Gelenkpunktion

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer Gelenkpunktion wird die Höhle eines Gelenks mit einer Nadel eröffnet. Sie dient zum Einbringen von Arzneimitteln oder zum Absaugen von Flüssigkeit.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Gelenkpunktion?

Bei einer Gelenkpunktion wird die Höhle eines Gelenks mit einer Nadel eröffnet. Sie dient zum Einbringen von Arzneimitteln oder zum Absaugen von Flüssigkeit.

Als Gelenkpunktion wird ein medizinisches Verfahren bezeichnet, in deren Rahmen der behandelnde Arzt die Gelenkkapsel mit einer Kanüle durchsticht. Auf diese Weise erhält der Mediziner Zugang zur Gelenkhöhle. Sinn der Gelenkpunktion ist das Einbringen von medizinischen Stoffen oder das Absaugen von Flüssigkeit aus dem Gelenk.

Prinzipiell ist es möglich, sämtliche größeren Gelenke zu punktieren. Zu den häufigsten Gelenkpunktionen zählen die Kniegelenks-, die Facettengelenks- sowie die Hüftgelenkspunktion.

Funktion, Wirkung & Ziele

Eine Gelenkpunktion kann sowohl zu diagnostischen als auch zu therapeutischen Zwecken vorgenommen werden. In der Regel erfolgt sie, wenn es im Inneren des Gelenks zum Ansammeln von Flüssigkeit kommt. Mediziner bezeichnen eine solche Flüssigkeitsansammlung als Gelenkerguss. Hervorgerufen werden Gelenkergüsse zumeist durch Verletzungen oder Erkrankungen des betroffenen Gelenks.

Dabei kann es sich um einen frischen Meniskusschaden oder einen Knorpelschaden im Knie handeln. Des Weiteren treten oft Erkrankungen des Gelenks aufgrund von Rheuma, Infektionen oder Gicht auf. Es wird zwischen unblutigen und blutigen Ergüssen unterschieden. So ist eine Vermischung zwischen Gelenkflüssigkeit und Blut möglich. Bei einem gesunden Gelenk handelt es sich dagegen um ein zähflüssiges und klares Punktat. Durch eine Gelenkpunktion ist der Arzt in der Lage, Veränderungen festzustellen. In einem Labor erfolgt im Anschluss an die Punktion eine genauere Analyse der Gelenkflüssigkeit.

Bei der Durchführung einer Gelenkpunktion ist zwischen einer diagnostischen und einer therapeutischen Anwendung zu unterscheiden. Im Rahmen einer diagnostischen Punktion lässt sich die mögliche Ursache für einen Gelenkerguss oder eine Schwellung des Gelenks feststellen. So ermittelt der Arzt dabei, ob eine Entzündung vorliegt oder sich eine Blutung im Gelenk befindet.

So können Blutspuren auf eine Kapsel-Band-Verletzung oder eine Verletzung mit Knochenbeteiligung hinweisen. Ist das Punktat trüb-gelblich, gilt dies als Indiz für eine rheumatische Erkrankung. Im Falle einer trüb-dünnflüssigen Konsistenz kann eine eitrige Gelenkinfektion vorliegen. Bei einer farblosen Gelenkflüssigkeit besteht oftmals ein Knorpel- oder Meniskusschaden. Nimmt die Flüssigkeit eine himbeerrote Farbe an, weist dies auf Syphilis (Lues) hin.

Ebenfalls von Bedeutung ist die therapeutische Gelenkpunktion. Diese kommt in erster Linie bei ausgeprägten Gelenkergüssen zur Anwendung. Mit ihrer Hilfe lassen sich Schmerzen rasch lindern und das Gelenk entlasten. Überaus wichtig ist die Punktion zudem, wenn der Patient unter einem Bluterguss in einem Gelenk leidet. Dann wird eine größere Menge an Blut abpunktiert, weil es sonst zu Knorpelschäden kommen kann, die wiederum zu einer schmerzhaften Entzündung innerhalb des Gelenks führen.

