Chymotrypsin B

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Chymotrypsin B gehört zu den Verdauungsenzymen. Es wird von der Bauchspeicheldrüse produziert und spielt eine wichtige Rolle bei der Verdauung von Eiweißen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Chymotrypsin B?

Ein Mangel an Chymotrypsin B geht in der Regel mit einem Mangel an allen Pankreasenzymen einher. Dieser Mangel ist meist eine Folge einer Störung der Bauchspeicheldrüse.
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Chymotrypsin B ist ein Verdauungsenzym und gehört zu den Serinproteasen. Serinproteasen sind wiederum eine Untergruppe der Peptidasen. Peptidasen sind Enzyme, die Eiweiße spalten können.

Serinproteasen sind dadurch gekennzeichnet, dass sie in ihrem aktiven Zentrum die Aminosäure Serin tragen. Weitere Verdauungsenzyme, die zu den Serinproteasen gehören, sind Trypsin, Elastase und Plasmin. Chymotrypsin B ähnelt in seiner chemischen Zusammensetzung stark dem Trypsin. Die Wirkung der beiden Verdauungsenzyme ist allerdings leicht unterschiedlich.

Funktion, Wirkung & Aufgaben

Chymotrypsin wird in der Bauchspeicheldrüse gebildet. Damit die Bauchspeicheldrüse sich mit diesem Enzym nicht selber verdaut, wird es zunächst in Form des inaktiven Chymotrypsinogens gebildet. Die Aktivierung erfolgt erst im Dünndarm durch das chemisch ähnliche Verdauungsenzym Trypsin.

Auch Trypsin wird in seiner inaktiven Form in den Dünndarm abgegeben. Es wird dort durch eine Enterokinase aktiviert und kann dann schlussendlich auch Chymotrypsin B aktivieren. Chymotrypsin B wird zusammen mit vielen anderen Verdauungsenzymen im Pankreassekret in den Dünndarm abgegeben. Pro Tag bildet die Bauchspeicheldrüse etwa anderthalb Liter dieses Sekrets. Es ist stark alkalisch, da es den Speisebrei, der nach der Durchmischung mit dem Magensaft sehr sauer ist, neutralisieren soll. Die Verdauungsenzyme des Pankreas können bei einem sauren pH-Wert nicht ihren Aufgaben nachkommen.

Die Sekretion des Pankreassaftes und damit auch die Sekretion von Chymotrypsin B wird in erster Linie durch die Hormone Cholezystokinin und Sekretin angeregt. Cholezystokinin und Sekretin werden von den Zellen des Dünndarms ausgeschüttet, sobald sie mit saurem Speisebrei in Kontakt kommen. Die Hormone Glucagon, Somatostatin, Peptid YY und das Pankreatische Polypeptid hemmen hingegen die Ausschüttung des Pankreassekrets inklusive seiner Hormone. Auch unter Einfluss des Sympathikus wird weniger Chymotrypsin B sezerniert.

Chymotrypsin B wird mit dem Stuhl ausgeschieden. Die Werte für das Verdauungsenzym werden deshalb auch im Stuhl gemessen. Für Chymotrypsin im Stuhl gilt bei Erwachsenen ein Referenzwert von > 6 U/g Stuhl. Der Chymotrypsin-Wert gibt Hinweise auf die Funktion der Bauchspeicheldrüse. Eine erhöhte Ausscheidung von Chymotrypsin hat keinen Krankheitswert. Ein erniedrigter Wert kann auf eine Funktionsschwäche der Bauchspeicheldrüse hinweisen.

Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte

Chymotrypsin B hat die Aufgabe im Dünndarm Eiweiße zu zerlegen. Unter basischen Bedingungen arbeitet das Enzym am effektivsten. Die Eiweißspaltung beginnt schon durch das Verdauungsenzym Pepsin im Magen. Hier werden die Eiweiße in Peptide aufgespalten.

Im Dünndarm wird die Eiweißspaltung dann unter anderem durch Chymotrypsin B fortgeführt. Die nun schon gekürzten Proteinketten werden von dem Verdauungsenzym zu einzelnen Aminosäuren zerlegt. In dieser Form können die kleinen Eiweißbestandteile von der Darmschleimhaut aufgenommen werden und gelangen über das Blut in die Leber. Dort werden sie weiterverarbeitet. Im Gegensatz zu Trypsin hat Chymotrypsin B zudem eine milchgerinnende Wirkung.

