und weist einen schubartigen Verlauf auf.
Grundsätzlich handelt es sich bei der Chronisch rekurrierenden multifokalen Osteomyelitis um eine Erkrankung, die sehr selten auftritt. So wird die Häufigkeit der Krankheit bei Patienten im Kindesalter mit vier auf 1.000.000 Personen geschätzt.
Im überwiegenden Teil der Fälle zeigt sich die Chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis zum ersten Mal im zehnten Lebensjahr. Bei erwachsenen Patienten existiert eine Erkrankung mit ähnlichen Symptomen. Dabei handelt es sich jedoch nicht um die Chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis, sondern um das sogenannte SAPHO-Syndrom.
Ursachen
Prinzipiell sind zum derzeitigen Zeitpunkt noch keine gesicherten Aussagen im Hinblick auf die Ursachen für die Entstehung der Chronisch rekurrierenden multifokalen Osteomyelitis möglich. Denn die medizinische Forschung hat bisher noch keine zureichenden Ergebnisse in Bezug auf die Pathogenese der Krankheit gefunden.
Allerdings besteht die Vermutung, dass ein spezieller immunpathologischer Vorgang an der Entstehung der Chronisch rekurrierenden multifokalen Osteomyelitis beteiligt ist. Darüber hinaus stehen auch genetische Faktoren in der Diskussion um die Ursachen der Erkrankung. Außerdem sind womöglich auch latente Infekte in einigen Fällen für die Entstehung der Chronisch rekurrierenden multifokalen Osteomyelitis mitverantwortlich.
Zwar sind die Ursachen für die Chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis noch nicht abschließend geklärt. Allerdings existiert eine enge Verbindung der Erkrankung zu Psoriasisarthritis und Arthritis. Hinweise auf Mutationen als Ursache für die Chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis sind bisher nicht nachweisbar. Auch ist bis zum heutigen Zeitpunkt noch unklar, ob die Chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis eine Autoimmunkrankheit ist.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis geht mit einer Vielzahl an verschiedenen Beschwerden und Symptomen einher. Diese konzentrieren sich in erster Linie auf die Metaphysen der langen Röhrenknochen. Etwas seltener zeigen sich die Symptome in der Gegend von Wirbelkörper, Fuß oder Becken.
Darüber hinaus kommt es in zahlreichen Fällen zu Entzündungen an den benachbarten Gelenken. Außerdem bildet sich bei etwa 10 bis 20 Prozent aller betroffenen Patienten im Kindesalter eine sogenannte palmoplantare Pustulose. Bei dieser Krankheit handelt es sich um eine besondere Art der Psoriasis. Grundsätzlich tritt die Chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis in mehreren Schüben auf. Dabei kommt es zu Symptomen wie chronischen Schmerzen, Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit sowie örtlichen Schwellungen.
Diagnose
In Bezug auf die Diagnose der Chronisch rekurrierenden multifokalen Osteomyelitis stehen zahlreiche unterschiedliche Methoden der Untersuchung zur Auswahl. Der behandelnde Facharzt wählt den Einsatz der Untersuchungsmethoden nach Abwägung des Einzelfalls aus. In der Regel wird die Diagnose der Chronisch rekurrierenden multifokalen Osteomyelitis nach diversen radiologischen, klinischen und eventuell auch histologischen Untersuchungen gestellt.
Dabei lässt sich die Chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis per Ausschlussdiagnose feststellen. An erster Stelle steht in der Regel die Anamnese, die der behandelnde Arzt mit dem erkrankten Patienten durchführt. Im Anschluss daran kommen üblicherweise Röntgen- und Laboruntersuchungen zum Einsatz. Möglich ist auch die Durchführung einer Kernspintomographie.
Dabei wird in den meisten Fällen der ganze Körper untersucht. Im Rahmen der Differentialdiagnose ist die Chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis in erster Linie von der Juvenilen idiopathischen, der bakteriellen Osteomyelitis, der Arthritis oder der Hypophosphatasie abzugrenzen. Auszuschließen sind auch ein Ewing-Sarkom, ein Osteosarkom sowie eine Langerhans-Zell-Histiozytose. Zusätzlich sind die Patienten auf eine aseptische Knochennekrose zu untersuchen.
Komplikationen
Bei dieser Krankheit kommt es in der Regel zu einem chronischen Verlauf, da sie nicht durch Bakterien ausgelöst wird. Die Beschwerden und Komplikationen können dabei recht unterschiedlich sein. Sie zeigen sich in den meisten Fällen an den Röhrenknochen. Ebenso treten Entzündungen an den Gelenken auf und können damit zu Bewegungseinschränkungen und zu starken Schmerzen führen.
