Interstitielle Nephritis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die interstitielle Nephritis ist eine Nierenentzündung, die in akuter oder chronischer Form vorliegen kann. Neben viralen und bakteriellen Ursachen kommen unter anderem Autoimmunerkrankungen und medikamentöse Noxen als Auslöser in Frage. Die Behandlung besteht in einer Beseitigung der ursächlichen Noxe und dient dem Erhalt der Nierenfunktion.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine interstitielle Nephritis?

Die Patienten leiden in zumindest 15 Prozent aller Fälle an Fieber, Exanthemen der Haut oder Arthralgien. Manche Patienten klagen über Flankenschmerzen.
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Die Nieren sind die mitunter wichtigsten Entgiftungsorgane im menschlichen Körper. Sie filtern das Blut von Schadstoffen frei und führen diese Stoffe in Form von Harn aus dem Körper ab. Beschädigungen des Nierengewebes können Funktionsbeeinträchtigungen des Filtersystems zur Folge haben. Läsionen im Nierengewebe haben unterschiedliche Ursache.

Entzündungen hinterlassen zum Beispiel Narben im Gewebe, das speziell im renalen Tubublus-System bleibende Beeinträchtigungen der Nierenfunktion hervorrufen kann. Wie bei der Pyelonephritis oder Nierenbeckenentzündung handelt es sich auch bei der interstitielle Nephritis oder tubulo-interstitielle Nephritis um eine entzündliche Erkrankung. Während die Nierenbeckenentzündung meist mit bakteriellen Infektionen assoziiert ist, handelt es sich bei der tubulo-interstitiellen Nephritis nicht zwingend um eine bakterielle Entzündung.

Die Erkrankung zeigt geringe Inzidenz, ist also selten. Die Entzündung wurde 1878 erstmals beschrieben. Als Erstbeschreiber gilt Jean-Martin Charcot. Schon er dokumentierte damals, dass die Erkrankung im Spätstadium das tubuläre Epithel erweitert und zum Tod durch Nierenversagen führen kann. Neben einer akuten Form der Erkrankung wies er auf eine chronische Form hin, die sich über längere Zeit erstreckt und schleichendes Nierenversagen eintreten lässt.

Ursachen

Die Ursachen einer interstitiellen Nephritis unterscheiden sich mit der Form. Die akute Form kann zum Beispiel einer allergisch-hypersensitiven Reaktion auf Medikamente entsprechen, so vor allem auf Antibiotika wie Ampicillin, Methicillin, Cimetidin, NSAIDs, Diuretika oder Protonenpumpenhemmer. Auch pflanzliche Gifte kommen als Auslöser in Frage.

Außerdem kann die akute Variante viraler Natur entsprechen und so beispielsweise auf den Hantavirus zurückgehen. Darüber hinaus können akut parainfektiöse Formen im Rahmen bakterieller Infektionen mit Streptokokken, Legionellen oder ähnlichen Erregern auftreten. Die Ursache der akut autoimmunologischen Form sind wiederum Autoimmunerkrankungen wie das Goodpasture-Syndrom.

Die chronisch interstitielle Nephritis stellt sich als allergisch-toxisches Ereignis wiederum auf andere Medikamente hin ein als die akute Form, so vor allem auf Analgetika hin. Außerdem ist diese Form oft mit Substanzen wie Blei und Cadmium assoziiert oder hat metabolische Ursache, so beispielsweise im Rahmen von Hyperurikämie bei Gicht. Auch Hyperkalzämie, Hyperoxalurie, Hypokaliämie und Zystinose kommen ursächlich in Frage.

Hereditärer Natur ist die chronische Form bei ADPKD. Autoimmunologischer Art ist sie bei SLE, im Rahmen des Sjögren-Syndroms und bei der Sarkoidose. Darüber hinaus existieren infektiöse und obstruktive Erkrankungen wie die chronisch bakterielle Phyelonephritis. Abgesehen davon kann sich die chronische Form auf physikalische Einwirkungen hin einstellen, so unter anderem in Form der Strahlennephritis.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die tubulo-interstitielle Nephritis ist durch ein klinisch vielseitiges Bild gekennzeichnet. Sämtliche Veränderungen des Nierenparenchyms können im Rahmen der Erkrankung asymptomatisch bleiben. Die Läsionen können allerdings ebenso gut zum anteiligen Ausfall der Tubulus-Funktionen führen oder sogar akutes Nierenversagen auslösen.

