Frösteln

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Beim Frösteln handelt es sich um eine normale Reaktion des menschlichen Körpers. Sobald dieser mit Kälte konfrontiert wird, äußern sich verschiedene Begleiterscheinungen wie das Zittern. Generell stellt das Frieren nur ein Symptom dar, es können unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen.

Inhaltsverzeichnis

Was kennzeichnet Frösteln?

Eine kühle Außentemperatur wird nicht von jedem Menschen gleich empfunden und einige Organismen unterscheiden sich in ihrer Reaktion. So fröstelt manche Person eher als andere.

Insbesondere in den kalten Monaten und bei zu luftiger Kleidung frieren die meisten Menschen. Dabei ist aber nicht immer der Winter fürs Frösteln verantwortlich. Diese können ebenfalls durch Erkrankungen ausgelöst werden, wie es zum Beispiel bei einer Erkältung der Fall ist. Das Empfinden für Wärme und Kälte wird vom Gehirn reguliert. Dabei ist die Arbeit der Strukturen vor allem bei sinkenden äußeren Temperaturen von Bedeutung: sie bewahrt den Organismus vor einer starken Reduktion der eigenen Temperatur.

Sobald Gänsehaut und andere Erscheinungen auftreten, beginnt der Körper, sich auf die Durchblutung wichtiger Organe zu konzentrieren. Zu diesen gehören neben Herz und Gehirn ebenfalls die Nieren und Verdauungselemente. Die körperlichen Strukturen, welche eine große Distanz zum Rumpf aufweisen, werden weniger durchblutet; Fingerspitzen, Zehen, Nase und Ohren werden kalt. Die klassische Blässe der Haut resultiert aus dem Zusammenziehen der Blutgefäße. Das Zittern basiert auf der Kontraktion der Muskulatur. Auf diese Weise erzeugt der Körper Wärme.

Ursachen

Die Ursachen für das Frösteln sind vielfältig. Primär kann eine kalte Außentemperatur die des Körpers reduzieren. Dabei spielt jedoch auch die individuelle Kälteempfindlichkeit eine Rolle. Eine kühle Außentemperatur wird nicht von jedem Menschen gleich empfunden und einige Organismen unterscheiden sich in ihrer Reaktion. So kann die Dicke des Unterhautfettgewebes beispielsweise als einer der Faktoren identifiziert werden, welche die Kälteempfindlichkeit regulieren.

Das Fett schützt die inneren Organe und stärkt somit die Widerstandsfähigkeit. Gleichzeitig erhöhen Müdigkeit und Abgeschlagenheit die Empfindlichkeit. Ein solches Erscheinungsbild muss in der Regel jedoch nicht medizinisch behandelt werden. Bei anhaltendem Frösteln können auch andere Ursachen vorliegen. Zu diesen gehören beispielsweise Erkältungen, Grippe und andere Infekte. Erkältungskrankheiten werden oft von Fieber und Schüttelfrost begleitet.

Sobald Durchblutungsstörungen vorliegen, erhöht sich die Kälteempfindlichkeit, es kommt vermehrt zum Frösteln. Kalte Hände, Füße und eine blasse Haut sind erste Anzeichen für eine nicht optimale Durchblutung. Die Symptome lassen sich durch einen Arzt verifizieren. Im Rahmen einer Schilddrüsenunterfunktion läuft der Stoffwechselprozess nur verlangsamt, wodurch weniger eigene Körperwärme entsteht. Des Weiteren können veränderte Strukturen im Gehirn, krankhaftes Untergewicht und hormonelle Dysbalancen das Frösteln auslösen. Dieses entsteht zum Beispiel vorübergehend während den Wechseljahren.


Krankheiten mit diesem Symptom

Diagnose & Krankheitsverlauf

Frieren im Winter gehört zu den normalen Erscheinungen, die keiner medizinischen Diagnose bedürfen. Liegt jedoch eine erhöhte Kälteempfindlichkeit vor, die sich ebenfalls bei höheren Temperaturen äußert und dauerhaft anhält, sollte ein Arzt konsultiert werden. Zunächst sollten eventuelle weitere Beschwerden geschildert werden. Im Falle einer Schilddrüsenunterfunktion gehört zum Beispiel eine unerklärliche Gewichtszunahme zu den zusätzlichen Symptomen.

Frösteln alleine stellt selten den Mittelpunkt einer Diagnose dar. Stattdessen weist es auf eine andere vorliegende Erkrankung hin. Oft handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die durch Kopfschmerzen, Husten und Schnupfen begleitet wird. Hier begutachtet der Arzt die Schleimhäute. Besteht der Verdacht einer Schilddrüsenunterfunktion, muss Blut abgenommen und dieses im Labor untersucht werden. Der Gehalt der Schilddrüsenhormone gibt Aufschluss über den Zustand des Organs.

Ein [[Ultraschall] kann eventuelle Veränderungen erkennen. Durchblutungsstörungen lassen sich mithilfe verschiedener Tests verifizieren. So wird beispielsweise der Blutdruck gemessen oder ein Provokationstest durchgeführt. Eine Doppler-Sonographie liefert weitere Hinweise.

