Histaminintoleranz (Histaminunverträglichkeit)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Viele Menschen leiden heutzutage unter Nahrungsmittelallergien. Bei einigen Menschen kann aber keine Lebensmittelallergie diagnostiziert werden und trotzdem haben sie die unterschiedlichsten Unverträglichkeitsreaktionen auf Nahrungsmittel. Es könnte sich um eine Histaminintoleranz bzw. Histaminunverträglichkeit handeln.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Histaminintoleranz?

Eine Histaminintoleranz äußert sich durch sehr unspezifische Beschwerden, am häufigsten kommen Verdauungsbeschwerden, Hautausschläge und Migräne vor.
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Der Begriff Histaminintoleranz kennzeichnet ein Ungleichgewicht zwischen durch Nahrungsmittel zugeführtem und abgebautem Histamin im Körper. Im Körper sorgt das Enzym Diaminoxydase für den Abbau von Histamin, das durch Nahrungsmittel in unterschiedlicher Konzentration zugeführt wird.

Wenn dieses nicht in ausreichender Menge produziert wird, reagiert der Körper mit unterschiedlichen Unverträglichkeitsreaktionen wie Durchfällen, Magenreizungen, Müdigkeit, Asthma, Schwindel, Hautausschlägen, Übelkeit etc. Es handelt sich dabei um eine erworbene Störung, ein genetischer Nachweis fehlt bisher.

Ursachen

Eine der Hauptursachen einer Histaminintoleranz liegt in der Konzentration der Zufuhr histaminreicher Lebensmittel. Viele Lebensmittel sind nicht von Natur aus histaminreich, sondern werden es durch Reifung und Gärung.

Bei Nahrungsmitteln, denen Bakterien zugesetzt werden, findet man besonders hohe Histaminwerte, z. B. in Räucherfleisch, Räucherfisch, Rotwein, Käse, Sauerkraut und Weizenbier. Aber auch sogenannte Histaminliberatoren, (Nahrungsmittel, die die Ausschüttung von Histamin im Körper anregen) sind für eine Unverträglichkeit mit verantwortlich. Zu diesen Histaminliberatoren gehören u. a. Erdbeeren, Eiweiß und Fisch.

Alkohol fördert gleichermaßen die Ausschüttung von Histamin und vermindert den Abbau. Auch Medikamente beeinträchtigen den Abbau von Histamin im Körper, zum Beispiel hustenlösende Medikamente, Schlaf-, Schmerz- und Rheumamittel.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Histaminintoleranz äußert sich durch sehr unspezifische Beschwerden, am häufigsten kommen Verdauungsbeschwerden, Hautausschläge und Migräne vor. Die Symptome können unmittelbar nach dem Verzehr histaminhaltiger Speisen oder Getränke, aber auch erst Stunden später auftreten. Ist der Verdauungstrakt betroffen, macht sich die Histaminunverträglichkeit unangenehm durch Bauchschmerzen, Magenkrämpfe, Blähungen, Übelkeit und Sodbrennen bemerkbar.

Auch Durchfall und Erbrechen sind möglich. Kopfschmerzen und Migräneanfälle werden in vielen Fällen durch eine Histaminintoleranz ausgelöst. Sie gehen manchmal mit Schwindel, Kreislaufproblemen und Herzklopfen einher, diese Beschwerden können aber auch für sich genommen Anzeichen einer Histaminunverträglichkeit sein. Hautreaktionen zeigen sich in Form von Hautausschlägen, starkem Juckreiz, Schwellungen und Quaddelbildung.

Insbesondere nach dem Genuss alkoholischer Getränke ist der sogenannte „Flush“ charakteristisch: Dabei zieht sich eine anfallsartige Hautrötung über Hals und Gesicht, selten breitet sie sich auch über den Oberkörper aus. Eine Histaminunverträglichkeit kann auch die Atemwege in Mitleidenschaft ziehen: Mögliche Symptome sind Hustenreiz, Atemnot bis hin zu asthmaähnlichen Erstickungsanfällen, verstärktes Niesen sowie eine verstopfte oder laufende Nase.

