Alprostadil
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Juli 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Weil das Präparat Alprostadil gefäßerweiternd und durchblutungsfördernd wirkt, wird es hauptsächlich bei drei Beschwerden eingesetzt: Erektile Dysfunktion, chronische arterielle Verschlusskrankheit und in der Notfallmedizin bei Neugeborenen. Welche Nebenwirkungen mit der Gabe dieses Präparats einhergehen, hängt davon ab, für welches gesundheitliche Problem es verwendet wird.
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Was ist Alprostadil?
Bei Alprostadil handelt es sich um ein Präparat, welches die Durchblutung steigern und eine Erweiterung der Blutgefäße bewirken soll, um eine bessere Durchblutung zu gewährleisten. Eingesetzt wird dieser Wirkstoff hauptsächlich in der Angiologie. Dabei handelt es sich um einen Teilbereich der Inneren Medizin, der sich in erster Linie mit Gefäßerkrankungen beschäftigt.
Weil sich jedoch die Anwendungsgebiete zwischen verschiedenen medizinischen Fachrichtungen überschneiden, findet es bei einer Vielzahl von Ausrichtungen - von Kardiologen bis hin zu neurologischen Fachärzten - Anwendung. Teilweise wird der Wirkstoff auch in der Notfallmedizin eingesetzt, etwa wenn es darum geht, schwere Herzfehler bei Neugeborenen kurzfristig zu behandeln. Deren Zustand kann durch die Gabe von Alprostadil bis zu einem gewissen Grad stabilisiert werden.
Pharmakologische Wirkung
Bei Alprostadil handelt es sich um einen künstlich hergestellten Wirkstoff, der dem Gewebshormon Prostagladin E1 sehr ähnlich ist. Dieser Stoff zählt zu den Prostaglandinen, die innerhalb des Organismus vielfältige Aufgaben wahrnehmen.
Sie beeinflussen unter anderem die Weitstellung von Blutgefäßen, haben aber auch Einfluss auf Entzündungen und Schmerzzustände. Des Weiteren wirken sie auf die Muskulatur von Gebärmutter und Gebärmutterhals ein, wo das oft als schmerzhaft empfundene Zusammenziehen des Uterus von Prostaglandinen verursacht wird. Alprostadil wirkt entspannend auf die Muskulatur des Organismus, die sich nicht willkürlich beeinflussen lässt. Dazu gehören etwa Darm- und Gebärmutter-Muskulatur.
Weil das Präparat auch auf die Muskelzellen wirkt, die sich in den Wänden von Blutgefäßen befinden, erweitert der Wirkstoff auch die Blutgefäße. Zugleich wird die Verklumpung der Blutplättchen verhindert, womit der Wirkstoff der Blutgerinnung entgegenwirkt und sogar keine Blutgerinnsel auflösen kann. Als Folge dieser Effekte mildert Alprostadil die Beschwerden, die von Durchblutungsstörungen ausgelöst werden können und erleichtert insgesamt den Blutfluss in großen und kleinen Blutgefäßen.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Der Wirkstoff Alprostadil hat drei hauptsächliche Anwendungsgebiete. Vorwiegend wird das Präparat zur Behandlung der erektilen Dysfunktion eingesetzt. Dabei handelt es sich um Erektionsstörungen, die sowohl körperliche als auch psychische Ursachen haben können.
Der Wirkstoff wird entweder in die Schwellkörper am Penis gespritzt oder direkt in die Harnröhre eingeführt. Um eine Schädigung des empfindlichen Gewebes zu vermeiden, ist neben der korrekten Anwendung auch die Dosierung wichtig. Patienten, die sich das Präparat per Selbstinjektion regelmäßig selbst verabreichen, müssen sich deshalb auch in dreimonatigem Turnus einer ärztlichen Kontrolle unterziehen. Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Behandlung schwerer arterieller Durchblutungsstörungen.
Üblicherweise haben sich die Gefäße in diesem Fall als Folge einer Gefäßverkalkung verengt, was neben den Durchblutungsstörungen auch Schmerzen zur Folge haben kann und auch die Beweglichkeit der Betroffenen massiv einschränkt. In diesem Fall müssen sowohl Nierenfunktion als auch Herz-Kreislauffunktionen während der Therapie kontrolliert werden. In der Notfallmedizin wird Alprostadil vor allem bei Neugeborenen kurzzeitig angewendet, wenn diese unter angeborenen Herzfehlern oder einer Missbildung in der Lunge leiden. Weil durch das Präparat die Sauerstoffversorgung verbessert wird, steigern sich die Überlebenschancen des Kindes.