Komplikationen

Eine häufige Komplikation bei Frösteln durch Kälte ist Unterkühlung. Sie tritt auf, wenn die Körpertemperatur auf unter 37 Grad Celsius absinkt und führt in leichten Fällen zu einem beschleunigten Herzschlag, blasser Haut und dem typischen Zittern. In mittelschweren und schweren Fällen einer Unterkühlung, verlangsamen sich Herzschlag und Atmung dagegen; die Betroffenen neigen zu Schläfrigkeit, Apathie und in manchen Fällen zu Schmerzen, und werden in der Folge bewusstlos.

Es besteht die Gefahr eines Atem- und Herzstillstandes. Daneben hängen die Komplikationen bei Frösteln stark von der zugrunde liegenden Grunderkrankung ab. Frösteln in Folge einer Erkältung oder Grippe ist meist harmlos, wohingegen Frösteln in Folge einer Schilddrüsenunterfunktion oder einer autoimmunen Schilddrüsenentzündung zu begleitenden Symptomen führen kann. Auch in Folge einer Medikamenteneinnahme oder einer Krebserkrankung kann es zu Frösteln kommen – oft ebenfalls mit einer Erkältung oder schweren Grippesymptomen einhergehend.

Die Komplikationen reichen hier von Erschöpfung, da der Körper durch das ständige Frösteln stark angestrengt wird, über Erkältungssymptome wie Schnupfen oder Halsschmerzen bis hin zu schweren Folgeerkrankungen. Frösteln bei Kindern und älteren Menschen kann auf eine verschleppte Grippe oder allgemeine Abgeschlagenheit hindeuten. Die Ursachen des Fröstelns müssen deshalb in jedem Fall von einem Arzt abgeklärt werden. Erst dann ist eine verlässliche Einschätzung der möglichen Komplikationen möglich.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Im Allgemeinen ist Frösteln als leichtes, nicht selten schauerartiges Frieren die bewusste Wahrnehmung von Schutzmaßnahmen des Körpers zur Bewahrung seiner funktionsmäßig optimalen Temperatur im Inneren. Im Durchschnitt frösteln Frauen physiologisch bedingt eher als Männer.

Tritt ein Frösteln auf, obwohl das Verhältnis zwischen Außentemperatur, Bekleidung und Bewegungsstatus sowie die bisherige (ggf. gesunde) Konstitution eines Menschen dafür keine Erklärung bieten, ist der Grund eventuell Schlafmangel, Erschöpfung oder psychische Angespanntheit. Bei diesen Fällen sollte der Betroffene sich Freiräume zur Erholung schaffen.

Aber auch das höhere Lebensalter, Untergewicht, Mangelernährung und Niederblutdruck können vermehrtes Frösteln verursachen. Hier kann der Arzt nicht selten ohne Medikamentengabe helfen, indem er sinnvolle Empfehlungen zu einer Änderung des bisherigen Lebensstils gibt (sich mehr bewegen, mehr bzw. besser essen etc.).

Ärztliche oder auch ggf. sofortige notärztliche Hilfe ist geboten, wenn das Frösteln begleitet wird mit: Kribbeln oder Taubheitsgefühlen (Polyneuropathie), Verfärbung und/oder Umfangsvermehrung eines betroffenen Beines (Thrombose, Gefahr der Lungenembolie), offene Stellen, Blässe und/oder Taubheitsgefühl eines Beines (periphere arterielle Verschlusskrankheit), Weißfärbung (Raynod-Syndrom), Benommenheit, Herzklopfen (Hypoglykämie oder Schock), Veränderung von äußerlichen Geschlechtsmerkmalen, u. a. Rückgang der Schambehaarung (Insuffizienz des Hypophysenvorderlappens), Schwellungen von Gesicht und/oder Zunge, Hauttrockenheit (Schilddrüsenunterfunktion), Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall, evtl. Hautverfärbung (Addison-Krankheit) oder mit Fieber. Bei Verdacht auf Eisenmangel oder Diabetes ist ebenfalls der Arzt zu konsultieren. Die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Behandlung & Therapie

Welche Behandlung zum Einsatz kommt, entscheidet die zugrunde liegende Ursache. Somit sollte zunächst die korrekte Diagnose erstellt werden. Bei einem grippalen Infekt lindert sich das Frösteln nach Abheilung der Erkrankung. Dementsprechend steht die Therapie der Erkältung im Vordergrund. Diese richtet sich nach dem Abtöten der Erreger. Meistens handelt es sich um Viren.

Medikamente wie Mittel gegen Kopfschmerzen und Lutschtabletten gegen eine Mandelentzündung können die Beschwerden lindern. Im Zentrum steht jedoch das körpereigene Immunsystem. Betroffene sollten sich während einer Erkältung genügend Ruhe gönnen, viel trinken und schlafen. Als Getränk eignen sich Wasser und Kräutertees. Auf diese Weise trocknen die Schleimhäute nicht aus und der bestehende Schleim kann schneller aus dem Körper geschleust werden. Ein warmes Bad hilft gegen schmerzende Glieder.