Gelegentlich werden Schwellungen an Lippen und Augen beobachtet, auch Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, Wassereinlagerungen im Gewebe, Müdigkeit und Gelenkschmerzen können in manchen Fällen auf eine Histaminintoleranz zurückgeführt werden. Bei Frauen kann Histamin den Hormonhaushalt beeinflussen und Menstruationsstörungen auslösen.

Diagnose & Verlauf

Immer mehr Menschen sind von der Histaminintoleranz betroffen, besonders häufig Frauen mittleren Alters. Obwohl weit verbreitet und an vielen Symptomen erkennbar, ist die Histaminintoleranz noch relativ unbekannt.

Viele Menschen müssen erst einmal von Arzt zu Arzt laufen, bevor ihre Symptome von aufmerksamen Ärzten als Histaminintoleranz erkannt werden. Durch die üblichen Lebensmittelallergiestest kann sie nicht nachgewiesen werden, da es sich nicht um eine allergische Reaktion handelt.

Eine Diagnose gelingt oft nur über einen Blut- und Urintest sowie eine Reduktionsdiät, bei der die Zufuhr histaminreicher Lebensmittel eingeschränkt wird. Auch ein Provokationstest, bei dem absichtlich Histamin zugeführt wird, und ein Ernährungstagebuch kann Aufschluss geben.

Zahlreiche Beschwerden nach dem Genuss histaminreicher Lebensmittel können auf eine Histaminintoleranz hinweisen:

Komplikationen

Durch die Histaminintoleranz kommt es zu vielen verschiedenen Komplikationen und Beschwerden, die das Leben und den Alltag des Betroffenen extrem einschränken und die Lebensqualität verringern können. In der Regel kommt es durch die Unverträglichkeit zu starken Rötungen auf der Haut und zur Ausbildung eines Juckreizes. Es tritt ebenso eine Übelkeit mit Schwindelgefühlen auf und der Patient leidet dabei an starkem Erbrechen.

In der Bauchregion kommt es zu Schmerzen und Krämpfen, wodurch es in vielen Fällen zu einer Reizbarkeit und zu Einschränkungen im Alltag kommt. Nicht selten leiden die Patienten auch an Kopfschmerzen und an einer laufenden Nase und Schnupfen. Die Beschwerden können bei vielen Patienten auch zu psychischen Einschränkungen und zu Depressionen führen. In schwerwiegenden Fällen kann die Histaminintoleranz auch zu Atembeschwerden führen, sodass die Patienten an einer Atemnot und an einer Schnappatmung leiden.

Es kommt in der Regel auch zu relativ starken Gelenkschmerzen und zu einer allgemeinen Erschöpfung. In akuten Notfällen können die Beschwerden mit Hilfe von Medikamenten behandelt werden. Im Allgemeinen muss der Betroffene allerdings bei der Histaminintoleranz auf bestimmte Lebensmittel verzichten und ist damit in seiner Ernährung eingeschränkt. Weitere Komplikationen treten allerdings nicht auf, wenn der Patient auf diese Lebensmittel verzichtet.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn nach dem Verzehr von histaminreichen Speisen immer wieder Beschwerden auftreten, liegt womöglich eine Histaminintoleranz zugrunde. Ein Arztbesuch ist angezeigt, wenn die Symptome das Wohlbefinden beeinträchtigen oder ernste Komplikationen hervorrufen. So sollten Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen, starker Hautausschlag und Atembeschwerden ärztlich abgeklärt werden. Frauen sollten medizinischen Rat einholen, wenn nach dem Verzehr bestimmter Speisen immer wieder Menstruationsbeschwerden bemerkt werden.

Personen, die nach dem Essen unter Atemnot, Schweißausbrüchen oder Bewusstseinsstörungen leiden, suchen am besten ein Krankenhaus auf. Bei einer Schockreaktion muss der Rettungsdienst gerufen werden. Im Allgemeinen sollten Betroffene bereits einen Verdacht auf eine Histaminintoleranz abklären lassen. Durch eine ärztliche Diagnose kann die Erkrankung gezielt behandelt und weitere Komplikationen vermieden werden. Eltern, die bei ihrem Kind entsprechende Anzeichen einer Allergie oder Intoleranz bemerken, sprechen am besten mit dem Kinderarzt. Im Zweifelsfall kann zunächst der ärztliche Notdienst kontaktiert werden. Auch bei anderen Symptomen wird im Idealfall umgehend mit einem Arzt gesprochen. Neben dem Allgemeinmediziner kann ein Facharzt für innere Medizin konsultiert werden.

