Lachen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Lachen ist eine angeborene Ausdrucksform und ein natürlicher Reflex zur Stressreduzierung und zur Gesundung des Einzelnen insgesamt. Das Gehirn beantwortet Empfindungsreize beim Lachen reflexartig mit Befehlen zur Kontraktion bestimmter Muskeln. Lachen in inadäquaten Situationen kann Krankheitswert besitzen und auf psychische Störungen hindeuten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Lachen?

Das Lachen ist eine angeborene Ausdrucksform und ein natürlicher Reflex zur Stressreduzierung und zur Gesundung des Einzelnen insgesamt.

Das Lachen ist ein angeborener Körperreflex und eine naturgegebene Ausdrucksform, die in dieser Form nur dem Menschen gegeben ist. Lachen entspricht entweder einer reflexartigen Reaktion auf erheiternde Situationen oder einem reflexartigen Abwehrverhalten. Drohende Sozialkonflikte und Angstzustände lassen sich über Lachen zum Beispiel abschwächen.

Es wird vermutet, dass das Lachen ursprünglich einer Drohgebärde zur Demonstration von Kraft entsprach, wie sie auch Tiere über das Zähnefletschen ausdrücken. Innerhalb einer menschlichen Gemeinschaft hatte und hat Lachen allerdings immer verbindende Funktionen.

Lachen als Körperreflex findet unwillkürlich statt, sobald die Empfindungsnerven an das Gehirn einen Reiz weiterleiten. Vom Gehirn aus wird dieser Empfindungsreiz an die Nervenendigungen bestimmter Muskeln übertragen. In Folge dieser Reflexübertragung werden die Lachmuskeln kontrahiert. Diese Kontraktion ist gewissermaßen ein Ausgleichsreflex auf bestimmte Empfindungen.

Anders als viele andere Reflexe lässt sich das Lachen durch Selbstbeherrschung weitestgehend zurückhalten. Aus der Reflexbewegung ergibt sich andererseits auch leicht ein unwillkürlicher Krampf, der als Lachkrampf bekannt ist.

Funktion & Aufgabe

Lachen entlastet. Es dient der Kommunikation, der Gruppenbildung und zuweilen sogar als Waffe. Starke Empfindungsreize sind Stress für den Körper. Dieser Stress kann durch Lachen vermindert werden. Über Gelächter demonstriert der Mensch außerdem unmissverständlich und non-verbal seine aktuelle Gefühlslage. Er kann eine negative Gefühlslage über das Lachen aber auch abschwächen.

Zusammen mit anderen Menschen zu lachen, verbindet. Als Gruppe zu lachen gibt Individuen außerhalb der Gruppe aber häufig auch ein Gefühl der Bedrohung. Lachen hat dementsprechend viele verschiedene Funktionen und Wirkungen.

Der Ablauf im Körper bleibt im Großen und Ganzen aber derselbe. Beim Lachen verändert sich vor allem die Atmungsbewegung. Das Ausatmen findet in schnell aufeinander folgenden Stoßbewegungen statt. Das Einatmen dagegen in beschleunigten und tiefen Zügen.

Die Atemluft erreicht in den Lungen so fast 100 km/h. Drei- bis viermal mehr Sauerstoff dringt so in die Lunge vor. Diese Atmungsbewegung löst das Gehirn reflexartig auf Empfindungsreize hin aus.

Zusätzlich schickt es an die mimischen Gesichtsmuskeln Kontraktionsbefehle. Die Mundspalte verbreitert sich so und die Mundwinkel heben sich durch Kontraktionen des Jochbeinmuskels an. Auch die Augenbrauen werden angehoben, die Nasenlöcher weiten sich und die Augen werden verengt. Die Stimmbänder werden während des Lachens in Schwingung versetzt und das Zwerchfell wird rhythmisch bewegt. Wie jede emotionale Situation kann auch das Lachen die Tränendrüsen anregen, die daraufhin Lachtränen abgeben.

Insgesamt bringt der Lachreflex 17 mimische Muskeln und insgesamt rund 80 Körpermuskeln zur Kontraktion. Die Bein- und Blasenmuskulatur wird während dieser Kontraktionen allerdings entspannt. Von diesem Zusammenhang rührt der Ausdruck her, man habe sich vor Lachen in die Hosen gemacht.

In einer Folge der veränderten Atmung wird während des Lachens die Durchblutung angeregt und der Puls steigt. Lachen stärkt so das Herz-Kreislauf-System. Auch das Immunsystem profitiert von Lachanfällen. Nach einem Lachanfall befinden sich nämlich messbar mehr Killerzellen im Blut, die den Menschen insbesondere vor Viren schützen. Die Immunglobulinkonzentration steigt ebenfalls an. Diese Eiweißkörper helfen vor allem, Infektionen durch Verletzungen zu vermeiden.

Das Lachen steigert also die Abwehrkräfte. Stresshormone verringern sich. Glückshormone wie Endorphine werden ausgeschüttet und Entspannung setzt ein. Außerdem regt das Lachen die Verdauung an. Durch die Produktion von Glückshormonen und entzündungshemmenden Körpersubstanzen lindert Lachen zusätzlich Schmerzen.


Krankheiten & Beschwerden

Starke Lachanfälle können trotz ihrer eigentlich gesundheitsförderlichen Wirkungen auch in den gesundheitsbdrohlichen Bereich umschlagen. Wenn sich bei einem Lachanfall Nahrung oder Flüssigkeit im Mund befindet, werden diese Substanzen oft eingeatmet.

Auch Kopfschmerzen werden im Zusammenhang mit Lachanfällen häufig beschrieben, was vermutlich an der abnormalen Atmung liegt. Ebenso oft wie Kopfschmerzen treten bei extremen Lachanfällen Hämatome im Musculus rectus abdominis auf. In Einzelfällen wurde ein Pneumothorax in der Lunge beobachtet. Für Menschen mit Herzrhythmusstörungen können Lachkrämpfe unter Umständen sogar tödlich verlaufen.

Trotz dieser Risiken wird das Lachen insgesamt noch immer als gesund bewertet, da die genannten Komplikationen und Beschwerden insgesamt sehr selten eintreten. Aus diesen Gründen wird Lachen bis heute häufig im Rahmen von Behandlungsmethoden angewandt. Auf einigen Kinderstation von Krankenhäusern bringen zum Beispiel Clowns die jungen Patienten zum Lachen und tragen so zu einer schnelleren Genesung bei – auch, weil eine gesunde Psyche die körperliche Gesundheit fördert.

Eine tatsächliche Lachtherapie findet zuweilen im Rahmen psychotherapeutischer Behandlungen statt. Die Psychotherapeuten versuchen so manchmal, die Ängste ihrer Patienten zu reduzieren. Insbesondere Patienten mit chronischen Erkrankungen wird oft zu Lachtherapien geraten.

Andererseits kann Lachen selbst auch Krankheitswert besitzen und zunächst zur Konsultation eines Psychotherapeuten bewegen. Für manche psychische Störungen ist abnormales Lachverhalten nämlich ein Indikator. Schizoaffektive Störungen können sich zum Beispiel in einem regelmäßigen Lachreflex bei traurigen Nachrichten und einem Weinanfall in lustigen Situationen äußern. Diese Erscheinungen werden auch als inadäquate Affektregungen bezeichnet. Ab wann inadäquate Affekte tatsächich auf eine Krankheit verweisen, lässt sich nur im Einzelfall und damit im Kontext von Persönlichkeit und Erfahrungen der Betroffenen einschätzen.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013


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