Dabei sollte ein grippaler Infekt von einer Grippe differenziert werden. Diese verläuft in der Regel weitaus stärker als eine Erkältungskrankheit. Grippen werden medikamentös und ergänzend durch Wasserbäder, Wadenwickel und Inhalation behandelt. Es besteht eine hohe Ansteckungsgefahr. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion muss zunächst die Ursache der Erkrankung herausgefunden werden. In den meisten Fällen handelt es sich um eine Entzündung, auf welche die Bildung von Antikörpern gegen das Organ erfolgt.

Eine Therapie mit Hausmitteln ist nicht möglich, stattdessen müssen Patienten den Rest ihres Lebens Tabletten einnehmen. Diese ersetzen die fehlenden Schilddrüsenhormone und sorgen für verbesserte Stoffwechselprozesse.

Aussicht & Prognose

Aussicht und Prognose beim Auftreten des Fröstelns hängen entscheidend von der Verursachung ab und davon, ob die auslösenden Faktoren zügig behoben werden können. Falls natürliche Faktoren wie niedrige Außentemperaturen bei unangepasster Kleidung die Hauptauslöser des Fröstelns sind, handelt es sich um eine Gegenreaktion des Körpers mit dem Ziel, durch Muskelzittern Wärme zu erzeugen und durch Verengung der Hautgefäße den Wärmeverlust zu minimieren.

Frauen neigen eher zum Frösteln, weil sie meist einen geringeren Blutdruck haben und ihre Muskelmasse im Vergleich zu Männern meist geringer ist. Geeignete Gegenmaßnahmen lassen das Frösteln in diesen Situationen schnell abklingen.

Aber auch Durchblutungsstörungen können ein Frösteln verursachen, weil das Blut nicht mehr genügend Wärme in die peripheren Regionen des Körpers transportieren kann. Auch ist die Versorgung der Muskeln mit Sauerstoff und Nährstoffen eingeschränkt, so dass die Muskeln nur unzureichend Wärme erzeugen können. In diesen Fällen hängen Verlauf und Prognose des Fröstelns vom Behandlungserfolg der Durchblutungsstörungen ab.

Ebenso kann Frösteln die Indikation für eine beginnende Infektionskrankheit oder für einen Erschöpfungszustand beinhalten. Andere auslösende Faktoren wie Schilddrüsenunterfunktion, bestimmte Krebserkrankungen oder Autoimmunerkrankungen weisen zum Teil ungünstige Aussichten auf, wenn die auslösenden Faktoren unbehandelt bleiben.


Vorbeugung

Frösteln lässt sich bedingt vorbeugen. Bei kalten Temperaturen sollte die Kleidung angemessen sein. Der Umgang mit Erkrankten erfordert erhöhte Vorsicht, insbesondere bei dem Vorliegen einer Grippe. Vor allem im Winter ist es hilfreich, regelmäßig die Hände zu waschen. Die Erreger lauern überall, wo sich viele Menschen vereinen: in Kindergarten und Schule, aber auch zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Entstehung einer Schilddrüsenunterfunktion kann hingegen nicht präventiv behandelt werden.

Das können Sie selbst tun

Es existiert eine Reihe von Alltags- und Selbsthilfemaßnahmen, um dem Frösteln zu begegnen. Es sollte vorher abgeklärt sein, dass dem Frösteln keine ernsthaften organischen Schäden oder Krankheiten zugrunde liegen. Hilfreich ist meistens eine Wärmezufuhr in Form heißer Getränke wie warmes Wasser, Früchtetee oder heiße Schokolade. Glühwein würde sich zwar kurzfristig günstig auswirken, aber längerfristig das Frösteln verstärken, weil der Körper durch die vom Alkohol geweiteten peripheren Blutgefäße weitere Wärme verliert.

Zusätzlich zu den heißen Getränken kann auch Wärme von außen zugeführt werden. Beispielsweise wirkt sich eine Wärmflasche mit heißem Wasser, mit der vor allem die Füße gewärmt werden, positiv aus. Meist wird durch Anwärmen der Füße das Frösteln gestoppt. Im Falle, dass nicht nur tiefe Temperaturen, sondern auch körperliche Erschöpfung als Ursache des Fröstelns eine Rolle spielt, unterstützen leicht verdauliche Kohlenhydrate den Prozess, die Körpertemperatur ein wenig zu erhöhen. Hochverdauliche Nahrungsmittel regen den Kreislauf an und fördern die eigene Wärmeerzeugung über die enzymatische „Verbrennung“ der Nahrung.

Eine weitere körpereigene Wärmequelle sind die Muskeln. Wenn Muskeln Arbeit verrichten, entsteht auch Wärme, durch die es grundsätzlich möglich ist, die Körpertemperatur bei nahezu konstanten 36,5 bis 37,0 Grad Celsius zu halten. Den wärmenden Effekt der Muskelarbeit nutzt unser Körper bereits reflektorisch aus, wenn durch das Frösteln Muskelzittern am ganzen Körper ausgelöst wird.

Quellen

  • Braun, J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012
  • Kochen, M.M.: Duale Reihe. Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Thieme, Stuttgart 2012
  • Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 264. Auflage. De Gruyter, Berlin 2012

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