Odontogenese
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Entstehungsprozess und die Bildung der Zähne wird als Odontogenese bezeichnet. Genauer wird darunter der Zeitraum verstanden, in dem sich die ersten Anlagen der Milchzähne bilden und der Durchbruch der Zähne des bleibenden Gebisses erfolgt, samt der Entwicklung der Zahnleiste, der Ausbildung von Zahnschmelz, Zahnkrone, Wurzel und dem gesamten Zahnbett im Zahnhalteapparat.
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Was ist die Odontogenese?
Die Odontogenese beginnt bereits etwa vierzig Tage nach dem Eisprung, während der Fötus noch wenige acht Millimeter misst. Die Entwicklung der Zähne als Prozess ist sehr komplex. Die Zahnanlage bildet dabei die Vorstufe des Zahns mit der Zahnglocke. Ein natürlicher oraler Raum wird geschaffen.
Während der Embryogenese entwickeln sich Zahnschmelz, Wurzelelement, Dentin und Wurzelhaut. Zwischen der fünften und achten Schwangerschaftswoche beginnt die Unterscheidung der Zahnanlagen. Sie werden in Zahnleiste, in Knoten-, Kappen- und Glockenstadium eingeteilt, die jeweils verschiedene Prozesse der Zahnentwicklung aufweisen.
Funktion & Aufgabe
Die Zahnknospe erfüllt wichtige Aufgaben, welche die Zahnpapille, die Zahnfollikel und das Schmelzorgan umfasst und aus einer Ansammlung von Zellen besteht. In der Zahnpapille werden Zellen zu Odontoblasten umgewandelt, die später das Dentin bilden. Die Verbindung zwischen dem inneren Zahnepithel mit der Zahnpapille bestimmt dabei die gesamte Form der Zahnkrone. Mesenchymale Zellen wiederum sorgen für die Bildung der Zahnpulpa.
Die Zahnfollikel werden auch Zahnsäckchen genannt. Sie bereiten das Gewebe für die Osteoblasten, Zentoblasten und Fibroblasten, während letztere die periodontalen Bänder formen, die den Zahn durch ein Wurzelelement mit dem Zahnfach verbinden. Hier erfolgen die verschiedenen Phasen der Zahnentwicklung, vom Knospen- bis zum Kronenstadium.
Während die Zahnanlage entsteht, bildet sich ebenfalls das Zahnhartgewebe, auch als Zahnhartsubstanz bezeichnet. Das meint die Zahnkrone, die aus Zahnschmelz und Dentin besteht. Die Bildung von Zahnschmelz wird in der Zahnmedizin Amelogenese bezeichnet und findet während des Kronenstadiums statt. Ameloblasten sorgen für den Transport bestimmter Proteine, um den Zahnschmelz herzustellen.
Dentin ist Gewebe, das knochenähnlich ist und dabei weicher als der Zahnschmelz. Die Entstehung wird als Dentinogenese bezeichnet und durchläuft dabei drei Phasen. Bei der Zahnbildung wird Primärdentin produziert, anschließend von der Zahnpulpa das Sekundärdentin und durch Synthese und spätere Verkleinerung der Zahnpulpa das Reizdentin.
Während des gesamten Prozesses wird die Zahnglocke nun von außen abgegrenzt. Dies geschieht durch das äußere Schmelzepithel, während das hochprismatische innere Schmelzepithel die innere Oberfläche ausfüllt. Letztere ist dabei der Zahnpapille zugewandt und aus dem Mesenchym entstanden. Zwischen innerem und äußerem Schmelzepithel liegt die Schmelzpulpa.
Schließlich entsteht gegen Ende der Odontogenese das Wurzelelement, in der Zahnmedizin als Zementogenese bezeichnet, da die Zellen Zementoblasten bilden. Über die Entstehung des Zahnfleisches bestehen noch viele offene Fragen. Bekannt ist, dass die Zellen dort durch faserartige Strukturen verankert werden, die Überreste der Ameloblasten sind. Durch Zellteilung wächst die Schicht sehr schnell.
Der Zahndurchbruch erfolgt durch den im Vorgang der Odontogenese ansteigenden Wachstumsdruck und das langsame Vorrücken der Milchzähne. Der Vorgang wird als Zahnen bezeichnet und ist sehr schmerzhaft. Begleiterscheinungen sind Rötungen, Schwellungen und leichte Infektionen, die mit einer erhöhten Körpertemperatur einhergehen können.
Das Zahnen erfolgt, sobald die ersten Zähne im Mund des Säuglings hervortreten und die über den Zähnen liegende Schleimhaut dünner wird, um den Zahn freizugeben. Wann der Zahndurchbruch stattfindet, unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Er kann frühzeitig, aber auch verspätet erfolgen. Meistens beginnt er, sobald die Milchzähne fertig ausgebildet sind. Das ist nach etwa acht Monaten der Fall. Zunächst wachsen die Schneidezähne, dann der erste Backenzahn, der Eckzahn und schließlich der zweite Backenzahn.
Die Milchzähne bilden im fertigen Zustand das erste Gebiss, darauf folgt, durch Ausfall der Milchzähne, das zweite und bleibende Gebiss. Dies geschieht meistens zwischen dem siebten und neunten Lebensjahr des Kindes, beginnend mit dem Ausfall der hinteren Backenzähne, schließlich der mittleren und seitlichen Schneidezähne. Abschließend werden die vorderen Backen- und Eckzähne durch neue Zähne ersetzt.
Krankheiten & Beschwerden
In der Zahnmedizin wird in angeborene und erworbene Störungen unterschieden. Angeborene können z. B. in der Anzahl der Zähne, aber auch in der Form und Größe der Zähne vorhanden sein. Durch einen genetischen Defekt kann der Schmelzüberzug als Zahnbeschichtung ganz fehlen. Auch eine Dysodontie kann auftreten, worunter eine Fehlbildung der Zahnanlage verstanden wird. Erworbene Veränderungen treten dagegen durch Infektionen, Verletzungen oder z. B. Rachitis auf.
Daneben gibt es Zahnfehlstellungen, die aus einer Kombination aus erworbenen und angeborenen Ursachen erfolgen. Darunter fällt der Zahnengstand, wobei einzelne Zähne gekippt oder verdreht sind und teilweise sogar aus dem Zahnbogen herausbrechen können, da die Zähne zu wenig Platz im Kiefer haben.
Quellen
- Reitemeier, B., Schwenzer, N., Ehrenfeld, M.: Einführung in die Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2006
- Schumacher, G.-H., Gente, M.: Odontographie – Anatomie der Zähne und des Gebisses. Hüthig, Heidelberg 1995
- Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016