Endokarditis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Endokarditis oder Herzinnenhautentzündung ist eine seltene Entzündungserkrankung der Herzinnenhaut (Endokards), die oftmals mit entzündungsbedingten Veränderungen der Klappensegel einhergeht und zu Schädigungen der Herzklappen führen kann. Deshalb ist sie auch als Herzklappenentzündung bekannt. Während früher eine Endokarditis oftmals durch ein rheumatisches Fieber bedingt wurde, ist eine Endokarditis heute zunehmend auf bakterielle Ursachen zurückzuführen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Endokarditis?

Eine bakterielle Endokarditis entsteht in aller Regel durch eine Besiedelung der Herzklappen durch bakterielle Erreger wie Staphylococcus aureus, Streptokokken oder Enterokokken.
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Als Endokarditis wird eine entzündliche Erkrankung der Herzinnenhaut (Endokard) bezeichnet, die zu entzündlichen Veränderungen der Klappensegel und zu Herzklappenfehlern führen kann. In Abhängigkeit von der zugrunde liegenden Ursache wird zwischen einer infektiösen bzw. bakteriellen und postinfektiös auftretenden abakteriellen bzw. rheumatischen Endokarditis differenziert, die sich jeweils anhand unterschiedlicher Symptome manifestieren.

So geht eine infektiöse (bakterielle) Endokarditis mit Fieber, Schwächegefühl, Gewichtsverlust, Nachtschweiß, Anämie sowie gelegentlichen Herz- und Gelenkbeschwerden einher. Fieber, Polyarthritis (Gelenkschmerzen) der größeren Gelenke mit Berührungsempfindlichkeit, ringförmige Hautausschläge und subkutane Knötchen (Osler Knötchen) sowie allgemeines Schwächegefühl sind dagegen charakteristische Symptome einer rheumatischen Endokarditis.

Ursachen

Eine bakterielle Endokarditis entsteht in aller Regel durch eine Besiedelung der Herzklappen durch bakterielle Erreger wie Staphylococcus aureus, Streptokokken oder Enterokokken. Besonders gefährdet sind hierbei vorgeschädigte Herzklappen.

Bei einem gesunden Menschen werden in der Blutbahn zirkulierende Bakterien in der Regel durch die körpereigene Immunabwehr unschädlich gemacht, während gleichzeitig das Endothel (Auskleidung der Blutgefäße) der Herzklappen resistent gegen diese bakteriellen Erreger ist. Sind die Herzklappen hingegen infolge einer Aortenklappenstenose, künstlicher Herzklappen, einer vorangegangenen Endokarditiserkrankung oder angeborener Herzfehler geschädigt, können sich die Bakterien an den Herzklappen ansiedeln und dort zu den für eine Endokarditis charakteristischen Entzündungsreaktionen führen.

Liegt ein geschwächtes Immunsystem oder eine Drogenabhängigkeit vor, können neben bakteriellen Erregern auch Pilze eine Endokarditis bedingen. Die hierzulande seltenere abakterielle Endokarditis ist ätiologisch auf eine Fehlregulation der körpereigenen Immunabwehr infolge eines postinfektiösen (nach einer Streptokokken-Infektion) rheumatischen Fiebers zurückzuführen. Die gegen die Streptokokken gebildeten Antikörper richten sich gegen körpereigene Strukturen wie das Endokard, schädigen dieses und rufen eine Endokarditis hervor.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Welche Symptome bei einer Endokarditis auftreten, richtet sich danach, um welche Verlaufsform es sich handelt. So unterscheiden die Ärzte zwischen einer akuten und einer subakuten Herzinnenhautentzündung. Auch das Ausmaß der Erkrankung spielt eine wesentliche Rolle.

Handelt es sich um eine akute bakterielle Endokarditis, für die in den meisten Fällen Staphylokokken verantwortlich sind, kommt es zu Symptomen, die sich plötzlich zeigen und einen raschen Verlauf nehmen. Dabei leiden rund 80 bis 90 Prozent aller Erkrankten unter Schüttelfrost, Fieber sowie beschleunigtem Herzschlag (Tachykardie). In 40 bis 75 Prozent aller Krankheitsfälle treten zudem nächtliche Schweißausbrüche und Kältegefühle auf.

