Hämatochezie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Hämatochezie

Bei einer Hämatochezie handelt es sich um Blut im Stuhl. Viele Betroffene erschrecken sich vor einem blutigen Stuhlgang. Letztendlich sollte bei ersten Anzeichen bereits ein Arzt aufgesucht werden. Aber nicht immer stecken ernsthafte Erkrankungen hinter den Beschwerden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Hämatochezie?

Eine Stuhlprobe kann vorliegendes Blut bestätigen. Weiterhin kommen eine Blutuntersuchung und verschiedene Tastbefunde zum Einsatz.
© chompoo – stock.adobe.com

Befindet sich Blut im Stuhl, ist dies ein Anzeichen dafür, dass eins der Organe des Verdauungstraktes Blut verliert. Dieses wird schließlich über den Darm abgegeben. Dabei kann das Aussehen des Bluts Hinweise darüber liefern, wo die exakte Quelle sich befindet. Dafür wird neben der Farbe auch die genaue Beschaffenheit untersucht. Blut im Stuhl äußert sich nicht immer mit hellrotem Blut. Manchmal nimmt der Stuhl eine dunkle Farbe an. Die Farbe differenziert sich in Abhängigkeit von der Höhe der Blutung.

Durch die Berührung mit der Magensäure sowie der Veränderung durch Bakterien, nimmt auch das Blut eine andere Ausprägung an. Befindet sich helles Blut in den Ausscheidungen, wird von einer Hämatochezie gesprochen. Die Farbe weist darauf hin, dass es sich um frisches Blut handelt und eine Verletzung der Speiseröhre zum Beispiel unwahrscheinlich ist. Stattdessen können Ärzte davon ausgehen, dass das Blut weder mit der Magensäure noch mit Bakterien einen längeren Kontakt hatte.

Weiterhin kann der Stuhl gleichmäßig verfärbt sein oder rote Streifen aufweisen. Manchmal lässt sich das Blut äußerlich nicht erkennen. Stattdessen wird es erst bei einer Stuhluntersuchung entdeckt. In einem solchen Fall wird von okkultem Blut gesprochen.

Ursachen

Aufgrund der Farbe und Beschaffenheit lassen sich einige Ursachen für einen blutigen Stuhl bereits ausschließen. Bei einer Hämatochezie kommen vor allem Verletzungen im Bereich von Dick- und Enddarm in Frage. Ist die Ausscheidung nur an einigen Stellen verfärbt, können zum Beispiel Hämorrhoiden vorliegen. Hämorrhoiden befinden sich am After. Es handelt sich um eine gutartige Gewebswucherung, die abhängig von ihrem Stadium jedoch zu Schmerzen, Juckreiz und einem Brennen führen kann.

Blutspuren mit einer geleeartigen Konsistenz deuten auf kleine Blutungen hin. So können unter anderem durch Verstopfungen Verletzungen der Schleimhaut entstehen. Eine solche Veränderung wird als Fissur bezeichnet und tritt vermehrt bei Menschen auf, die unter entzündlichen Darmkrankheiten wie Morbus Crohn leiden. Weiterhin lassen sich Darmpolypen, Darmdivertikel und Krebs nicht ausschließen. Vor allem nach Reisen in andere Länder muss ein Test zur Offenbarung von eventuellen Parasiten stattfinden. Letztendlich können aber auch Nahrungsmittel zu einer Verwechslung führen. So kann Rote Beete zum Beispiel den Stuhl hellrot färben.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die auftretenden Symptome hängen vor allem von der zugrunde liegenden Ursache ab. So kann es zum Beispiel zu Magen- und Bauchschmerzen kommen, Übelkeit und Erbrechen, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Nachtschweiß und einem deutlichen Gewichtsverlust. Eine starke Blutung führt unter Umständen zu einer Anämie, welche wiederum die Antriebslosigkeit fördert.

Bei Hämorrhoiden treten vor allem während dem Stuhlgang Schmerzen auf. In fortgeschrittenen Stadien können die Wucherungen äußerlich bereits sichtbar sein. Ein weiterer Hinweis ist ein starker Juckreiz. Eine Hämatochezie verebbt in der Regel nach einige Zeit von alleine. Dennoch ist Blut im Stuhl immer ein Grund, einen Arzt aufzusuchen. Machen sich gleichzeitig weitere Symptome bemerkbar, sollte ein frühzeitiger Termin vereinbart werden. Nur so lässt sich die genaue Ursache feststellen. Auch wenn es sich oft um eine harmlose Ursache handelt, schafft die Diagnose Sicherheit.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Vor der körperlichen Untersuchung findet ein Gespräch mit dem Arzt statt. Der Patient sollte Auskunft über seine Stuhlgewohnheiten und Veränderungen geben können. Weiterhin sind eventuelle Vorerkrankungen, Beschwerden, eine mögliche Gewichtsschwankung und Hinweise über die Ernährung zu liefern. Eine Stuhlprobe kann vorliegendes Blut bestätigen. Weiterhin kommen eine Blutuntersuchung und verschiedene Tastbefunde zum Einsatz.

