Schröpfen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Aufsetzen von Schröpfköpfen zur Behandlung von Erkrankungen kannten schon die Ärzte des Altertums (Ägypten, Mesopotamien). In der traditionellen chinesischen Medizin wird das Schröpfen seit Jahrtausenden angewendet. Nach der antiken Säftelehre geraten die Körperflüssigkeiten durch Erkrankungen aus dem Gleichgewicht und müssen mithilfe des Schröpfens wieder ausbalanciert werden.
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Was ist Schröpfen?
Das Schröpfen ist ein traditionelles therapeutisches Verfahren der Alternativmedizin. Es soll bei diversen Beschwerden, akuten und chronischen Schmerzen sowie zur Vorbeugung von Krankheiten helfen. Je nach medizinischer Indikation wird eine der drei Schröpf-Techniken (trockenes oder blutiges Schröpfen sowie Schröpf-Massage) eingesetzt.
Die Schröpfköpfe sind kugelige Gefäße unterschiedlicher Größe aus Glas, deren kreisrunde Öffnungen auf die Haut gesetzt werden. Seit etwa 2000 werden statt der traditionellen gläsernen Saugglocken meist Gefäße aus biokompatiblem Silikon appliziert. Der Unterdruck wird über eine Vakuumpumpe oder einen Gummiball vergrößert oder verringert. Der Vorteil der modernen Schröpfköpfe besteht darin, dass sie sogar zur Behandlung schwerer oder kaum erreichbarer Hautregionen eingesetzt werden können. Beim klassischen Schröpfen wird die Luft in den 6 bis 10 Gläsern mithilfe brennender Wattebäusche erhitzt. Beim Aufsetzen saugen sie sich sofort fest und kühlen auf der Haut ab.
Auch Kälte kann beim trocknen Schröpfen angewendet werden. Verschiedene klinische Studien belegen die Wirksamkeit der traditionellen Ausleitungstherapie vor allem bei Nackenverspannungen, Karpaltunnelsyndrom und Arthrose des Kniegelenks. Gemäß der traditionellen chinesischen Medizin, die die Behandlungsmethode auch schon seit Jahrtausenden kennt, löst das Anbringen der Gläser Blockaden innerhalb des Körpers, sodass die Lebensenergie (Chi) wieder frei fließen kann und so Erkrankungen und Schmerzen gelindert werden.
Das Schröpfen (vor allem das blutige Schröpfen), sollte vom Patienten unter keinen Umständen selbst durchgeführt werden. Außerdem empfiehlt es sich, zuvor mit dem behandelnden Arzt über den Wunsch nach einer derartigen Behandlung zu sprechen. Das Schröpfen erfolgt oft zusammen mit anderen Naturheilverfahren.
Funktion, Wirkung & Ziele
Außerdem hinterlässt der Unterdruck später ein deutlich erkennbares Hämatom, das nach einigen Tagen wieder verblasst. Beim blutigen (nassen) Schröpfen wird die Aufsatz-Stelle zuerst desinfiziert und leicht mit einer Lanzette eingeritzt. Durch das Applizieren des Schröpfkopfes wird dann ein wenig Blut abgezogen. Die Methode kommt häufig bei akuten starken Schmerzen zur Anwendung. Außerdem werden mit ihr Schadstoffe und Gewebe-Schlacken über die Lymphflüssigkeit ausgeleitet. Das Blut wird verdünnt, seine Fließgeschwindigkeit erhöht. Der Stoffwechsel wird angeregt. Trockenes Schröpfen erfolgt, wenn der Patient starke Schmerzen und chronische Erkrankungen hat. Außerdem hat es sich als vorbeugende Maßnahme bewährt. Die Hautpartie wird besser durchblutet, das Immunsystem angeregt.
Mithilfe der Schröpfkopf-Massage oder Saugmassage werden noch zusätzliche Massage-Effekte erzielt. Die Hautpartie wird mit einem Massageöl oder einer durchblutungsfördernden Schröpfsalbe eingerieben. Dann setzt der Heilpraktiker oder Arzt den speziellen Kunststoffglas Schröpfkopf mit abgerundetem Rand und Gummiball auf die Haut. Durch Hin- und Herbewegen wird die Hautdurchblutung stark angeregt. Die gesundheitsfördernde Wirkung einer derartigen Behandlung ist noch stärker als bei der herkömmlichen Massage. Schröpfen löst Verspannungen und lindert durch die Erzeugung eines Gegenreizes Schmerzen. Die Blutgefäße werden erweitert, der Abfluss der Lymphe angeregt.
Muskeln und Hautgewebe werden besser durchblutet und mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Bei Stress hat das Schröpfen eine entspannende und entkrampfende, bei starker Müdigkeit eine belebende Wirkung. An der behandelten Stelle befindet sich eine bis zu 250% erhöhte Anzahl an weißen Blutkörperchen, die Bakterien und Gewebereste aus entzündeten Stellen abtransportieren. Geschröpft wird meist auf dem Rücken, da sich dort alle Reflexzonen befinden. Sie sind mit den entsprechenden Organen über Reizleitungen verbunden. Ideale Schröpf-Punkte sind außerdem Hauterhebungen, Dellen in der Oberhaut und Hautverhärtungen: Sie sind Symptome einer Fehlfunktion.
Die Schröpfköpfe dürfen jedoch nicht auf Knochen, Teile der Halswirbelsäule, Wunden, Warzen, Hautausschläge, Muttermale, Sonnenbrand, Krampfadern und akute Entzündungen aufgebracht werden. Anwendungsbereiche der traditionellen Ausleitungstherapie sind: Kopfschmerzen bis hin zur Migräne, rheumatische Erkrankungen, Hexenschuss, Ischias, Bluthochdruck und Hypotonie, chronische Atemwegserkrankungen wie Bronchitis und Asthma, Knie- und Bandscheibenerkrankungen, Karpaltunnelsyndrom, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magen-Darm und Leber-Galle-Probleme, Erkältungskrankheiten mit Fieber, Depressionen und nervöse Erschöpfung. In diesen Fällen kann das Schröpfen die Erkrankungen lindern und auch vorbeugen helfen.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Außerdem sollten Patienten mit Tuberkulose, Anämie, Diabetes mellitus, Blutgerinnungsstörungen, koronaren Herzerkrankungen, Herzrhythmusstörungen, Krebs, Dehydrierung, Neigung zu Ohnmachten, Hautentzündungen und bestrahlter Haut (Krebsbehandlung) auf die Behandlung verzichten. Dasselbe gilt für Frauen in der Schwangerschaft und während der Menstruation. Blutiges Schröpfen ist kontraindiziert, wenn der Patient Blutgerinnungshemmer einnehmen muss, sich vor kurzem einer Operation unterziehen musste oder eine Bluterkrankung hat.
Bei Personen mit sehr sensibler Haut kann es durch die große Hitze der Schröpfgläser zur Bildung von Narben kommen. Zu starker Druck kann eventuell Blasen hervorrufen. Blutiges Schröpfen führt mitunter zu Narben und in bestimmten Fällen zu Wundheilungsstörungen.
Quellen
- Bißwanger-Heim, T. et al.: Asiatische Heilkunde. Stiftung Warentest, Berlin 2011
- Ernst, E.: Praxis Naturheilverfahren. Springer, Berlin 2005
- Federspiel, F., Herbst, V.: Die andere Medizin. Stiftung Warentest, Berlin 2005