Geschwollene Lippen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Geschwollene Lippen entstehen durch eine allergische Reaktion, eine Verletzung oder durch Vorerkrankungen wie Herpes. Sie sind mit unangenehmen Beschwerden verbunden und müssen rasch behandelt werden. Ernste Komplikationen oder Spätfolgen sind allerdings selten.

Inhaltsverzeichnis

Was sind geschwollene Lippen?

Geschwollene Lippen rufen normalerweise keine ernsten Komplikationen hervor. Werden sie zügig behandelt, klingt die Schwellung rasch und ohne weitere Beschwerden ab.
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Wenn die Lippen infolge einer allergischen Reaktion, Verletzung oder Infektion anschwellen, spricht man von geschwollenen Lippen. Dabei werden die Lippen stärker durchblutet als üblich, wodurch es zu einer äußerlich sichtbaren Schwellung kommt.

Diese ist oft mit Begleitsymptomen wie Schmerzen oder Empfindungsstörungen im Bereich der Lippen verbunden. Die Schwellung selbst ist meist harmlos und klingt nach einigen Stunden bis Tagen von alleine wieder ab. Dennoch sollte immer eine ärztliche Untersuchung stattfinden.

Da geschwollenen Lippen normalerweise eindeutige Ursachen zugrunde liegen, kann ihnen gut vorgebeugt werden. Auch die Behandlungsmöglichkeiten sind wirksam und bringe eine rasche Linderung der Symptome. Neben medizinischen Präparaten helfen auch Hausmittel und Selbsthilfe-Maßnahmen gegen geschwollen Lippen und etwaige Begleiterscheinungen.

Ursachen

Geschwollene Lippen können eine ganze Reihe von Ursachen haben. Häufig treten sie nach einer Verletzung auf, bei der das Gewebe an den Lippen beschädigt wird, woraus eine Schwellung resultiert. Typische Ursachen sind ein Biss auf die Lippen, Gewalteinwirkung durch Schläge oder Druck sowie Infektionen.

Auch übermäßige Sonneneinstrahlung kann zu einer Schwellung der Lippen führen, indem sie die Lippen austrocknet und reizt. Ebenso Kälte und starker Wind. Regelmäßiger Kontakt mit Salzwasser kann eine Lippenschwellung hervorrufen, die meist allerdings unproblematisch ist und nach kurzer Zeit wieder abklingt. Scharfes Essen steigert die Durchblutung der Lippen und führt dadurch ebenfalls zu einer milden Schwellung und Taubheitsgefühlen im Bereich der Lippen.

Bei einer Entzündung nimmt die Schwellung innerhalb kurzer Zeit an Größe zu, und oft treten dann auch weitere Begleiterscheinungen wie Schmerzen oder Sensibilitätsstörungen auf. Hauptursache für geschwollene Lippen sind jedoch allergische Reaktionen, ausgelöst durch Insektenstiche, den Verzehr bestimmter Speisen oder anderweitige Kontakte mit einem Allergen.

Bei vielen Patienten sind Kontaktallergien auf bestimmte Pflegeprodukte oder Lebensmittel ursächlich. Geschwollenen Lippen kann auch eine Infektion zugrunde liegen. Eine Herpesinfektion ruft beispielsweise Schwellungen, Bläschen, Empfindungsstörungen und andere Beschwerden im Bereich der Lippen hervor.

Krankheiten mit diesem Symptom

Komplikationen

Geschwollene Lippen rufen normalerweise keine ernsten Komplikationen hervor. Werden sie zügig behandelt, klingt die Schwellung rasch und ohne weitere Beschwerden ab. Ist eine Verletzung ursächlich, kann es durch etwaige Begleiterscheinungen zu Komplikationen kommen. So kann es nach einem Schlag auf den Kopf zu Deformierungen, Blutungen und Vernarbungen im Bereich der Lippen sowie im umliegenden Gewebe kommen.

In der Folge stellen sich oft Probleme bei der Nahrungsaufnahme, eine Blutungsanämie oder psychische Beschwerden wie zum Beispiel soziale Ängste oder Minderwertigkeitskomplexe ein. Nach einer schweren Verletzung kann in manchen Fällen auch ein lebensbedrohliches Schädel-Hirn-Trauma auftreten. Liegt den geschwollenen Lippen das Quincke-Ödem zugrunde, kann es auch an den Händen und Füßen zu Schwellungen kommen, gelegentlich ist auch der Intimbereich betroffen.