Bei einer akut manifesten tubulo-interstitiellen Nephritis treten zu den renalen Symptomen teils Hypersensitivitätsreaktionen hinzu. Die Patienten leiden in zumindest 15 Prozent aller Fälle an Fieber, Exanthemen der Haut oder Arthralgien. Manche Patienten klagen über Flankenschmerzen. In der chronischen Form verschlechtert sich der Zustand der Patienten schleichend.

Die Pathologie unterscheidet sich in Abhängigkeit von der Form. Bei akut interstitieller Nephritis ist das Interstitium odematös verändert. Mononukleäre Infiltrate aus Plasmazellen, Lymphozyten und eosinophilen Granulozyten lassen sich nachweisen. Die chronisch interstitielle Nephritis führt zusätzlich zu tubulärer Atrophie und Glomerulopathie.

Die Symptome und die Pathologie des Nierengewebes geben im Einzelnen Auskunft über die Ursache der Entzündung. Bei allergischen Reaktionen sind Hautsymptome zum Beispiel verbreitet, während sich im Gewebe vermehrt eosinophile Granulozyten zeigen.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Laboruntersuchungen bei Verdacht auf interstitielle Nephritis umfassen die Bestimmung von Harnstoff und Kreatinin. Urinsediment sowie 24-h-Sammelurin sind indiziert. Tubuläre Funktionsstörungen können Hämaturie oder Proteinurie, Hyperphosphaturie und Aminoazidurie oder Glukosurie hervorrufen. Außerdem weist ein erhöhter Urin-pH oder Salzverlust auf die Erkrankung hin.

Der Verdacht auf die akute Form kann mit dem Nachweis einer Eosinophilie oder IgE-Erhöhung erhärtet werden. In der Sonografie zeigt sich bei der akuten Form wiederum ein echoreiches und verbreitertes Parenchym. Die Prognose der Patienten hängt von der Unform der Erkrankung und dem Zeitpunkt der Diagnose ab. Die akute Form hat eine relativ günstige Prognose.

Komplikationen

Bei dieser Krankheit kann es im schlimmsten Falle auch zum Tode des Patienten kommen. Der Tod kann dann eintreten, wenn die Nieren versagen und keine richtige Behandlung eingeleitet wird. Ebenso ist der Betroffene dann auf eine Dialyse oder auf eine Organtransplantation angewiesen, um weiterhin zu überleben. Die Lebensqualität wird durch diese Krankheit deutlich eingeschränkt.

Nicht selten leiden die Betroffenen dabei an einem starken Fieber und auch an Beschwerden auf der Haut. Ebenso treten auch Flankenschmerzen auf, die zu Bewegungseinschränkungen führen. Der Alltag wird für den Patienten durch die Symptome deutlich erschwert. Durch die dauerhaften Schmerzen und Beschwerden kommt es weiterhin nicht selten auch zu psychischen Erkrankungen oder sogar zu Depressionen.

Die Behandlung erfolgt mit Hilfe von Medikamenten. Dabei treten keine besonderen Komplikationen auf. Allerdings muss eine Niereninsuffizienz auf jeden Fall vermieden werden, damit es nicht zu einem lebensgefährlichen Zustand für den Patienten kommt. Gegebenenfalls ist die Lebenserwartung des Betroffenen durch die Krankheit verringert. Falls notwendig, kann auch eine psychologische Behandlung des Patienten stattfinden, um Depressionen oder andere Beschwerden zu vermeiden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Personen, die typische Warnzeichen wie Fieber oder Exanthemen der Haut bemerken, sollten zeitnah zum Arzt gehen. Die interstitielle Nephritis muss diagnostiziert und medikamentös behandelt werden, um gesundheitliche Folgeschäden auszuschließen. Zudem schränkt die Erkrankung die Lebensqualität deutlich ein. Darum ist schon bei ersten Anzeichen für eine Nierenentzündung ärztlicher Rat gefragt. Wer regelmäßig Antibiotika einnimmt oder kürzlich an einer bakteriellen Infektion erkrankt ist, ist besonders anfällig für die Entstehung einer interstitiellen Nephritis.

Auch Menschen mit Gicht, einer Hyperkalzämie oder einer Sarkoidose gehören zu den Risikogruppen und sollten die genannten Symptome unbedingt untersuchen lassen. Der geeignete Arzt ist der Allgemeinmediziner oder ein Nephrologe. Bei vorliegenden Grunderkrankungen wird optimalerweise der zuständige Arzt informiert. Kinder sollten bei einem Nierenleiden zum Kinderarzt gebracht werden. Sollten sich bereits psychische Beschwerden entwickelt haben, ist daneben auch therapeutische Hilfe zu empfehlen. Der Erkrankte sollte sich frühzeitig um eine umfassende Behandlung körperlicher und seelischer Beschwerden bemühen, um negative gesundheitliche Folgen zu vermeiden.

Behandlung & Therapie

Bei der Therapie einer tubulo-interstitiellen Nephritis steht die Beseitigung der primären Ursache oder die Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung im Mittelpunkt. Bei medikamentösen Ursachen werden die Medikamente abgesetzt, um die ursächliche Noxe zu beseitigen. Falls akutes Nierenversagen auftritt, findet Hämodialyse statt. Eine medikamentöse Therapie ist vor allem bei Autoimmunerkrankungen angezeigt.

Zur Immunsuppression wird oft Prednison verabreicht. Auch im Zusammenhang mit Therapien intravenöser oder oraler Kortikoidgabe konnten teils Fortschritte beobachtet werden. Außerdem wird seit der jüngsten Zeit Mycophenolat-Mofetil zur Behandlung eingesetzt. Wenn sich die auslösenden Noxe beseitigen lässt, heilen mehr als die Hälfte aller Fälle aus, ohne dass sich chronisches Nierenversagen entwickelt.

Bei der chronischen Form sind oft die Glomeruli der Nieren mit betroffen. Aus diesem Grund kommen bei der Behandlung oft zusätzlich supportive Maßnahmen zum Einsatz. Diese supportive Therapie dient der Vorbeugung chronischer Niereninsuffizienz und soll eine weitere Verschlechterung der Funktion verhindern. Evidenzbasierte Behandlungen stehen nicht zur Verfügung.


Aussicht & Prognose

Die Prognose der interstitiellen Nephritis richtet sich nach dem vorhandenen Krankheitsauslöser. Ohne eine Behandlung oder Therapie ist mit einer Zunahme der aufgetretenen Beschwerden zu rechnen. Das allgemeine Wohlbefinden nimmt kontinuierlich ab und die Symptome nehmen zu. In schweren Fällen kann es zu einem Nierenversagen kommen. Dadurch besteht für den Betroffenen eine potentielle Lebensgefährdung.

Eine Dialyse ist notwendig, um das Überleben zu sichern. Langfristig benötigt der Patient eine Spenderniere. Die Organtransplantation ist die einzige Möglichkeit, um die Lebensqualität sowie die Lebenserwartung des Betroffenen zu verbessern. Der operative Eingriff ist mit verschiedenen Komplikationen und Nebenwirkungen verbunden. Der Heilungsweg ist langwierig und es sind Einschränkungen bei der Bewältigung des Alltags zu erwarten.

Wird frühzeitig eine ärztliche Behandlung genutzt, findet nach der Klärung der Ursache eine medikamentöse Behandlung Anwendung. Diese verfolgt das Ziel, die Krankheitserreger sowie Keime abzutöten. Anschließend werden sie vom Organismus aus dem Körper abtransportiert. Es findet parallel dazu eine Verbesserung der Gesundheit statt. Vorhandene Beschwerden lindern sich und im Optimalfall tritt eine Genesung ein.

Bei der interstitiellen Nephritis besteht die Gefahr, dass ich dauerhaft Schmerzen und Unregelmäßigkeiten einstellen. Darüber hinaus kann es aufgrund der starken seelischen Belastungen zu psychischen Folgeerkrankungen kommen. Diese verschlechtern die Gesamtprognose des Patienten.

Vorbeugung

Da die interstitielle Nephritis etliche Ursachen haben kann, ist eine allumfassende Prophylaxe nicht möglich.

Nachsorge

Wie die Nachsorge bei interstitieller Nephritis aussieht, richtet sich nach der Ursache der Erkrankung. Da es verschiedene Auslöser geben kann, existieren keine eindeutigen Empfehlungen für die Nachbehandlung und Prophylaxe. Allerdings können die Patienten nach Anweisung des Arztes bestimmte Maßnahmen durchführen, um die Therapie zu fördern.

Falls es zu Beschwerden durch ein ungeeignetes Medikament kommt, sollten die Patienten zusammen mit dem Arzt über eine Alternative nachdenken. Nach dem Absetzen des Medikaments treten möglicherweise Wechsel- und Nebenwirkungen auf. Durch die Rückmeldungen beim Arzt lässt sich eine verbesserte Medikation zusammenstellen. Wenn der Erkrankung ein Nierenversagen zugrunde liegt, müssen sich die Patienten schonen und im Bett bleiben.

Auch eine Diät hilft dabei, die Komplikationen zu verringern und Schmerzen zu lindern. Einem Nierenversagen lässt sich durch eine gesunde Lebensweise mit ausreichend aber gemäßigter Bewegung entgegenwirken. Stressvermeidung ist ebenfalls wichtig, nicht nur in der Genesungsphase, sondern auch als Vorbeugung. Zudem sollten sich die Betroffenen regelmäßig ärztlich untersuchen lassen, um bei Problemen schnell handeln zu können.

Bei einer chronischen Erkrankung empfiehlt sich eine dauerhafte Ernährungsumstellung. Gegebenenfalls ist eine psychotherapeutische Beratung sinnvoll. Diese verhilft den Betroffenen zu einem besseren Selbstverständnis und zu mehr Lebensqualität. Über den Arzt oder Therapeuten können die Patienten außerdem eine Selbsthilfegruppe finden.

Das können Sie selbst tun

Eine interstitielle Nephritis bedarf zunächst einer Diagnose durch den Arzt. Der Patient kann einige Maßnahmen ergreifen, um die medizinische Behandlung zu unterstützen.

Liegt den Beschwerden ein schlecht eingestelltes Medikament zugrunde, muss dieses zunächst abgesetzt werden. Der Betroffene sollte sich anschließend etwaige Neben- und Wechselwirkungen des verordneten Arzneimittels notieren und diese dem Arzt mitteilen, damit rasch eine optimale Medikation erreicht werden kann. Ist ein Nierenversagen ursächlich, gelten in erster Linie Schonung und Bettruhe. Zudem sollte der Erkrankte seine Diät umstellen, um Schmerzen, Funktionsstörungen und andere Komplikationen zu vermeiden. Bei akutem Nierenversagen liegt die wichtigste Selbsthilfe-Maßnahmen darin, einen gesunden Lebensstil mit moderater Bewegung, einer ausgewogenen Ernährung und Stressvermeidung zu führen. Eine chronische interstitielle Nephritis bedarf einer engmaschigen Überwachung durch den zuständigen Mediziner. Zudem sollte der Betroffene seine Lebensgewohnheiten an die jeweiligen Beschwerden anpassen.

Da eine chronische Erkrankung einen erheblichen Einschnitt in Lebensqualität und Wohlbefinden darstellt, ist oft auch eine therapeutische Beratung sinnvoll. Der Arzt kann zudem Kontakt zu anderen Betroffenen oder einer Selbsthilfegruppe herstellen. Langfristig können die Symptome der Nierenentzündung durch diätetische Maßnahmen, Schonung und eine medikamentöse Behandlung gelindert werden.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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