MR-Arthrographie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die MR-Arthrographie ist eine radiologische Untersuchung, bei der mittels Magnetresonanztomographie Schädigungen in Gelenken diagnostiziert werden können. Dafür wird Kontrastmittel injiziert und mit dem MRT-Gerät werden Bilder des Gelenks erstellt.
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Was ist die MR-Arthrographie?
Bei der MR-Arthrographie wird nach einer Injektion von Röntgenkontrastmittel ein MRT-Bild des Gelenks erstellt. Die Magnetresonanztomographie, kurz auch MR oder MRT genannt, ist ein bildgebendes Verfahren, mit dem Schnittbilder des Körpers erstellt werden. Das Verfahren beruht auf dem Prinzip der Kernspinresonanz. Alle Gewebe im menschlichen Körper sind aus Atomen aufgebaut, diese wiederum bestehen aus Protonen, Elektronen und Neutronen. Protonen verfügen über einen Spin, das heißt, sie drehen sich um die eigene Achse.
Dieser Spin macht die Protonen magnetisch. Sie richten sich in einem eigenen Magnetfeld parallel zu anderen Magnetfeldern aus. In der Röhre des MRT wird ein starkes Magnetfeld erzeugt, die Protonen ordnen sich also gemäß ihrer Natur an. Kurzzeitig wird dann ein kurzer elektromagnetischer Impuls erzeugt. Durch diesen wird die Anordnung der Protonen gestört und sie geben ein schwaches, aber messbares Signal ab. Verschwindet der Impuls, ordnen sich die Protonen wieder im gewohnten Feld an. Während der MRT werden zahlreiche solcher Störimpulse erzeugt. Durch die dann entstehenden Veränderungen in der Protonenanordnung errechnet der Computer die MRT-Bilder. Die MR-Arthrographie gehört derzeit zu den genauesten Methoden zur Gelenkuntersuchung.
Funktion, Wirkung & Ziele
Anschließend folgt die Magnetresonanztomographie. Zwischen der Injektion des Kontrastmittels und der MRT sollten nicht mehr als 20 Minuten vergehen, da sonst Teile des Kontrastmittels von den Zellen der Gelenkkapsel schon resorbiert werden. Die Untersuchung wird meist in Bauch- oder Rückenlage durchgeführt. Da es in der Röhre etwas lauter ist, erhalten die zu Untersuchenden Ohrstöpsel und/oder Kopfhörer. Die Untersuchung dauert etwa 45 Minuten. Körperbewegungen sollten in dieser Zeit vermieden werden, da sonst die Bildaufnahmen nicht korrekt durchgeführt werden können.
Aufgrund des hohen Weichteilkontrasts kann die MR-Arthrographie zielgenau Gelenkerkrankungen und Gelenkstörungen diagnostizieren. Knorpel-, Band- und Sehnenstrukturen können dank hervorragender Bildqualität exakt differenziert werden. Die häufigsten Indikationen für eine MR-Arthrographie sind Beschwerden in Hüft-, Schulter-, Hand-, Ellenbogen- oder Sprunggelenk. Anerkannte Indikationen einer MR-Arthrographie der Schulter sind Verrenkungen nach einem Unfall oder Verrenkungen aufgrund einer Gelenkinstabilität sowie der Verdacht auf eine Verletzung des oberen Labrum-Bizepsanker-Komplexes. Auch bei Verdacht auf Sehnenrupturen oder bei unklaren Schulterschmerzen kann die MR-Arthrographie zur Diagnosestellung genutzt werden.
Eine MR-Arthrographie des Ellenbogens erfolgt meist dann, wenn eine einfache MRT noch keine klare Diagnose gebracht hat. Vor allem Knorpelläsionen oder Bandläsionen werden hier untersucht. Verletzungen der Bänder und pathologische Veränderungen des Gelenkknorpels, sogenannte Chondropathien, sind auch beim Handgelenk die primären Indikationen für eine MR-Arthrographie. Auch eine Perforation des triangulären fibrokartilaginären Komplexes (TFCC) kann mit diesem Verfahren schnell und sicher diagnostiziert werden.
Der TFCC ist vor allem bei älteren Menschen oder infolge von rheumatischen Erkrankungen beeinträchtigt. Zur Untersuchung wird das Kontrastmittel in das sogenannte Radioulnargelenk, das Gelenk zwischen Speiche und Elle, injiziert. Ist dann in der MR-Arthrographie ein Übertritt des Kontrastmittels in das Handgelenk zu sehen, so spricht dies für eine Schädigung des TFCC. Eine weitere Erkrankung, bei der die MR-Arthrographie zum Einsatz kommt, ist das femoroacetabuläre Impingement. Es handelt sich dabei um eine Störung im Übergang vom Hüftkopf zum Oberschenkelhals. Dabei ist der Bewegungsraum so gestört, dass bei normaler Bewegung der Oberschenkelhals an den Rand der Hüftpfanne stößt. Dies führt über kurz oder lang zu einer Arthrose des Hüftgelenks. Mit der MR-Arthrographie können auch kleinste Läsionen in den Rändern der Hüftpfanne entdeckt werden.
Am Knie kommt die MR-Arthrographie vor allem bei Verletzungen des Meniskus zum Einsatz. Insbesondere wenn die konventionelle MRT unklare Ergebnisse geliefert hat, kann die Arthrographie Aufschluss über Schädigungen geben. Zur Diagnostik des Sprunggelenks wird die einfache MRT in der Regel bevorzugt. Die MR-Arthrographie bietet hier lediglich Zusatzinformationen im Hinblick auf das Vorliegen von Knorpel- oder Knochenläsionen.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
In seltenen Fällen sind allergische Reaktionen auf das Kontrastmittel zu beobachten. Abgesehen davon kann das Kontrastmittel auch Kopfschmerzen oder Übelkeit hervorrufen. Auch Kreislaufstörungen gehören zu den unerwünschten Nebenwirkungen einer MR-Arthrographie. Vor der Untersuchung sollte ein ausführliches Gespräch durch den behandelnden Arzt inklusive einer Aufklärung über alle Risiken und Nebenwirkungen erfolgen. Sind akute Entzündungen im Gelenk, Allergien gegen Kontrastmittel oder eine Supprimierung des Immunsystems bekannt, sollte von einer MR-Arthrographie abgesehen werden. Im Allgemeinen ist das Verfahren aber gut verträglich.
Quellen
- Bücheler, E., et al.: Einführung in die Radiologie: Diagnostik und Interventionen. Thieme, Stuttgart 2006
- Prokop, M. et al.: Ganzkörper-Computertomographie. Thieme, Stuttgart 2013
- Wetzke, M. et. al.: Bildgebende Verfahren. Urban & Fischer, München 2012