Lebendimpfstoffe
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Lebendimpfstoffe werden in einem pharmakologischen Labor gezüchtet, um abgeschwächte Erreger einer Krankheit herzustellen. Diese abgeschwächten Erreger werden in den menschlichen Organismus injiziert, wodurch das Immunsystem zur Abwehrreaktion aktiviert wird.
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Was sind Lebendimpfstoffe?
Bei Lebendimpfstoffen handelt es sich um eine Immunisierung durch funktionsfähige Keime, die dem Organismus zugeführt werden. Die Keime werden in abgeschwächter Form zugeführt, sind jedoch in der Lage, sich zu vermehren und somit den Ausbruch einer Krankheit zu verhindern. Die abgeschwächte Form wird auch als attenuiert bezeichnet.
Die Lebendimpfstoffe werden als Injektion (Spritzimpfung) oder oral (Schluckimpfung) verabreicht. Wird der Impfstoff bei einer Viruserkrankung angewendet, wird beispielsweise von einer Live attenuated influenza virus vaccine (LAIV) gesprochen. Grund dafür ist, dass es sich bei Viren per Definition um keine Lebewesen handelt und diese sich nicht vermehren können. Daher ist die Bezeichnung Lebendimpfung im Bezug auf Viren nicht korrekt, wird aber dennoch darunter eingeordnet.
Ein großer Vorteil der Lebendimpfung ist, dass der Schutz nach der Immunisierung lebenslänglich anhält und nicht regelmäßig aufgefrischt werden muss. Für Personen, die ein abgeschwächtes Immunsystem haben, ist die Impfung mit Lebendimpfstoffen jedoch nicht geeignet. Grundsätzlich kann diese Form der Impfung Nebenwirkungen hervorrufen, die dem eigentlichen Krankheitsbild ähneln. In der Regel klingen diese jedoch nach 3-4 Tagen ab. Die ersten pharmakologisch entwickelten Impfstoffe haben oftmals Krankheiten ausgelöst, heute bieten diese jedoch einen hohen Schutz und senken deutlich das Risiko zu erkranken.
Pharmakologische Wirkung
Die Erreger der Lebendimpfstoffe werden unter speziellen pharmakologischen Bedingungen gezüchtet, damit diese so geschwächt sind, dass sie keine eigentliche Erkrankung verursachen können.
Wird der Lebendimpfstoff in den Körper injiziert, wird der Körper bewusst „infiziert“. Dafür eignen sich besonders Impfstoffe, die nur einzelne Merkmale eines Erregers aufweisen. Häufig werden diese genetisch hergestellt und der Erreger dabei auf ein Minimum abgeschwächt.
Trotz der abgeschwächten Form sind die Erreger in der Lage, sich im Organismus zu vermehren. Durch die Vermehrung wird das Immunsystem aufgefordert aktiv zu werden. Das Immunsystem beginnt die Erreger zu bekämpfen, obwohl diese durch ihre spezielle Züchtung nicht schädlich für den Körper sind. Das Immunsystem befindet sich somit in einer Trainingsphase und nimmt die Eigenschaften des Erregers auf, um passende Antikörper zu bilden.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Die Impfung mit einem Lebendimpfstoff ist in der Medizin auch als eine aktive Immunisierung bekannt. Der Körper wird nach der Injektion angeregt, Antikörper zu bilden. Das Ziel einer solchen Impfung ist daher nicht, das Unterstützen des Immunsystems, sondern das stärken körpereigener Abwehrfunktionen durch das suggerieren von Krankheitserregern. Typische Beispiele für eine solche Impfung sind Krankheiten wie:
- Röteln – eine Infektionskrankheit durch das Rubella-Virus
- Mumps – eine Viruserkrankung durch das Mumpsvirus (Paramyxovirus parotitidis)
- Pocken – eine Viruserkrankung durch den Erreger Orthopoxvirus variola
- Windpocken – eine Infektionskrankheit durch das Varizella-Zoster-Virus
- Gelbfieber (Siamesische Krankheit) – eine Infektionskrankheit durch das Gelbfieber-Virus
- Tuberkulose (TBC) – eine bakterielle Infektionskrankheit durch das Mycobacterium tuberculosis
- Typhus (typhoides Fieber) – eine Infektionskrankheit durch das Bakterium Salmonella Typhi
- Rotavirus-Infektion – eine Infektionskrankheit durch den Rotavirus
- Grippe (Influenza) – eine Gruppe von Viruserkrankungen durch das Influenzavirus
Lebendimpfstoffe für unterschiedliche Krankheiten können gleichzeitig injiziert werden. Bei nicht simultaner Injektion sollten etwa 14 Tage zwischen den einzelnen Impfungen liegen. Das gilt jedoch nur für Lebendimpfstoffe, nicht für Totimpfstoffe. Ein Nachteil einer Impfung mit Lebendimpfstoffen ist jedoch, dass diese zunächst nur die Aktivität des Immunsystems anregt und keinen sofortigen Schutz bietet. Dieser tritt erst nach einiger Zeit ein, wenn der Körper die injizierte Krankheit erfolgreich bekämpft hat. Die Immunisierung durch Todimpfstoffen wirkt im Vergleich dazu sofort (zB Tollwut, Tetanus).
Risiken & Nebenwirkungen
Es kann allerdings zu akuten Hautreizungen an der Injektionsstelle, einem allgemeinen Schwächegefühl und Kopf- und Gliederschmerzen kommen. In diesem Zusammenhang berichten die Patienten häufig von grippalen Symptomen, welche jedoch schnell wieder abklingen.
In seltenen Fällen kann es zu einer schweren allergischen Reaktion kommen. In Einzelfällen kann es auch zu einem Ausbruch der Krankheit, durch die Injektion der Krankheitserreger, kommen. Die Krankheit und Symptomatik fällt in dem Fall jedoch deutlich abgeschwächt aus.
Leidet der Patient an einer Funktionsstörung des Immunsystems, sollte auf Lebendimpfungen generell verzichtet werden. Allgemein gilt es, sich nach einer Impfung zu schonen und den Körper darin zu unterstützen, die injizierten Erreger zu bekämpfen.