Hüftgelenksentzündung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Hüftgelenksentzündung, auch Koxitis genannt, ist für die Betroffenen eine sehr schmerzhafte Erkrankung. Charakteristisch ist daher ein schaukelnder Gang, mit dem versucht wird, die Schmerzen bei der Bewegung möglichst gering zu halten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Hüftgelenksentzündung?

Hüftschmerzen gehören zu den häufigsten Gelenkschmerzen. Selten sind auch die Muskulatur, Nerven oder innere Organe im Bereich der Hüfte die Ursache.

Bei einer Hüftgelenksentzündung wird in infektiöse und nicht infektiöse Entzündungen unterschieden. Dabei kommt es jedoch bei beiden Arten zu Entzündungsreaktionen im Bereich der Hüfte, die zu starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen.

Um die Schmerzen beim Gehen zu vermindern, beugen sich die Betroffen von Hüftgelenksentzündungen häufig vor und spreizen das betroffene Bein nach außen ab und beugen es leicht an.

Aufgrund der tiefen Lage des Gelenkes im Körper kommt es nur selten zu einer feststellbaren Erwärmung oder Rötung. Dagegen kommt es bei einer Hüftgelenksentzündung oft zu einem allgemeinem Unwohlsein, Fieber oder Schüttelfrost.

Ursachen

Eine infektiöse Hüftgelenksentzündung wird durch Krankheitserreger hervorgerufen. Hierbei handelt es sich zumeist um Staphylokokken oder Streptokokken. Diese gelangen von außen in das Hüftgelenk und verursachen dort die entzündlichen Reaktionen.

Eine solche Infektion mit Bakterien kann durch Gelenkpunktionen, Spritzen in das betroffene Gelenk, offenen Knochenbrüchen oder operative Eingriffe am Hüftgelenk verursacht werden.

Möglich ist jedoch auch eine Übertragung der Krankheitserreger über die Blutbahn. Hierbei gelangen die Bakterien von einer Infektion an einer anderen Stelle im menschlichen Körper mit dem Blut zum Hüftgelenk. Denkbar sind dabei nicht nur beispielsweise Zahnentzündungen, sondern auch Infektionskrankheiten wie Syphilis, Gonorrhö oder Tuberkulose. Zu befürchten ist eine solche Übertragung der Krankheitserreger jedoch zumeist nur bei verschleppten oder nicht eingrenzbaren Infektionsherden.

Eine nicht infektiöse Hüftgelenksentzündung kann eine rheumatische Erkrankung, Überbelastungsreaktion oder die Folge einer Hüftgelenksarthrose sein.

Des Weiteren kann auch eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse, Gicht, die Bluterkrankheit oder Hämochromatose zu einer Hüftgelenksentzündung führen.

Typische Symptome & Anzeichen

Eine Entzündung des Hüftgelenks äußert sich durch verschiedene Symptome. Zu Beginn der Erkrankung tritt meist ein leichtes Krankheitsgefühl auf, welches im Verlauf an Intensität zunimmt. Oft kommen Begleiterscheinungen wie Gelenkschmerzen oder Fieber hinzu.

Die entzündlichen Reaktionen können zudem Gangstörungen und andere Bewegungseinschränkungen hervorrufen. Meist sind die Betroffenen nicht mehr in der Lage, sich normal zu bewegen. Vor allem das Sitzen kann starke Schmerzen hervorrufen, die mit dem Fortschreiten der Erkrankung auf andere Körperregionen übergehen können. Bei einem schweren Verlauf strahlen die starken, oft stechenden Schmerzen in den Rücken und den Nacken aus.

Äußerlich kann eine Hüftgelenksentzündung an dem auffälligen Gang erkannt werden, der von den Betroffenen meist als schaukelnd und unsicher beschrieben wird. Daneben kann es zu sichtbaren Rötungen kommen, die gelegentlich auch mit Schwellungen verbunden sind. Die Beschwerden können Schlafprobleme hervorrufen und haben dadurch oft auch Auswirkungen auf die seelische Verfassung der Patienten.

Betroffene sind oft reizbar und schlechter Stimmung, insbesondere bei chronischen Erkrankungen und wiederholten Entzündungen. Eine Hüftgelenksentzündung tritt meist plötzlich auf und nimmt innerhalb weniger Tage an Intensität zu. Bei einer raschen Behandlung klingen die Beschwerden innerhalb von ein bis zwei Wochen wieder ab.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose einer Hüftgelenksentzündung ist nicht immer einfach. Zunächst wird im Rahmen der Anamnese festgestellt, ob es Vorerkrankungen gibt, die die Entzündung verursacht haben können. Bestehen Begleiterscheinungen wie Rückenschmerzen, andere Gelenkschmerzen oder Fieber können dies Hinweise auf rheumatische Erkrankungen oder septische Koxitis sein.