Im Falle einer bereits bestehenden Gelenkentzündung gilt eine ausschließliche Therapie mit Punktionen nicht als sinnvoll. So fällt der positive Effekt der Entlastung bei diesem Verfahren zu kurz aus. Aus diesem Grund injiziert der Arzt dem Patienten Kortison in das erkrankte Gelenk. Durch dieses Vorgehen werden die Schmerzen normalerweise rasch wirkungsvoll gelindert. Allerdings darf dabei keine bakterielle Infektion vorliegen.

Im Rahmen der Punktion können auch weitere Medikamente wie knorpelaufbauende Hyaluronsäure, Schmerzmittel oder Kontrastmittel gespritzt werden. So wird ein Kontrastmittel beispielsweise vor einer Computertomographie (CT) oder einer Kernspintomographie (MRT) verabreicht. Dadurch erhält der Arzt die Möglichkeit für eine bessere Beurteilung des Gelenks.

Wichtig ist bei einer Gelenkpunktion, auf Keimfreiheit zu achten. So sollte die Punktion am besten in einem OP-Bereich stattfinden. Vor der Durchführung der medizinischen Behandlung erfolgt die gründliche Desinfektion des zu behandelnden Gelenks. Außerdem wird es zum Schutz mit sterilen Tüchern versehen. Für das Abdecken der Punktionsstelle benutzt der Arzt, der OP-Schutzkleidung trägt, ein Schlitztuch. Zur Anwendung kommen Kanülen, die je nach Bedarf über unterschiedliche Längen und Durchmesser verfügen.

In den meisten Fällen liegt der Patient bei einer Gelenkpunktion auf dem Rücken. Die Durchführung der Punktion findet zumeist unter Ultraschallkontrolle statt. Dabei wird eine Kanüle in das Gelenk eingeführt, über die der Arzt entweder Flüssigkeit absaugt oder ein Arzneimittel injiziert.

Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Da bei der Durchführung einer Gelenkpunktion kaum Schmerzen zu verspüren sind, bedarf es nur in wenigen Fällen einer lokalen Anästhesie. Auf eine Vollnarkose lässt sich normalerweise verzichten. Auch ein längerer Aufenthalt im Krankenhaus ist nicht erforderlich.

Größere Risiken oder Komplikationen sind in der Regel bei einer Gelenkpunktion nicht zu befürchten. Bei manchen Patienten ist allerdings das Auftreten von Blutungen oder Verletzungen der Gelenkstrukturen im Bereich des Möglichen. Ebenso können allergische Reaktionen auftreten. Dies geschieht zumeist, wenn der Patient im Rahmen der Punktion bestimmte Arzneimittel erhält. Als typische Anzeichen gelten Hautausschlag, Juckreiz sowie eine Schwellung. Im schlimmsten Fall kann es zum Versagen von Kreislauf oder Nieren kommen.

Wird nicht auf ausreichende Keimfreiheit geachtet, besteht das Risiko einer Gelenkinfektion. Im Falle einer fachgerechten und sterilen Durchführung fällt diese Gefahr jedoch nur gering aus. Weiterhin sind Beeinträchtigungen von Blutgefäßen und Nerven denkbar. Außerdem besteht die Möglichkeit einer mechanischen Schädigung des Gelenks durch die eindringende Kanüle. Der Einsatz der Kanüle kann auch zum Eindringen von Bakterien in das Gelenk führen, was wiederum eine Infektion zur Folge hat.

Gegenanzeigen für eine Gelenkpunktion sind nur wenige bekannt. So darf sie nicht erfolgen, wenn an der Einstichstelle Hautverletzungen, Hautkrankheiten oder eine Infektion auftreten. Eine weitere mögliche Kontraindikation stellt ein massives Verändern der Blutgerinnung dar.


Typische & häufige Gelenkserkrankungen

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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