Flaviviren

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Flaviviren gehören zu den Togaviridae und umfassen verschiedene Arten, die unterschiedliche Krankheiten hervorrufen können – darunter Zecken-Enzephalitis, St.-Louis-Enzephalitis, japanische Enzephalitis und Murray-Valley-Enzephalitis sowie Gelbfieber und Dengue-Fieber.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Flaviviren?

Die verschiedenen Flaviviren unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich ihres geografischen Vorkommens, sondern auch in Bezug auf den Überträger, mit dem sie von einem Wirt zum nächsten gelangen.
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Das Flavivirus ist kein einzelner Krankheitserreger; der Begriff beschreibt stattdessen eine Gattung von Viren, die beim Menschen verschiedene Erkrankungen auslösen können. Die Flaviviren gehören zu den Togaviridae, die früher als ARBO-B-Viren bekannt waren. Die Abkürzung steht für die englische Bezeichnung arthropod-borne virus und bezieht sich auf Viren, die einen ähnlichen Infektionsmechanismus besitzen, aber ansonsten nicht weiter miteinander verwandt sein müssen und nicht zwingend andere Gemeinsamkeiten besitzen.

Wie bei Viren üblich befindet sich das Erbgut des Krankheitserregers in einer äußeren Hülle, die keine eigenen Organellen besitzt. Viren verfügen nicht über einen eigenen Stoffwechsel, sondern sind auf einen Wirt angewiesen, in dessen biologische Prozesse sie eingreifen. Im Falle der Flaviviren dienen unter anderem menschliche Zellen als Wirt. Zecken, Mücken und ähnliche Insekten können das Virus übertragen.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Flaviviren sind durchschnittlich 50 nm groß und weisen je nach Art des Virus eine leicht unterschiedlich gestaltete, sphärische Hülle auf. Das Gelbfieber-Virus, das ebenfalls ein Flavivirus darstellt, weist beispielsweise einen Durchmesser von ca. 22–38 nm auf und kann mithilfe von Mücken von einem Menschen zum nächsten gelangen. Bei der Übertragung von Flaviviren gelangen die Krankheitserreger beim Blutsaugen in die Mücken oder Zecken.

Wenn sie anschließend einen anderen Menschen stechen bzw. beißen, können die Viren den neuen Organismus ebenfalls infizieren. Dazu injiziert der Virus sein Erbgut in menschliche Zellen, die ihm als Wirt dienen. Die genetischen Informationen sind dabei in Form von Ribonukleinsäure (RNA) gespeichert. Auf molekularer Ebene unterscheidet sich die RNA von der Desoxyribonukleinsäure (DNA) nur geringfügig. Anschließend bringt der Virus seine Wirtszelle dazu, Kopien seiner selbst herzustellen und ihn dadurch zu vermehren. Der Prozess der Vermehrung kann sich je nach Art des Virus unterscheiden.

Die verschiedenen Flaviviren unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich ihres geografischen Vorkommens, sondern auch in Bezug auf den Überträger, mit dem sie von einem Wirt zum nächsten gelangen. Die Zecken-Enzephalitis geht, wie ihr Name bereits andeutet, für gewöhnlich auf Flaviviren zurück, die durch Zecken in den menschlichen Körper gelangen, wohingegen bei der St.-Louis-Enzephalitis Stechmücken den Flavivirus übertragen.

Japanische Enzephalitis ist in (Süd-)Ost-Asien verbreitet und gelangt über Culex-Mücken insbesondere von Schweinen und Vögeln auf den Menschen. Vor allem Kinder erkranken an dieser Form der Enzephalitis, die mit Fieber, Muskel- und Gliederschmerzen sowie Schüttelfrost einhergehen kann. Auch bei der Murray-Valley-Enzephalitis fungieren Stechmücken als Überträger. Die seltene Form der Hirnentzündung ist zum Beispiel in Australien zu finden, wo sie besonders im Norden des Landes präsent ist.

Das Dengue-Virus wird ebenfalls durch Stechmücken übertragen und ist für das Dengue-Fieber verantwortlich. Es ist vor allem in Südostasien verbreitet, wobei die Virologie verschiedene Typen des Virus unterscheidet. Typ III und Typ IV des Dengue-Virus ist dafür bekannt, vor allem im Körper von Kindern ein hämorrhagisches Fieber hervorzurufen.


Krankheiten & Beschwerden

Flaviviren können verschiedene Krankheiten im menschlichen Körper hervorrufen. Bei einer Enzephalitis handelt es sich um eine Entzündung des Gehirns, die sich in verschiedenen Symptomen manifestieren kann. Zu den typischen Krankheitszeichen gehören unter anderem Fieber, Krämpfe, psychische Auffälligkeiten und Bewusstseinseintrübung.

Darüber hinaus kann die Enzephalitis zu neurologischen Herdsyndromen führen, bei denen bestimmte funktionelle Systeme betroffen sind. Die Art der resultierenden Störung hängt davon ab, welcher Teil des Gehirns vom Entzündungsherd betroffen ist. Die Enzephalitis kann sich auch auf die Hirnhäute und das Rückenmark ausweiten, seltener auch auf die Wurzeln der Spinalnerven. In manchen Fällen führt die Enzephalitis zu bleibenden Schäden oder zum Tod.

Gelbfieber geht ebenfalls auf eine Infektion mit einem Flavivirus zurück. Das charakteristischste Merkmal der Krankheit bildet die Kombination von Fieberschüben und Gelbsucht. Weitere mögliche Symptome sind Kreislaufstörungen, Blutungen, Leber- und Nierenstörungen. Das Fieber tritt in der Regel in Schüben auf. Nach dem ersten Fieberschub können ein bis zwei Tage vergehen, in denen der Patient unter keinen akuten Symptomen leidet, bevor die Infektion einen weiteren Fieberschub auslöst. Die Schübe ergeben sich aus den Phasen der Virus-Reproduktion.

Das Dengue-Fieber, das ebenfalls von einer Flavivirus-Infektion ausgeht, stellt, wie das Gelbfieber, eine subtropische oder tropische Krankheit dar. Neben Fieber treten als häufige Symptome u. a. Muskel-, Gelenk- und Kopfschmerzen sowie Schwellung der Lymphknoten und Hautausschlag auf, der dem von Masern gleicht. Das Fieber beginnt in der Regel 5–8 Tage nach der eigentlichen Infektion und nimmt dabei oft den Verlauf einer Sattelkurve an: Die Höhepunkte in der Fieberkurve sind also von einem leichten Abfall der Körpertemperatur voneinander abgrenzbar.

Quellen

  • Doerfler, W.: Viren. Fischer Taschenbuch, Berlin 2015
  • Hofmann, F., Tiller, F.,W.: Praktische Infektiologie. ecomed-Storck, Hamburg 2011
  • Neumeister, B., Geiss, H., Braun, R.: Mikrobiologische Diagnostik. Thieme, Stuttgart 2009

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