Zudem treten infolge eines Ödems Atembeschwerden und weitere Reaktionen im Bereich der Schleimhäute, der Augen oder des Herz-Kreislauf-Systems auf. Eine allergische Reaktion kann zu einem anaphylaktischen Schock führen, der unbehandelt tödlich verlaufen kann.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn die geschwollene Lippe auf eine Verletzung oder eine allergische Reaktion zurückzuführen ist, sollte in jedem Fall der Hausarzt oder direkt ein Allergologe oder Internist konsultiert werden. Zunächst kann abgewartet werden, ob die Schwellung von selbst zurückgeht. Ist dies nicht der Fall oder schwillt die Lippe weiter an, ist medizinischer Rat gefragt.

Falls Begleitsymptome auftreten wie Atemprobleme, Kreislaufbeschwerden oder ein allgemeines Unwohlsein hinzukommen, muss ebenfalls zügig eine Arztpraxis aufgesucht werden. Weitere Verletzungen wie ein gebrochener Kiefer, Nasenbluten oder Anzeichen einer Gehirnerschütterung werden am besten im Krankenhaus untersucht. Bei einem anaphylaktischen Schock und anderen medizinischen Notfällen muss der Notarzt gerufen werden.

Personen, die an einer Nahrungsmittelunverträglichkeit, einer schweren Allergie oder an Herpes leiden, gehören zu den Risikogruppen – der zuständige Arzt sollte rasch über Schwellungen und andere Warnzeichen informiert werden, denn andernfalls können ersten Komplikationen auftreten, die das Wohlbefinden des Patienten weiter beeinträchtigen und die Genesung hinauszögern. Dasselbe gilt, wenn hinter den geschwollenen Lippen eine ernste Ursache vermutet wird.

So sollte bei dem Verdacht auf eine Infektion oder Nebenwirkungen eines Medikaments mit dem Hausarzt gesprochen werden. Je nach vermuteter Ursache ist für eine geschwollene Lippe der Hausarzt, Allergologe, Dermatologe oder Internist zuständig. Eltern, die bei ihrem Kind geschwollene Lippen bemerken, bringen das Kind am besten umgehend zum Kinderarzt und lassen die Beschwerden rasch abklären.

Diagnose

Geschwollene Lippen werden von den Betroffenen selbst festgestellt. Die Ermittlung der Ursache erfolgt meist ebenfalls durch den Patienten, da die Schwellung oft eindeutig auf eine allergische Reaktion, eine Verletzung oder einen anderen Auslöser zurückzuführen ist. Im Gespräch mit dem Arzt erörtert der Patient alle Symptome sowie mögliche Ursachen, woraus der Mediziner bereits eine Verdachtsdiagnose erstellen kann.

Die Anamnese ermöglicht genügt oft schon, um die Diagnose zu stellen und eine Therapie einzuleiten. Eine optische Untersuchung der Lippen ermöglicht eine eindeutige Diagnose, wenn die Anamnese keinen Aufschluss über die Ursache gibt, insbesondere dann, wenn die Krankenakte keine Informationen über bestehende Erkrankungen und Risikofaktoren enthält. Kann der Auslöser durch Anamnese und körperliche Untersuchung nicht festgestellt werden, kommen weitere Diagnoseverfahren wie etwa ein Allergietest oder eine Blutuntersuchung in Frage.

Besteht der Verdacht auf eine ernste Erkrankung, wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. In jedem Fall müssen weitere Verletzungen ausgeschlossen oder diagnostiziert werden. Bei Verdacht auf innere Verletzungen oder Frakturen ist eine Computertomographie oder Kernspintomographie angezeigt. Nachdem die Ursache festgestellt wurde, kann direkt die Behandlung eingeleitet werden. Parallel dazu wird gegebenenfalls ein weiteres Patientengespräch durchgeführt, in welchem der Patient über die Einnahme der verordneten Medikamente sowie die zu ergreifenden Maßnahmen in einer Notfallsituation informiert wird.

Behandlung & Therapie

Ist eine leichte allergische Reaktion oder Verletzung für die geschwollenen Lippen verantwortlich, genügt es meist, die Lippen zu schonen und regelmäßig zu kühlen. Eine offene Wunde muss von einem Arzt desinfiziert und gegebenenfalls geschlossen werden. Der Mediziner wird dem Patienten eine antiseptische Salbe verschreiben, welche in den folgenden Tagen regelmäßig aufgetragen werden muss.

Liegt der Schwellung eine schwere Allergie zugrunde, müssen ebenfalls Medikamente verabreicht werden, um die Beschwerden zu reduzieren. Normalerweise kommen Antiallergika sowie leichte Schmerz- oder Beruhigungsmittel zum Einsatz. Falls noch nicht geschehen, wird ein Allergietest durchgeführt, um die ursächlichen Allergene genau zu bestimmen. Die Therapie konzentriert sich in erster Linie darauf, die Ursachen zu ermitteln und einen erneuten Kontakt mit diesen zu vermeiden.

