Fetogenese

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Fetogenese bezeichnet man die biologische Entwicklung des Fötus. Die Fetogenese schließt direkt an die Embryogenese an und beginnt etwa in der neunten Schwangerschaftswoche. Mit der Geburt im neunten Schwangerschaftsmonat endet die Fetogenese.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Fetogenese?

Als Fetogenese bezeichnet man die biologische Entwicklung des Fötus. Die Fetogenese schließt direkt an die Embryogenese an und beginnt etwa in der neunten Schwangerschaftswoche.

Die Fetogenese ist ein Teilgebiet der Embryologie und umfasst die Weiterentwicklung der Organe, die in der Embryogenese angelegt werden. Man unterscheidet zwischen einer frühen (61. bis 180. Tag) und einer späteren Fetogenese (181. Tag bis zum Tag der Geburt).

Das Wachstum ist in der Zeit der Fetogenese schneller als zur Embryogenese. Das Risiko für Organfehlbildungen, Fehlgeburten und Missbildungen sinkt mit dem Beginn der Fetogenese. Störungen in dieser Zeit äußern sich meist durch Kleinwüchsigkeit oder Missbildungen der Extremitäten.

Funktion & Aufgabe

Die Fetogenese beginnt etwa im dritten Schwangerschaftsmonat mit der Veränderung der Gesichtsproportionen. Die Augen und Ohren wandern zu ihrer schlussendlichen Position. Zudem verlängern sich Arme und Beine und der Fötus ist in der Lage erste Muskeln zu bewegen. Diese kleinen Muskelbewegungen sind für die Mutter aber meist noch nicht spürbar.

Zwölf Wochen nach der Befruchtung ist das Geschlecht des Ungeborenen dann ersichtlich. Im dritten Schwangerschaftsmonat kann das Kind sogar schon schmecken. Der vierte und der fünfte Monat der Schwangerschaft sind geprägt durch ein starkes Längenwachstum.

An der Körperoberfläche bilden sich sogenannte Wollhaare. Diese Art der Behaarung wird auch als Vellusbehaarung bezeichnet. Die Vellushaare bedecken viele Hautareale und werden erst zu Beginn der Pubertät durch kräftigere Terminalhaare ersetzt.

Im vierten Monat werden zudem die Talgdrüsen der Haut aktiviert und die ersten Herztöne des Kindes werden hörbar. Nun kann die Mutter in der Regel auch die Bewegungen ihres Kindes wahrnehmen. Im sechsten Monat der Fetogenese steht das Hautwachstum im Vordergrund. Zu dieser Zeit erscheint der Fötus faltig und runzelig, da zwar die Haut wächst, die darunter liegende Fettschicht aber nicht so schnell mitwächst.

Auch im sechsten Monat wächst das Ungeborene stetig weiter. Die spiralförmige Eindrehung der fünfzig Zentimeter langen Nabelschnur ermöglicht dem Kind einen großen Bewegungsraum. Jetzt entwickeln sich auch der Gleichgewichtssinn und das propriovestibuläre System. Der Fötus ist nun in der Lage seine Stellung im Raum und die Stellung einzelner Körperteile zueinander wahrzunehmen.

Im siebten Monat der Kindesentwicklung wird die Lunge des Fötus funktionsfähig. Auch weitere lebenswichtige Organe werden fertiggestellt. Aus diesem Grund sind früh geborene Kinder ab der 28. Schwangerschaftswoche in der Regel lebensfähig. Da nun alle lebenswichtigen Organe angelegt und in der Regel auch fertiggestellt sind, steht jetzt noch deutlicher das Wachstum des Ungeborenen im Vordergrund.

Im achten Monat bildet sich vermehrt Fett im Unterbindehautgewebe. Die zuvor noch faltige und runzelige Haut strafft sich nun. Neben dem normalen Fett wird auch braunes Fettgewebe im Schulterbereich angelegt. Braunes Fettgewebe hat die Eigenschaft, dass es vom Körper schnell in Wärmeenergie umgesetzt werden kann. Mithilfe des braunen Fettgewebes reguliert das Neugeborene seinen Wärmehaushalt. Zudem ist das Kind im achten Monat nicht mehr nur in der Lage zu schmecken, sondern kann dank der Reifung des Geruchssinns auch riechen. Die Leber wächst zu dieser Zeit sehr stark und beginnt mit der Eisenspeicherung.

Im letzten Monat vor der Geburt sinkt der Fötus tiefer ins Becken der Mutter und verbleibt dort in der späteren Geburtslage. Etwa vierzig Wochen nach dem Beginn der letzten Regel erfolgt dann die Geburt.


Krankheiten & Beschwerden

Während der Fetogenese kann es zu Wachstumsstörungen beim Ungeborenen kommen. Diese Störungen können genetisch bedingt oder beispielsweise durch Infektionen erworben sein. Genetische Ursachen für Wachstumsstörungen sind Chromosomenanomalien und Gendefekte. Eine bekannte Chromosomenanomalie ist die Trisomie 21. Ein charakteristisches Symptom der Trisomie 21 ist Kleinwuchs in Kombination mit einem kurzen Hals und einem etwas kleineren, runden Kopf, mit abgeflachtem Hinterhaupt. Eine weitere Chromosomenanomalie, die zu Störungen in der Fetogenese führt, ist das Turner-Syndrom. Auch hier kommt es unter anderem zu Minderwuchs.

Infektionen der Mutter können auf das Kind übergehen und die Fetogenese negativ beeinflussen. Vor allem eine Erkrankung der Mutter an Röteln, Toxoplasmose, Syphilis und Zytomegalie stellt ein Risiko für die Kindesentwicklung dar.

Nicht nur Infektionen oder Gendefekte können die Entwicklung des Kindes im Mutterleib stören. Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft kann für das Kind lebenslange Beeinträchtigungen mit sich bringen. Symptome, die mit dem Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft in Verbindung stehen, fasst man unter dem Begriff Fetales Alkoholsyndrom zusammen. Alkohol wirkt beim Fötus als Zellgift und zieht zahlreiche unterschiedliche Zellschäden nach sich. Es kann zu Vergrößerung, Verkleinerung oder Absterben von Zellen kommen. Kinder mit fetalem Alkoholsyndrom sind kleiner und leichter als gleichaltrige Kinder. Vor allem die Muskulatur und das Fettgewebe sind nur schwach entwickelt. Auch Gesichtsfehlbildungen, tief stehende Ohren und Augenveränderungen sind zu beobachten. Ebenso kommt es zu kognitiven und emotionalen Störungen. Des Weiteren sind Wahrnehmung, Sprache und Motorik bei den betroffenen Kindern beeinträchtigt.

Viele geistige und entwicklungsbezogene Defizite, die aus der Fetogenese hervorgehen, können die betroffenen Kinder im Laufe des Lebens in ihrer Entwicklung wieder ausgleichen. Für körperliche Fehlbildungen gilt dies in der Regel nicht.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
  • Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013

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