Der Verlauf einer Hämatochezie hängt ebenfalls von der Erkrankung ab, aus der die Beschwerden resultieren. Früh erkannt, lässt sich Darmkrebs in den meisten Fällen heilen. Hämorrhoiden sind zwar sehr unangenehm, mittlerweile existieren jedoch zahlreiche Behandlungsansätze, welche die Lebensqualität wiederherstellen. Eine Anämie muss immer ärztlich behandelt werden. Ansonsten kann die Blutarmut zu weiteren Beschwerden führen.

Komplikationen

Durch die Hämatochezie kommt es zu einem blutigen Stuhlgang. Bei vielen Menschen führt ein blutiger Stuhlgang zu einer Panikattacke und zu starken psychischen Beschwerden oder Angstzuständen. Allerdings muss Blut im Stuhl nicht immer auf eine starke gesundheitliche Komplikation hindeuten. In den meisten Fällen kommen neben der Hämatochezie starke Übelkeit und Erbrechen hinzu.

Der Patient fühlt sich krank und abgeschlagen und kann in der Regel nicht mehr aktiv am Leben teilnehmen. Die Lebensqualität wird durch die Erkrankung erheblich eingeschränkt und verringert. Es kommt oft zu einem Gewichtsverlust. Bei starken Durchfällen kann auch eine Dehydrierung auftreten, wenn der Betroffene den Flüssigkeitsverlust nicht wieder ausgleicht.

Ebenso tritt eine starke Müdigkeit auf und der Patient kann sich keinen besonders großen Belastungen aussetzen. Nicht selten kommt es auch zu Schmerzen beim Stuhlgang, wenn die Hämatochezie nicht behandelt wird. In den meisten Fällen kann die Hämatochezie relativ gut behandelt werden, wobei immer die Grunderkrankung behandelt wird.

Dies erfolgt in der Regel durch Antibiotika oder durch eine Nahrungsumstellung. Weitere Komplikationen treten dabei nicht auf und es kommt zu einem positiven Krankheitsverlauf.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Hämatochezie deutet auf eine Verletzung im Dünn- oder Dickdarm hin. Darum sollte bei Symptomen wie Magen- und Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sowie Abgeschlagenheit in jedem Fall ein Arzt konsultiert werden. Wenn weitere Symptome wie Nachtschweiß oder ein deutlicher Gewichtsverlust hinzukommen, sollte der Betroffene noch am selben Tag den Arzt aufsuchen. Auch starke Schmerzen beim Stuhlgang sowie Anzeichen einer Anämie sind deutliche Warnzeichen, die abgeklärt werden müssen.

Liegt den Beschwerden tatsächlich eine ernste Ursache zugrunde, muss diese umgehend behandelt werden. Andernfalls können sich ernste Komplikationen bis hin zu Darmentzündungen und Mangelerscheinungen einstellen. Wer nach einer Verstopfung oder im Rahmen einer Darmkrankheit unter blutigen Ausscheidungen leidet, sollte den zuständigen Arzt informieren. Medizinischer Rat ist auch dann gefragt, wenn nach einem Unfall oder Sturz Blut im Stuhl bemerkt wird. Dann liegt womöglich eine größere innere Verletzung zugrunde, die umgehend behandelt werden muss. Der richtige Ansprechpartner bei einer Hämatochezie ist der Hausarzt oder ein Urologe.

Behandlung & Therapie

Konnte Blut im Stuhl bestätigt werden, muss es nicht immer zu einer Therapie kommen. Häufig stoppt die Blutung selbstständig. Dennoch sollte die Ursache immer von einem Arzt ermittelt werden. Vor allem bei einer starken Blutung muss die Quelle gefunden werden, weil ansonsten eine Anämie droht. Meistens wird eine solche Blutung im Rahmen einer Endoskopie behandelt. Eine der Methoden ist der Hämoclip. Es handelt sich um eine Klammer, welche die Schleimhaut an der betroffenen Stelle zusammenpresst.

Weiterhin kann eine Adrenalinlösung gespritzt werden. Diese sorgt dafür, dass sich die Gefäße zusammenziehen. Eine ähnliche Wirkung entfaltet Fibrinkleber. Nachdem die Blutung gestillt wurde, erfolgen weitere therapeutische Maßnahmen zur Behandlung der zugrunde liegenden Ursache. Bei Geschwüren können bestimmte Medikamente die Herstellung der Magensäure hemmen, so dass weniger von der Flüssigkeit produziert wird. Darüber hinaus sollte eine Ernährungsumstellung stattfinden.