Hilfreiche Untersuchungsmethoden können Ultraschall, Röntgen-, CT- oder MRT-Untersuchungen sein. Diese zeigen möglicherweise entzündliche Reaktionen der Weichteile oder Arthrose des Hüftgelenks. Durch eine Blutuntersuchung kann ein rheumatischer Prozess oder eine Infektion nachgewiesen werden. Während im Rahmen einer Gelenkpunktion verschiedene Entzündungsquellen nachgewiesen werden können.

Im weiteren Verlauf einer Hüftgelenksentzündung verstärken sich zumeist die Schmerzen und die Bewegungseinschränkung nimmt weiter zu. Auch kann es zu einer Ausweitung der Infektion kommen.

Komplikationen

Durch die Hüftgelenksentzündung kommt es in der Regel zu starken Schmerzen und zu Bewegungseinschränkungen. Die Schmerzen können sich dabei aus der Hüfte auch in andere Regionen ausbreiten und weiterhin im Rücken und am Nacken zu Beschwerden führen. Der Gang ist schaukelnd und unsicher, wobei die Schmerzen meistens bei jeder Bewegung auftreten.

Neben den Schmerzen an der Hüfte können auch Gelenkschmerzen auftreten, die ebenfalls zu Einschränkungen in der Bewegung und im Alltag führen. Oft können die Betroffenen ihre berufliche Tätigkeit nicht mehr ausführen. Nicht selten kommt es neben den Schmerzen auch zu Fieber und zu Entzündungen. Ohne Behandlung verschwindet die Hüftgelenksentzündung nicht von alleine und die Beschwerden verstärken sich in der Regel.

Auch nachts kann die Hüftgelenksentzündung zu Ruheschmerzen führen und dabei den Schlaf des Patienten einschränken. Durch Schlafbeschwerden kommt es nicht selten zu einer Reizbarkeit des Patienten. Die Behandlung der Hüftgelenksentzündung erfolgt meistens mit Hilfe von Antibiotika und führt stets zu einem positiven Krankheitsverlauf. Unter Umständen ist weiterhin eine Therapie notwendig, um die Beweglichkeit des Körpers wiederherzustellen. Eine Verringerung der Lebenserwartung tritt durch die Krankheit nicht ein.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Symptome einer Hüftgelenksentzündung müssen zeitnah von einem Arzt abgeklärt werden. Sollten sich Hüftschmerzen, Bewegungseinschränkungen, Gangstörungen und andere typische Anzeichen einstellen, ist ärztlicher Rat gefragt. Der Betroffene sollte spätestens dann einen Mediziner einschalten, wenn normale Bewegungen nur noch unter großer Anstrengung und Schmerzen möglich sind. Weiterhin ist eine ärztliche Abklärung notwendig, wenn Begleitsymptome wie Fieber oder ein zunehmendes Krankheitsgefühl bemerkt werden. Sollten sich Komplikationen wie Stürze oder starke Schmerzen einstellen, ist ein Besuch im Krankenhaus angezeigt.

In weniger schweren Fällen kann mit den Symptomen zunächst zum Hausarzt gegangen werden. Personen, die an Infektionskrankheiten wie Gonorrhö oder Tuberkulose leiden, sind anfällig für eine Verschleppung der Viren in die Hüftgelenke. Oft liegt den Beschwerden auch eine andere Ursache wie zum Beispiel eine rheumatische Erkrankung oder eine Überbelastungsreaktion zugrunde, die ermittelt und behoben werden muss. Weitere Ansprechpartner sind der Orthopäde und verschiedene Internisten. Bei einem medizinischen Notfall, etwa einem Sturz oder hohem Fieber, sind Notarzt und ärztlicher Notdienst die richtigen Ansprechpartner.

Behandlung & Therapie

Eine infektiöse Hüftgelenkserkrankung muss unverzüglich behandelt werden, da sonst eine dauerhafte Schädigung des Gelenkes droht. Zunächst erfolgt eine Punktion des Gelenkes, um Eiter und infektiöse Flüssigkeit abzulassen. Anschließend ist eine Spülung des Gelenkes möglich. In schweren Fällen kann eine Ausräumung des entzündeten Gelenkes mit anschließender Drainagelegung notwendig sein.

Die Krankheitserreger werden zunächst mit einem Breitbandantibiotikum und nach genauer Bestimmung mit der hierzu passenden Antibiotikagabe bekämpft. Hilfreich ist eine Ruhigstellung des Gelenkes, um den Heilungsprozess zu fördern und die Schmerzen zu minimieren. Des Weiteren können Schmerz- und entzündungshemmende Medikamente verabreicht werden.

Bei einer nichtinfektiösen Hüftgelenksentzündung kommt zunächst die Behandlung der Grunderkrankung in Betracht. Weitere Maßnahmen ähneln der Behandlung einer infektiösen Hüftgelenksentzündung. Bei einer rheumatischen Grunderkrankung kommt insbesondere die Entfernung der Gelenkinnenhaut in Betracht, um die entzündliche Reaktion zu stoppen.