Bei ungefähr 25 bis 50 Prozent der Patienten bestehen Gefühle des Unbehagens, Gewichtsverlust, Anämie (Blutarmut), Arthralgien und Appetitlosigkeit. Darüber hinaus kann es zu Bewusstseinstrübungen, Hämorrhagien, Mikroembolien an der Augennetzhaut sowie Kopf- und Gliederschmerzen kommen. Außerdem sind Atemnot sowie Hautveränderungen wie kleinere Einblutungen im Bereich des Möglichen.

Häufiger zeigt sich jedoch die subakute Form, die einen schleichenden Verlauf nimmt. Typisch für diese Variante ist die Entwicklung von unspezifischen Symptomen. Dabei kann es sich um Müdigkeit, Abgeschlagenheit, einen leichten Anstieg der Körpertemperatur und eine Verminderung der Leistungskraft handeln. Ferner nimmt der rote Blutfarbstoff ab.

Hält die Endokarditis über einen längeren Zeitraum an, drohen die Beschwerden einer Herzschwäche. Des Weiteren besteht die Gefahr, dass sich an der vorgeschädigten Herzklappe erneute Entzündungen bilden, von denen die Herzklappen anhaltend geschädigt werden.

Diagnose & Verlauf

Wenngleich die Symptome einer Endokarditis in der Regel unspezifisch sind und anderen fieberhaften Infektionskrankheiten ähneln, können diese in Kombination mit Herzklappengeräuschen ein erster Hinweis auf das Vorliegen der Erkrankung sein.

Abgesichert wird die Diagnose durch den Nachweis der Erreger im Serum durch wiederholte Blutkulturen. Zudem ist eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit, eine Leukozytose (erhöhte Leukozytenzahl im Blut) sowie eine Anämie und Abnahme der Albumine feststellbar. Eine Echokardiographie (EKG)(Herzultraschalluntersuchung), insbesondere die sogenannte transösophageale Echokardiographie über einen Schlauch durch die Speiseröhre, ermöglicht Aussagen über Veränderungen der Herzklappen.

Verlauf und Prognose einer Endokarditis sind maßgeblich vom Therapiebeginn abhängig. Bei rechtzeitiger Diagnose und frühzeitigem Therapiebeginn weist eine Endokarditis eine gute Prognose auf.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da eine Endokarditis einen tödlichen Verlauf nehmen kann, sollte ein Arzt aufgesucht werden, sobald der Verdacht auf einer schwerwiegende Problematik vorliegt. Dieser äußert sich über ungewöhnliche Herzgeräusche, Fieber oder einem allgemeinen Unwohlsein. Bei Müdigkeit, Abgeschlagenheit und anhaltender Schwäche bestehen Gründe zur Besorgnis, die untersucht und abgeklärt werden müssen.

Treten Schmerzen am Kopf, in den Knochen oder Gelenken auf, sollte ein Arztbesuch erfolgen. Breiten sich die Schmerzen aus oder nehmen sie an Intensität zu, wird ein Arzt benötigt. Vor der Einnahme eines Schmerzmedikaments sollte die Rücksprache mit einem Mediziner erfolgen, um Nebenwirkungen im Vorfeld abzuklären. Störungen des Herzrhythmus, eine erhöhter Puls oder Herzrasen gelten als ungewöhnlich. Sie sollten untersucht werden, sobald sie über mehrere Tage anhalten.

