Ballondilatation
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei einer Ballondilatation wird ein verengter Gefäßabschnitt mit einem speziellen Ballonkatheter aufgedehnt. Das Verfahren kommt in erster Linie in der Gefäßchirurgie zum Einsatz.
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Was ist die Ballondilatation?
Die Ballondilatation zählt zu den minimal-invasiven Eingriffen. Sie dient dazu, verengte Blutgefäße oder Hohlorgane aufzudehnen. Der Begriff Dilatation stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „ausdehnen“ oder „vergrößern“.
Die Ballondilatation dient als Alternative zu einer aufwendigen Bypass-Operation am Herzen. So kann es therapeutisch mitunter ausreichen, ein verengtes Herzkranzgefäß mithilfe eines aufblasbaren Katheters aufzudehnen. Mediziner bezeichnen die Ballondilatation auch als Perkutane transluminale Angioplastie (PTCA) oder Perkutane koronare Intervention (PCI).
Funktion, Wirkung & Ziele
Eine Ballondilatation kann aber auch in der Gastroenterologie vorgenommen werden, um die Speiseröhre oder die Gallengänge aufzuweiten. In der Urologie dient das Verfahren zur Aufdehnung der Harnröhre in der Prostataregion, während sie in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde zum Aufweiten der Nasennebenhöhlenausführungsgänge zur Anwendung kommt. Im Falle einer Arteriosklerose ist es allerdings nicht immer möglich, mit einer Ballondilatation die verengten Stellen durchlässiger zu machen.
Letztlich hängt die Entscheidung für die Therapiemethode vom behandelnden Arzt ab. Dazu stellt dieser fest, an welcher Stelle sich die Engstelle befindet und schätzt die Höhe des Risikos für den Patienten ab. Sinnvoll ist eine Ballondilatation, wenn lediglich bei einer Arterie der Herzkranzgefäße eine Verengung besteht oder sich die Engstelle problemlos erreichen lässt. Eine wichtige Rolle spielt auch der Gesundheitszustand des Patienten. Weniger gut sind die Erfolgschancen bei einer stark ausgeprägten Stenose.
Eine Ballondilatation erfolgt im Rahmen einer Koronarangiographie. Dabei erhält der Patient zunächst ein Kontrastmittel, mit dem sich die Herzkranzgefäße als Röntgenbild auf einem Monitor sichtbar machen lassen. Vor dem Eingriff wird in der Regel eine lokale Betäubung verabreicht. Nach dem Eröffnen einer Arterie, die entweder im Ellenbogen oder in der Leiste sitzt, versieht der Operateur diese mit einer Schleuse. Auf diese Weise lässt sich der Katheter leichter einführen. Außerdem kann bei einem Notfall effektiver gehandelt werden. Durch die Schleuse führt der Arzt einen biegsamen schmalen Draht bis in die Herzgegend ein.
Nach dem Erreichen der Abzweigung zwischen Herzkranzgefäßen und Hauptschlagader (Aorta) erfolgt das Einlassen eines noch feineren Drahtes. Dieser befindet sich innerhalb des ersten Drahts und wird behutsam bis zur Engstelle, die es zu behandeln gilt, geschoben. Dazu benötigt der Arzt ein gutes Fingerspitzengefühl. Nach dem Gelingen dieses Vorgehens kann der Ballonkatheter bis zur verengten Stelle eingelassen werden. Der Arzt verfolgt über einen angeschlossenen Monitor, ob sich die Instrumente auch an der richtigen Stelle befinden. Liegt der zusammengefaltete Ballon an der passenden Stelle, bläst ihn der Operateur mithilfe von hohem Druck auf. Nach einigen Sekunden lässt er den Druck wieder absinken.
Auf diese Weise können die schädlichen Ablagerungen beseitigt werden. Allerdings genügt es meist nicht, den Ballon nur einmal aufzublasen, weswegen eine mehrfache Wiederholung erforderlich ist. Müssen mehrere Ballondilatationen stattfinden, geschieht dies zumeist innerhalb einer Sitzung. Kommt es bei dem Eingriff zum Aufreißen der Gefäßwände, muss ein sogenannter Stent eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um ein überaus feines Geflecht aus Metall. Über den Führungsdraht lässt sich der Stent an der Engstelle einbringen. Beim Aufblasen des Ballons kommt es zum Andrücken des Metallgeflechts an die Wand des Blutgefäßes. Dadurch bleibt die geweitete Form bestehen und die Arterie kann offen gehalten werden.
Zum Abschluss der Ballondilatation werden Ballon und Katheter wieder aus dem Körper entfernt. Danach bleibt der Patient noch einige Stunden liegen und wird genau überwacht. Sind keine Komplikationen mehr zu befürchten, erfolgt das Anlegen eines Druckverbands.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Ob eine Reststenose vorliegt, kann der Arzt mithilfe eines Belastungs-EKG feststellen. Nach der Implantation eines Stents ist für einen Zeitraum von drei bis vier Monaten eine Nachbehandlung mit Medikamenten erforderlich. Kommt es erneut zu Beschwerden, lässt sich wiederum eine Ballondilatation vornehmen.
Die Ballondilatation wird zu den Eingriffen am Herzen gezählt und ist mit gewissen Risiken oder Nebenwirkungen verbunden. So verspürt der Patient bei der Behandlung oft ein unangenehmes Druckgefühl, das durch das Aufdehnen des Ballons hervorgerufen wird. Auch Herzrhythmusstörungen sind während einer Ballondilatation im Bereich des Möglichen. In seltenen Fällen kann das Blutgerinnsel weitergeschoben werden, wodurch es zu einem Herzinfarkt kommt. Eine weitere denkbare Komplikation stellt eine Gefäßperforation dar, die wiederum eine Herzbeutelblutung zur Folge hat. In einem solchen Fall ist häufig eine gefäßchirurgische Intervention notwendig.
Um Komplikationen zu vermeiden, wird der Patient jedoch ständig von den Ärzten kontrolliert. Auf diese Weise können diese sofort eingreifen, falls tatsächlich einmal Probleme auftreten. Wichtig ist, eine Ballondilatation prinzipiell in einem Krankenhaus vornehmen zu lassen. In diesem muss zudem ein herzchirurgisches Notfallteam vorhanden sein. So besteht während des Eingriffes die Gefahr von Verletzungen der Blutgefäße, einer Kontrastmittelunverträglichkeit sowie eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls. Grundsätzlich treten Komplikationen bei einer Ballondilatation jedoch nur selten auf. So sind lediglich ca. zwei Prozent aller Patienten von ihnen betroffen.
Quellen
- Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
- Luther, B. (Hrsg.): Kompaktwissen Gefäßchirurgie. Springer, Berlin 2011
- Nürnberger, H.: Klinikleitfaden Chirurgie. Urban & Fischer, München 2010