Verabreichung & Dosierung
Bei der Verabreichung und Dosierung von Alprostadil sind mehrere wichtige Aspekte zu beachten. Alprostadil, ein Medikament zur Behandlung von erektiler Dysfunktion und zur Verbesserung der Durchblutung bei bestimmten [[Herz-Kreislauf-Erkrankungen |Kreislauferkrankungen]], kann auf verschiedene Arten verabreicht werden, einschließlich intrakavernöser Injektion, intraurethraler Anwendung und intravenöser Infusion.
Die Dosierung von Alprostadil muss individuell angepasst werden. Bei der intrakavernösen Injektion beginnt die Initialdosis oft bei 1,25 bis 2,5 Mikrogramm und wird schrittweise erhöht, bis eine zufriedenstellende Erektion erreicht wird. Die maximal empfohlene Dosis beträgt 60 Mikrogramm pro Injektion, wobei die Häufigkeit der Anwendung auf höchstens dreimal pro Woche und nicht mehr als einmal innerhalb von 24 Stunden beschränkt sein sollte.
Für die intraurethrale Anwendung beträgt die Anfangsdosis normalerweise 125 bis 250 Mikrogramm. Die Dosis kann angepasst werden, jedoch sollte eine maximale Dosis von 1.000 Mikrogramm pro Anwendung nicht überschritten werden. Die intravenöse Anwendung von Alprostadil, die hauptsächlich zur Behandlung von Säuglingen mit angeborenen Herzfehlern eingesetzt wird, erfordert eine präzise Dosierungsanpassung und sorgfältige Überwachung durch medizinisches Fachpersonal.
Nebenwirkungen wie Schmerzen an der Injektionsstelle, Priapismus (anhaltende Erektion) und systemische Effekte wie Hypotonie müssen überwacht werden. Patienten sollten sorgfältig über die richtige Anwendungstechnik und mögliche Nebenwirkungen informiert werden, um Komplikationen zu vermeiden. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Arzt ist entscheidend, um die optimale Dosierung und Verabreichungsform zu bestimmen.
Risiken & Nebenwirkungen
Je nachdem, bei welchem Problem Alprostadil verabreicht, können unterschiedliche Nebenwirkungen als Folge auftreten. Patienten, bei welchen Erektionsstörungen behandelt werden, klagen häufig über Schmerzen im Penis. Häufig kann es auch zur Knotenbildung in den Schwellkörpern, zu Wassereinlagerungen oder zu Rötungen kommen.
Wassereinlagerungen treten ebenso wie Schmerzen häufig auf, wenn Alprostadil zur Behandlung einer chronisch arteriellen Verschlusskrankheit eingesetzt wird. Auch Hautrötungen und Schmerzen können in diesem Fall häufig auftreten, während Empfindungsstörungen des betroffenen Körperteils, Kopfschmerzen oder eine Gesichtsrötung ebenfalls häufig auftreten.
Wird Alprostadil in der Notfallmedizin vor Operationen von Neugeborenen verabreicht, kann es hier ebenfalls zu teilweise gravierenden Nebenwirkungen wie schweren Herz-Kreislaufstörungen oder Schockzuständen führen. Verschiedene Nebenwirkungen treten hier aber mit unterschiedlicher Häufigkeit auf.
Kontraindikationen
Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Alprostadil umfassen eine Vielzahl von medizinischen Bedingungen und Umständen, die das Risiko von Nebenwirkungen oder Komplikationen erhöhen können. Personen mit bekannten Überempfindlichkeiten oder Allergien gegenüber Alprostadil oder einem der sonstigen Bestandteile des Medikaments sollten Alprostadil nicht verwenden, da es zu schweren allergischen Reaktionen kommen kann.
Patienten mit anatomischen Deformationen des Penis, wie etwa einer Krümmung (Peyronie-Krankheit) oder Fibrose, sollten Alprostadil ebenfalls nicht verwenden, da diese Bedingungen das Risiko für Verletzungen oder Priapismus erhöhen können. Männer, die zu Priapismus neigen oder eine Prädisposition für diesen Zustand haben, etwa aufgrund von Sichelzellanämie, multiplem Myelom oder Leukämie, sollten Alprostadil meiden, da das Medikament das Risiko einer anhaltenden Erektion, die medizinisch behandelt werden muss, erhöhen kann.
Alprostadil sollte auch nicht bei Patienten mit bestimmten [[Herz-Kreislauf-Erkrankungen] angewendet werden, insbesondere bei solchen, die kürzlich einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben, oder bei Personen mit schwerer Hypotonie (niedrigem Blutdruck), da das Medikament vasodilatatorische Effekte hat, die den Blutdruck weiter senken könnten.
