Immunisierung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Mit Immunisierung wird der gezielte Aufbau einer Immunität gegenüber einem bestimmten viralen oder bakteriellen Erreger bezeichnet. Man unterscheidet zwischen einer aktiven und einer passiven Immunisierung. Bei der unmittelbar wirksamen passiven Immunisierung wird der Körper direkt mit Antikörpern gegen die Antigene eines bestimmten Erregers versorgt, während das Immunsystem bei der aktiven Immunisierung die Antikörper erst durch direkten Kontakt mit inaktivierten Erregern selbst aufbauen muss.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Immunisierung?

Mit Immunisierung wird der gezielte Aufbau einer Immunität gegenüber einem bestimmten viralen oder bakteriellen Erreger bezeichnet.

Eine Immunisierung beinhaltet die erweiterte Befähigung des Immunsystems, einen definierten viralen Erregertyp, in wenigen Fällen auch einen bakteriellen Erreger, zukünftig effektiv zu bekämpfen. Eine bestehende Infektion kann dadurch überwunden werden oder der Kontakt mit dem Erreger kann die Infektionskrankheit nicht mehr auslösen, da eine spezifische und individuelle Immunität besteht. Es handelt sich dabei immer um eine erworbene Immunität, die über eine aktive oder passive Immunisierung erreicht wird.

Bei der aktiven Immunisierung wird der Körper – und damit das Immunsystem – mit dem vorher in geeigneter Form unschädlich gemachten Erreger und seinem Antigen konfrontiert. Das Immunsystem entwickelt daraufhin (aktiv) einen speziellen Antikörper, dessen „Rezeptur“ in Gedächtniszellen des Immunsystems gespeichert wird (Immunologisches Gedächtnis). Bei erneutem Kontakt mit dem spezifischen Erreger, ist das Immunsystem innerhalb kürzester Zeit in der Lage, Antikörper in ausreichender Menge zu synthetisieren, um damit den Erreger abzutöten oder anderweitig unschädlich zu machen. Strenggenommen zählt auch ein zufälliger Kontakt des Immunsystems mit einem spezifischen Erreger, den das Immunsystem überwunden hat, zur aktiven Immunisierung.

Ihr steht die passive Immunisierung gegenüber, mit der ein unmittelbar wirksamer Schutz als Vorbeugung vor einer Infektion erreicht wird oder sogar eine bereits bestehende Infektion überwunden werden kann. Sie beinhaltet die direkte Versorgung des Körpers mit den notwendigen Antikörpern gegen den spezifischen Erreger.

Funktion & Aufgabe

Der besondere Nutzen der aktiven Immunisierung besteht darin, dass dem Immunsystem nach Kontakt mit dem inaktivierten Erreger bzw. Antigen ausreichend Zeit zur Entwicklung des spezifischen Antikörpers gegeben wird, ohne dass der Erreger den „Wettlauf“ gewinnen kann. Durch die aktive Immunisierung, die meist in Form einer Impfung durchgeführt wird, konnten viele Epidemien, denen früher Tausende von Menschen zum Opfer fielen, nachhaltig eingedämmt werden.

In einigen Fällen konnten Krankheitserreger weltweit vorläufig so bekämpft werden, dass keine Krankheitsfälle mehr aufgetreten sind. Allerdings kann nicht ausgeschlossen werden, dass lokal begrenzte Populationen der betreffenden Krankheitserreger in Reservoiren existieren, ohne auffällig zu werden.

Weil bei der aktiven Immunisierung Reaktionen des Immunsystems einbezogen werden und das Immunsystem nicht zwischen einem Kontakt mit inaktivierten oder infektiösen Keimen unterscheidet, werden die produzierten Antikörper in der „Datenbank“ des Immunsystems in Form der Gedächtniszellen gespeichert, so dass bei einem erneuten Kontakt mit dem gleichen – diesmal aktivierten - Erreger die Antikörper sehr schnell synthetisiert werden können und die Krankheit nicht ausbrechen kann.