Physiotherapie, Akupunktur und physikalische Anwendungen können die Heilung unterstützen, das Wohlbefinden des Betroffenen erhöhen und die Prognose verbessern. Hat die Hüftgelenksentzündung bereits einen tiefgreifenden Schaden am Hüftgelenk verursacht, kann der Einsatz eines Hüftgelenkersatzes notwendig werden.


Vorbeugung

Einer Hüftgelenksentzündung kann nur schwer vorgebeugt werden. Bekannte Grunderkrankungen sollten gründlich behandelt werden, um eine Ausweitung auf das Hüftgelenk zu verhindern. Fehlstellungen müssen frühzeitig korrigiert werden, um eine Überlastung der Hüfte zu vermeiden.

Eine Beachtung der Hygienevorschriften können zwar helfen infektiöse Hüftgelenksentzündungen einzudämmen, vermieden werden können sie jedoch nie vollständig. Ein operativer Eingriff in ein Gelenk bringt auch immer ein gewisses Infektionsrisiko mit sich.

Nachsorge

Die Nachsorge bei einer Hüftgelenksentzündung besteht zunächst darin, dass sich die Patienten für einen verordneten Zeitraum körperlich schonen. Diese Schonung ist auch nach einer erfolgreichen Therapie der Hüftgelenksentzündung relevant, da sich andernfalls erneut Beschwerden entwickeln können. Zur Nachsorge gehört außerdem, dass die Patienten regelmäßig die Kontrolluntersuchungen ihres behandelnden Arztes wahrnehmen.

Dabei werden sowohl der Zustand des Hüftgelenks als auch die Blutwerte untersucht. Insbesondere die Entzündungswerte geben dem Arzt wichtige Auskünfte über den Gesundheitszustand des Patienten nach erfolgreich behandelter Hüftgelenksentzündung. Generell erfordert eine sorgfältige Nachsorge bei dieser Erkrankung in zahlreichen Fällen, dass die Patienten ihre sportlichen Gewohnheiten umstellen müssen, um keine neue Entzündung zu provozieren.

Für Menschen, die weiterhin viel Sport treiben möchten, empfiehlt sich der Kontakt zu einem Fitnessberater. Dieser erstellt einen an die Vorerkrankung angepassten Trainingsplan, der die herabgesetzte körperliche Belastbarkeit und die Schädigung des Hüftgelenks berücksichtigt. Generell beinhaltet die Nachsorge, dass sich die Betroffenen auch nach erfolgreicher Behandlung einer Physiotherapie unterziehen.

Nach Abschluss dieser Trainingseinheiten empfiehlt sich für die Patienten medizinische Sportkurse besuchen, um das Hüftgelenk weiter zu kräftigen. Sie leisten damit einen erheblichen Beitrag zu einer erfolgreichen Nachsorge. Zu dieser gehört auch die Sensibilität gegenüber den Symptomen einer erneuten Hüftgelenksentzündung, die umgehend zu therapieren ist.

Das können Sie selbst tun

Zur Linderung der Beschwerden ist es hilfreich, wenn Überlastungen und Überbeanspruchungen der Hüfte wie auch des Beckens oder Rückens vermieden werden. Damit eine Entzündung möglichst schnell und ohne weitere Komplikationen ausheilt, benötigt der Organismus Ruhe und ein stabiles Immunsystem. Letzteres ist notwendig, um genügend Abwehrkräfte für den Heilungsprozess aufbauen zu können.

Für ein gesundes Immunsystem ist eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung wichtig. Übermäßige Fette sollten vermieden werden und regelmäßige Bewegung sollte stattfinden. Sportliche Aktivitäten fördern das allgemeine Wohlbefinden, beugen Übergewicht vor und stärken die Muskulatur. Die Zufuhr von Gift- und Schadstoffen durch Alkohol oder Nikotin ist zu unterlassen. Ausreichender Schlaf und eine gute Schlafhygiene sind notwendig, um die Lebensenergie zu erhalten.

Das Hüftgelenk sollte grundsätzlich nicht einseitig belastet werden. Das Tragen schwerer Gegenstände und starre Körperhaltungen im Sitzen oder Stehen sind zu vermeiden. Gelenke müssen in regelmäßigen Abständen bewegt werden, um möglichen Beschwerden vorzubeugen. Zusätzlich sind sie mit ausreichender Wärme zu versorgen und vor einer längeren Kälteeinwirkung zu schützen. Bei der Fortbewegung ist auf gesundes Schuhwerk zu achten, um keine unerwünschten Fehlstellungen zu erzeugen. Das lange Tragen von Schuhen mit hohen Absätzen oder ein Barfussgang belastet die Hüfte und führt zu Entzündungen, Schmerzen und einem Unwohlsein.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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