Behandlung & Therapie

Da histaminreiche Lebensmittel die Hauptursache für die Histaminintoleranz bilden, ist die wichtigste Behandlungsmethode, histaminreiche Lebensmittel zu kennen und im Speiseplan zu reduzieren oder ganz zu vermeiden, wenn es möglich ist. Folgende Lebensmittel gelten als besonders histaminreich und sollten reduziert bzw. gemieden werden:

  • Rotwein
  • Weizenbier
  • reife Käsesorten wie Emmentaler, Tilsiter, etc.
  • Salami, Schinken
  • Räucherfisch, Fischkonserven
  • Gemüse wie Spinat, Sauerkraut
  • Einschränkung der Histaminliberatoren Zitrusfrüchte, Bananen, Erdbeeren, Himbeeren, Birnen, Walnüsse, Schokolade, Kakao, Hülsenfrüchte, Weizenkeime
  • Vermeidung bzw. Einschränkung haltbar gemachter Lebensmittel

Darüber hinaus kann die Histaminfreisetzung im Körper medikamentös stabilisiert werden oder Antihistaminika verabreicht werden. Viele Ärzte versuchen immer noch, Beschwerden symptomatisch zu bekämpfen, weil sie die Beschwerden nicht in den richtigen Zusammenhang stellen. Das hilft Betroffenen aber nicht.


Aussicht & Prognose

Die Aussicht, typische Symptome einer Histaminintoleranz oder Histaminunverträglichkeit in den Griff zu bekommen, ist von verschiedenen Parametern und den vorgenommenen Gegenmaßnahmen abhängig. Das Problem liegt darin begründet, dass verschiedene Einflussnehmer an der Histaminunverträglichkeit beteiligt sind. Histamin ist zudem ein Reifehormon, das in zahlreichen Nahrungsmitteln enthalten ist. Diesem Hormon kann kaum jemand gänzlich aus dem Wege gehen.

Histaminintoleranz wird entweder durch histaminhaltige Lebensmittel ausgelöst, oder durch Histaminliberatoren und biogene Amine. Manche Lebensmittel enthalten nur einen dieser Auslöser, andere aber zwei. Können Letztere gemieden werden, und werden die anderen Lebensmittel möglichst selten verzehrt, ist die Prognose gut. Die Meidung von lange und künstlich nachgereiften Lebensmitteln mit hohen Anteilen des Reifehormons ist eine wichtige Maßnahme.

Eine weitere Möglichkeit ist die Rotationsdiät. Diese kann unter Zufuhr wechselnder und gering gehaltener Histaminmengen die Prognose verbessern. Möglich ist auch die Einnahme eines Enzyms namens Diaminoxidase, kurz DAO. Wird dieses vor histaminhaltigen Mahlzeiten eingenommen, kann sich die Beschwerdelage verbessern. Die Nahrungszubereitung mithilfe spezieller Kochbücher ist angeraten. Der Besuch von entsprechenden Selbsthilfegruppen kann bei Histaminintoleranz ebenfalls hilfreich sein.

Problematisch wird es, wenn die Histaminintoleranz als Folge einer langen bestehenden Laktoseintoleranz auftritt oder von weiteren Nahrungsmittelintoleranzen begleitet wird. In diesem Fall sind die Aussichten auf völlige Beschwerdefreiheit deutlich schlechter.

Vorbeugung

Die wichtigste Vorbeugung bei einer Histaminintoleranz besteht in der Vermeidung oder Einschränkung histaminreicher Lebensmittel. Ist die Unverträglichkeit erst einmal bekannt, gelingt es Betroffenen relativ leicht zu erkennen, auf welche Nahrungsmittel sie besonders empfindlich reagieren.

Eine direkte Vorbeugung gibt es nicht, da diese Störung erworben ist und von der Histaminkonzentration im Körper abhängig ist. Weil die Histaminkonzentration in konservierten Lebensmitteln besonders hoch ist, kann frisches Kochen eine der wichtigsten Maßnahmen zur Vorbeugung sein.

