Kupfervergiftung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Kupfervergiftung zählt zur Kategorie der Schwermetallvergiftungen. Dabei wird unterschieden, ob es sich um einen akuten oder etwa um einen chronischen Verlauf handelt. Wichtig ist, dass bei ersten Anzeichen sofort medizinische Hilfe wahrgenommen wird.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Kupfervergiftung?

Die Kupfervergiftung kann entweder einen akuten oder auch sehr plötzlichen Verlauf mit sich bringen. Natürlich hängt der Verlauf der Krankheit davon ab, wie hoch das Kupfer dosiert war beziehungsweise welche Menge im Körper vorhanden ist.
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Im Rahmen einer Schwermetallvergiftung dringen sogenannte toxisch wirkende Metalle direkt in den Organismus vor, die in weiterer Folge Vergiftungswirkungen auslösen. Dazu zählt auch eine Kupfervergiftung. Aber auch andere Metalle wie Nickel, Eisen, Zink und Arsen gehören zur Kategorie der Schwermetalle und verursachen dementsprechende Vergiftungen.

Natürlich ist Kupfer in kleinen Mengen notwendig, damit der Organismus lebensfähig bleibt. Liegt jedoch eine deutlich erhöhte Kupfer-Dosierung vor, tritt in weiterer Folge eine Vergiftung ein. Im Vergleich zu Aluminium, Quecksilber oder Cadmium tritt bei einer erhöhten Kupfer-Dosis nicht sofort eine Vergiftung auf; bei den zuvor genannten Metallen reicht jedoch eine kleine Menge, damit von einer Vergiftung gesprochen werden kann.

Ursachen

Die Ursachen für eine Kupfervergiftung sind vielfältig. So kann das Kupfer etwa über eine direkte Nahrungsaufnahme erfolgen; mitunter können aber auch giftige Substanzen austreten, die in weiterer Folge zu einer dementsprechenden Vergiftung führen können. Ein klassischer Auslöser ist kupferverseuchtes Trinkwasser. Vor allem alte Kupferrohre sind oftmals dafür verantwortlich, dass Spuren des Schwermetalls in das Trinkwasser gelangen, sodass in weiterer Folge eine Vergiftung eintritt.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Der Betroffene klagt über verschiedene Symptome, die im Rahmen einer Kupfervergiftung auftreten können. Klassisch sind Bewusstseinsstörungen, wobei hier vorwiegend über eine Benommenheit geklagt wird. Der Betroffene berichtet über eine innere Unruhe, ist angespannt und hat des Weiteren auch enorme Konzentrationsschwierigkeiten.

Der Betroffene erleidet in weiterer Folge Angststörungen und hat Probleme mit seinem Gedächtnis], sodass Mediziner - im Rahmen einer Kupfervergiftung - immer wieder von Gedächtnisstörungen sprechen. Des Weiteren treten Schweißausbrüche, Blutdruckschwankungen und auch Herzrhythmusstörungen auf. In vielen Fällen werden Hautausschläge dokumentiert; mitunter treten auch allergische Reaktionen auf. Bei einer Kupfervergiftung klagt der Betroffene auch über Übelkeit und Erbrechen.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Kupfervergiftung kann entweder einen akuten oder auch sehr plötzlichen Verlauf mit sich bringen. Natürlich hängt der Verlauf der Krankheit davon ab, wie hoch das Kupfer dosiert war beziehungsweise welche Menge im Körper vorhanden ist. In wenigen Fällen ist die Dosierung derart an der Grenze, dass der Patient nicht immer über die oben angeführten Symptome klagt.

Oftmals sind die Grenzwerte aber derart überschritten, dass alle Symptome zu einem Dauerzustand werden, der mitunter auch die Gesundheit und das Leben des Patienten beeinflussen kann. Der Mediziner muss daher das Kupfer im Körper des Betroffenen nachweisen. Dafür verwendet er moderne Diagnosemethoden und setzt spezielle Verfahren ein. Oftmals reicht auch eine Beschreibung der Symptome, sodass der Mediziner bereits einen Verdacht hat, dass es sich um eine Kupfervergiftung handelt.