Kommt es zu Phänomenen wie Schüttelfrost oder Schweißausbrüchen bei normalen Temperatureinflüssen, sollte ein Arzt konsultiert werden. Veränderungen der Haut, Empfindlichkeiten bei Berührung oder Temperaturschwankungen sind mit einem Arzt zu besprechen. Werden Rötungen oder Schwellungen der Haut bemerkt, ist ein Arzt davon zu unterrichten. Ein Abfall des gewohnten Leistungsniveaus, Probleme bei der Konzentration und anhaltende Schlafstörungen können ohne eine ärztliche Behandlung zu weiteren Komplikationen führen. Es ist daher ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn die Beschwerden über mehrere Wochen wiederholt auftreten.

Behandlung & Therapie

Bei einer bakteriellen Endokarditis werden in Abhängigkeit vom zugrunde liegenden Erreger, der im Vorfeld anhand von Blutkulturen bestimmt wurde, hochdosierte Antibiotika intravenös infundiert. Ziel der Antibiotika-Therapie ist die Eradiktion (vollständige Eliminierung) des zugrunde liegenden Erregers, die Reduzierung des Risikos einer septischen Embolie sowie die Minimierung der Schädigungen an Herzklappen sowie angrenzenden Strukturen.

Die intravenöse Antibiotika-Therapie dauert mehrere Wochen (vier bis sechs Wochen) und sollte gegebenenfalls anschließend oral fortgesetzt werden. Sind trotz der intravenösen Antibiotika-Therapie weiterhin Erreger im Serum nachweisbar, ist das Fieber persistierend (andauernd), liegt eine Herzinsuffizienz vor oder kann eine lokale Infektionsausbreitung mit Abszessbildung festgestellt werden, wird ein herzchirurgischer Eingriff zur Sanierung oder Rekonstruktion der Herzklappen erforderlich.

Darüber hinaus wird bei einer schweren akuten Aorten- oder Mitralklappeninsuffizienz in Kombination mit einem Lungenödem oder einem kardiogenen Schock (rapides Abfallen der Pumpleistung des Herzens) umgehend operiert und die betroffenen Herzklappen saniert bzw. ersetzt. Postoperativ wird die intravenöse Antibiotika-Therapie für mindestens zwei Wochen fortgeführt.

Bei einer abakteriellen (rheumatischen) Endokarditis werden in der Regel zur Eradiktion der Streptokokkeninfektion Penicillin (Antibiotikum) und zur Reduzierung der rheumatischen Beschwerden entzündungshemmende Medikamente wie Acetylsalicylsäure oder Kortisonpräparate eingesetzt. Bei ausgeprägten Schädigungen an der Herzklappe kann auch bei einer rheumatischen Endokarditis ein operativer Eingriff (i.d.R. Klappenersatz) erforderlich werden.

Aussicht & Prognose

Die Endokarditis ist eine potenziell lebensgefährliche Erkrankung. Verlauf und Prognose hängen jedoch von verschiedenen Faktoren ab. Ohne Behandlung führt die Erkrankung häufig zum Tod oder zu einer schweren Herzinsuffizienz, die später oft auch tödlich endet. Bei einer akuten Endokarditis kann es zu Komplikationen kommen, die schnell intensivmedizinisch behandelt werden müssen. Zu diesen Komplikationen zählen unter anderem Embolien, Verschleppung von Keimen in andere Organe mit Abszessbildung, Sepsis (Blutvergiftung) und die Zerstörung der Herzklappen.

Die Embolien können zu Schlaganfällen, Lungenembolien oder Niereninfarkten führen. Durch die Verschleppung der Keime werden andere Organe geschädigt. In schweren Fällen entwickelt sich eine Sepsis, die zu einem Multiorganversagen führen kann. Aber auch die chronischen Formen der Endokarditis sind sehr gefährlich. Langfristig ist hier die Entwicklung einer schweren Herzinsuffizienz möglich, die später sogar eine Herztransplantation notwendig machen könnte.

Auch bei einer intensiven Behandlung der Endokarditis können Folgeschäden auftreten. Hier hängt die Prognose unter anderem vom Zeitpunkt der Diagnose und des Beginns der Behandlung ab. Eine große Rolle spielt auch, ob es sich um eine infektiöse oder nichtinfektiöse Endokarditis handelt. Des Weiteren haben Vorerkrankungen des Herzens, das Alter des Patienten und der Zustand des Immunsystems einen großen Einfluss auf den weiteren Verlauf. Ebenso sind auch andere Vorerkrankungen wie unter anderem Diabetes mellitus von großer Bedeutung.