Sie sollten als Betroffener haltbar gemachte Lebensmittel einschränken oder vermeiden, denn die Histaminkonzentration ist abhängig vom Reifegrad. Jeder Betroffene muss individuell herausfinden, welche Konzentration vertragen wird.

Nachsorge

Betroffene müssen sich unbedingt dauerhaft an die erfolgte Ernährungsumstellung halten und im Rahmen derer histaminhaltige Lebensmittel und Histaminliberatoren meiden. In der Anfangszeit helfen hierbei Listen, auf welche man sämtliche verbotene Lebensmittelbestandteile notiert und sich beim Einkauf die Zeit nimmt, alle Inhaltsstoffe auf ihre Verträglichkeit zu studieren.

Sobald erneut Symptome wie Kopfschmerzen, Hautausschläge, Atemnot oder Verdauungsstörungen auftreten empfiehlt sich das Führen eines Ernährungstagebuchs. In dieses werden sämtliche aufgenommene Lebensmittel, Medikamente und Symptome notiert und nach einiger Zeit ausgewertet. Ein gut geführtes Tagebuch zeigt dann Parallelen bei Symptomen auf und macht die Identifikation weiterer unverträglichen Lebensmittel leichter.

Wichtig ist eine Aufstellung über unverträgliche Arzneimittelinhaltsstoffe bei sich zu führen und diese jedem behandelnden Arzt auszuhändigen. Dennoch ist es ratsam bei jeder Verordnung und Injektion vorab selbst noch einen Abgleich mit der Liste vorzunehmen. Insbesondere im Hinblick auf anstehende Operationen, aber auch bei Betäubungsinjektionen beim Zahnarzt ist hierauf zu achten.

Das Mitführen eines Notfallausweises in der Geldbörse kann in medizinischen Notfällen helfen, in denen man selbst nicht mehr in der Lage ist Auskunft über Unverträglichkeiten zu geben. Solch ein Ausweis kann im Internet kostenlos angefordert werden. Bei lebensbedrohlichen Symptomen kann gemeinsam mit dem Arzt über die Verordnung eines EpiPens für den Notfall gesprochen werden.

Das können Sie selbst tun

Wurde eine Histaminintoleranz festgestellt, muss die Ernährung umgestellt werden. Da es von Person zu Person unterschiedlich ist, welche Lebensmittel und Getränke vertragen werden, sollten Betroffene einen Ernährungsplan erstellen. Kommt es nach dem Verzehr einer bestimmten Speise zu den typischen Beschwerden, sollte diese in die „rote Liste“ eingetragen und zukünftig gemieden werden.

Im Allgemeinen müssen histaminreiche Nahrungsmittel wie länger gelagerte Meeresfrüchte, Frischfisch, Fleisch und Käse und fermentierte Speisen wie zum Beispiel Sauerkraut vermieden werden. Bei manchen Allergikern setzen Bananen, Avocado, Tomaten, Spinat, Erdbeeren, Ananas und Nüsse im Körper Histamin frei. Es empfiehlt sich, viele Lebensmittel mit Vitamin B6, Mangan und Zink zu essen, denn diese Stoffe lindern die Symptome. In Rücksprache mit dem Arzt können Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden.

Wenn dennoch einmal histaminhaltige Lebensmittel verzehrt werden, sollten die Symptome mit Bettruhe und natürlichen Schmerzmitteln auskuriert werden. Meist verschwinden die Beschwerden nach einigen Stunden wieder und es ist keine ärztliche Behandlung vonnöten. In schweren Fällen kann auch eine medikamentöse Behandlung mit Diaminoxidase-Präparaten sinnvoll sein. Diagnostiziert werden sollte die Histamintoleranz in jedem Fall, denn nur so ist eine gezielte Behandlung möglich.

Quellen

  • Altmeyer, P.: Therapielexikon Dermatologie und Allergologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2005
  • Saloga, J. et al.: Allergologie-Handbuch. Schattauer, Stuttgart 2011
  • Trautmann, A., Kleine-Trebbe, J.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

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