Die Schmerzen können dabei entweder in Form von Ruheschmerzen oder in Form von Schüben auftreten. Oft leiden die Betroffenen an einem allgemeinen Krankheitsgefühl und an Schwellungen der betroffenen Stellen. Falls die Bewegungseinschränkung relativ stark wird, kann der Betroffene auch auf Gehhilfen angewiesen sein. Die Lebensqualität nimmt durch die Erkrankung erheblich ab.
Eine Behandlung wird kausal durchgeführt, wobei vor allem Medikamente zum Einsatz kommen. Dabei treten keine weiteren Beschwerden oder Komplikationen auf. Nicht selten leiden die Patienten allerdings auch an Beschwerden im Bereich des Magens und des Darms. Ebenso benötigen die meisten Erkrankten eine psychologische Betreuung oder eine Physiotherapie. Starke Bewegungseinschränkungen können dabei zu Depressionen und anderen psychischen Beschwerden führen. Die Lebenserwartung wird in der Regel nicht beeinflusst.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei dieser Krankheit ist ein Besuch beim Arzt auf jeden Fall notwendig. Eine Selbstheilung tritt nicht auf und es bildet sich ein chronischer Verlauf der Erkrankung. In der Regel sollte der Arzt immer dann aufgesucht werden, wenn es häufig zu Entzündungen in den Gelenken oder an den Knochen kommt. Die Entzündungen können an unterschiedlichen Gelenken auftreten und über einen längeren Zeitraum bestehen.
Auch dauerhafte Schmerzen in den Gelenken und Knochen und damit verbundene Einschränkungen in der Bewegung können auf die Krankheit hinweisen und müssen durch einen Arzt untersucht werden. Ebenso weisen dabei auch Schwellungen an den betroffenen Regionen auf die Krankheit hin. In der Regel sollte bei diesen Beschwerden immer ein Orthopäde aufgesucht werden.
In Notfällen oder bei sehr starken Schmerzen ist auch ein Besuch im Krankenhaus ratsam. Die weitere Behandlung erfolgt dann ebenfalls durch verschiedene Fachärzte. In den meisten Fällen wird die Lebenserwartung des Patienten durch diese Erkrankung nicht eingeschränkt oder verringert.
Behandlung & Therapie
Eine Chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis wird in der Regel mit entzündungshemmenden Arzneimitteln behandelt, die nicht-steroidal sind. Eine Alternative stellen TNF-Blocker sowie Bisphosphonate dar. In einigen Fällen bilden sich Sinterungen an den Wirbelkörpern, wobei sich in der Regel auch eine Vertebra plana bildet. Diese Symptome sind einzeln zu therapieren.
Die Chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis verläuft schubartig, wobei es zu Spontanremissionen kommt. Die Krankheit ist oftmals mit Autoimmunkrankheiten assoziiert, zum Beispiel entzündlichen Darmerkrankungen mit chronischem Verlauf. Zur Unterstützung der medikamentösen Behandlung ist üblicherweise eine Physiotherapie angezeigt. Grundsätzlich steht die Prognose der Chronisch rekurrierenden multifokalen Osteomyelitis relativ gut.
Aussicht & Prognose
Die chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis verläuft in Schüben und hat eine gute Prognose. Wird keine medizinische Versorgung in Anspruch genommen, sind die Beeinträchtigungen im Alltag deutlich erhöht. Zudem steigt das Risiko, dass weitere Entzündungserkrankungen ausbrechen. Dies verlängert den Heilungsweg und führt zu einer Verschlechterung der allgemeinen Lebensqualität.
Da das Wohlbefinden herabgesetzt ist, kommt es zu einem Anstieg der Vulnerabilität für die Entwicklung psychischer Störungen. Mit einer medikamentösen Behandlung stellt sich eine Linderung der Beschwerden ein. Die eingesetzten Medikamente haben eine gute Wirkung, bei denen der Patient im Normalfall keine weiteren Nebenwirkungen oder andere Unregelmäßigkeiten erlebt. Häufig werden zwischen den schubweise auftretenden Beschwerden Spontanheilungen beobachtet. Die beschwerdefreie Zeit zwischen den Schüben kann mehrere Monate umfassen.
