Innervation
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Innervation bindet Organe, Gewebe und Körperteile an das Nervensystem an und ermöglicht so das komplexe Zusammenspiel innerhalb des Körpers. Über die Nervenzellen und Nervenfasern werden elektrisch und biochemisch Reize übertragen. Eine Schädigung von Nervenstrukturen kann motorische Störungen, Missempfindungen und sogar lebensbedrohliche Konsequenzen zur Folge haben.
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Was ist die Innervation?
Unter der Innervation versteht die Medizin das funktionelle Versorgungsnetz aus Nervengewebe. Sowohl Organe, als auch Körperteile oder Gewebearten wie Muskelgewebe sind mit Nervenzellen und Nervenfasern innerviert.
Die Nervenzellen (Neuronen) sind für die Reizwahrnehmung und die Verarbeitung von Nervenimpulsen zuständig. Nervenfasern sind die Fortsätze der Nervenzellen. Sie werden auch als Axone inklusive der anliegenden Hüllstrukturen bezeichnet und leiten elektrische Erregung vom Nervenzellkörper fort. Die Innervation durch Axone, deren Hüllen und Neuronen gewährleistet letztlich das Funktionieren sämtlicher Körpervorgänge.
Unter der somatischen Innervation versteht der Neurologe die sensible und motorische Innervation. Die vegetative Innervation ist lebenswichtig und wird in sympathische und parasympathische Innervation unterschieden.
Funktion & Aufgabe
Die mit diesen Empfindungsrezeptoren verbundenen Nervenfasern leiten die Erregungen afferent weiter, das heißt zum zentralen Nervensystem hin. Diese Weiterleitung geschieht in der Regel über Projektion und sorgt dafür, dass ein Reiz das Gehirn und letztlich das denkende Bewusstsein erreicht.
Innerhalb der Gruppe der sensiblen Innervation spricht man manchmal auch von sensorischer Innervation, wenn es um die Sinnesorgane Auge, Ohr und Rachenraum geht. Die Innervation der inneren Organe heißt demgegenüber auch viszerosensible Innervation. Diese Nervenfasern leiten Empfindungen aus den inneren Organen ins zentrale Nervensystem weiter.
Meist werden diese Neuronen und Axonen aber zum vegetativen Nervensystem gezählt, da ohne diese Erregungsleitung kein Leben möglich wäre. Das vegetative Nervensystem besteht aus parasympathischer, sympathischer und enterischer Innervation. Diese Nervenverbindungen steuern die Verdauung, die Atmung, die Drüsenfunktionen und die Bewegung des Herzmuskels.
Anders als der Herzmuskel sind die Skelettmuskeln nicht an ein autonomes Nervensystem angebunden. Sie werden durch motorische Nerven innerviert. Das heißt, Erregung wird über die sogenannte motorische Endplatte auf ihre einzelnen Muskelfasern übertragen. Auf diese Weise regt ein Befehl aus dem zentralen Nervensystem die Skelettmuskulatur zur Kontraktion an.
Reize werden in diesem Fall also nicht ins zentrale Nervensystem, sondern aus dem zentralen Nervensystem heraus übertragen. Der Mediziner spricht in Zusammenhang mit den motorischen Nerven der Skelettmuskulatur daher auch von einer efferenten Innervation. Allerdings laufen in jeden Muskel auch afferente Nervenfasern, die den aktuellen Tonus der Muskeln registrieren und ins zentrale Nervensystem weitergeben.
Die Übertragung von Aktionspotenzialen innerhalb des Nervensystems verläuft entweder biochemisch oder bioelektrisch. Bei der biochemischen Übertragung kommen sogenannte Neurotransmitter zum Einsatz. Diese Neurotransmitter sind biochemische Botenstoffe. Sie werden von der einen Nervenzelle ausgeschüttet und von anderen Nervenzellen erkannt. Auf diese Weise können auch Nervenzellen kommunizieren, die sich nicht unmittelbar nebeneinander befinden.
Die elektrische Übertragung im Nervensystem findet dagegen mithilfe geladener Salzteilchen aus den Zellmembranen statt. Das Membranpotenzial der Zellen ergibt sich aus dem Unterschied zwischen dem äußeren und inneren Milieu der Zelle. Dieser Unterschied wird von der Membran ermittelt und liegt als elektrische Spannung an. Auf diese Weise generiert sich ein Ausgleichsstrom, der das Herzstück elektrischer Signalübertragung bildet.
Insgesamt wären die Wahrnehmung, die Bewegung und die inneren Vorgänge eines Organismus ohne die Innervation nicht möglich.
Krankheiten & Beschwerden
Oft ist in diesem Fall die Innervation des Gehirns betroffen. Dieser Zelltod von Nervenzellen im Gehirn kann unterschiedliche Symptome auslösen. Die motorischen Funktionen können genauso beeinträchtigt werden, wie die Wahrnehmung.
Auch Stoffwechselstörungen des Nervengewebes können Funktionsstörungen oder Reizübertragungsstörungen auslösen. Bei solchen Stoffwechselstörungen reichern sich im Gehirn häufig Giftstoffe an.
Ebenso viel Schaden können Entzündungen im Nervensystem verursachen. Solcherlei Erscheinungen kommen zum Beispiel bei der Multiplen Sklerose vor, bei der das Immunsystem körpereigene Zellen fälschlicherweise als fremd erkennt und Gewebe des zentralen Nervensystems attackiert.
Die häufigsten Frühsymptome von nervensystemischen Schäden sind Geschmacksverirrungen, Bewegungsstörungen oder Missempfindungen wie Taubheit und Kribbeln. Missempfindungen können beispielsweise in Form einer diabetischen Polyneuropathie vorliegen, bei der mangelnde Durchblutung für die Schäden verantwortlich ist.
Auch Infektionskrankheiten wie die Borreliose oder degenerative Erkrankungen können mit Schädigungen des Nervensystems in Zusammenhang stehen. Unter Umständen können sogar mechanische Verletzungen wie ein Schädel-Hirn-Trauma das Nervensystem beeinträchtigen.
In schweren Fällen werden Nerven im Rahmen eines Unfalls durchtrennt. Auch dabei kann es zu Taubheit oder motorische Beeinträchtigung kommen. Besonders gefährlich sind zudem Nervenschädigungen in der Wirbelsäule. Es kann vorkommen, dass durchtrennte Nerven auswuchern und dabei ein Neurom bilden, das erhebliche Schmerzen verursacht.
Durchtrennte Nerven lassen sich heute unter Umständen wieder zusammenfügen. Dieser Prozess ist allerdings äußerst langwierig, da Nervenfasern pro Tag lediglich einen Millimeter wachsen. Therapeutische Erfolge stellen sich daher erst nach einer deutlich längeren Zeit ein, als es zB bei der Heilung von Knochenbrüchen oder Wunden der Fall ist.
Quellen
- Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
- Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Wildemann, B. Reiber, H., Oschmann, P.: Neurologische Labordiagnostik. Thieme, Stuttgart 2006