Zusätzlich sollten Patienten, die blutverdünnende Medikamente (Antikoagulanzien) einnehmen, vorsichtig sein, da Alprostadil das Risiko von Blutungen an der Injektionsstelle erhöhen kann. Männer, die sexuelle Aktivität aus gesundheitlichen Gründen vermeiden sollen, sollten ebenfalls von der Anwendung absehen. Bei intraurethraler Anwendung ist eine Harnröhreninfektion oder -entzündung eine Kontraindikation, um das Risiko einer Verschlimmerung der Infektion zu vermeiden.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Bei der Verwendung von Alprostadil können verschiedene Interaktionen mit anderen Medikamenten auftreten, die die Wirksamkeit und Sicherheit des Arzneimittels beeinflussen. Eine wichtige Wechselwirkung besteht mit Antikoagulanzien und Thrombozytenaggregationshemmern, wie Warfarin und Aspirin. Diese Medikamente erhöhen das Risiko von Blutungen, insbesondere an der Injektionsstelle, was zu Hämatomen oder anderen Blutungskomplikationen führen kann.
Alprostadil sollte auch mit Vorsicht angewendet werden, wenn gleichzeitig blutdrucksenkende Medikamente eingenommen werden. Zu diesen Medikamenten gehören ACE-Hemmer, Beta-Blocker und Diuretika. Da Alprostadil selbst eine vasodilatatorische Wirkung hat, kann die Kombination mit anderen blutdrucksenkenden Medikamenten zu einer übermäßigen Senkung des Blutdrucks und zu Symptomen wie Schwindel oder Ohnmacht führen.
Die gleichzeitige Verwendung von Phosphodiesterase-5-Hemmern (PDE5-Hemmern) wie Sildenafil, Tadalafil oder Vardenafil kann ebenfalls problematisch sein. Beide Wirkstoffklassen verstärken die Durchblutung im Penis und können das Risiko von Priapismus (anhaltende Erektion) und anderen unerwünschten Wirkungen erhöhen, wenn sie zusammen angewendet werden.
Außerdem kann die Verwendung von Alprostadil bei Patienten, die Alpha-Blocker zur Behandlung von Prostatavergrößerung oder Bluthochdruck einnehmen, das Risiko einer orthostatischen Hypotonie erhöhen, einer Form von niedrigem Blutdruck, die beim Aufstehen aus sitzender oder liegender Position auftritt.
Es ist wichtig, dass Patienten ihren Arzt über alle aktuell eingenommenen Medikamente informieren, um potenzielle Wechselwirkungen zu vermeiden. Der Arzt kann dann die notwendigen Anpassungen vornehmen oder alternative Behandlungsoptionen in Betracht ziehen.
Alternative Behandlungsmethoden
Wenn Alprostadil nicht vertragen wird, stehen mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, um erektile Dysfunktion zu behandeln. Eine häufige Alternative sind Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE5-Hemmer) wie Sildenafil (Viagra), Tadalafil (Cialis) und Vardenafil (Levitra). Diese Medikamente erhöhen die Durchblutung des Penis und helfen, eine Erektion zu erreichen und aufrechtzuerhalten. Sie sind oral einzunehmen und haben sich bei vielen Patienten als wirksam erwiesen.
Ein weiteres Medikament ist Avanafil (Stendra), ein neuerer PDE5-Hemmer, der schneller wirkt und weniger Nebenwirkungen haben kann. Diese Wirkstoffe sind jedoch nicht für Patienten geeignet, die Nitrate zur Behandlung von Herzerkrankungen einnehmen, da die Kombination gefährliche Blutdruckabfälle verursachen kann.
Intrakavernöse Injektionen von anderen Wirkstoffen wie Papaverin und Phentolamin sind ebenfalls eine Option. Diese Medikamente werden direkt in den Penis injiziert und fördern die Erektion durch Erweiterung der Blutgefäße.
Vakuumpumpen, die mechanisch eine Erektion erzeugen, indem sie Blut in den Penis ziehen, sind eine nicht-medikamentöse Alternative. Diese Geräte werden oft zusammen mit einem Gummiring verwendet, um die Erektion während des Geschlechtsverkehrs aufrechtzuerhalten.
Für einige Patienten kann eine penile Prothese eine geeignete Lösung sein. Diese chirurgisch implantierten Geräte ermöglichen es dem Patienten, eine Erektion zu erzeugen und aufrechtzuerhalten, und können eine dauerhafte Lösung für schwere Fälle von erektiler Dysfunktion sein.
Psychotherapie und Verhaltensberatung können ebenfalls hilfreich sein, insbesondere wenn psychologische Faktoren eine Rolle bei der erektilen Dysfunktion spielen. Eine Kombination aus diesen Behandlungsansätzen kann oft die beste Lösung bieten, um die individuellen Bedürfnisse des Patienten zu erfüllen.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor