Herzchirurgie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Seit 1993 ist die Herzchirurgie ein selbständiges medizinisches Fachgebiet. Das primäre Fachgebiet ist die Torax- und Kardiovaskularchirurgie, das sich aus der allgemeinen Chirurgie entwickelt hat. Herzchirurgen behandeln erworbene und angeborene Herzerkrankungen sowie Verletzungen am Herzen und der umgebenden Gefäße. Die Herzchirurgie arbeitet eng mit der Gefäßchirurgie und der Kardiologie zusammen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Herzchirurgie?

Herzchirurgen behandeln erworbene und angeborene Herzerkrankungen sowie Verletzungen am Herzen und der umgebenden Gefäße.

Die Öffentlichkeit nimmt die Herzchirurgie vor allem im Bereich der Herztransplantationen wahr. Diese komplizierten und mitunter lebensgefährlichen Eingriffe sind jedoch bei weitem nicht die häufigsten Operationen.

Herzchirurgen nehmen hauptsächlich Operationen an den Herzklappen und die Verlegung von Koronar-Arterien-Bypässen vor. Die Kardiochirurgie umfasst sechs Fokusgruppen: Koronarchirurgie, Mitralklappenchirurgie, Aortenklappenchirurgie, Aortenchirurgie, Herzinsuffizienz und Herzschrittmacher.

Behandlungen & Therapien

Bei der operativen Revakularisation legen die Herzspezialisten Bypässe als hoch wirksame Langzeittherapie einer koronaren Herzerkrankung. Dieser Eingriff ist insbesondere für Patienten geeignet, die eine koronare Mehrgefäßerkrankung einschließlich der großen Vorderwandarterie (Ramus interventricularis) aufweisen.

Die operative Revakularisation ist gleichfalls induziert bei Vorliegen einer reduzierten linksventrikulären Herzfunktion mit Parallelerkrankungen, zum Beispiel der Herzklappe. Herzpatienten profitieren im gleichen Maße, wenn der Befund auf Hauptstammstenose lautet.

Die Herzspezialisten orientieren sich an den nationalen Versorgungsleitlinien, die vorgeben, wann einer Bypass-Operation der Vorzug gegenüber einer Ballondilatation oder einer medikamentösen Therapie gegeben wird. Die Patienten profitieren von einer minimal-invasiven Bypass-Verlegung, die ohne Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine, OPCAB, erfolgt. Die arteriellen Bypass-Gefäße werden dem Patienten endoskopisch entnommen.

Verwendung finden automatisierte Instrumente für die Durchführung der Anastomosennaht. Operationen an der Mitralklappe gehören zu den häufigsten Eingriffen auf dem Gebiet der Herzklappenrekonstruktion, die durch minimal-invasive Eingriffe erfolgt. Erkrankungen an der Aortenklappe betreffen besonders ältere Patienten ab 70 Jahren. Verschiedene Herzklappen stehen für den Ersatz der Aortenklappen zur Verfügung, wobei zwischen biologischen und mechanischen Herzklappen unterschieden wird. Liegt ein regulärer Herz-(sinus)rhythmus vor, ist die Verlegung einer biologischen Klappe induziert, da eine lebenslange Antikoagulationstherapie mittels Marcumar nicht notwendig ist.

Biologische Herzklappen werden vor allem bei Patienten über 65 Jahren implantiert. Diese Herzklappen werden inzwischen auch vermehrt bei jüngeren Patienten eingesetzt. Diese innovativen Modelle weisen eine Haltbarkeit von 15 Jahren auf. Die guten Erfahrungen hinsichtlich Rezidivoperationen degenerierter biologischer Aortenklappen haben die hohen Erwartungen an dieses Verfahren bestätigt.

Eine Kontraindikation bei Patienten unter 65 Jahren ist eine zweite Operation im hohen Alter, da die biologischen Herzklappen nur eine begrenzte Haltbarkeit aufweisen. Auch verkalkte Herzklappen können auf diese Weise einer Regeneration zugeführt werden. Eine mechanische Herzklappe und eine Blutgerinnungsplanung lassen sich vermeiden.

Katheterbasierte Aortenklappen-Operationen erfolgen entweder transfemoral (über die Beinarterie) oder transapikal (über die Herzspitze). Eingriffe an der Aortenklappe kombiniert mit einer Koronar-Revaskularisation sind komplexe Operationen, die ein erhöhtes Risiko für die älteren Patienten beinhalten. Häufige Eingriffe finden an der aufsteigenden Aorta (Aorta ascendens) statt. Dieser Eingriff stellt hohe Anforderungen an die Herzchirurgen, da die Hauptschlagader und die Aortenwurzeln bis zu den Kopfarterien ausgetauscht werden. Die Mediziner setzen unterschiedliche Techniken ein, um das Gehirn vor Embolien und Durchblutungsstörungen zu schützen.

In den überwiegenden Fällen liegen Erweiterungen aufgrund eines Aneurysmas vor, die aufgrund einer fortschreitenden Degeneration im Alter auftreten. Jüngere Herzpatienten weisen häufig eine gestörte Festigkeit der Aortenwand auf (Marfan-Syndrom). Eine Notfallindikation ist die Aortendissektion. Während der Operation werden die Klappen in eine Gefäßprothese eingenäht. Bei kommerziell hergestellten Gefäßprothesen sind die künstlichen Herzklappen bereits eingenäht.

Herzchirurgen ziehen jedoch die erste Methode vor, da sie eine gewisse Flexibilität erlaubt, weil auch größere Herzklappen eingenäht werden können, die die Hämodynamik signifikant verbessern. Im Fall dieser biologischen Conduits wird die Vergabe einer Antikoagulation mittels Macumar obsolet, was ein entscheidender Vorteil ist.

Die Mediziner bevorzugen die Stentless-Klappe, die in die Gefäßprothese eingenäht wird. Diese neu hergestellte Aortenwurzel zeigt eine überdurchschnittlich gute Performance (Hämodynamik). Die Rekonstruktion der Aortenklappe wird einem Austausch vorgezogen, da die Medizin mittlerweile verschiedene, innovative Techniken entwickelt hat, die den Patienten ein unbeschwertes, post-operatives Leben ermöglichen.

In dieser Hinsicht werden Operationen am Aortenbogen durchgeführt und die lebensbedrohliche Aortendissektion beseitigt, die bei nicht rechtzeitiger Therapie unvermeidlich zum Tod führt. Die Herzinsuffizienz ist die häufigste Herzerkrankung. Diese Erkrankung kann in Form eines Herzinfarktes, einer starken Entzündung oder während einer Herzoperation auftreten.

Die chronische Herzinsuffizienz ist jedoch mit Abstand die häufigste Koronarerkrankung. Bei manchen Patienten lässt sich dieser Zustand durch eine medikamentöse Therapie beherrschen. Ist dies nicht der Fall, kommt nur die Implantation eines Kunstherzens oder eine Herztransplantation in Frage. In den meisten Fällen besteht die Notwendigkeit, den Patienten durch ein Kunstherzsystem zu versorgen, bis ein geeignetes Spenderherz zur Verfügung steht.

Die involvierten Risiken sind jedoch hoch, da die Wartezeiten lang sind und die Gefahr besteht, dass der Körper das implantierte Spenderorgan abstößt. Die Defibrillator- und Schrittmachertechnik hat in den letzten Jahren erhebliche technische Neuerungen erfahren, da verschiedene rechnergesteuerte Algorithmen den natürlichen Herzschlag unter Ruhe- und Belastungsbedingungen annähernd exakt nachbilden.


Diagnose & Untersuchungsmethoden

Am häufigsten werden Antikoagulantien, die für die Blutgerinnung sorgen, verabreicht. Die meisten Patienten bekommen Godamed, Marcumar, Colfarit, Aspirin, Asasantin, ASS, Plavix, Iscover oder Tiklyd verabreicht. Diese Medikamente müssen vor einem operativen Eingriff aufgrund der Verblutungsgefahr abgesetzt werden.

Diese Absetzung findet jedoch nicht eigenverantwortlich, sondern unter ärztlicher Aufsicht statt, da der geregelte Blutfluss ohne diese Gerinnungshemmer nicht gewährleistet ist. Unter Umständen setzen die Mediziner eine Ersatzmedikation ein. Bei Vorliegen einer koronaren Herzerkrankung oder einer durchzuführenden Bypass-Operation nehmen die Patienten das Medikament ASS bis zur stationären Aufnahme ein. Wurde innerhalb der letzten zwölf Monate ein koronarer Stent angelegt, wird auch Iscover oder Plavix weiterhin eingenommen. Untersuchungen erfolgen im Labor und es werden Tests in folgenden Bereichen gemacht: Hepatitis- sowie HIV-Serologie, Lungenfunktion, Blutgruppe, Koronarangiographie, Echo, Duplex Carotiden, Abdomen-Sonographie, um abzuklären, ob ein Infekt oder ein Bauchaorten-Aneurysma vorliegt, Röntgen Thorax sowie Berechnung des Euroscores bei Risikopatienten.

Im Falle einer Klappen-Operation werden Röntgen-OPG, Röntgen-Nasennebenhöhlen, zahnärztliche Vorstellung, HNO-Vorstellung und 3D-TEE (morphologische Beurteilung der Mitralklappe) vor Rekonstruktionen gemacht. Im Fall einer elektiven Klappen-OP muss ein Infektfokus ausgeschaltet werden, um eine Endokarditis zu vermeiden beziehungsweise zu minimieren. Postoperativ auf der Intensivstation: EKG, Blutdruckkontrolle, Blutanalyse, Beatmung, PiCCO (Monitoring Herz-Kreislaufdaten), Pulmonariskatheter, IABP(intraaortale Ballonpumpe), SpO² (Blutsauerstoff, Sauerstoffsättigung), ZVD (Messung zentraler Venendruck), ECMO (Extrakorporale Membranoxygenierung, intensivmedizinische Technik zur Beatmung).

Zu der Medikation gehören Cordarex (Antiarrhytmikum), Vasopressin, Dobutamin, Adrenalin, Noradrenalin und Corotrop. Die Patienten werden zuerst extubiert und am Tag nach der OP mobilisiert und auf die Normalstation verlegt.

Quellen

  • Luther, B. (Hrsg.): Kompaktwissen Gefäßchirurgie. Springer, Berlin 2011
  • Nürnberger, H.-R., Hasse, F.-M., Pommer, A. (Hrsg.): Klinikleitfaden Chirurgie. Urban & Fischer, München 2010
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004

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