Zusätzlich verschreibt der Arzt dem Patient ein Notfall-Medikament wie Antihistaminika oder Glukokortikoide. Ist Herpes ursächlich, trägt der Arzt eine spezielle Salbe auf. Diese verhindert, dass sich die Erreger weiter ausbreiten und trägt so zu einer schnellen Heilung bei.

Aussicht & Prognose

Geschwollene Lippen klingen normalerweise rasch wieder ab. Wird die betroffene Lippe ausreichend geschont und regelmäßig gekühlt, sollte die Schwellung bereits nach zwei bis drei Tagen zurückgegangen sein. Nach einer Woche ist sie meist nicht mehr zu sehen, und etwaige Begleitsymptome sind abgeklungen.

Liegt der Schwellung eine Allergie zugrunde, kann sie sich unter Umständen zu einem chronischen Problem entwickeln. Vor allem bei Nahrungsmittelallergien oder Unverträglichkeiten kommt es bei jedem Kontakt mit dem auslösenden Stoff zu einer erneuten Schwellung, die erneut behandelt werden muss. Ist der Auslöser der Schwellung ein Sturz auf den Kopf oder eine vergleichbare Ursache, dauert es gelegentlich einige Tage bis Wochen, bis die Schwellung vollständig abgeklungen ist.

Wenn die Lippe verletzt ist, muss zunächst die Verletzung behoben werden, bevor die Schwellung behandelt werden kann. Im Allgemeinen ist die Prognose bei geschwollenen Lippen jedoch sehr gut. Langzeitfolgen treten normalerweise nicht auf und auch die Lebensqualität wird durch eine Schwellung nicht erheblich eingeschränkt.


Vorbeugung

Geschwollenen Lippen lässt sich nicht effektiv vorbeugen. Allergiker sollten den Kontakt mit dem Allergen vermeiden und außerdem die notwendigen Notfall-Medikamente mit sich führen. Sollte es dennoch einmal zu einer Schwellung kommen, kann sofortige Kühlung die Ausbreitung der Schwellung verhindern. Grundsätzlich sollten Gefahrensituationen vermieden werden.

Wer regelmäßig Rad fährt, Kampfsport betreibt oder andere Tätigkeiten ausübt, bei denen die Lippen der Gefahr von Erschütterungen oder Schlägen ausgesetzt sind, sollte einen geeigneten Mundschutz tragen. Um geschwollene Lippen im Winter zu vermeiden, können die Lippen regelmäßig mit einem Fettstift oder einer Salbe behandelt werden.

Eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung stärken das Immunsystem und damit auch die Gesundheit der Lippen. Zuletzt hilft auch die Vermeidung von starken, äußeren Reizen. Typische Auslöser wie intensive Sonneneinstrahlung, Kälte oder Zugluft sollten vermieden werden. Betroffene konsultieren am besten den Hausarzt und informieren sich über weitere Möglichkeiten, geschwollene Lippen zu vermeiden.

Das können Sie selbst tun

Falls die geschwollenen Lippen in Verbindung mit einer allergischen Reaktion auftreten, sollte zeitnah ein Arzt aufgesucht werden. Zuvor helfen eine Reihe von Erste-Hilfe-Maßnahmen dabei, die Schwellung zu lindern und etwaige Begleitsymptome abzuschwächen. Kühlung lindert akute Schwellungen ab, während warme Kompressen und Auflagen die Durchblutung der Lippen fördern und dadurch die Heilung beschleunigen.

Bei starken Schmerzen oder Juckreiz kann ein leichtes Schmerzmittel eingenommen werden. Alternativ dazu bieten sich Hausmittel wie zum Beispiel Quark oder Ringelblumensalbe an. Melisse beruhigt die Lippen und lindert die Schmerzen. Liegt der Schwellung eine Herpesinfektion zugrunde, kann Salbei- oder Schwarztee aufgetragen werden. In den folgenden Tagen sollte die Schwellung beobachtet werden. Wenn sie nach zwei bis drei Tagen noch nicht zurückgegangen ist, ist die Hausarztpraxis zu konsultieren.

Ein positiver Heilungsverlauf kann unterstützt werden, indem die Lippe sorgfältig gepflegt wird. Die Anwendung eines Antiseptikums desinfiziert etwaige Hautrisse und verhindert Entzündungen. Zudem sollte die Schwellung mehrmals pro Tag gekühlt werden. Viel trinken und die Anwendung von Lippenbalsam tragen zur Befeuchtung der Lippen bei und gewährleisten eine rasche Genesung.

Quellen

  • Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Sterry, W., Paus, R.: Checkliste Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010

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