Das Problem an der Vergiftung ist jedoch, dass die Symptome langwierig sind und auch teilweise unspezifisch auftreten. So ist es natürlich nicht ausgeschlossen, dass der Mediziner auch Fehldiagnosen stellt. Oftmals auch dann, wenn der Mediziner - auf Grund der unterschiedlichen Symptome - auf die falsche „Spur“ geschickt wird.

Komplikationen

Eine Fettleber kann sich entzünden, unbehandelt geht diese akute Hepatitis in vielen Fällen in eine chronische Verlaufsform über. Damit steigt auch das Risiko, eine Leberzirrhose (Schrumpfleber) oder Leberkrebs zu entwickeln. Als Komplikationen einer Leberzirrhose entstehen oftmals Krampfadern in der Speiseröhre, die aufbrechen und starke Blutungen auslösen können.

Häufig sammelt sich Wasser im Bauchraum an (Aszites), auch die Gehirnfunktion kann beeinträchtigt sein (hepatische Enzephalopathie). Wird die Leberzirrhose frühzeitig erkannt, können Folgeerkrankungen in vielen Fällen vermieden oder deren Auftreten hinausgezögert werden. Ohne Therapie führt die Erkrankung zum Leberversagen. Gelbsucht, starke Gewichtsabnahme, Übelkeit und Oberbauchschmerzen zeigen sich im fortgeschrittenen Stadium von Leberkrebs.

Kann das Organ seine Entgiftungsfunktion nicht mehr ausreichend erfüllen, gelangen Giftstoffe ins Gehirn und schädigen die Gehirnzellen, was sich durch Bewusstseinsstörungen und Persönlichkeitsveränderungen bemerkbar macht. Im schlimmsten Fall führt die schleichende Vergiftung des Körpers zum Leberkoma oder Nierenversagen. Als eine weitere Komplikation von Leberkrebs können sich Metastasen in anderen Organen oder dem Skelettsystem bilden.

Einige autoimmune Lebererkrankungen gehen mit einer Entzündung der Gallenwege einher, in deren Folge sich ein Gallengangskarzinom entwickeln kann. Die operative Entfernung eines Teil der geschädigten Leber birgt das Risiko von Nachblutungen oder Infektionen. Nach einer Lebertransplantation kann es zu Abstoßungsreaktionen, Thrombosen oder Verengungen der Gallengänge kommen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Werden nach der Nahrungsaufnahme oder einer Flüssigkeitszufuhr gesundheitliche Beschwerden wahrgenommen, muss ein Arzt aufgesucht werden. Besonders gefährdet sind Menschen, die nach einem Konsum von Leitungswasser akute Beeinträchtigungen des Wohlbefindens erleben. Oftmals sind in diesen Fällen Kupferrohre verlegt, in denen das Leitungswasser transportiert wird. Kommt es zu einem Benommenheitsgefühl, Störungen der Konzentration, einer inneren Unruhe oder einem Abfall des Leistungsniveaus, wird ein Arzt benötigt. Veränderungen des Hautbildes, Ausschläge, Juckreiz oder Rötungen sind Hinweise, die ärztlich abgeklärt werden müssen.

Nehmen die Beschwerden allmählich über mehrere Wochen zu, sollte ein Arzt konsultiert werden. Bei Schwankungen des Blutdrucks, Störungen des Herzrhythmus, einem allgemeinen Krankheitsgefühl oder einer inneren Schwäche sollte ein Arzt aufgesucht werden. Stellen sich Probleme der Gedächtnistätigkeit ein, erleidet der Betroffene Angstschübe oder plötzliche Schweißausbrüche, benötigt er medizinische Versorgung.

Anzeichen wie Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit oder Abgeschlagenheit sind von einem Arzt untersuchen und behandeln zu lassen, wenn sie über mehrere Tage wiederholt auftreten. Bei einer starken Ausprägung der Beschwerden ist unverzüglich ein Arztbesuch anzuraten. In schweren Fällen kommt es zu psychischen Störungen, Atemwegserkrankungen oder Organschäden. Ein Arzt ist daher rechtzeitig bei anhaltenden Stimmungsschwankungen, Problemen der Atmung oder Funktionsstörungen zu konsultieren.

Behandlung & Therapie

In der Schulmedizin genießen Schwermetallvergiftungen einen sehr hohen Stellenwert. Vor allem die Kupfervergiftung zählt zu den häufigsten Schwermetallvergiftungen, sodass hier ein großes Augenmerk darauf gelegt wird, dass es zu einer richtigen Diagnose und sodann zu einer erfolgversprechenden Behandlung kommt. Es gibt aber bereits auch zahlreiche alternativmedizinische Behandlungen, die sich ebenfalls auf eine Schwermetall- beziehungsweise Kupfervergiftung spezialisiert haben.

Derzeit gibt es verschiedene Therapieformen im Rahmen der Kupfervergiftung, die vorwiegend dann durchgeführt werden, wenn eine klare Diagnose vorliegt. Wichtig ist, dass der Mediziner sicher ist, dass es sich bei der Schwermetallvergiftung um Kupfer handelt und keine andere Erkrankung vorliegt, die mitunter für die Symptome verantwortlich ist. Liegt kein anderer Verdacht einer Krankheit vor, sondern ist der Mediziner überzeugt, dass es sich um eine durch Kupfer verursachte Vergiftung handelt, kommt die Chelat-Behandlung zur Anwendung.

Jene Behandlung sorgt dafür, dass das Kupfer - und auch andere Schwermetalle - im Körper durch DMPS und EDTA gebunden werden. Die Chelat-Behandlung zählt des Weiteren zu den schonendsten Anwendungen, die im Rahmen der Behandlung einer Kupfervergiftung durchgeführt werden können. Dabei wird darauf geachtet, dass die Behandlung dafür sorgt, dass das Kupfer aus dem Körper „geleitet“ wird. Liegt etwa eine akute Vergiftung vor, muss die Behandlung recht schnell erfolgen.

Dies deshalb, da der Mediziner darauf achten muss, dass alle lebenswichtigen Organe stabil bleiben und keine Gefahr für das Leben aufkommt. Im Rahmen der Chelat-Behandlung erfolgt noch die Behandlung mit oralen Antidota. Mitunter kann auch Aktivkohle verbreicht werden; Antidota und Aktivkohle zählen zu den sogenannten Resorptionsmitteln. In weiterer Folge führen die Mediziner auch Magenspülungen durch. Mitunter kann aber auch die Blutwäsche dazu führen, dass das Kupfer „ausgespült“ wird. Die sogenannte Hämoperfusion kann mit dem Dialyseverfahren verglichen werden; das Prinzip der „Blutreinigung“ ist im Endeffekt dasselbe wie bei der Dialyse.


Aussicht & Prognose

Eine Kupfervergiftung muss zügig behandelt werden. Unbehandelt kann das Leiden zu Organerkrankungen wie Leberzirrhose und tubulären Nieren-Störungen führen. Wird die Schwermetallvergiftung umfassend therapiert, ist die Prognose generell gut. Das Kupfer kann mithilfe geeigneter Medikamente ausgeschwemmt werden. Etwaige Beschwerden wie juckende Haut oder Leukozytose lassen sich symptomatisch behandeln. Der Patient sollte nach einigen Wochen wieder fit sein. Die Lebensqualität wird durch einen kurzfristigen Kupferüberschuss im Körper nicht beeinträchtigt. Die Lebenserwartung reduziert sich ebenfalls nicht.

Wird die Kupfervergiftung zu spät erkannt, haben sich womöglich schon chronische Erkrankungen entwickelt. Die Aussicht auf eine vollständige Genesung ist dann nicht mehr gegeben. Bei Erkrankungen von Leber, Nieren und Herz ist eine dauerhafte medikamentöse Behandlung nötig. Zudem können sich psychische Beschwerden wie chronische Erschöpfung oder Stimmungsschwankungen entwickeln, welche das Wohlbefinden zusätzlich beeinträchtigen. Besteht eine genetische Disposition, begünstigt ein Überschuss an Schwermetall die Entstehung von Autismus und Schizophrenie. Eine Veranlagung für Kupferüberschuss, wie sie beispielsweise bei epigenetischen Störungen besteht, kann meist nur symptomatisch behandelt werden. Die Patienten benötigen eine engmaschige ärztliche Überwachung, damit etwaige Beschwerden frühzeitig behandelt werden können.

