Sildenafil

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Wirkstoff Sildenafil wird seit 1998 von dem amerikanischen Pharmaunternehmen Pfitzer unter dem bekannten Markennamen Viagra als Medikament gegen Erektionsstörungen vermarktet. Sildenafil ist außerdem Bestandteil diverser Generika und kommt seit 2006 unter dem Namen Revatio als Mittel gegen pulmonal-arteriellen Bluthochdruck zum Einsatz.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Sildenafil?

Der Wirkstoff Sildenafil wird von Pfitzer unter dem Markennamen Viagra als Medikament gegen Erektionsstörungen vermarktet.

Sildenafil ist ein synthetisch hergestellter sogenannter PDE-5-Hemmer. Arzneimittel dieser Substanzklasse (andere Beispiele sind Tadalafil und Vardenafil, die Wirkstoffe der Potenzmittel Cialis und Levitra ) greifen in die Regulation des Tonus der glatten Muskulatur der Gefäßwände ein und wirken gefäßerweiternd.

Ihre Wirkung beruht auf der Blockierung des cGMP-spaltenden Enzyms Phosphodiesterase Typ 5 (PDE-5), sie liegt sowohl den potenzsteigernden als auch den blutdrucksenkenden Effekten von Sildenafil zugrunde. Medikamente, die Sildenafil enthalten, sind in Deutschland rezeptpflichtig.

Pharmakologische Wirkung

Die Regulation des Blutdrucks auf der Ebene der glatten Muskulatur der Gefäßwände insbesondere im Lungenkreislauf und im Penis ist geprägt durch das Wechselspiel zwischen dem Botenstoff Stickstoffmonoxid (NO) und dem Enzym Phosphodiesterase 5 (PDE-5).

Freisetzung von NO an Nervenenden in der Nähe der Blutgefäße stimuliert die Synthese des Nukleotids cGMP (zyklisches Guanosinmonophosphat cGMP ist ein Verwandter des universalen Energiemoleküls ATP). cGMP bewirkt über eine weitere Signalkaskade letztlich die Entspannung der glatten Muskulatur und erweitert so den Querschnitt der Blutgefäße. Der Blutdruck sinkt. Bei sexueller Erregung ermöglicht dieser Mechanismus die Füllung der Schwellkörper des Penis mit schnell einströmendem Blut und trägt so maßgeblich zur Entstehung der Erektion bei.

Regulatorischer Gegenspieler von NO ist PDE-5, die cGMP wieder abbaut und damit die erneute Verengung der Gefäßwände fördert. PDE-5 ist bei Männern mit Bluthochdruck und/oder Erektionsproblemen häufig zu aktiv. Wird das Enzym durch Sildenafil blockiert, steigt der cGMP-Spiegel. Das hat allgemein eine blutdrucksenkende Wirkung. Dauer und Stärke einer Erektion werden durch Sildenafil positiv beeinflusst.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Sildenafil kommt bei der Behandlung der erektilen Dysfunktion sowie bei Bluthochdruck zum medizinischen Einsatz.

Bei Erektionsstörungen wird das Medikament bei Bedarf eingenommen - jedoch nicht ohne vorherige Beratung mit einem Arzt. Die typische Dosis liegt je nach Schwere der Störung zwischen 25 und 100 Milligramm. Sildenafil entfaltet seine Wirkung innerhalb von etwa zwei Stunden und ist bis zu 10 Stunden nach der Einnahme im Körper aktiv.

Eine entstehende Erektion kann innerhalb dieser Frist durch den Wirkstoff effektiv stabilisiert werden. Sildenafil allein löst keine Erektion aus - sexuelle Erregtheit sowie intakte Mechanismen der NO-Freisetzung und cGMP-Synthese sind Voraussetzung für die Wirksamkeit von Arzneimitteln, die Sildenafil enthalten.

Wird Sildenafil als blutdrucksenkendes Mittel zur regelmäßigen Einnahme verschrieben, wird meist eine Dosis von etwa 60 Milligramm über den Tag verteilt.


Risiken & Nebenwirkungen

Art und Ausmaß der Nebenwirkungen, die bei Nutzern von Sildenafil auftreten, sind individuell verschieden. Die meisten dieser Nebenwirkungen stehen im Zusammenhang mit der gefäßerweiternden Wirkung des Wirkstoffs.

Völlig nebenwirkungsfrei bleibt Sildenafil nur für etwa ein Fünftel der Anwender. Kopfschmerzen, verstopfte oder laufende Nase, Gesichtsrötung, Magen- und Verdauungsbeschwerden, Schweißausbrüche und Hitzewallungen, Rücken- und Gliederschmerzen sind häufige Nebenwirkungen. Selten klagen Anwender auch über Schwindelgefühle, verzögerte Reaktionsfähigkeit oder visuelle Störungen. Eine weitere Nebenwirkung kann das nicht erwünschte Andauern einer Erektion sein. Diese Effekte sind nicht besorgniserregend und klingen innerhalb von ein bis zwei Tagen ab.

Vereinzelt ist es bei regelmäßigen Anwendern von hohen Sildenafil-Dosen zum Hörsturz, also zu plötzlichem Hörverlust gekommen. Ebenfalls sehr selten kam es zu einer Sauerstoffunterversorgung des optischen Nervs durch starken Blutdruckabfall im Auge (anteriore ischämische Optikusneuropathie) und damit zum teilweisen oder völligen Verlust des Sehvermögens. Diese Komplikationen traten aber nur bei Männern auf, bei denen noch weitere Risikofaktoren für solche Schäden vorlagen.

Da Sildenafil den Blutdruck senkt, kann es bei Einnahme anderer blutdrucksenkender Medikamente oder Drogen zu einem lebensbedrohlichen Blutdruckabfall kommen. Das gilt für das unter dem Namen Poppers bekannte Szenemedikament Amylnitrit, und insbesondere auch für nitrathaltige Mittel wie etwa Nitroglycerin, die bei Herzinsuffizienz notfallmedizinisch zum Einsatz kommen.

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