Haben sich Bakterien verbreitet, hilft meistens ein Antibiotika weiter. Eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung sollte ebenfalls behandelt werden, zum Beispiel durch entzündungshemmende Mittel. Hämorrhoiden lassen sich unter anderem durch eine Gummibandligatur entfernen. Weil Darmpolypen häufig der Grund für einen Darmkrebs sind, ist eine Entfernung der Gewebswucherung bedeutend. Darmkrebs wird in Abhängigkeit seiner Ausprägung behandelt. Das primäre Ziel ist meistens die chirurgische Entfernung des Tumors.


Vorbeugung

Eine Hämatochezie kann eingeschränkt vorgebeugt werden. Viel frisches Obst und Gemüse sowie ausreichend viele Ballaststoffe können Magen- und Darmkrebs verhindern. Darüber hinaus sollte der Konsum tierischer Produkte stark reduziert werden. Fettiges Essen resultiert in einer erhöhten Herstellung von Magensäure. Zu viel Magensäure verursacht neben Sodbrennen langfristig gesehen auch Geschwüre.

Nachsorge

Die Maßnahmen einer Nachsorge sind bei der Hämatochezie sehr stark eingeschränkt. Dabei muss bei dieser Krankheit in erster Linie eine frühe Diagnose stattfinden, damit keine weiteren Komplikationen auftreten und damit sich die Beschwerden des Betroffenen nicht weiterhin verschlechtern. Eine Selbstheilung kann dabei nicht eintreten, sodass der Betroffene schon bei den ersten Symptomen und Anzeichen der Krankheit einen Arzt aufsuchen sollte.

In vielen Fällen muss der Betroffene bei der Hämatochezie verschiedene Medikamente einnehmen. Hierbei sollten immer die Anweisungen des Arztes beachtet werden, wobei auch eine richtige Dosierung und auch auf eine regelmäßige Einnahme der Medikamente zu achten ist. Bei Unklarheiten oder bei Fragen sollte stets Rücksprache mit dem Arzt gehalten werden. Ebenso kann der Arzt für den Patienten einen Ernährungsplan erstellen.

Dabei wirkt sich im Allgemeinen eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung sehr positiv auf den Verlauf der Hämatochezie aus. Sollten Antibiotika eingenommen werden, dürfen diese nicht zusammen mit Alkohol eingenommen werden. Auch der Kontakt zu anderen Betroffenen der Erkrankung kann dabei sehr sinnvoll sein, da es dabei nicht selten zu einem Austausch an Informationen kommt.

Das können Sie selbst tun

Da sich hinter blutigem Stuhl unter Umständen eine schwere Erkrankung verbergen kann, sollte vor Beginn einer Selbstbehandlung die Ursache einer Hämatochezie ärztlich abgeklärt werden.

Sind harmlose Hämorrhoiden oder Analfissuren der Auslöser, können in der Apotheke erhältliche Salben oder Zäpfchen die Beschwerden zum Abklingen bringen. Unterstützend bringen Sitzbäder mit entzündungshemmenden Zusätzen wie Kamille, Hamamelis oder Arnika Linderung. Eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten hilft, durch harten Stuhl verursachte Einrisse der empfindlichen Schleimhaut zu vermeiden. Regelmäßige Bewegung und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr tragen ebenfalls zu einer gesunden Verdauung bei, zur kurzfristigen Anregung der Verdauungstätigkeit hat sich die Einnahme von Flohsamen, Leinsamen oder einer verdauungsfördernden Kräuterteemischung bewährt.

Gründliche Analhygiene ist wichtig, starkes Reiben oder die Verwendung zu aggressiver Reinigungsprodukte können die sensible Haut aber schädigen und Blutungen verursachen. Starkes Pressen beim Stuhlgang sollte ebenfalls vermieden werden. Eine von Darmpolypen, Geschwüren oder Tumoren ausgehende Hämatochezie muss immer vom Arzt behandelt werden. Wer unter Geschwüren im Magen-Darm-Trakt leidet oder sein Erkrankungsrisiko vermindern möchte, sollte den Genuss fetthaltiger Speisen einschränken und auf übermäßigen Alkohol- und Nikotingenuss verzichten. Auch chronischer Stress macht sich nicht selten durch Verdauungsprobleme bemerkbar: Um dem entgegenzuwirken, sollte im Alltag auf ein ausgeglichenes Verhältnis von Anspannung und Entspannung Wert gelegt werden.

Quellen

  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Messmann, H.: Lehratlas der Koloskopie: Das Referenzwerk zur Untersuchungstechnik und Befundinterpretation. Thieme, Stuttgart 2014

Das könnte Sie auch interessieren