Vorbeugung

Eine Endokarditisprophylaxe ist insbesondere für Menschen mit vorgeschädigten Herzklappen angezeigt. Hierzu wird im Vorfeld von medizinischen Eingriffen, durch welche Bakterien in das Blut gelangen können (bspw. zahnmedizinische Eingriffe, Mandelentfernung, Lungenspiegelungen), Antibiotika (Penicillin, Clindamycin) verabreicht, um einer Endokarditis vorzubeugen.

Nachsorge

Bei der Endokarditis stehen dem Betroffenen nur sehr eingeschränkt Möglichkeiten zur Nachsorge zur Verfügung. Diese Krankheit muss in erster Linie vollständig von einem Arzt behandelt werden, da es anderweitig im schlimmsten Falle zum Tode des Betroffenen kommen kann. Je früher die Endokarditis dabei erkannt wird, desto besser ist in der Regel auch der weitere Verlauf dieser Erkrankung.

In den meisten Fällen wird diese Krankheit mit Hilfe von Medikamenten und vor allem durch Antibiotika behandelt. Dabei muss der Patient auf die Anweisungen des Arztes achten und dabei auf eine regelmäßige Einnahme achten. Hierbei ist zu beachten, dass in dieser Zeit kein Alkohol getrunken werden sollte, da er die Wirkung verringern kann.

Sollten die Beschwerden nicht nach einigen Tagen abklingen, muss auf jeden Fall erneut ein Arzt aufgesucht werden, um weitere Schäden an der Herzklappe zu verhindern. Auch nach einer erfolgreichen Behandlung sind regelmäßige Untersuchungen sinnvoll, um Schäden am Herzen zu erkennen. Während der Behandlung sollte sich der Patient möglichst schonen und ausruhen. Das Herz ist dabei nicht unnötig zu belasten, sodass auch stressige Tätigkeit vermieden werden sollten.

Das können Sie selbst tun

Die Endokarditis ist eine das Herz befallende Entzündung, welche durch eine Bakterienbesiedlung oder Pilzinfektion ausgelöst wird. Sie befällt überwiegend die Herzinnenhaut sowie die Herzklappen. Patienten mit angeborenen Herz- und Herzklappenfehlern sowie im Laufe des Lebens entstandenen Herzerkrankungen sind besonders gefährdet. Jedoch kann jeder Mensch von einer Endokarditis befallen werden.

Durch verschiedene Selbsthilfemaßnahmen kann dem Symptom vorgebeugt werden. Betroffene sollten auf eine gründliche Körperhygiene achten, insbesondere im beruflichen Alltag. Ebenso ist die korrekte Zahnpflege ein wichtiger Bestandteil, da durch den Mund zahlreiche Bakterien in den Blutkreislauf eindringen.

Zur Selbsthilfe gehört ebenfalls eine gesunde ausgewogene fettarme und vitaminreiche Ernährungsweise. Um sein Immunsystem fit zu halten, ist das Ablegen schlechter Gewohnheiten wie Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, Drogen und Medikamentenmissbrauch vonnöten.

Bricht das Symptom aus, muss bei Unwohlsein der sofortige medizinische Notdienst eingeleitet werden. Die Selbsthilfe sollte sich einzig auf die körperliche Hygiene und dem umsichtigen Verhalten im Alltag beschränken. Gefährdete Patienten und Betroffene können sich einen Herzpass ausstellen lassen. Da eine Endokarditis mit Antibiotika behandelt wird, können diese als Notfall-Präparat für unterwegs und bei Verdacht auf Ausbruch oder vor einer Zahnbehandlung eingenommen werden. Das Medikament wird im Herzpass vermerkt.

Quellen

  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Lehnert, H., Werdan, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2006
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004

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