Hilfreich für eine Verbesserung der Gesundheit ist die Teilnahme an einer Physiotherapie. Wendet der Patient die dort vermittelten Übungen auch außerhalb der Therapie selbständig an, kommt es zu einer weiteren Stabilisierung. Die Aussicht auf eine Besserung der Symptomatik steigt bei einem gesunden Lebenswandel und einer stabilen Psyche deutlich an. Wesentlich ist dabei die Reduzierung des allgemeinen Stresserlebens. Bei einem gesunden Immunsystem und einer frühzeitigen Behandlung nach dem Auftreten der ersten Beschwerden, kann die Erkrankung schnell und gut therapiert werden.
Vorbeugung
Zum derzeitigen Zeitpunkt sind noch keine wirksamen Vorbeugungsmaßnahmen bezüglich der Chronisch rekurrierenden multifokalen Osteomyelitis bekannt. Der Grund dafür liegt vor allem darin, dass die Ursachen bisher weitgehend unbekannt sind. Besonders wichtig ist es daher, Beschwerden und Symptome ernst zu nehmen und einen geeigneten Facharzt zu informieren.
Nachsorge
Die chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis wird auch bei der Nachsorge oft von einer medikamentösen Behandlung begleitet. Diese dient dazu, die Schmerzen und die Empfindlichkeit zu lindern. Zudem ist eine Physiotherapie sinnvoll, die bei selbständiger Durchführung die Stabilisierung begünstigt.
In der Folge verbessern sich die Symptome deutlich, was sich auch auf die psychische Gesundheit auswirkt. Ein gesundes, belastbares Immunsystem hilft ebenfalls dabei, die Lebensqualität zu optimieren. Daher sollten die Patienten im Rahmen der Nachsorge auf eine ausgewogene, vitaminreiche Kost achten. Das ist gerade bei erkrankten Kindern sinnvoll, die mit einem umfassenden Therapie- und Nachsorgeplan besser vor Schmerzen und Rückfällen geschützt sind.
Hier sind Nachsorge und Prävention eng miteinander verknüpft. Die behandelnden Ärzte kennen sich mit den wirkungsvollen Methoden aus und können den Betroffenen eine Selbsthilfegruppe empfehlen. Durch diese Unterstützung fühlen sich die Patienten wohler. Ebenfalls hilfreich sind physiotherapeutische Trainingsmethoden, zu denen auch Schwimmen gehört.
Im Alltag helfen auch Wickel und Bäder, um die geschwollenen Gelenke zu entlasten. Diese Maßnahmen können die Betroffenen auch selbst vornehmen. Die Integration ins soziale Umfeld spielt dabei eine große Rolle, denn sie sorgt für eine gute psychische Stabilität.
Das können Sie selbst tun
Die Chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis basiert auf einer Knochenmarkentzündung, welche nicht bakteriell bedingt ist. Für Patienten nimmt das Symptom oftmals einen akuten Verlauf, welcher den Alltag mit zunehmendem Alter stark beeinträchtigt. Das Symptom tritt bereits im Kindesalter beziehungsweise in der Adoleszenz schubartig auf.
Im Bereich der Selbsthilfe können Eltern betroffener Kinder sowie bereits herangewachsene Patienten zusätzlich zum medizinischen Therapieplan sinnvolle Maßnahmen ausüben. Da die Krankheit sich an den Wirbeln, dem Schultergürtel und am Becken manifestiert, sollten Betroffene eine Schmerzprävention durchführen.
Ebenso kann eine Psychotherapie oder künstlerische Beschäftigung in einer Selbsthilfegruppe den Umgang mit der Krankheit annehmbarer gestalten. Ein sanftes physiotherapeutisch unterstütztes Bewegungstraining sowie Schwimmen, stärkt die Muskeln und lindert Schmerzen in den Gelenken sowie im Rückenbereich. Bei zu stark angeschwollenen Gelenken helfen Bäder und Wickel, welcher der Betroffene selbst vornehmen kann.
Für den Erhalt und die Stärkung des Immunsystems ist eine fettarme, vitaminreiche sowie omega-3-fettsäurehaltige Kost einzuhalten. Die Chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis geht teilweise mit einer Erkrankung an Arthritis und Schuppenflechte einher. Gerade im Hinblick darauf ist ein diätisch angepasster Speiseplan ein äußerst wichtiges Hilfsmittel. Auf Rauchen und Alkohol sollte generell verzichtet werden. Wird mit Alterszunahme die Beweglichkeit erheblich eingeschränkt, sollte das betreute Wohnen angestrebt werden.
Quellen
- Adler, C.-P.: Knochenkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004
- Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
- Kayser et al.: Medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2005