Immunität
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Begriff Immunität stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Freiheit von Krankheit“. Aus medizinischer Sicht heißt dies, dass ein Organismus, wie der Mensch zum Beispiel, gegen äußerliche Angriffe von Krankheitserregern gefeit ist. Sogar einfache Organismen verfügen über eine sogenannte Immunabwehr. Diese ähnelt den Schutzmechanismen, über die auch Pflanzen verfügen. Wirbeltiere, zu denen auch die Menschen zählen, verfügen über eine weitaus komplexere Immunabwehr als Pflanzen und einfache Organismen.
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Was ist die Immunität?
Immunität zeigt sich bei Menschen in unterschiedlichen Ausprägungen. Die genetisch bedingte Immunität schützt die Betroffenen lebenslang vor bestimmten Viren. Sie entsteht aller Wahrscheinlichkeit nach durch eine Mutation im Erbgut. Circa 0,5 % aller Menschen haben zum Beispiel eine natürliche Immunität gegen das HI-Virus und auch eine angeborene Resistenz gegen Lepra existieren.
Erworbene Immunität hingegen entsteht nach einmaliger Infektion mit einem Erreger. Ein klassischer Fall sind Windpocken, die zwar als Kinderkrankheit gelten, aber durchaus auch bei Erwachsenen vorkommen können. In den meisten Fällen tritt die Krankheit nur einmal im Leben auf, da die Betroffenen nach dem Ausbruch der Krankheit immun gegen das Virus werden. Nur in Ausnahmefällen, also bei schweren Schädigungen der körpereigenen Abwehr, erkranken Betroffene mehrmals an den Windpocken.
Die erworbene Immunität gegen ein Antigen kann auch zu einer Kreuzimmunität führen. In diesem Fall entwickelt der Körper eine Resistenz gegen ein verwandtes Antigen.
Neugeborene verfügen über eine angeborene, aber nur temporär anhaltende Immunität. In ihren ersten Lebensmonaten bewahrt der sogenannte Nestschutz sie vor einigen Erkrankungen, gegen die ihre Mutter immun ist. Der natürliche, über die Blutbahn des Babys erworbene Schutz lässt allerdings schon nach einiger Zeit nach und verschwindet nach circa neun Monaten vollständig. Nach Verlust der natürlichen Immunität bieten Impfungen Schutz vor Krankheitserregern. Bei einer Impfung wird eine natürliche Immunität erzeugt, die nach einigen Jahren wieder aufgefrischt werden muss.
Funktion & Aufgabe
Jede alltägliche Handlung beansprucht das Immunsystem und selbstverständliche Vorgänge wie Atmen oder das Berühren von Alltagsgegenständen, Pflanzen und Tieren setzen einen gewissen Grad von Immunität gegen schädliche Substanzen voraus. Ohne diese lebensnotwendige Abwehr können Erreger und Mikroorganismen in den menschlichen Körper eindringen und Gewebeschäden verursachen. Zudem schützt das Immunsystem den Menschen vor körpereigenen Angriffen, die zum Beispiel durch fehlerhafte oder abgestorbene Zellen ausgelöst werden können.
Die menschliche Immunität ist ein komplexer Schutzmechanismus, der durch das Zusammenspiel verschiedener Barrieren gewährt wird. Die größte äußere Barriere des Menschen ist die Haut, die das Eindringen schädlicher Substanzen verhindert. Weitere äußere Barrieren, die die Immunität unterstützen, sind die Schleimhäute, die Atemwege, die Augen, die Mundhöhle und der Harntrakt.
Eine besondere Funktion bei der körpereigenen Abwehr wird häufig dem Darm nachgesagt. Auf Zellebene garantieren die, in der Blutbahn vorkommenden Granulozyten und die, als Riesenzellen bezeichneten Makrophagen natürlichen Schutz vor Eindringlingen und fördern zudem den Abbau giftiger Substanzen. Weitere aktive Substanzen bei der körpereigenen Abwehr sind unter anderem natürliche Killerzellen, Dendritische Zellen, T-Helferzellen und Antikörper. Ohne das Zusammenspiel dieser mechanischen Barrieren, Zellen und Botenstoffe werden sogar alltägliche Erkrankungen und Infektionen zum tödlichen Risiko.
Krankheiten & Beschwerden
Eine erworbene Immunerkrankung, die bereits Millionen Menschen das Leben kostete ist das HI-Virus. Aller Wahrscheinlichkeit nach stammt das Virus ursprünglich von afrikanischen Schimpansen und wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erstmals auf den Menschen übertragen. In den 1980er Jahren entwickelte es sich schließlich zu Pandemie.
Die Übertragung findet am häufigsten bei Bluttransfusionen, Einstichen mit infizierten Nadeln und ungeschütztem Anal- sowie Vaginalverkehr statt. Das Virus wird durch die Körperflüssigkeiten Blut, Sperma, Muttermilch und Vaginalsekret übertragen und gelangt über offene Wunden oder Schleimhäute in die Blutbahn der Betroffenen. Nach der Ansteckung leiden die betroffenen Menschen unter grippeähnlichen Symptomen. Die eigentliche Erkrankung bleibt oft mehrere Jahre unentdeckt, bevor die tödliche AIDS-Krankheit ausbricht.
Eine weitere Art von Immunerkrankung sind die Autoimmunerkrankungen, zu denen auch die Allergien gezählt werden. Im Falle einer Autoimmunerkrankung bekämpft der Organismus körpereigenes Gewebe, da dieses als Fremdkörper angesehen wird. Die genaue Entstehung von Autoimmunerkrankungen ist nicht abschließend geklärt. Es wird jedoch eine Kombination von einem angeborenen und einem erworbenen Defekt im Immunsystem ausgegangen.
Eine bekannte Autoimmunerkrankung ist zum Beispiel die entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn, die am häufigsten im Alter zwischen 15 und 35 Jahren auftritt. Die höchste Neuerkrankungsrate hat derzeit Schweden. Auch die Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus Typ 1 wird zu den Autoimmunerkrankungen gezählt. Weitere Erkrankungen sind die chronische Gastritis, die Schilddrüsenerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis, die auch als Schlafkrankheit bekannte Narkolepsie, die Rheumatoide Arthritis und die weit verbreitete Glutenunverträglichkeit Zöliakie.
Quellen
- Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
- Lehnert, H., Werdan, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2006
- Schütt, C., Bröker, B.: Grundwissen Immunologie. Spektrum, Heidelberg 2011