Da die erstmalige Produktion der spezifischen Antikörper eine gewisse Zeit von mehreren Tagen bis Wochen in Anspruch nimmt, ist die aktive Immunsierung meist nicht für die Behandlung einer bereits bestehenden akuten Infektion geeignet. Sie dient vielmehr der Vorbeugung gegen bestimmte Krankheitserreger, beispielsweise vor Reisen in die Tropen oder vor geplanten Reisen in Endemiegebiete.

Die aktive Immunisierung erfolgt entweder durch orale Aufnahme der abgeschwächten Lebenderreger oder durch Einspritzen „toter“ Erreger oder durch Einritzen in die Haut (Pockenviren).

Um auch eine unmittelbar wirksame Abwehr von Erregern während der akuten Infektionsphase zu erreichen, können die notwendigen Antikörper, die anderweitig isoliert oder produziert wurden, direkt eingespritzt werden. Das hat den Vorteil der sofortigen Wirkung, allerdings auch unter direkter Beteiligung des Immunsystems. Das bedeutet, dass die Antikörper nach einiger Zeit wieder vollständig abgebaut werden und ihre Existenz nicht in Gedächtniszellen abgespeichert wird. Bei einem erneuten Kontakt mit dem Erreger, kann sich das Immunsystem nicht an die wirksamen Antikörper erinnern. Das bedeutet, dass durch die Passivimmunisierung kein Langzeitschutz aufgebaut werden kann.

In einigen Fällen, wie zur Behandlung von Tetanus- und Tollwutinfektionen ist eine Kombination der passiven und aktiven Immunisierung möglich (Simultanimpfung).


Krankheiten & Beschwerden

Krankheiten und Beschwerden, die mit einer Immunisierung verbunden sein können, sind sehr selten. Dementsprechend sind die mit einer Immunisierung verbundenen Risiken gering. Restrisiken bestehen dennoch.

Bei der aktiven Immunisierung per oraler Aufnahme der abgeschwächten Erreger (Schluckimpfung) bestehen grundsätzlich zwei verschiedene Grundrisiken. Einerseits besteht bei den Impflingen ein geringes Risiko, dass die erhoffte Immunantwort auf die Keime ausbleibt, da die Person an einer akuten Durchfallerkrankung leidet, die dazu führt, dass die Keime am Darmepithel nicht anhaften können und unbemerkt vom Immunsystem wieder ausgeschieden werden.

Ein weiteres – sehr geringes - Risiko besteht für Personen im Umfeld des Impflings. Sie können sich an den ausgeschiedenen Lebendkeimen des Impflings infizieren, wenn sie mit den Keimen in Berührung kommen und gleichzeitig über ein extrem geschwächtes Immunsystem verfügen.

Die aktive Impfung per Injektionsnadel birgt die normalen Risiken, die mit jeder Injektion verbunden sind. Dazu kann es zu Reaktionen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen kommen, ähnlich wie bei einer leichten Grippe.

Es können sich auch die Symptome zeigen, die bei einer Infektion mit dem geimpften Erreger eintreten würden. Symptome und Verlauf sind allerdings deutlich schwächer und in der Regel harmlos. De facto ist der Patient nach der Impfung jedoch leicht infiziert.

Kinder und Erwachsene, die unter einer erworbenen oder vererbten Immunschwäche leiden oder künstlich immunsupprimiert sind, dürfen nicht geimpft werden. Darüber hinaus kann es zu Rötungen und Immunreaktionen an der Einstichstelle kommen, die wieder verschwinden. Nebenwirkungen bei einer Passivimmunisierung, die über das normale Risiko einer Reaktion auf den Einstich mit der Nadel hinausgehen, sind nicht bekannt.

Quellen

  • Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
  • Murphy, K., Travers, P., Walport, M.: Janeway – Immunologie. Spektrum, Heidelberg, 2010
  • Schütt, C., Bröker, B.: Grundwissen Immunologie. Spektrum, Heidelberg 2011

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