In-vitro-Maturation
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die In-vitro-Maturation (IVM) ist eine Variante der In-vitro-Fertilisation (IVF) und damit eine Methode der künstlichen Befruchtung. Dabei reifen vorher entnommene Eizellen in einer Petrischale, bis sie dann mit dem Samen des Mannes künstlich befruchtet und in die Gebärmutter der Frau eingesetzt werden.
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Was ist die In-vitro-Maturation?
Als eine Form der In-vitro-Fertilisation gehört auch die In-vitro-Maturation zu den assistierten Reproduktionsverfahren. In der assistierten Reproduktion, auch künstliche Befruchtung genannt, vereinigt der behandelnde Arzt den Samen des Mannes und die Eizelle der Frau im oder außerhalb des Körpers der Frau.
Bei der In-vitro-Maturation erfolgt die Vereinigung außerhalb des weiblichen Körpers, sodass der Frau eine bereits befruchtete Eizelle in die Gebärmutter eingesetzt wird. Das Verfahren darf in Deutschland angewendet werden, wenn ein Paar mindestens ein Jahr lang regelmäßig ungeschützten Geschlechtsverkehr betreibt und eine Schwangerschaft trotzdem ausbleibt.
Die In-vitro-Maturation gilt als schonender als die klassische In-vitro-Fertilisation. Bei dieser werden der Frau zunächst hohe Hormondosen verabreicht mit dem Ziel, dass mehrere Eizellen auf einmal im Körper der Frau heranreifen. Bei der In-vitro-Maturation werden die Eizellen in unreifer Form aus den Eierstöcken entnommen und reifen dann im Labor nach.
Funktion, Wirkung & Ziele
Sind diese Hormone nicht im Normbereich, kann es zu Problemen bei der künstlichen Befruchtung kommen und es wird möglicherweise nicht das gewünschte Ergebnis gezielt. Zusammengefasst wird mit diesen Untersuchungen geprüft, ob eine In-vitro-Maturation in diesem Zyklus überhaupt erfolgsversprechend ist oder ob erst weitere vorbereitende Maßnahmen getroffen werden müssen.
Sind alle Voraussetzungen gegeben, erfolgt ungefähr am achten Zyklustag eine Entnahme der Eizellen. Dafür ist eine Narkotisierung der Frau erforderlich. Zunächst werden die entnommenen Eizellen der Patientin dann auf Fehler im Erbgut untersucht, um das Risiko einer Erbkrankheit zu minimieren. Sind Fehler im Erbgut ausgeschlossen, werden die Eizellen ins Labor gebracht und reifen dort im Reagenzglas bzw. in der Petrischale nach.
Einen Tag nach der Eizellgewinnung erfolgt die Spermienabgabe des Mannes. Die Spermien werden dann mit der Eizelle zur Befruchtung zusammengeführt. Ist die Befruchtung geglückt, wird die befruchtete Eizelle der Frau dann entweder sofort oder im nächsten Zyklus eingesetzt. Um die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Einnistung des Embryos zu erhöhen, erfolgt vor dem Embryotransfer eine spezielle und standardisierte Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut. Die In-vitro-Maturation bietet sich vor allem bei Patientinnen an, die unter dem sogenannten polyzystischen Ovar-Syndrom (PCO) leiden. Bei diesen Patientinnen besteht bei der klassischen künstlichen Befruchtung die Gefahr einer hormonellen Überstimulation.
Zudem kann die Methode der In-vitro-Maturation auch angewendet werden, wenn eine Schwangerschaft nicht direkt nach der Entnahme der Eizellen gewünscht ist. Unreife Eizellen können im Gegensatz zu reifen Eizellen nämlich auch aus eingefrorenem Eierstockgewebe gewonnen werden. Dies bietet vor allem Krebspatientinnen die mittels Chemo- oder Bestrahlungstherapie behandelt werden die Möglichkeit einer Kinderwunschbehandlung, wenn die Krebstherapie abgeschlossen ist.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Die IVM-Behandlung ist zwar einfacher durchzuführen und schonender für die Frau als die traditionelle In-vitro-Fertilisation, die Erfolgsquote ist allerdings deutlich geringer. Nur bei 10 bis 15% der behandelten Frauen tritt tatsächlich eine Schwangerschaft ein. Bei der IVF gelingt die Befruchtung hingegen in 40% der Fälle. Dafür sind allerdings in der Regel mehrere Behandlungszyklen nötig.
Die Eizellentnahme ist eine Operation mit allen gängigen Operationsrisiken. Es kann zur Verletzung der Eierstöcke, der Gebärmutter oder anderer angrenzender Organstrukturen kommen. Auch Infektionen des Bauchraumes sind denkbar. Bei der Narkose besteht das Risiko von Herz-Kreislaufstörungen bis hin zum Herzstillstand. Bisher scheint eine IVM-Behandlung sich nicht negativ auf die Schwangerschaft, die Geburt oder die kindliche nachgeburtliche Entwicklung auszuwirken. Da es sich wie bereits erwähnt aber noch um ein sehr junges Verfahren handelt, existieren noch keine Langzeitdaten zur Entwicklung von Kindern die mithilfe der In-vitro-Maturation gezeugt wurden.
Neben den körperlichen Risiken für die Frau und den möglichen Komplikation bei der Kindesentwicklung ist auch die psychische Belastung nicht zu unterschätzen. Paare, die sich für eine künstliche Befruchtung entscheiden, leiden oft schon jahrelang unter ihrer Kinderlosigkeit und stehen nicht selten auch unter dem Leistungsdruck, dass es diesmal doch unbedingt klappen muss. Scheitert die IVM verlieren die Betroffenen oft ihren vermeintlich letzten Rettungsanker, sodass es zu Depressionen und nicht selten auch zu einem Scheitern der Beziehung kommt.
Zu der psychischen Belastung kommt auch noch eine finanzielle Belastung. Die IVM ist ein recht aufwendiges Verfahren, bei dem einige kostspielige Vortests erforderlich sind. So entsteht ein nicht unerheblicher Sachkostenaufwand für den Ultraschall, die Hormonmessungen, die Eizellpunktion, die Narkose, das Labor und die erforderlichen Medikamente. Die IVM-Behandlung wird nicht von der Krankenkasse vergütet, das Paar trägt also alle Kosten allein.
Quellen
- Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005
- Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
- Weyerstahl, T., Stauber, M.: Gynäkologie und Geburtshilfe, duale Reihe. Thieme, Stuttgart 2013