Vorbeugung

Kupfervergiftungen können im Regelfall vermieden werden. Wichtig ist, dass die Aufnahme des Schwermetalls unterbleibt beziehungsweise sollte man darauf achten, dass - wenn im eigenen Haus Kupferrohre verlegt sind - jene erneuert werden. So kann man davon ausgehen eine Kupfervergiftung zu verhindern.

Nachsorge

Die Nachsorge zielt vor allem darauf, eine erneute Erkrankung zu verhindern. Bei einer Kupfervergiftung trägt der Patient hierfür die Verantwortung, weil das Risiko aus seinem Lebensalltag rührt. Er sollte darauf achten, dass Schwermetall nicht über Lebensmittel einzunehmen. Oft bergen im Haus verlegte Kupferrohre ein Risiko, wenn aus ihnen Trinkwasser getrunken wird.

Diese sollten vorsichtshalber erneuert werden. Ein Arzt vermittelt im Rahmen einer Ersttherapie entsprechendes Wissen. Die Verantwortung für die Umsetzung der Hinweise liegt allerdings beim Patienten. Wurde eine Kupfervergiftung erst spät diagnostiziert, haben sich meist chronische Folgeerkrankungen entwickelt. Diese müssen im Rahmen der Nachsorge therapiert werden. Der Patient benötigt gegebenenfalls Unterstützung in seinem Alltag.

Die Art der planmäßigen Nachuntersuchungen hängt vom jeweiligen Beschwerdebild ab. Regelmäßig werden Medikamente zur Linderung des Leidens verabreicht. Schädigungen an den Nieren oder der Leber führen zu wiederkehrenden Untersuchungen durch bildgebende Verfahren. Auch psychische Langzeitschäden können aus einer Kupfervergiftung resultieren. Eine Psychotherapie verschafft in diesem Fall Abhilfe.

Komplikationen lassen sich durch eine frühzeitige Behandlungsaufnahme eliminieren. Beschwerden bestehen dann nur kurzzeitig. Da keine Anzeichen einer Kupfervergiftung mehr vorliegen, ist in diesem Fall auch keine Nachsorge mehr notwendig. Der Patient kann sein reguläres Leben weiterführen.

Das können Sie selbst tun

Bei dem Verdacht auf eine Kupfervergiftung ist als erster Schritt der Giftnotruf oder der Rettungsdienst zu alarmieren. Bis ärztliche Hilfe eintrifft muss Erste Hilfe geleistet werden. Der Betroffene sollte also ruhiggestellt und gut beobachtet werden – bei Atem- und Kreislaufbeschwerden müssen unter Umständen Wiederbelebungsmaßnahmen durchgeführt werden.

Sobald der Mediziner eintrifft, muss dieser über die Umstände der Vergiftung informiert werden. Da sich eine Kupfervergiftung meist über einen längeren Zeitraum entwickelt, bevor sie zum Kollaps führt, ist eine Abklärung im Krankenhaus auf jeden Fall erforderlich. Anschließend gilt für den Betroffenen Schonung. Abhängig davon, was der Arzt vorschlägt, sollte auch die Diät umgestellt werden. Abführende Lebensmittel können das Ausschwemmen der Kupferreste begünstigen, wirksamer sind jedoch medizinische Präparate. Im Allgemeinen sollte auf eine schonende Ernährung geachtet werden.

Begleitend dazu muss der Auslöser für die Vergiftung ermittelt werden. Das Leitungswasser am Wohnort wird am besten einer Prüfung unterzogen. Falls ein konkreter Verdacht besteht, können bestimmte Lebensmittel ins Labor gebracht werden, wo der Kupfergehalt gemessen wird. In jedem Fall muss eine erneute Aufnahme großer Kupfermengen vermieden werden.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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