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Krankheiten & Störungen

Ein Mangel an Chymotrypsin B geht in der Regel mit einem Mangel an allen Pankreasenzymen einher. Dieser Mangel ist meist eine Folge einer Störung der Bauchspeicheldrüse. Man spricht hier auch von einer exokrinen Pankreasinsuffizienz (EPI).

Die Erkrankung kann verschiedene Ursachen haben. Bei Kindern ist die häufigste Ursache die Mukoviszidose. Dies ist eine angeborene Erbkrankheit, die durch zähflüssige Sekrete in verschiedenen Organen gekennzeichnet ist. Dazu gehört neben der Lunge auch die Bauchspeicheldrüse. Bei Erwachsenen ist die EPI meist Folge einer schweren Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis). Die akute Pankreatitis mit Gewebeuntergang wird meist durch Gallensteine oder Infektionen mit Viren verursacht. Die chronische Pankreatitis entsteht in der Regel durch Alkoholmissbrauch. Aber auch andere genetische oder idiopathische Erkrankungen können eine Insuffizienz der Bauchspeicheldrüse bedingen.

Dadurch kann die Bauchspeicheldrüse die Enzyme bzw. die Vorläufer der Enzyme wie Trypsinogen oder Chymotrypsinogen nur noch eingeschränkt produzieren. Wenn diese Enzyme nun im Verdauungstrakt fehlen, können die Eiweiße nicht mehr gespalten und infolge von der Darmschleimhaut auch nicht mehr aufgenommen werden. Diese Verdauungsstörung bezeichnet man auch als Maldigestion. Dadurch wird auch die Darmschleimhaut belastet. Die Zotten des Darms atrophieren und es kommt zu Entzündungen. Häufig kommt es zudem zu einer Fehlbesiedlung des Darms mit schädlichen Bakterien.

Die Erkrankung äußert sich durch chronische Gewichtsverluste. Bei Kindern bleibt die physiologische Gewichtszunahme aus. Auch eine erhöhte Nahrungsaufnahme kann den Gewichtsverlust nicht stoppen bzw. führt zu keiner Gewichtzunahme. Der Stuhlgang der Betroffenen ist eher hell. Er riecht übel und ist voluminös. In der medizinischen Fachsprache spricht man hier von einer Steatorrhoe, einem Fettstuhl. Durchfall kann aber ebenso auftreten. Wird über die Darmschleimhaut zu wenig Vitamin K aufgenommen, kann eine erhöhte Blutungsneigung die Folge sein. Normalerweise sollte bei Verdacht auf eine Pankreasinsuffizienz der Sekretin-Pankreozymin-Test angewendet werden. Da dieser jedoch sehr aufwendig ist, wird in der Regel die Konzentration der Enzyme Elastase und Chymotrypsin im Stuhl via Fluorescein-Dilaurat-Test bestimmt.

Bei einer akuten Pankreatitis kommt es zu einer Selbstverdauung (Autodigestion) der Bauchspeicheldrüse. Hier ist auch das Chymotrypsin B beteiligt. Durch eine Verlegung des Pankreasgangs mit Gallensteinen kommt es zu einem Rückstau von Pankreassäften und von Sekret aus dem Dünndarm. Im Dünndarmsekret ist die Konvertase enthalten, die das Trypsinogen aktiviert. Ist das Trypsin einmal aktiviert, aktiviert es auch die anderen Verdauungsenzyme. Die Verdauungsenzyme beginnen also schon innerhalb der Bauchspeicheldrüse mit ihrer Arbeit und spalten Fette, Kohlenhydrate und Eiweiße. Dabei handelt es sich aber um die Fette, Kohlenhydrate und Eiweiße, die die Bauchspeicheldrüse formen. Es kommt somit zu einer schweren Entzündung.

Quellen

  • Bisswanger, H.: Enzyme. Struktur, Kinetik und Anwendungen. Wiley-VHC, Weinheim 2015
  • Deschka, M.: Laborwerte A-Z. Kohlhammer, Stuttgart 2011
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

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